(Nach einer Pause geht’s jetzt weiter mit dem Lesekommentar. Die Pause füllte ich mit Audiokommentaren.)
In diesem Kapitel schildere ich einen Einbruch der Verbrecher. Hier wollte ich zeigen, wer die Gegner von Diana Schäfer sind.
Sie sind Profis.
Sie haben ihren Einbruch lange im Voraus geplant. Sie brechen erst ein, wenn der Besitzer weg ist. Sie hinterlassen keine Spuren. Das ist hier sogar wörtlich zu verstehen. Denn sie haben Duplikate von den Dingen angefertigt, die sie klauen. So wird der Besitzer vielleicht niemals erfahren, dass er eine Fälschung bewundert. In jedem Fall werden in dem Moment, in dem der Besitzer – falls überhaupt – den Diebstahl anzeigt, keine Beweise mehr vorhanden sein. Bessere Diebe kann es nicht geben.
Ihre Identität enthülle ich hier noch nicht, weil ich hier noch ein Rätselelement haben wollte. Die Verbrecher werden bei ihrem zweiten Auftritt für uns fassbarer, weil sie nicht mehr nur anonyme Stimmen (Sie erinnern sich an die ersten Zeilen?), sondern handelnde Menschen sind. Wir wissen nach dem Einbruch mehr über sie. Sie sind Profis. Sie sind skrupellos. Sie haben bereits einen Zeugen umgebracht. Und sie werden es wieder tun.
Selbstverständlich wird Diana Schäfer ihre Wege kreuzen und in Lebensgefahr geraten. Damit verrate ich kein großes Geheimnis. Immerhin gehört das zu den Konventionen eines Thrillers und Sie wären zu Recht enttäuscht, wenn ich diese Erwartung nicht irgendwie erfüllen würde.
Strukturell ist der Einbruch in erster Linie eine Charakterszene. Wir lernen die Verbrecher und ihr blindes, fast wortloses Verständnis füreinander kennen. An offensichtlicher Handlung für die Geschichte geschieht wenig. Ich könnte die Szene einfach entfernen und niemand würde die Lücke bemerken. Oder sie an einen anderen Ort innerhalb des Buches verschieben. Trotzdem liefere ich natürlich bereits einige Informationen die später wichtig werden. Deshalb muss sie letztendlich doch spätestens hier stehen. Außerdem ist dieser Einbruch die Initialzündung für die kommenden Ereignisse.
Das Gegenteil einer Charakterszene ist eine Handlungsszene. Eine solche Szene bringt die Geschichte eindeutig voran und kann deshalb auch nicht beliebig verschoben werden. Wenn Diana Schäfer eine neue Information erhält, die sie näher zum Ziel hin bringt. Wenn sie erfährt, dass Robert Brandt nach dem Seminar noch nach Konstanz gehen wollte, dann wird diese neue Information dazu führen, dass sie in Konstanz und nicht in der Universität nach ihm sucht. Wenn sie einfach so in Konstanz ermitteln würde, würden wir uns fragen, was das soll. Insofern bauen Handlungsszenen nach dem Prinzip Information A führt zu Information B führt zu Information C undsoweiter aufeinander auf. Charakterszenen sind austauschbarer.
Im Idealfall sollte allerdings jede Szene in einer Geschichte (Es ist letztendlich egal, ob es sich um ein Buch, ein Hörspiel oder einen Film handelt.) die Geschichte voranbringen und gleichzeitig etwas über die handelnden Personen verraten.
Und nun wünsche ich viel Spaß beim siebten Kapitel.