RBB, 02.35
Berlinale Pressekonferenzen
Während der Berlinale zeigt der RBB jede Nacht, nach Mitternacht, vom Blitzlichtgewitter der Fotografen bis zur letzten Frage die Berlinale-Pressekonferenzen. Das ist dann jedes Mal ein Stück surreales Fernsehen. In den Pressekonferenzen sitzen Journalisten aus der ganzen Welt. Allein das führt schon zu einem lustigen Sprachwirrwarr, weil fast jeder in irgendeiner Fremdsprache herumdilettiert und Fragen und Antworten immer simultan übersetzt werden müssen. Verschärft wird die Situation durch die höchst ungleich verteilte filmische Kompetenz der Fragenden. Profis stehen neben seltsamen Gestalten, deren Filmwissen irgendwo zwischen ‚nicht vorhanden’ und ‚obskurstem Fantum’ angesiedelt ist. Das daraus entstehende Potpourri von Fragen ist entsprechend bunt. Die einen stellen informative Fragen zum Film. Die anderen sind an reinen Klatschgeschichten interessiert. Die letzten wollen einfach nur sagen: „Miss XXX (Name nach Belieben einfüllen), ich finde Sie wundervoll. Und ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie uns diesen Film geschenkt haben.“ Die Angesprochene nimmt, irritiert lächelnd, das Kompliment entgegen. Die neben ihr sitzende Regielegende (David Cronenberg? John Boorman? Claude Chabrol? Sidney Lumet? Martin Scorsese???) langweilt sich. Und wenn ihm dann nach gefühlten Stunden die erste Frage gestellt wird, wird nach seinem vor Jahrzehnten gedrehten Meisterwerk gefragt. Der Angesprochene versucht höflich auf seinen neuen Film hinzuweisen. Der Produzent (niemand kennt ihn) kämpft energisch mit einer Wasserflasche – und der Drehbuchautor wurde eh draußen gelassen.
Unbedingt einschalten!