Der achte Film der monatlichen „Zeitlos“-Reihe von Rapid Eye Movies ist eine wirkliche Entdeckung. Keine Wiederentdeckung, weil „Dangan Runner“ dafür einfach zu unbekannt ist. 1997 lief der Film auf der Berlinale. Am 7. Oktober 1998 zeigte der WDR den absurden Thriller im Fernsehen als „Wie eine Kugel im Lauf“. Und ungefähr in dem Moment verschwand der Film, trotz einer späteren DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung, aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit. Da half auch eine Anspielung in Tom Tykwers „Lola rennt“ nicht.
Die Story von Sabu Debüt ist denkbar einfach. Nachdem die Küchenhilfe Yasuda seine Freundin mit einem anderen Mann erwischt, hat er genug von den alltäglichen Demütigungen. Er will einen Banküberfall begehen. Er hat alles präzise geplant. Wenige Minuten vor dem pünktlich für 15.00 Uhr geplantem Überfall bemerkt er, dass er seine Maske vergessen hat. In einem Laden will er sich eine Maske besorgen. Das geht schief. Er gerät in Panik, schießt den drogensüchtigen Kassierer Aizawa, der von einer Karriere als Rockmusiker träumt, an und flüchtet. Wutentbrannt verfolgt Aizawa ihn zu Fuß durch Tokio.
Kurz darauf rennen sie in Takeda. Der junge Yakuza wird in dem Moment von Gewissensbissen geplagt, weil er sich für den Tod seines Bosses verantwortlich fühlt. Als sie zusammenstoßen, löst sich ein Schuss aus Yasudas Waffe, die inzwischen in Aizawas Besitz ist. Die Kugel verletzt eine Frau tödlich.
Takeda beginnt nun Aizawa, der bei ihm Schulden hat, zu verfolgen, der Yasuda verfolgt. Und während sie über Stunden, bis weit nach Einbruch der Dunkelheit, durch die Stadt rennen, bekriegen sich eine Polizeieinheit und zwei verfeindete Yakuza-Gruppen,von denen die eine nach dem Tod ihres Oberhaupts gerade führerlos ist.
Mit einem Minimum an Dialog, einem Maximum an Laufen, vielen unglücklichen Verkettungen von absurden Zufällen, absurdem Humor und einer schlanken Laufzeit von achtzig Minuten unterhält Sabus Debüt prächtig. Stilistisch orientiert sich sein Noir an damaligen japanischen Gangsterfilmen und Hongkong-Noirs. Entsprechend blutig gerät der groteske Showdown.
Köstlich. Kultig. Und Zeitlos gut.
Zu Sabus späteren Werken gehören „Unlucky Monkey“ (1998), „Monday“ (1999), „Happiness“ (2016), „Mr. Long“ (2017) und „Jam“ (2019).

Dangan Runner (Ryu san/D.A.N.G.A.N. Runner, Japan 1996)
Regie: Sabu (Pseudonym von Hiroyuki Tanaka)
Drehbuch: Sabu
mit Shinichi Tsutsumi, Tomorowo Taguchi, Diamond Yukai, Ren Osugi
Länge: 85 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Ursprünglicher deutscher Titel
Wie eine Kugel im Lauf (TV-Titel)
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Hinweise
Rapid Eye Movies über „Dangan Runner“
Moviepilot über „Dangan Runner“
Rotten Tomatoes über „Dangan Runner“
Wikipedia über „Dangan Runner“
Meine Besprechung von Sabus „Mr. Long“ (Mr. Long, Japan/Taiwan/Hongkong, China/Deutschland 2017)
Meine Besprechung von Sabus „Happiness“ (Happiness, Japan/Deutschland 2016)
Meine Besprechung von Sabus „Jam“ (Jam, Japan/Deutschland 2018)
Veröffentlicht von AxelB