Ein bisschen Luxus – Teil 1: Die ersten Zeilen

 

Das schöne bei einem wöchentlich erscheinenden Roman ist, dass der Autor, ähnlich einem Audiokommentar bei einem Film, einen Lesekommentar schreiben kann. Doch während bei einem Audiokommentar (schließlich wird sich zuerst der Film angesehen und dann der Kommentar gehört) auf das Ende der Geschichte hingewiesen und erklärt werden kann, wie bestimmte Themen und Hinweise auf das Ende bereits früh in die Geschichte eingeflochten wurden, muss ich auf diesen Luxus verzichten.

Aber sonst kann ich in den folgenden Monaten über die verschiedensten Aspekte von „Ein bisschen Luxus“ schreiben, die mir und Ihnen (wenn Sie irgendwann eine Frage haben) wichtig sind. Vielleicht erklären meine Ausführungen einige meiner Fehler, machen einiges Verständlicher, laden zur Diskussion und zum Lesen ein.

Warten wir also ab, wie sich dieses Experiment entwickelt.

Für alle, die das erste Kapitel von „Ein bisschen Luxus“ noch nicht gelesen habe, gibt es hier die Gelegenheit.

 

Gelesen?

 

Gut.

 

 

 

Mein Ziel bei diesem Anfang war, dass wir sofort mitten in der Geschichte (jemand sucht eine verschwundene Person) sind. Deshalb beginne ich mit dem Satz „Entschuldigung, aber die Tür war offen.“. Das mag nicht der brillanteste Satz sein, aber er zeigt gleich, dass es zwischen dem Sprecher und der angesprochenen Person einen Konflikt gibt. Denn der Sprecher ist ohne Erlaubnis in eine fremde Wohnung eingedrungen und er hat absolut kein Recht dies zu tun. Denn sonst müsste er sich nicht entschuldigen. Wir wissen bereits mit diesem Satz, dass die angesprochene Person irgendetwas unternehmen muss und diese Reaktion verrät uns einiges über ihren Charakter (über Diana Schäfer werde ich später noch ausführlicher schreiben).

Bei diesem Anfang sind wir gleich mitten im Geschehen. Das ist ein Anfang, wie er mir gefällt. Denn ich glaube, dass von Anfang an etwas Interessantes geschehen muss und dass dieses Interessante etwas mit der Geschichte zu tun haben soll. Bei „Ein bisschen Luxus“ wurde mir der Anfang auch von den klassischen PI-Romanen diktiert, in denen der Held im ersten Kapitel einen Auftrag übernimmt. Mal freiwillig. Mal stolpert er in einen Fall hinein. So zum Beispiel Milo Milodragovitch in James Crumleys „Land der Lügen“ (The final country). Dort wird Milo im ersten Kapitel Zeuge, wie ein gerade aus der Haft entlassener in Notwehr einen Wirt erschießt. Im folgenden sucht Milo den Mörder. In Robert B. Parkers „Die blonde Witwe“ (Widow’s Walk) übernimmt Privatdetektiv Spenser einen Auftrag. Im wesentlichen sind die ersten Seiten der umformulierte Klappentext. Der erste Satz ist „Ich denke, sie war’s“, er wird von der Anwältin der Angeklagten gesagt und wir wissen, wie schwer es für Spenser sein wird, die Unschuld der blonden Witwe zu beweisen.

Tja, und Donald E. Westlake lässt seine unter dem Pseudonym Richard Stark geschriebenen Parker-Romane immer mitten in einer Handlung beginnen. Die Folge ist immer, dass ich weiterlesen will.

Außerdem wollte ich mit den ersten Zeilen noch eine gefahrvolle Stimmung schaffen, die sich wie eine heraufziehendes Gewitter über die folgenden Seiten legt. Deshalb schrieb ich den aus drei Telefonaten bestehenden Prolog. Wir wissen nicht wer wann telefoniert. Aber wir wissen, dass diese Personen Verbrecher sind, gut organisiert sind und keine Skrupel haben. Sie haben schon mindestens einmal eine Pistole benutzt und sie werden es wieder tun. Ihr nächstes Opfer wird – soviel kann sich der geübte Krimileser denken – Diana Schäfer sein. Denn die Privatdetektivin wird die Wege dieser Gangster kreuzen.

2 Responses to Ein bisschen Luxus – Teil 1: Die ersten Zeilen

  1. […] Bussmer erläutert seinen Krimi. Da wird er mir auch die Erläuterungen erläutern müssen. 26. Mai. […]

  2. […] KrA Meriten szen. Eröffng. (Sch-, Mü+, vP+, DH-, R?, F+ …, […]

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