Es wird gegrantelt

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Mit dem Humor und der Sprache ist das so eine Sache. Die einen sind von Manfred Wieninger und seinen vier Marek-Miert-Privatdetektivromanen begeistert. Den anderen geht es wie mir. Sie können mit „Der Engel der letzten Stunde“ einfach nichts anfangen.

Im dritten Roman mit Privatdetektiv Marek Miert ist der reine Krimiplot kaum erkennbar und noch weniger nachvollziehbar. Der übergewichtige, cholerische und vollständig abgebrannte Marek Miert soll die seit über einem Monat verschwundene elfjährige Helene Kafka finden. Dass die Polizei, die gesamte Öffentlichkeit und eine andere Detektei keine Spur von der Verschwundenen gefunden haben, stört Miert nicht. Er beginnt seine Ermittlungen bei Helenes trunksüchtiger Mutter und pöbelt sich dann zur Lösung durch.

Diese Ermittlung interessiert Wieninger aber nur am Rand. Denn es ist einfach unlogisch, dass Miert das gelingen soll, was dem restlichen Österreich nicht gelingt. Trotzdem, soviel Konzession an die Genreregeln muss sein, findet Miert die verschwundene Helene. Aber ich kann unmöglich sagen, wie ihm das auf eine irgendwie nachvollziehbare Art gelungen ist.

Allerdings hat Wieninger auch überhaupt nicht den Anspruch einen gewöhnlichen Privatdetektivroman zu schreiben. Der Grundplot vom Suchen und Finden einer Person bildet für Wieninger nur das Gerüst für einen Rundumschlag auf die österreichische Psyche. Sein Ich-Erzähler Marek Miert grantelt sich zwischen Selbst- und Welthass schwankend durch „Der Engel der letzten Stunde“. Assoziativ springt er von einem Thema und Ermittlungsschritt zum Nächsten und begibt sich dabei immer wieder auf Abwege. Das ist typisch österreichisch und erinnert natürlich an den großen Thomas Bernhard.

In einem Roman mag ich dieses assoziative Granteln nicht.

Und deshalb gefällt mir auch „Der Engel der letzten Stunde“ nicht. Denn von einem Roman erwarte ich immer auch eine nachvollziehbare Geschichte.

 

 

Manfred Wieninger: Der Engel der letzten Stunde

Unionsverlag, 2007

192 Seiten

8,90 Euro

 

Erstausgabe: Haymon-Verlag, 2005

 

Weitere Informationen:

Unionsverlag über Manfred Wieninger:

http://www.unionsverlag.com/info/person.asp?pers_id=1829

Die Befragung:

http://www.alligatorpapiere.de/befragung-wieninger.html

 

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