TV-Tipp für den 10. November: A History of Violence

November 10, 2008

ZDF, 22.15

A History of Violence (USA/Can 2005, R.: David Cronenberg)

Drehbuch: Josh Olson

LV: John Wagner/Vince Locke: A History of Violence, 1997 (Graphic Novel)

Tom Stall ist ein gewöhnlicher Schnellrestaurantbesitzer irgendwo in Indiana, bis er eines Tages zwei Killer, die sein Restaurant ausrauben wollen, im Affekt tötet. Danach ist er der Held des Tages und zwei Mafiosi aus Philadelphia tauchen auf. Sie behaupten, Tom von früher zu kennen. Damals war er ein Mafiakiller und der Philly-Mob hat noch eine Rechnung mit ihm offen.

Ein neues Meisterwerk von Cronenberg, das im TV wahrscheinlich in einer leicht gekürzten Fassung läuft.

Das Drehbuch von Josh Olson war für den Edgar-Allan-Poe-Preis als bestes Drehbuch nominiert. „Syriana“ erhielt die Trophäe.

Mit Viggor Mortensen, Maria Bello, Ed Harris, William Hurt

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film (nur noch DVD-Werbung)

Amerikanische Homepage zum Film (ist die Originalversion der deutschen Seite, aber nur noch über einen kleinen Umweg zu erreichen)

Deutsche Homepage zum Film (umfangreicher, unter anderem beantwortet Cronenberg Fragen)

Film-Zeit über “A History of Violence”

Wikipedia über John Wagner

Nachtrag: Schnittberichte zeigt die vom ZDF geschnittenen 17 Sekunden


TV-Tipp für den 9. November: John le Carré – Ein Meister des Verrats

November 9, 2008

Pünktlich zur Veröffentlichung von John le Carrés neuestem Roman „Marionetten“ (A most wanted man) präsentiert Arte den Themenabend „John le Carré – Ein Meister des Verrats“:

Arte, 20.40

Der Spion, der aus der Kälte kam (GB 1965, R.: Martin Ritt)

Drehbuch: Paul Dehn, Guy Trosper

LV: John le Carré: The spy who came in from the cold, 1963 (Der Spion, der aus der Kälte kam)

Der britische Geheimdienstler Leamas wechselt zum Schein die Seiten – und gerät in Teufels Küche.

Realistischer, kritischer, kalter Agententhriller über die Suche nach Doppelagenten und Überläufern. Mit le Carrés Buch (ein Welterfolg) und der gelungenen Verfilmung wandelte sich das heroische Bild des Spions zu eines sehr gewöhnlichem. Denn überall sind Spione „eine schmutzige Prozession von hohlen Narren und Verrätern. Ja, auch von Schwulen, Sadisten und Trinkern, von Leuten, die Räuber und Gendarm spielen, im ihrem erbärmlichen Leben etwas Reiz zu geben.“ (John le Carré: Der Spion, der aus der Kälte kam).

Mit Richard Burton, Oskar Werner, Claire Bloom, Peter van Eyck, Rupert Davies, Sam Wanamaker, Cyril Cusack, Bernard Lee

Wiederholung: Montag, 10. November, 15.00 Uhr

Arte, 22.35 (VPS 22.30)

König der Spione – John le Carré (D 2008, R.: André Schäfer, Werner Köhne)

Drehbuch: André Schäfer, Werner Köhne

Spielfilmlanges Dokuporträt über John le Carré.

Wiederholungen

Mittwoch, 12. November, 00.50 Uhr (VPS 00.45, Taggenau!)

Montag, 17. November, 09.55 Uhr

Hinweise

Homepage von John le Carré

John le Carré über „A most wanted man“ (Marionetten)

New York Times: Alan Furst feiert „A most wanted man“ (Marionetten) ab (11. Oktober 2008)

Meine Besprechung von John le Carrés „Geheime Melodie“ (The Mission Song, 2006)


TV-Tipp für den 8. November: Heißer Verdacht I

November 8, 2008

Tele 5, 20.15 (Teil 1)

Tele 5, 22.30 (Teil 2)

Heißer Verdacht I (GB 1991, R.: Christopher Menaul)

Drehbuch: Lynda La Plante

DCI Jane Tennison soll in Soho den Mörder einer Prostituierten finden. Erschwert wird ihre erste Leitung bei einem Mordfall durch chauvinistische Kollegen und Vorgesetzte.

Ursprünglich war „Heißer Verdacht“ nur als Zweiteiler von jeweils 100 Minuten geplant. Aber der große Erfolg bei Publikum und Kritik führte zu sechs weiteren, ebenso erfolgreichen Folgen. Denn die Filme zeichnen ein realistisches Bild der Polizeiarbeit, sind spannende Thriller mit exzellenten Drehbüchern und außergewöhnlichen Leistungen der Schauspieler (wobei natürlich Helen Mirren im Zentrum der Aufmerksamkeit steht) und sie sind treffende Beschreibungen der englischen Gesellschaft und ihrer Probleme in den Neunzigern. Halt alles das, was deutschen Krimis oft fehlt.

„Heißer Verdacht“ wurde für zahlreiche Preise nominiert und erhielt unter anderem den Edgar-Allan-Poe-Preis für das beste Drehbuch.

Tele 5 zeigt an den kommenden Samstagen die ersten sechs „Heißer Verdacht“-Folgen.

Mit Helen Mirren, Tom Bell, John Benfield, John Bowe, Zoë Wanamaker, Bryan Pringle, Tom Wilkinson

Wiederholung des 1. Teils: Sonntag, 9. November, 02.40 Uhr (Taggenau!)

Wiederholung des 2. Teils: Montag, 10. November, 02.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Homepage von Lynda La Plante

BBC-Interview mit Lynda La Plante (2002)

Guardian: Harriet Lane porträtiert Lynda La Plante (26. September 2004)

The Independent: Danuta Kean porträtiert Landa La Plante (23. September 2007)

Telegraph: Judith Woods porträtiert Lynda La Plante (Oktober 2008)

LA Times: Lynn Smith über Lynda La Plante und den Einfluss von „Prime Suspect“ (Heißer Verdacht) auf Polizeiserien (20. September 2008)


TV-Krimi-Buch-Tipps online

November 7, 2008

Wow, sieht das gut aus! Deshalb gibt es in der Kriminalakte (gemäß den Grundsätzen einer ordentlichen Aktenführung) nur die wichtigen Schlagworte:

Während Daniel Craig im Kino 007 spielt, treten die anderen Bonds im heimatlichen Wohnzimmer auf. Auch Bienzle, Brunetti, Jack Ryan, Van Veeteren und Wallander dürfen böse Jungs jagen. DCI Tennison in den ersten beiden „Heißer Verdacht“-Folgen tut’s ebenfalls. Außerdem sehenswert sind Oliver Hirschbiegels Mario-Giordano-Verfilmung „Das Experiment“, Michael Hodges Ted-Lewis-Verfilmung „Get Carter“, Elio Petris Leonardo-Sciascia-Verfilmung „Zwei Sarge auf Bestellung“, Martin Ritts John-le-Carré-Verfilmung „Der Spion, der aus der Kälte kam“ (und anschließend die Doku „König der Spione – John le Carré“), David Cronenbergs John-Wagner/Vince-Locke-Verfilmung „A History of Violence“, die Orson-Welles-Filme „Citizen Kane“ und „Im Zeichen des Bösen“ (nach einem Roman von Whit Masterson), Jean-Pierre Jeunets Sébastien-Japrisot-Verfilmung „Mathilde – Eine große Liebe“, Martin Scorseses Nicholas-Pileggi-Verfilmung „Casino“, die RBB-Wim-Wenders-Nacht mit „Der amerikanische Freund“ (nach Patricia Highsmith), „Hammett“ (nach Joe Gores) und einem hier nicht erwähntem Überraschungsfilm und Dominik Grafs Kai-Meyer-Verfilmung „Das Gelübde“ (jaja, der zweite Nicht-Krimi in diesen Tipps).


TV-Tipp für den 7. November: Die Welt ist nicht genug

November 7, 2008

Falls das Kino Ihres Vertrauens ausverkauft ist, bietet dieses Werk ein Quantum Trost:

Pro 7, 20.15

JAMES BOND: Die Welt ist nicht genug (USA/GB 1999, R.: Michael Apted)

Drehbuch: Bruce Feirstein, Neal Purvis, Robert Wade

LV: Figur von Ian Fleming

Buch zum Film: Raymond Benson: The World is not enough, 1999 (Die Welt ist nicht genug)

Nachdem Öl-Mogul King im Hauptquartier von MI-6 in die Luft gesprengt wurde, wird Bond als Bodyguard für dessen schöne Tochter Elektra abgestellt.

Mit Michael Apted engagierten die Bond-Macher einen renomierten Regisseur (u. a. Gorky Park, Gorillas im Nebel, Halbblut, Nell), der bis dahin nicht durch Action-Filme aufgefallen war. Im Rahmen dieser Produktion wurde er zum willigen Erfüllungsgehilfen einer wie üblich haarsträubenden Geschichte.

Mit Pierce Brosnan, Sophie Marceau, Robert Carlyle, Denise Richards (trotz eines Razzie die beste Werbung für den unbeliebten Job eines Atomphysikers), Robbie Coltrane, Claude Oliver Rudolph, John Cleese, Serena Scott Thomas, Goldie

Wiederholung: Pro 7, Sonntag, 9. November, 23.00 Uhr


R. i. P. Michael Crichton

November 6, 2008

R. i. P. Michael Crichton (23. Oktober 1942 – 4. November 2008)

Der Autor, Regisseur und auch Arzt starb am Dienstag in Los Angeles als 66-jähriger an Krebs. Sein Studium verdiente er sich mit Krimis, die er unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichte. Eines davon war John Lange. Hard Case Crime veröffentlichte von acht Lange-Werken jüngst das Edgar-nominierte „Grave Descend“ und „Zero Cool“. Bekannt wurde er mit dem S-F-Werk „The Andromeda Strain“ (Andromeda). Kurz darauf drehte er nach seinem Drehbuch den S-F-Thriller „Westworld“. 1978 nach seinem auf Tatsachen basierendem Roman „The great train robbery“ (Der große Eisenbahnraub) den gleichnamigen Film.

In den folgenden Jahren stand sein Name für die kommerziell erfolgreiche Verbindung von wissenschaftlichen Erkenntnissen, ethnischen Fragen nach den Grenzen der Wissenschaft und einer spannenden Geschichte, die öfters auch einen S-F-Touch hatte. „Sphere“ (Die Gedanken des Bösen), „Congo“, Jurassic Park“, „Rising Sun“ (Nippon connection), „Disclosure“ (Enthüllung) und „State of Fear“ (Welt in Angst) waren Bestseller und, öfters die Vorlage, für Kinohits.

Daneben ist er auch für die langlebige Krankenhausserie „Emergency Room“ verantwortlich.

Nachrufe gibt es bei The Rap Sheet, Sarah Weinman (mit einem Statement von HCC-Herausgeber Charles Ardai), Huffington Post (AP-Journalistin Colleen Long), New York Times (derzeit nur Meldungen und ein Statement von Steven Spielberg, aber ein Nachruf folgt noch). SpiegelOnline (AFP), NZZ (dpa), Tagesspiegel (Gisela Ostwald), Frankfurter Allgemeine Zeitung (Hannes Hintermeier) und Süddeutsche Zeitung (Thomas Steinfeld).


Neu im Kino: The Chaser, James Bond 007 – Ein Quantum Trost

November 6, 2008

The Chaser (Südkorea 2008, R.: Hong-jin Na)

Drehbuch: Won-Chan Hong, Shinho Lee, Hong-jin Na

In Seoul hält ein Prostituiertenmörder eine weitere Frau gefangen. Ein Ex-Cop, der inzwischen ein Zuhälter ist, sucht sie.

In Korea war der Neo-Noir-Thriller ein Kinohit. Die meisten Kritiker sind ebenfalls begeistert von dem Werk und Hollywood hat sich selbstverständlich bereits die Remake-Rechte gesichert. In Deutschland ist der Kinostart sehr limitiert. In Berlin läuft er in einem Kino.

Hinweis

Film-Zeit über “The Chaser”

James Bond 007 – Ein Quantum Trost (GB 2008, R.: Marc Forster)

Drehbuch: Paul Haggis, Neal Purvis, Robert Wade

LV: Ian Fleming: Quantum of Solace, 1960 (Das Minimum an Trost, Ein Minimum an Trost [Kurzgeschichte])

Nun ist es soweit. Die Zeit der Vorberichte und Kritiken hat ein Ende. Der zweite Einsatz von Daniel Craig als 007 läuft heute an.

Der Konsens der Kritiker ist: Action gut, aber nicht so gut wie „Casino Royale“ und ganz weit weg von den uns Älteren vertrauten Bond-Modellen.

Die Story, aka Der Vorwand für ganz viele, ganz tolle Verfolgungsjagden und Actionszenen: James Bond will den Tod von seiner Geliebten Vesper Lynd rächen und legt sich mit der geheimnisvollen Organisation Quantum (ist wahrscheinlich ein Nachfolger von Spectre) an.

Mit Daniel Craig, Olga Kurylenko, Mathieu Amalric, Judi Dench, Giancarlo Giannini, Gemma Arterton, Jeffrey Wright, Jesper Christensen, Rory Kinnear

Hinweise

Englische Homepage zum Film (üppig)

Deutsche Version davon

Film-Zeit über “James Bond 007 – Ein Quantum Trost”

Meine Besprechung des James-Bond-Romans „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care) von Sebastian Faulks mit weiterführenden Links


TV-Tipp für den 6. November: Don Mariano weiß von nichts

November 6, 2008

ARD, 01.20

Don Mariano weiß von nichts (I/F 1967, R.: Damiano Damiani)

Drehbuch: Ugo Pirro, Daminano Damiani

LV: Leonardo Sciascia: Il giorno della civetta, 1961 (Der Tag der Eule)

In Sizilien wird ein Bauunternehmer ermordet. Hauptmann Bellodi will den Fall aufklären und legt sich mit den Mächtigen der Insel an.

„Der Tag der Eule“ ist der erste der sizilianischen Romane von Sciascia, in denen er gegen die Mafia und deren Verflechtungen mit der Politik anschrieb. Seine Bücher waren die Vorlage für einige der besten italienischen Polit-Thriller.

Damianis Verfilmung ist einer der frühen, stilbildenden Polit-Thriller in der Tradition von Costa-Gavras, Petri und Rosi. Damiani begründete unter anderem mit diesem Film seinen Ruhm.

„Sciascias extrem knappem Erzählstil entspricht in den Filmen eine vergleichsweise hastige Montage, die ein wenig von jener unerbittlichen Zwangsläufigkeit an sich hat, die sich in rasch und ohne Schnörkel inszenierten Szenenwechsel präsentiert. Sicher, die zynisch-spitzfindigen Dialoge Sciascias sind, verkürzt, doch die Filme gewinnen (…) gegenüber den Romanen an Anschaulichkeit.“ (Wolfgang Schweiger: Der Polizeifilm)

Mit Franco Nero, Claudia Cardinale, Lee J. Cobb, Serge Reggiani

Auch bekannt als „Der Tag der Eule“


Vier Volltreffer für die Hardboiled-Fans

November 5, 2008

Die zweite deutschsprachige Lieferung von Hard Case Crime enthält zwei bekannten Namen, zwei Debüts (eines wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, eines ist von einer Frau), drei neue Krimis und eine Wiederveröffentlichung. Damit ist auch die zweite Auswahl aus den inzwischen fast fünfzig originalen Hard-Case-Crime-Büchern überzeugend ausgefallen. Christa Fausts „Hardcore Angel“, Richard Aleas’ „Tod einer Stripperin“, Mickey Spillanes „Das Ende der Straße“ und, als einzige Wiederveröffentlichung, Donald E. Westlakes Frühwerk „Mafiatod“ sind alle höchst unterhaltsame Hardboiled-Geschichten, die sich nicht sonderlich um politische Korrektheit bemühen und, salopp gesagt, der Gegenentwurf zum skandinavischen Krimi und dem biederen Regiokrimi sind.

Die Großmeister: Mickey Spillane und Donald Westlake

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Als Erfinder des knallharte Privatdetektivs Mike Hammer wurde Mickey Spillane weltweit bekannt. Sein anderer Seriencharakter Tiger Mann und Einzelwerke, wozu auch prämierte Kinderbücher gehören, standen immer im Schatten dieses Erfolges. Die Leser liebten seine Geschichten voller Gewalt und Sex. Die Tugendwächter schlugen auf ihn ein, als ob er der Teufel persönlich wäre. Und in Deutschland erschienen seine Bücher immer wieder gekürzt und wanderten öfters auf den Index.

In den letzten Jahren veröffentlichte Spillane, der noch nie ein besonders produktiver Schreiber war, fast nichts mehr. Nach seinem Tod 2006 begann Max Allan Collins, ein glühender Spillane-Fan und sehr produktiver Autor, auf Spillanes Wunsch, deren unvollendete Manuskripte, wozu auch mehrere Mike-Hammer-Geschichten gehören, fertig zu stellen.

Als erstes erschien vor einem Jahr bei Hard Case Crime „Dead Street“, das jetzt als „Das Ende der Straße“ auf Deutsch veröffentlicht wurde. Es erzählt vom New Yorker Ex-Cop Jack Stang, einem typischen harten Dirty-Harry-Cop, der weiß, dass er ein Dinosaurier ist und der nie über den Tod seiner vor zwanzig Jahren ermordeten Freundin hinweggekommen ist. Doch jetzt, nach seiner Pensionierung, erfährt er, dass sie noch lebt und die Personen, die sie damals umbringen wollten, es heute immer noch tun wollen. Stang versucht seine alte Liebe wieder für sich zu gewinnen und sie vor den Bösewichtern zu beschützen. Dafür muss er zuerst herausfinden, warum die Mafia eine gewöhnliche Sekretärin umbringen will.

Im Gegensatz zu den früheren Spillane-Werken geht der Grandmaster der Mystery Writers of America hier wesentlich ruhiger zu Werk. Der gesamte Mittelteil widmet sich hauptsächlich dem Werben von Stang um seine totgeglaubte Liebe. Erst am Ende, in dem von Max Allan Collins geschriebenen Teil, wird geschossen.

Als Donald E. Westlake „Mafiatod“ schrieb, stand er ganz am Anfang seiner langen und erfolgreichen Karriere. Unter seinem Namen ist er heute vor allem als Autor der komischen Dortmunder-Serie bekannt; als Richard Stark schreibt er seit 1962 die düsteren Parker-Serie und einige Grofield-Romane. Daneben hat er, neben zahlreichen Einzelwerken, die meistens unter seinem richtigen Namen erschienen, unter verschiedenen Pseudonymen, wie Tucker Coe, mehrere kürzere Serien veröffentlicht. Außerdem schrieb Westlake zahlreiche Drehbücher. 1993 ernannte ihn die Mystery Writers of America zum Grandmaster und 1997 erhielt er für sein Lebenswerk den Anthony.

Davon ahnte er 1962, als er „Mafiatod“ veröffentlichte, noch nichts. Der Krimi beginnt mit der Rückkehr des dreiundzwanzigjährigen Ray Kelly von seinem dreijährigen Dienst bei der Air Force in Deutschland. Als er mit seinem Vater, dem Anwalt Willard Kelly, auf dem Highway von Manhattan unterwegs zum in einer Vorstadt von New York gelegenen elterlichen Haus ist, wird auf sie ein Anschlag verübt. Ray Kelly überlebt schwer verwundet. Er verliert sein rechtes Auge. Sein Vater das Leben. Als Kelly aus dem Krankenhaus entlassen wird, fordert ihn ein Mann auf, sofort die Stadt zu verlassen und ganz weit weg ein neues Leben zu beginnen. Aber Kelly möchte herausfinden, warum sein Vater sterben musste.

Als erstes findet er heraus, dass sein Vater in den Dreißigern in New York für den Schnapsschmuggler und Gangsterboss Eddie Kapp arbeitete. Und es kommt noch schlimmer für Ray Kelly.

Auf knapp zweihundert Seiten packt Donald E. Westlake, wie in den Parker-Romanen, mehr Twists, als ein heutiger Thriller auf der zwei- bis dreifachen Länge hat, und das Ende der Hardboiled-Geschichte ist immer noch schockierend-überraschend. Denn, soviel kann verraten werden, Familie ist die Hölle.

Junges Blut: Richard Aleas und Christa Faust

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Richard Aleas heißt im wirklichen Leben Charles Ardai und er gibt die Hard-Case-Crime-Reihe heraus. In seinem Romandebüt „Tod einer Stripperin“ überzeugt er, nach einigen Kurzgeschichten, auch als Romanautor.

Sein Debüt war für den Edgar- und den Shamus-Award nominiert. Der zweite Krimi mit Privatdetektiv John Blake „Songs of Innocence“ wurde in den Staaten ebenfalls abgefeiert und nur wegen einer Änderung der Zulassungskriterien wurde er, zum Bedauern vieler Autoren und Kritiker, nicht für den Shamus-Award nominiert.

In „Tod einer Stripperin“ will Privatdetektiv John Blake herausfinden, warum seine Schulfreundin Miranda Sugarmann keine geachtete Ärztin, sondern eine Stripperin in dem noch nicht einmal zweitklassigen New-Yorker-Nachtclub „The Sin Factory“ wurde und ermordet wurde. Dass John Blakes Chef Leo Hauser (der Name erinnert sicher nicht zufällig an Leo Haig, einem von Lawrence Block erfundenem Privatdetektiv. Ardai ist ein bekennender Block-Fan.) ihm rät, die Sache nicht zu verfolgen, kann Blake in seinem jugendlichen Leichtsinn nicht von diesem Fehler abhalten. Blake ermittelt einige unschöne Dinge über seine Highschoolliebe. Er beschäftigt sich mit seinen in den vergangenen zehn Jahren verlorenen Träumen. Denn als er die Schule verließ, wollte er nicht Privatdetektiv werden. Und er muss sich mit einigen wirklich üblen Gangstern auseinandersetzen.

Als erste und bislang einzige Frau bei Hard Case Crime wurde Christa Faust mit ihrem „Hardcore Angel“ von den Hardboiled-Fans begeistert aufgenommen. In den USA wurde der Roman bereits Monate vor dem offiziellen Erscheinen in den einschlägigen Blogs gelobt, nächstes Jahr wird er mit Sicherheit auf einigen Nominierungslisten stehen und Christa Faust schließt weitere Angel-Dare-Geschichten nicht aus.

In „Hardcore Angel“ gerät Angel Dare, ein ehemaliger Pornostar und Geschäftsführerin einer Sexmodelagentur, zufällig in eine leichenhaltige Geschichte um einen Koffer voller Geld und einen schwunghaften Sexsklavinnenhandel. Nach 250 Seiten hat Los Angeles einige Einwohner weniger und Angel Dare ist um einige Erfahrungen, wozu auch verschiedene Arten des Tötens gehören, reicher.

„Hardcore Angel“ ist ein wilder 250-seitiger Ritt durch die Schattenseiten Hollywoods mit einer glaubwürdigen Heldin und etlichen, sarkastisch geschilderten, Einblicken in das Sexfilmgeschäft.

Mickey Spillane: Das Ende der Straße

(übersetzt von Lisa Kuppler)

Rotbuch, 2008

224 Seiten

9,90 Euro

Originalausgabe

Dead Street

Hard Case Crime, 2007

224 Seiten

Hinweise

Meine Besprechung von Mickey Spillanes “Dead Street”

Weitere Informationen über Mickey Spillane

Donald E. Westlake: Mafiatod

(übersetzt von Ursula von Wiese – Ungekürzte, überarbeitete und nach dem Original ergänzte Fassung von Almuth Heuner)

Rotbuch, 2008

208 Seiten

9,90 Euro

Originalausgabe

361

Random House, 1962

Neuausgabe

Hard Case Crime, 2005

208 Seiten

Deutsche Erstausgabe

Höllenfahrt

Kurt Desch Verlag (Mitternachtsbücher), 1963

Hinweise

Homepage von Donald E. Westlake

Meine Besprechung des Dortmunder-Romans „What’s so funny?“

Meine Besprechung des Dortmunder-Romans „Watch your back!“

Meine Besprechung des Dortmunder-Kurzromans „Die Geldmacher“ (Walking around money; erschienen in „Die hohe Kunst des Mordens“ [Transgressions])

Meine Vorstellung der Parker-Serie, die Westlake als Richard Stark schreibt

Meine Besprechung des Parker-Romans „Ask the Parrot“

Meine Doppelbesprechung der Parker-Romane „Fragen Sie den Papagei“ (Ask the Parrot) und „Dirty Money“

Richard Aleas: Tod einer Stripperin

(übersetzt von Conny Lösch)

Rotbuch, 2008

256 Seiten

9,90 Seiten

Originalausgabe

Little Girl Lost

Hard Case Crime, 2004

224 Seiten

Hinweise

Richard Aleas stellt bei “My Book, the Movie” seinen Traumcast vor

Richard Aleas testet die Seite 69 von „Little Girl Lost“

Christa Faust: Hardcore Angel

(übersetzt von Almuth Heuner)

Rotbuch, 2008

256 Seiten

9,90 Euro

Originalausgabe

Money Shot

Hard Case Crime, 2008

256 Seiten

Hinweise

Homepage von Christa Faust

Meine Besprechung von „Hardcore Angel“ (Money Shot, 2008)

Kriminalakte über Christa Faust

Bonushinweise

Meine Besprechung der ersten drei deutschen Hard-Case-Crime-Bücher

Amerikanische Hard-Case-Crime-Seite

Deutsche Hard-Case-Crime-Seite


TV-Tipp für den 5. November: Der Körper meines Feindes

November 5, 2008

Das Vierte, 22.20

Der Körper meines Feindes (F 1976, R.: Henri Verneuil)

Drehbuch: Michel Audiard, Félicien Marceau, Henri Verneuil

LV: Félicien Marceau: Le Corps de mon ennemi, 1975

Leclerq saß sieben Jahre unschuldig im Knast. Jetzt kehrt er in sein stinkkorruptes Heimatstädtchen zurück und will sich rächen.

Ein Belmondo ohne Action und einer rückblendenlastigen Erzählstruktur. Das war damals eine Ausnahme im Belmondoschen Ouevre. Daher ist „Der Körper meines Feindes“ vor allem etwas für die Freunde des gut abgehangenen französischen Polit-Thrillers.

Mit Jean-Paul Belmondo, Bernard Blier, Marie-France Pisier


Cover der Woche

November 4, 2008


TV-Tipp für den 4. November: Immer Ärger mit Harry

November 4, 2008

WDR, 22.10

Immer Ärger mit Harry (USA 1955, R.: Alfred Hitchcock)

Drehbuch: John Michael Hayes

LV: Jack Trevor Story: The trouble with Harry, 1949

Einige anständige Menschen im beschaulichen, herbstlichen Vermont fühlen sich für Harrys Tod verantwortlich und wollen seine Leiche verschwinden lassen. Aber Harry taucht immer wieder auf, – besonders in den unpassendsten Momenten.

Hitchcocks Lieblingsfilm hält sich eng an das Buch; eine brillante satirische Untersuchung menschlichen Verhaltens. Entsprechend schwarz ist der Humor. Das Understatement des Films wird auch durch Bernard Herrmans Musik (seine erste Zusammenarbeit mit Hitchcock) unterstützt

Mit Shirley MacLaine, John Forsythe, Edmund Gwenn, Mildred Natwick, Jerry Mathers


Einige sachdienliche Hinweise

November 3, 2008

Die November-Ausgabe von “The Big Thrill”, dem Web-Magazin der ITW (International Thriller Writers), stellt unter anderem die neuen Werke von David Morrell (The Spy who came for Christmas), Clive & Dirk Cussler (Arctic Drift- mit Interview), Heather Graham (Dealdy Harvest – mit Interview) und Stuart MacBride (Flesh House) vor und es gibt extra ausgewiesene Interviews mit M. J. Rose und David Morrell. Er sagt unter anderem:

Before I start a project, I write a note to myself in which I answer the question, „Why is this project worth a year of my life?“ The answer needs to be something about trying new approaches and developing not only as a writer, but also as a person. The Spy Who Came for Christmas is my first true spy novel since Extreme Denial in 1996.  Back then, I decided I’d done everything I wanted in that particular type of thriller. But twelve years later, I see that genre in a new way and hope I brought something new to the game. My interior narrative in which Paul Kagan tells the spy’s version of the nativity story–that was my reason for writing the novel. I can’t tell you how much pleasure it gave me.

Colin Cotterill, der Autor von „Dr. Siri und seine Toten“ (The Coroner’s Lunch, 2005), macht sich bei „My Book, the Movie“ durchaus selbstironisch Gedanken über die Schauspieler, die seinen Helden Dr. Siri verkörpern könnten:

How am I ever going to break into Hollywood without a western protagonist? My sin, you see, is that all my characters are Lao. (…) I’ve done it all wrong. It’s back to the drawing board for me. I mean, how difficult can it be to write about a black superhero alcoholic or a kung-fuing panda? Really, I’m just making all this getting rich and famous a lot more difficult for myself than it really is.

In der Detroit Metro Times gibt es einen langen Artikel von Odell Waller über Loren D. Estleman (Yep, PI Amos Walker – und ohne deutschen Verlag, aber sehr produktiv) mit dem schönen Titel „The guy who isn’t Elmore Leonard“.

Krimiblogger Ludger spielte bei der Eröffnung des Hamburger Krimifestivals, während Liza Marklund ihr neues Buch vorstellte, den Liveblogger.

Zum Schluss gibt es noch den Hinweis auf den Literarischen Salon im BKA-Theater (Mehringdamm 34, Berlin-Kreuzberg) heute Abend um 20.30 Uhr mit den Krimiautoren Christoph Ernst, Alfred Hellmann und Oliver G. Wachlin.


TV-Tipp für den 3. November: Syriana

November 3, 2008

ZDF, 22.15

Syriana (USA 2005, R.: Stephen Gaghan)

Drehbuch: Stephen Gaghan

LV (Inspiration): Robert Baer: See No Evil: The True Story of a Ground Soldier in the CIA’s War on Terrorism, 2002 (Der Niedergang der CIA)

Ein sich aus einem guten Dutzend verschiedener Storys zusammensetzendes Porträts des weltweiten Kampfes um den Rohstoff Öl.

„Wir leben in einer komplizierten und schwierigen Zeit, und auf diese Komplexität möchte ich in ‚Syriana’ aus dem Bauch heraus reagieren, eine Erzählform dafür finden. Es gibt darin weder Schurken noch Helden, es gibt keine einfachen Lösungen. Die Figuren sind nicht im Sinne des üblichen Spannungsbogens konstruiert, ihre Geschichten münden nicht in nette kleine Lektionen fürs Leben, die bohrenden Fragen werden nicht beantwortet. Vielmehr hoffe ich, dass uns der Film durch sein offenes Ende noch mehr unter die Haut geht, uns länger im Gedächtnis bleibt. Das erschien mir als die ehrlichste Reaktion auf die Welt nach dem 11. September, in der wir alle leben müssen.“ (Stephen Gaghan in den der DVD beiliegenden Filminformationen)

Stephen Gaghan wendet bei „Syriana“ die bereits in seinem oscarprämiertem Drehbuch „Traffic“ erprobten Erzählprinzipien an und liefert einen weiteren komplexen Politthriller für ein denkendes Publikum.

„Syriana“ wurde mit Nominierungen und Preisen überschüttet. Der wichtigste für uns Krimijunkies ist dabei der Edgar-Allan-Poe-Preis, den Gaghan für sein Drehbuch erhielt.

Mit George Clooney, Matt Damon, Jeffrey Wright, Chris Cooper, William Hurt, Mazhar Munier, Tim Blake Nelson, Amanda Peet, Christopher Plummer, Alexander Siddig, Robert Foxworth

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Cinematical: Interview mit Stephen Gaghan (Dezember 2005)

Charlie Rose Show mit Stephen Gaghan (Dezember 2005)

Creative Screenwriting Magazine: Podcast mit Stephen Gaghan (Januar 2006)

Drehbuch „Syriana“ von Stephen Gaghan

Film-Zeit über „Syriana“


TV-Tipp für den 2. November

November 2, 2008

Columbo, zum Dritten:

SRTL, 22.25

Columbo: Tödliche Trennung (USA 1971, R.: Steven Spielberg)

Drehbuch: Steven Bochco

LV: Richard Levinson, William Link (Charakter)

Ken Franklin und Jim Ferris sind ein erfolgreiches Krimiautorenduo. Als Ferris alleine schreiben will, bringt sein untalentierter Partner ihn um. Sein Alibi ist so gut, dass Lieutenant Columbo ermitteln muss.

Spielberg drehte nachher einige Filme, die sich fest in der Top-10 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten behaupten.

Bochco erfand einige bahnbrechende TV-Serien, wie „Polizeirevier Hill Street“. Sein erstes Columbo-Drehbuch wurde für den Emmy und den Edgar nominiert.

Ihre Zusammenarbeit markiert den offiziellen Start der erfolgreichen Columbo-Reihe innerhalb der Reihe „NBC Mystery Movie“. „Tödliche Trennung“ ist ein guter TV-Krimi (Gut, das ist jetzt Understatement.) mit einigen ungewöhnlichen Kameraeinstellung und all den Elementen, die Columbo so erfolgreich beim Publikum macht(e).

Mit Peter Falk, Jack Cassidy, Rosemary Forsyth, Martin Milner, Barbara Colby


TV-Tipp für den 1. November

November 1, 2008

SRTL, 22.10

Columbo: Lösegeld für einen Toten (USA 1971, R.: Richard Irving)

Drehbuch: Dean Hargrove, Gene Thompson (ungenannt), Richard Levinson (Geschichte), William Link (Geschichte)

LV: Richard Levinson, William Link (Charakter)

Anwälting Leslie Williams entsorgt ihren Mann im Meer. Um nicht als Mörderin verdächtigt zu werden, inszeniert sie die Entführung ihres toten Gatten. Dummerweise wird Columbo mit den Ermittlungen betraut.

Der zweite Pilot-Film nach „Mord nach Rezept“ (dem verfilmten Theatestück, das damals nur als Einzelstück geplant war) und vor dem offiziellen ersten Columbo-Film „Tödliche Trennung“, der morgen Abend gezeigt wird..

Mit Peter Falk, Lee Grant, John Fink, Harold Gould