Neu im Kino/Filmkritik: „Never let go – Lass niemals los“, dann holen dich die Monster

September 27, 2024

In einer post-apokalyptischen Welt – dass „Never let go – Lass niemals los“ nicht in der Vergangenheit spielt, ahnen wir anhand der Kleidung und wissen wir aufgrund der vorhandenen Smartphones – leben eine Mutter (Halle Berry) und ihre beiden Kinder Samuel (Anthony B. Jenkins) und Nolan (Percy Daggs IV) im Süden von Tennessee im Wald. Ihr Bewegungsradios wird eingeschränkt durch die dicken Seile, die sie sich umbinden, sobald sie das Haus verlassen. Die mit dem Haus verbundenen Seile beschützten sie vor den im Wald lebenden bösen Geistern. Das behauptet jedenfalls ihre Mutter.

Als Samuel und Nolan älter werden, fragen sie sich, ob ihre Mutter ihnen die Wahrheit über die Monster im Wald und die Welt hinter dem Ende des Seils erzählt.

Horrorfilm-Regisseur Alexandre Aja („High Tension“, „The Hills have eyes“, „Crawl“) malt diese Situation in dichten Bildern und mit einem kleinem Ensemble aus. Die Geschichte selbst ist so abstrakt, dass sie für verschiedene, sich teils diametral gegenüberstehende Interpretationen offen ist. Also konkret: beschützt Momma ihre Kinder oder hält sie sie gefangen? Gibt es die im Wald lebenden Monster oder sind sie ein Fantasiegebilde der Mutter? Für welche Bedrohung stehen die Monster?

Es gibt nur wenige Andeutungen, wie es dazu kam, dass Momma und ihre beiden Kinder im Wald vom Wald leben und Angst vor den im Wald lebenden Monstern haben. Diese sehen, wenn sie auftauchen, wie gut erhaltene Zombies oder Wasserleichen aus. Es wird überhaupt nicht erklärt, wie die drei über zehn Jahre in dem Haus im Wald überleben konnten.

Nach dem Set-up entwickelt sich die Geschichte, mit einigen überraschenden Wendungen, in vertrauten Bahnen zu einem Ende, das mich nicht überraschte. Auch wenn Aja mit seiner Schlusspointe ein eindeutiges Ende vermeidet. Der Weg dorthin gestaltet sich trotzdem, dank der Schauspieler, der atmosphärischen Inszenierung und der Offenheit für verschiedene Interpretationen, ziemlich unterhaltsam.

P. S.: Aktuell denken die Macher schon darüber nach, die Geschichte weiter zu erzählen und auch die Vorgeschichte zu erzählen. Ich frage mich, ob das eine gute Idee ist. Denn dann würde vieles, was hier noch offen für sehr verschiedene Interpretationen ist, beantwortet werden.

Never let go – Lass niemals los (Never let go, USA 2024)

Regie: Alexandre Aja

Drehbuch: KC Coughlin, Ryan Grassby

mit Halle Berry, Percy Daggs IV, Anthony B. Jenkins

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Moviepilot über „Never let go“

Metacritic über „Never let go“

Rotten Tomatoes über „Never let go“

Wikipedia über „Never let go“

Meine Besprechung von Alexandre Ajas „Crawl“ (Crawl, USA 2019)