Ein bisschen Luxus – Teil 2: Erste Person oder Dritte Person?

Letzte Woche habe ich gesagt, ich orientiere mich am klassischen PI-Roman. Doch schon im zweiten Satz „Verärgert blickte Diana Schäfer auf.“ breche ich die eherne Regel, dass ein PI-Roman immer in der ersten Person geschrieben ist. Sicher, ich kann jetzt auf die PI-Romane verweisen, die auch in der Dritten Person geschrieben sind, wie den Klassiker, „Der Malteser-Falke“ von Dashiell Hammett. Harlan Coben tut’s in seinen Myron Bolitar-Romanen ebenfalls. Aber dann muss ich lange überlegen.

Denn traditionell wird seit den Tagen von Raymond Chandlers Philip Marlowe eine PI-Geschichte aus der Sicht des Detektivs erzählt. Wir sehen den gesamten Fall mit seinen Augen. Mike Hammer von Mickey Spillane, Lew Archer von Ross Macdonald, Spenser von Robert B. Parker, Milo Milodragovitch und C. W. Sughrue von James Crumley, Matthew Scudder von Lawrence Block, Elvis Cole von Robert Crais, Nate Heller von Max Allan Collins, Hap Collins von Joe R. Lansdale, Alex McKnight von Steve Hamilton, Vic Warshawsky von Sara Paretsky, Carlotta Carlyle von Linda Barnes, Kinky Friedman undsoweiter. Immer „ich“, „ich“, „ich“.

Sogar Michael Connelly wechselte in die erste Person als sein Ermittler Harry Bosch als Privatdetektiv arbeitete.

Also warum wich ich in diesem Punkt von den Regeln ab?

Die kurze Antwort ist: Weil es für diese Geschichte so am Besten war.

Aber das erklärt natürlich nichts. Deshalb ist die lange Antwort, ohne zuviel von der Geschichte zu verraten:

Als ich mir überlegte, wie ich die Geschichte erzählen wollte, standen für mich einige Punkte schnell fest. Denn so sehr ich dem klassischen PI-Muster folge, wollte ich auch Thriller-Elemente in die Geschichte integrieren. Oder anders gesagt: ich plante einen Thriller mit einer Privatdetektivin als Heldin. Ich hatte kein Interesse an einem Whodunit. Ich hatte kein Interesse an einer Charakterstudie. Alles was wir über die verschiedenen Charaktere erfahren, wollte ich über ihre Taten vermitteln.

Dann wollte ich am Ende keine großen Erklärungen abgeben. Es sollte nicht zu der Szene kommen, in der Diana Schäfer den Bösen mit der Wahrheit konfrontiert und dieser dann seine Taten zugibt. Noch weniger wollte ich die umgekehrte Szene haben, in der der Böse seine Taten gesteht und erklärt, warum er es gemacht hat. Also musste ich nach einer Möglichkeit suchen, die wichtigen Informationen irgendwo in der Erzählung zu platzieren, ohne dass die Heldin, aber wir Lesenden, davon erfahren.

Bei einer Ich-Erzählung erfährt das Publikum aber nur, was der Held erfährt. Deshalb muss er zu allen wichtigen Orten der Geschichte selbst gehen oder jemand berichtet ihm von wichtigen Ereignissen, bei denen er nicht dabei. Das heißt aber auch, dass diese Person einen Grund haben muss, dem Ich-Erzähler davon zu erzählen. Und auch dann weiß der Ich-Erzähler nicht, ob er belogen wird und ob er alle wichtigen Informationen hat.

Mit dem Wechsel in die dritte Person hatte ich dagegen die Freiheit auch von Ereignissen zu erzählen, von denen der Detektiv nichts weiß und von denen ihm niemand etwas erzählen kann oder wird.

In „Ein bisschen Luxus“ erfährt Diana Schäfer nicht alles über die Bösen und ihre Taten. Einiges erfährt sie vielleicht nie. Einiges nach dem Ende der von mir erzählten Geschichte. Aber wir Leser wissen es und das ist genug.

Ich hätte natürlich die Geschichte anders erzählen können, aber, wie bereits gesagt, wollte ich in „Ein bisschen Luxus“ auch eine richtige Thrillerspannung haben. Eine Spannung die dazu führt, dass man letztendlich das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Spannung kann, auch das ist kein großes Geheimnis, am einfachsten erzeugt werden, wenn immer wieder gezeigt wird, wie die Gegner des Helden ihre Taten vorbereiten und so die Pläne des Helden zum Scheitern bringen können. Denken Sie nur an das letzte Wettrennen das Sie sahen und wie Sie mit ihrem Favoriten bangten, zitterten und hofften, dass er gewinnt.

Bei einer Ich-Erzählung ist dieses Scheitern dann ein Schock. Wenn es keine Überraschung sein soll, muss der Ich-Erzähler das drohende Unheil immer wieder ankündigen. Wenn das zu oft geschieht, liest es sich irgendwann nicht mehr schön. Denn unser Held stolpert wie ein Trottel in sein Verhängnis und kann sich letztendlich daraus befreien.

Und damit komme ich zum letzten Grund für die von mir gewählte Perspektive: Ich kann den Helden sterben lassen. In einer Ich-Erzählung ist das nicht möglich .

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