Neu im Kino/Filmkritik: Cherchez la Femme, „Voll verschleiert“

Dezember 28, 2017

Leila freut sich auf die Rückkehr ihres Bruders Mahmoud aus dem Jemen. Sie kann ihm ihren neuen Freund Armand vorstellen und erzählen, dass sie demnächst ein Praktikum bei den Vereinten Nationen in New York absolvieren wird. Und er kann ihr von seinen Erlebnissen im Jemen erzählen.

Dummerweise kommt er mit einer massiven religiösen Klatsche zurück. Vor seiner Reise war Mahmoud ein normaler französischer Moslem, der nach dem Tod ihrer Eltern die Rolle des Familienoberhaupts für Leila und ihren jüngeren Bruder übernommen hat. Jetzt hat er nicht nur den Bart eines religiösen Fanatikers, sondern auch dessen Ansichten. Als erstes verbrennt er Leilas Reisepass. Danach verdonnert er sie zum Hausarrest und zu einem streng religiösen Leben.

Armand, Sohn intellektueller, vor der Revolution aus dem Iran geflüchteter und immer noch linkspolitisch hoch engagierter Eltern, ist verzweifelt. Aber einer der zahlreichen Flüchtlinge, die er und seine Mitkommilitonen in ihren Asylrechtsverfahren beraten, bringt ihn auf die Idee: als Frau verkleidet kann er seine Geliebte besuchen. Gesagt, getan: in einem Niqab besucht er Leila. Er behauptet, ihre Mitstudentin und beste Freundin Scheherazade zu sein.

Mahmoud, der alles für ein gottgefälliges Leben tut, verliebt sich sofort und unsterblich in die scheue Scheherazade, die all seine Avancen ablehnt.

Voll verschleiert“ ist eine durchaus sympathische Komödie, in der Moslems und der Islam nicht als das Reich des Bösen erscheinen. Man lacht mit ihnen und nicht über sie. Es ist allerdings auch eine Komödie, die immer dann, wenn sie sich zwischen satirischer Zuspitzung und boulevardeskem Klamauk entscheiden muss, für das Boulevard entscheidet. Das ist dann so harmlos wie „Charleys Tante“, während man auf ein „Alles koscher“ (oder mehr) hofft.

Voll verschleiert (Cherchez la Femme, Frankreich 2016)

Regie: Sou Abadi

Drehbuch: Sou Abadi

mit Félix Moati, Camelia Jordana, William Lebghil, Anne Alvaro, Carl Malapa, Laurent Delbecque, Oscar Coop, Oussama Kheddam, Walid Ben Mabrouk, Miki Manojlovic

Länge: 88 Minuten

FSK: ab 6 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Moviepilot über „Voll verschleiert“

AlloCiné über „Voll verschleiert“

Rotten Tomatoes über „Voll verschleiert“

Wikipedia über „Voll verschleiert“