Arte, 00.00 (VPS 23.55)
Emmanuelle (F 1974, R. Just Jaekin)
Drehbuch: Jean-Louis Richard
LV: Emmanuelle Arsan: Emmanuelle, 1959 (Emmanuelle oder Die Schule der Lust)
Die 20-jährige Diplomatengattin Emmanuelle erlebt in Thailand die Wonnen der Sexualität.
Schon allein wegen des damaligen Kassenerfolgs und der unzähligen Nachahmer ein Softporno-Klassiker und ein kulturelles Phänomen.
“Für die siebziger Jahre war Emmanuelle ein cinematographisches Ikon, so präsent und alles erklärend wie King Kong, Clint Eastwoods Fremder ohne Namen oder Marilyn Monroe, deren weißes Kleid unter der Zugluft eines U-Bahnschachts nach oben wirbelt. Die autonome, laszive und weitgereiste Frau, die sich so entspannt wie fordernd in ihrem ausladenden Korbsessel räkelt, war zugleich Zusammenfassung und Abschluss der Träume von der sexuellen Revolution, zumindest im Reich der Bilder. Alle mussten sie hassen, die Rechten wegen ihrer Unmoral, die Linken wegen ihrer konsumistischen Korruption, die Ästheten wegen der Neuschaffung der Frau aus dem Geist der Modefotografie, die Ethiker wegen ihres verschlingenden Kolonialismus und die Feministen wegen der offensichtlichen Lust, mit der sie sich nach den Wünschen der Männer inszenierte. Und doch war Emmanuelle exakt die richtige Frau zur richtigen Zeit; sie lockte Menschen ins Kino, die sich nie einen ‚gewöhnlichen’ Sexfilm angesehen hätten, sie brachte Frauen dazu, ihre Hemmungen zu überwinden und ein Kino zu betreten, das auf einigermaßen niedere Instinkte abzielte, sie ästhetisierte noch einmal die Welt der trostlos bekehrenden Blicke und brachte das erotische und das soziale Ideal zusammen; ein System der Lust zu errichten in einer Überfluss-Welt, in der es Mangel nur an einem gab: an einem sinnvollen gesellschaftlichen Projekt.“ (Georg Seeßlen: Erotik – Ästhetik des erotischen Films, 1996)
Emmanuelle war damals ein Kinohit (4 Millionen Zuschauer in Paris; die ersten fünf Emmanuelle-Filme hatten in Europa 350 Millionen Zuschauer), war in einigen Ländern verboten und auch in Deutschland waren damals die ungekürzten Fassungen indiziert. Und heute? Klassiker, Guilty Pleasure oder nur weichgezeichnete Langeweile, die höchstens historisch interessant ist?
Mit Sylvia Kristel, Alain Cuny, Marika Green, Daniel Sarky
Wiederholungen
Samstag, 16. August, 03.00 Uhr (Taggenau!)
Dienstag, 19. August, 01.00 Uhr (Taggenau!)
Donnerstag, 28. August, 03.00 Uhr (Taggenau!)
Hinweise
The Independent: Interview mit Sylvia Kristel (30. Juni 2007)