Das Compart-Ding

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Das war zu erwarten gewesen. Ich meine, wir kennen Martin Compart. Seit vielen Jahren ist er ein scharfzüngiger Krimikritiker und gab verschiedene, vor allem unter Noir- und Hardboiled-Fans geschätzte Krimireihen bei Ullstein, Bastei-Lübbe und Dumont heraus. Dass er in seinem jetzt wiederveröffentlichten Debüt „Der Sodom-Kontrakt“ all seine Vorlieben und Obsessionen hineinpackt, wundert nicht.

Die wüste Story beginnt wie eines der von Compart geliebten Bücher. Der ehemalige Stasi- und BND-Agent Gill schlägt sich jetzt als Privatdetektiv durch. Er ist gerade damit beschäftigt ein Paar beim Sex zu fotografieren. Der Auftrag kommt von einem verheirateten Mann, der wissen möchte, ob ihn seine unverheiratete Freundin betrügt. Da ruft ihn sein alter Kumpel Brenner an und bietet ihm 500 Euro für eine Stunde Arbeit. Gill sagt zu und wenig später ist er in ein mehrere Grenzen überschreitendes Komplott verwickelt. Denn Brenner hat etwas entdeckt und fürchtet um sein Leben. Gill kann ihn vor seinen Verfolgern in ein Safehouse bringen. Aber Gill hat nicht aufgepasst. Wenig später bringen die Killer Schmidt und Schneider Brenner um und präsentieren der Polizei Gill als Mörder. Bevor die Polizei am Tatort erscheint, kann Gill flüchten. Er will jetzt herausfinden, warum sein Freund sterben musste. Gleichzeitig wird er von dem Killerpärchen und der Leiterin der Mordkommission, Alexa Bloch, verfolgt. Das ist erst der Anfang einer blutigen Hatz von Witten nach Brüssel und wieder zurück, bei der sich irgendwann auch Gills früherer Arbeitgeber beteiligt.

Wer Comparts literarische Vorlieben kennt, wird vom „Der Sodom-Kontrakt“ auch ohne den etwas marktschreierisch-falschen Untertitel „Ein politisch inkorrekter Anti-EU-Thriller“ keinen biederen Regionalkrimi erwarten. Hier ist alles so, wie wir es aus den harten amerikanischen Thrillern und ihren europäischen Epigonen Jean-Patrick Manchette, Jörg Fauser und Ulf Miehe kennen. Der Plot, die Charaktere, die Beschreibungen und der schwarze Humor – alles bekannt. Aber die deutschen und belgischen Handlungsorte sind dann für eine solche Geschichte doch neu und Martin Compart hat das alles souverän in Szene gesetzt.

Für die Neuauflage hat Compart sein Debüt zum Glück kaum überarbeitet. Damit spielt die Geschichte immer noch unüberlesbar zur Jahrtausendwende. Denn die zahlreichen Anspielungen auf die Bundesregierung, die EU-Politik, diverse Skandale und den damals Belgien erschütternden Fall Dutroux wären in einem nach 9/11 spielenden Roman unpassend. Deshalb muss Martin Compart unbedingt wieder in die Tasten hauen und einen „politisch inkorrekten 9/11-Thriller“ vorlegen.

 

Martin Compart: Der Sodom-Kontrakt – Ein politisch inkorrekter Anti-EU-Thriller

(vom Autor durchgesehen und für die Neuauflage bearbeitet)

Alexander-Verlag, 2007

336 Seiten

12,90 Euro

 

Erstausgabe: Strange Verlag 2001

 

Evolver-Interview von 2000 mit Martin Compart:

http://www.evolver.at/site/story.php?id=9251&page=1

Alexander Verlag über Martin Compart:

http://www.martincompart.de/

3 Responses to Das Compart-Ding

  1. […] One World Berlin Martin Compart (der hat unter anderem die Dumont-Noir-Reihe und den “Sodom-Kontrakt” verbrochen) hat bereits vor einigen Tagen bei Evolver einen schönen Artikel über Ian […]

  2. […] Meine Besprechung von Martin Comparts „Der Sodom-Kontrakt“ […]

  3. […] Meine Besprechung von Martin Comparts „Der Sodom-Kontrakt“ […]

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