Neu im Kino/Filmkritik: Kreative Titelwahl, nächste Folge: „Five Nights at Freddy’s 2“

Dezember 4, 2025

Beginnen wir, weil ich nicht weiß, wie ich die Filmgeschichte zusammenfassen soll, mit der offiziellen Synopse:

Sie sind nicht mehr nur bei Freddy’s …

Seit den albtraumhaften Geschehnissen in Freddy’s Pizzeria ist über ein Jahr vergangen. Die Geschichten darüber, was sich dort genau abgespielt hat, haben sich längst zu einem lokalen Mythos verklärt – ein Mythos, der so populär ist, dass die Stadt nun sogar das erste „Fazfest“ abhalten will. Der ehemalige Wachmann Mike (Josh Hutcherson) und die Polizistin Vanessa (Elizabeth Lail) haben Mikes elfjähriger Schwester Abby (Piper Rubio) die Wahrheit über das Schicksal ihrer animatronischen Freunde bislang verschwiegen. Eines Tages schleicht sich Abby heimlich davon, um sich mit Freddy, Bonnie, Chica und Foxy zu treffen. Sie ahnt nicht, dass sie damit eine Reihe von schrecklichen Ereignissen in Gang setzt, die dunkle Geheimnisse über den Ursprung von Freddy’s Pizzeria enthüllen – und einen Schrecken entfesseln, der seit Jahrzehnten verborgen lag.

Five Nights at Freddy’s 2“ setzt „Five Nights at Freddy’s“ fort. Mit vielen aus dem ersten Film bekannten Figuren, wieder inszeniert von Emma Tammi und wieder, dieses Mal ohne Co-Autoren, geschrieben von Scott Cawthon. Der erste Film war vor zwei Jahren, trotz schlechter Kritiken, mit einem weltweiten Einspiel von knapp 300 Millionen US-Dollar ein Erfolg an der Kinokasse. Der Horrorfilm basiert auf der gleichnamigen, sehr erfolgreichen von Scott Cawthon erfundenen, seit 2014 bestehenden Computerspielreihe. Seitdem wacht er über die weitere Entwicklung der von ihm erfundenen Welt, zu der auch Bücher und Comics gehören.

Insofern ist es schon erstaunlich, wie vollständig abwesend jede Art von Drehbuch und Storytelling in dem 2002 spielendem Film ist. Einiges kann man sich im Lauf der Geschichte zusammenreimen, vieles bleibt rätselhaft. Vieles gehorcht – jedenfalls wenn man die Spiele und die Geschichte von Freddy Fazbear’s Pizzeria und den Animatronics nicht kennt – keiner erkennbaren Logik.

Figuren tauchen auf. Manchmal werden sie so eingeführt, dass sie wichtig sein könnten. Sie werden getötet oder verschwinden aus der Ansammlung weitgehend unzusammenhängender Episoden. Oft geht es in diesen Szenen um den Umgang und die Bewältigung traumatischer Erfahrungen. Mehr als die Zeit bis zu dem ersten von den Animatronics verübten Mord und anschließend die Zeit zwischen ihren weiteren Morden zu strecken, tun diese Szenen nicht. 

Spannung, Suspense und sogar die in einem Horrorfilm üblichen Jumpscares gibt es nicht. Es gibt einfach nur einige Momente, in denen die Animatronics Menschen töten. Blut fließt in den Momenten nicht. Es ist eher wie die brutalen Morde in älteren TV-Serien oder Filmen aus den fünfziger Jahren, in denen der Mörder mit seinem Opfer in einer dunklen Ecke verschwindet und nach vollendeter Tat wieder auftaucht.

Immer wenn die Macher nicht weiter wissen – und das passiert oft -, taucht eine mindestens zwei Meter große Animatronics-Figur auf und mordet. Oder der ‚Held‘ findet in einem seit Jahren leer stehendem Gebäude griffbereit eine funktionierende Taschenlampe oder zwei in dem Moment dringend benötige, vollständig aufgeladene Funkgeräte. Oh, und der ebenfalls in dem Gebäude stehende und für das Abschalten der durch die Stadt marodierenden Animatronics wichtige Computer funktioniert ebenfalls.

Für SchleFaZ ist „Five Nights at Freddy’s 2“ vielleicht zu kompetent gemacht, aber in allen anderen Kategorien qualifiziert er sich mühelos für eine SchleFaZ-Auswertung.

Five Nights at Freddy’s 2 (Five Nights at Freddy’s 2, USA 2025)

Regie: Emma Tammi

Drehbuch: Scott Cawthon (basierend auf der von ihm geschaffenen Videospiel-Reihe)

mit Josh Hutcherson, Elizabeth Lail, Piper Rubio, Wayne Knight, Matthew Lillard, Freddy Carter, Mckenna Grace, Skeet Ulrich, David Andrew Calvillo, Megan Fox (nur Stimme)

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Five Nights at Freddy’s 2“

Metacritic über „Five Nights at Freddy’s 2“

Rotten Tomatoes über „Five Nights at Freddy’s 2“

Wikipedia über „Five Nights at Freddy’s 2“ (deutsch, englisch), Scott Cawthon (deutsch, englisch) und „Five Nights at Freddy’s“ (Computerspielreihe) (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Scott Cawthon/Kelly Parra/Andrea Waggeners „Five Nights at Freddy’s: Tales from the Pizzaplex #1 – Lallys Spiel (Band 10)“ (Five Nights at Freddy’s: Tales from the Pizzaplex #1 – Lally’s Game, 2022)


Lange Buchtitel: „Five Nights at Freddy’s: Tales from the Pizzaplex #1 – Lallys Spiel (Band 10)“

Januar 16, 2024

Für alle, die das erfolgreiche Computerspiel nicht kennen und die die vor einigen Wochen im Kino gelaufene, anscheinend ziemlich schlechte Verfilmung des Spiels nicht gesehen haben, ist hier vielleicht etwas Kontext wichtig.

Five Nights at Freddy’s“ ist ein seit fast zehn Jahren bestehendes, beliebtes, von Scott Cawthon erfundenes Survival-Horror-Game. Der Spieler muss als Angestellter in der titelgebenden Freddy Fazbear’s Pizzeria fünf Nachtschichten überleben. Bekannt wurde die Franchise-Pizzeriakette durch die von dem Erfinder William Afton und seinem Unternehmen Fazbear Entertainment erschaffenen Animatronics. Das waren, salopp gesagt, ursprünglich Roboter, die die Gäste bedienten, unterhielten und verwöhnten. Später waren sie von bösen Geistern bessessene mordgierig Wesen. In bislang sechs Spielen wurde die Mythologie weiter ausgebaut.

Neben den Spielen gibt es auch Bücher, Comics und den bereits erwähnten Spielfilm, der im Herbst 2023 so erfolgreich im Kino lief, dass schon jetzt die Fortsetzungen beschlossen sind.

Vor wenigen Tagen erschien das Buch „Five Nights at Freddy’s: Tales from the Pizzaplex 1 – Lallys Spiel (Band 10)“ auf Deutsch. In den USA sind bereits sieben weitere „Pizzaplex“-Bücher und insgesamt 23 „Tales from the Pizzaplex“-Bücher erschienen. Diese Geschichten sind nicht Teil des Kanons. Sie verstehen sich als Ergänzungen zu den Spielen.

Lallys Spiel“, der erste Band der „Pizzaplex“-Bücher, besteht aus drei Novellen von jeweils ungefähr neunzig Seiten.

In der ersten Geschichte „Der Schutzengel“ geht es um die junge, anscheinend aus dem Nichts gekommen, extrem introvertierte Jessica. Sie geht zur Schule und arbeitet nachts in der Kinderstation eines Krankenhauses. Immer wenn sie Dienst hat, genesen einige der Kinder überraschend. Doch nichts geschieht ohne Nebenwirkungen.

In der zweiten Geschichte „Lallys Spiel“ ziehen Cade und Selena, die sich gerade verlobt haben, zusammen. Für ihre Freunde sind sie das perfekte Paar. Beim Einzug in ihr gemeinsames Haus bemerkt Jessica eine altmodische Truhe, deren Inhalt für Cade sehr wichtig ist. Aber er will ihr nicht verraten, was in der Truhe ist.

Neugierig öffnet Selena die Truhe und fortan werden sie von Lally heimgesucht. Lally war in Freddy’s Pizzaplex der Roboter, der sich vor allem um die Kinder kümmerte, die keine Spielkameraden hatten. Sie war Cades beste Freundin.

Anscheinend ist Lally jetzt überall und nirgends in ihrem Haus. Und sie ist keine nette Spielkameradin.

In der dritten Geschichte „Bauarbeiten“ besucht Maya zu ihrem sechzehnten Geburtstag mit ihren Freunden das neue Freddy Fazbears Mega Pizzaplex. Die aufsehenerregenste Neuerung ist ein Virtual-Reality-Modus, in dem man zum Mittelpunkt einer Mega-Geburtstagsfeier wird. Es ist, als würden einen Tausende kennen und lieben und als wären sie alle nur zu deiner Geburtstagsfeier gekommen. Während ihrer Feier betritt Maya einen Teil des Pizzaplex, der als Baustelle deklariert ist. Obwohl er nicht wie eine Baustelle aussieht.

Kurz darauf sterben in ihrer Welt immer mehr Menschen an einem hundertprozentig tödlichen Krebs und überall tauchen mit Glibber gefüllte Puppen-Babys auf. Sie verhalten sich nicht aggressiv. Sie sind einfach nur so da.

In „Bauarbeiten“ spielt die titelgebende Pizzeria auf den ersten Seiten eine größere Rolle. Aber auch in dieser Geschicihte ist der Zusammenhang zwischen dem Spiel und der Geschichte sehr lose. Eigentlich erschöpft er sich in der Nennung des Namens und einigen damit zusammenhängenden Erklärungen. Das sollte die drei Geschichten auch für Nicht-Kenner des Spiels genießbar machen als Horrorgeschichten über seltsame Puppen, nicht-menschliche Menschen und seltsame Ereignisse. Aber so richtig überzeugen tut keine Geschichte. Die Pointen sind zu absehbar, der Weg dahin ist zu gradlinig, die Sprache ist zu austauschbar. Gerade bei der letzten Geschichte fehlt der schwarze Humor, der dem Alptraum die richtige Würze verliehen hätte. Dabei hätte aus jeder dieser Ideen, in den richtigen Händen, eine kleine, fiese Horrorgeschichte werden können.

So ist jede Geschichte nur ‚meh‘.

Aber vielleicht sehen das die Fans des Spiels, die jede Anspielung erkennen, anders.

Scott Cawthon/Kelly Parra/Andrea Waggener: Five Nights at Freddy’s: Tales from the Pizzaplex #1 – Lallys Spiel (Band 10)

(übersetzt von Andreas Kasprzak)

Panini Books, 2023

288 Seiten

15 Euro

Originalausgabe

Five Nights at Freddy’s: Tales from the Pizzaplex #1 – Lally’s Game

Scholastic Inc., New York, 2022

Hinweise

Wikipedia über Scott Cawthon (deutsch, englisch) und „Five Nights at Freddy’s“ (deutsch, englisch)