mit Corey Hawkins, Jason Mitchell, Paul Giamatti, O’Shea Jackson Jr., Neil Brown Jr., Aldis Hodge, R. Marcos Taylor, Tate Ellington, Carra Patterson, Marlon Yates Jr., Keit Powers
Wenn „Criminal Squad“ dreißig Minuten kürzer und dreißig Jahre älter wäre, wäre er einer dieser 80er-Jahre-Actionfilme, die damals bei Jungs so gut ankamen. Nicht mit Arnold Schwarzenegger oder Sylvester Stallone in der Hauptrolle. Auch nicht mit Chuck Norris, sondern der dritten oder vierten Garde.
Es ist allerdings ein aktueller Film, der gerne eine proletarische Version von „Heat“ mit einem tollen Twist wäre, der in den Neunzigern „Wow“ und heute „Gähn“ ist. Jedenfalls ist das nach den Handlungsfragmenten zu vermuten.
Es geht um eine Bande von Verbrechern, die Banken und Geldtransporter in Los Angeles ausraubt. Das geschieht dort, wie ein Insert am Filmanfang verrät, alle 48 Minuten. Die Bande um Ex-Special-Forces-Soldat und Ex-Sträfling Ray Merrimen (Pablo Schreiber) macht das allerdings sehr professionell und im Zweifelsfall mit der nötigen Gewalt. So verwandelt sich ihr jüngster Überfall in eine wahre Straßenschlacht.
Auftritt von ‚Big Nick‘ O’Brien (Gerald Butler) und seinem Team, den ‚Regulators‘, einer Spezialeinheit des L. A. County Sheriff’s Department, für die die Polizeimarke die Lizenz zum Ausleben ihrer niederen Triebe ist. Polizeiarbeit bedeutet für sie, mit maximaler Gewalt vorzugehen, Verdächtige zu foltern und sich schlecht zu benehmen. Es sind die Macho-Cops, die man in den Achtzigern in Filmen noch akzeptierte. Heute sind sie ein Haufen reaktionärer Rednecks, die immer noch Glauben, im Wilden Westen zu leben.
Bei der Darstellung dieser Truppe unternimmt Regisseur Christian Gudegast in seinem Debütfilm keinen Versuch, deren Verhalten zu problematisieren. Denn unkontrollierte Spezial- und Sondereinheiten haben immer eine Tendenz, das Gesetz im eigenen Interesse selbstherrlich auszulegen, ihre Taten mit den Ergebnissen zu rechtfertigen und, wenn das Umfeld stimmt, selbst zu Verbrechern zu werden. Los Angeles hat da eine lange Geschichte, die auch filmisch gut aufgearbeitet ist. Zu den aktuellen Beispielen zählen die Thriller „Dark Blue“ (spielt 1992 während und nach dem Rodney-King-Prozess), „Training Day“, „Final Call“, „Rampart – Cop außer Kontrolle“ und die TV-Serie „The Shield“, die alle vom Rampart-Skandal inspiriert waren. Damals wurden über siebzig Polizisten, die teilweise auch Mitglied der CRASH-Einheit waren, unter anderem wegen Polizeigewalt, Drogenhandel und Bankraub angeklagt. Wer will, kann auch in „Criminal Squad“ ferne Echos dieses Skandals finden. Immerhin hatte Christian Gudegast die Idee für den Film bereits 2002.
„Criminal Squad“ macht sich allerdings mit diesen wirklich tumben Macho-Cops gemein und wir sollen sie als die Helden begreifen, weil sie auf der Seite der Guten stehen und in der Verbrechensbekämpfung der Zweck alle Mittel heiligt.
Die Verbrecher sind da nur die andere Seite der Medaille.
Über die Charaktere erfahren wir in dem über zweistündigem Film nichts. Das gilt für die beiden Hauptfiguren – O’Brien und Merrimen, die sich schon seit ihrer Schulzeit, als sie in gegnerischen High-School-Football-Manschaften spielten, kennen – und für ihre Gefolgsleute, die bis zum Ende „Cop 1“, „Cop 2“, „Cop 3“ und „Gangster 1“, „Gangster 2“ und „Gangster 3“ bleiben.
Die Filmgeschichte wiederholt die bekannten Situationen und Klischees des Polizeifilms und Heist-Movies. Allerdings ohne ihnen irgendeine Bedeutung zu geben oder sie in eine sinnvolle Geschichte einzubetten. Sie poppen einfach ungefähr in dem Moment auf, in dem sie in so einem Film aufpoppen müssen. Höflich formuliert sieht „Criminal Squad“ aus, als habe man „Heat“ durch einen Schredder gejagt, in den Müll geworfen und dann von Frankensteins Monster nach seinem Ebenbild zusammensetzen gelassen.
Gegen dieses Totaldisaster ist jeder Michael-Bay-Film ein Fest feinfühligen, strukturieren und überlegten Erzählens mit differenzierten Charakteren. Und wenn man den „Den of Thieves“ (Originaltitel) nicht bis zum Jahresende vergessen hat, ist dieses strunzdumme, überlange und tödlich langweilige Mucki-Kino ein heißer Anwärter für einen der vorderen Plätze auf jeder Jahresflopliste.
Criminal Squad (Den of Thieves, USA 2018)
Regie: Christian Gudegast
Drehbuch: Christian Gudegast, Paul Scheuring
mit Gerard Butler, Curtis ’50 Cent‘ Jackson, Pablo Schreiber, O’Shea Jackson, Maurice Compte, Evan Jones, Kaiwi Lyman, Mo McRae, Brian Van Holt, Meadow Williams
In „Straight Outta Compton“ erzählt F. Gary Gray („Friday“ [mit Ice Cube], „Set It Off“, „Verhandlungssache“, „The Italian Job“) die Geschichte der Rap-Band „N. W. A.“ von ihren Anfängen Mitte der Achtziger bis zum Tod von Eazy-E am 26. März 1995 durch AIDS, kurz vor einer geplanten Reunion der 1991 aufgelösten Band, in einer mitreisenden Mischung aus Einblicken in das Leben in Compton, der Dynamik innerhalb der Band, ihren Konflikten mit dem Gesetz und dem großen Erfolg mit Songs wie „Fuck tha Police“, die auch live dargeboten werden. Jedenfalls solange, bis dank der Polizei das Konzert im Chaos mündet.
Das ist gut gemacht, kurzweilig und ein Teil der afroamerikanischen Geschichtsschreibung, der in den USA an der Kinokasse überraschend erfolgreich ist. Es ist allerdings auch ein Film, der von den Bandmitgliedern mitproduziert wurde und sie und ihre Angehörigen halfen in jeder Beziehung tatkräftig mit. Daher sollte man auch keinen übermäßig kritischen Blick auf „N. W. A.“, ihre Bedeutung und ihr Erbe erwarten. Es ist auch keine Auseinandersetzung darüber, wie sehr der Gangsta Rap, der letztendlich von „N. W. A.“ erfunden wurde und zu einem der populärsten HipHop-Stile wurde, wirklich authentische Botschaften aus dem Ghetto vermittelte. Es wird auch nicht auf die Ironie eingegangen, dass die Mitglieder von „N. W. A.“, – „Eazy-E“ Eric Wright, „Dr. Dre“ Andre Romell Young, „Ice Cube“ O’Shea Jackson, „DJ Yella“ Antoine Carraby und „MC Ren“ Lorenzo Patterson -, zwar mit Songs über den Alltag in Compton bekannt werden, aber sie schnell vor einem weißen Publikum sangen und dass ihre Texte zwar vom Leben in Compton erzählten, sie aber nie – wie „Public Enemy“ – einen sozialkritischen und politischen Blick auf die Realität in den USA hatten und sie daher auch nie verändern wollten. Sie wollten Geld verdienen – und das taten die Niggaz wit Attidudes als Musterknaben des Kapitalismus. Das wird schon in den ersten Minuten deutlich. Die Jungs, die oft gerade alt genug sind, um Auto zu fahren, wollen nur Musik machen und sind von dem gesamten Gangwesen in ihrem Viertel gänzlich unbeeindruckt, moralisch integer und gewaltfrei. Erst als sie Erfolg haben und durch die USA durch die Stadien touren, gibt es Drogenmissbrauch, Schlägereien und Streitereien. Vor allem mit ihrem Manager Jerry Heller (Paul Giamatti, gewohnt grandios) und um das liebe Geld.
Diesen kritischen Diskurs über ihre Musik und ihr Wirken muss man in anderen Medien, in Dokumentarfilmen, in Büchern, in Artikeln, suchen. Dort kann man sich auch in die Geschichte des HipHop vertiefen.
In dem Film gibt es ein fulminantes zweieinhalbstündiges HipHop-Feuerwerk, das einen auch daran erinnert, wie wichtig diese Musik damals war.