John Cranko war von 1961 bis bis zu seinem Tod am 26. Juni 1973 Direktor des Stuttgarter Balletts.
In diesen Jahren transformierte er ein Provinzensemble zu einer international anerkannte und bewunderten Compagnie. Sie revolutionierten das Ballett.
In seinem dritten Spielfilm erzählt Joachim A. Lang, mit Sam Riley in der Hauptrolle und Mitgliedern des Ensembles des Stuttgarter Balletts, Crankos Geschichte in Stuttgart nach. Dabei bedient er sich dem aus seinen beiden vorherigen Filmen „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ und „Führer und Verführer“ bekanntem Prinzip, nur verbürgte Aussagen zu einer Collage zusammenzufügen. In „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ war das Ergebnis grandios. In „Führer und Verführer“ enttäuschte es. In „Cranko“ überzeugt es wieder; – auch wenn Lang sich dieses Mal offensichtliche Freiheiten nimmt.
Er verbindet, sehr gelungen, Crankos Biographie mit Tanzsequenzen, die sich teilweise in Crankos Kopf abspielen und seinen Denkprozess verdeutlichen. Er erzählt von Crankos Problemen als Künstler bei der Verwirklichung seiner Vision und seinem chaotischem Privatleben. So nahm der am 15. August 1927 in Rustenburg, Südafrika, geborene Cranko die Stelle in Stuttgart nur an, weil er in London an einem absoluten Tiefpunkt angelangt war. Dort durfte er wegen seiner Homosexualität nicht mehr arbeiten. Auch in Stuttgart lebte der Künstler offen schwul, hatte zahlreiche Liebschaften und pflegte einen in jeder Beziehung unkonventionellen Lebens- und Arbeitsstil. So lehnte er, damals noch unerhörter als heute, ein eigenes Büro ab und machte die Kantine zu seinem Büro.
„Cranko“ ist ein auch für Nicht-Ballettfans sehenswerter Film, der einen auf unterhaltsame Weise klüger macht.

Cranko (Deutschland 2024)
Regie: Joachim A. Lang
Drehbuch: Joachim A. Lang
mit Sam Riley, Max Schimmelpfennig, Hanns Zischler, Lucas Gregorowicz, Louis Nitsche, Marcus Calvin, Sascha Göppel, Stefan Weinert, Elisa Badenes, Jason Reilly, Marti Paixà, Rocio Aleman, Friedemann Vogel, Henrick Erikson
Länge: 133 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
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Hinweise
Wikipedia über John Cranko (deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Joachim A. Langs „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ (Deutschland 2018)
Meine Besprechung von Joachim A. Langs „Führer und Verführer“ (Deutschland 2024)
Veröffentlicht von AxelB