Guter Anfang, sehr schwacher Rest

Mai 20, 2009

Farrow - Eishauch

(Kurze Warnung: Diese Besprechung ist nicht spoilerfrei.)

Nachdem Thomas Wörtche und Tobias Gohlis John Farrows „Eishauch“ überschwänglich loben und er vor einem Jahrzehnt für den Arthur-Ellis-Preis nominiert war, erwartete ich natürlich einiges von diesem engbedruckten 600-seitigen Werk und wurde bitter enttäuscht. Denn für mich ist „Eishauch“ kein fast perfekter Roman, sondern ein Roman mit einem guten Anfang, einer sehr zähen Mitte und einem für einen Polizeiroman albernen Ende.

„Eishauch“ beginnt mit einem Prolog, der mir beim Lesen gefallen hat, aber letztendlich, wie ein Vorwort, überblättert werden kann. In ihm erhält Detective Emile Cinq-Mars in einem Lagerhaus in Montreal das Angebot, bei der Spezialeinheit Wolverines mitzumachen. Die Einheit soll den Krieg der Hells Angels gegen die Rock Machine beenden und den Zaren, den großen, unbekannten Hintermann, überführen. Während des Treffens explodiert vor ihren Augen das Auto des Bankers der Hells Angels.

Cinq-Mars ist der sattsam bekannte harte, einzelgängerische Bulle mit der überragenden Verhaftungsquote. Außerdem, was ihn von einigen anderen Ermittlern unterscheidet (und dem Autor beim Plotten viel Arbeit erspart), erspürt Cinq-Mars die Täter. Selbstverständlich lehnt er das Angebot der Wolverines (die später nicht mehr auftauchen) ab.

Weiter geht’s im ersten Teil einige Monate später. Am Heiligabend wartet Cinq-Mars mit seinem neuen Partner Bill Mathers auf einen angekündigten Drogendeal. Die Information hat Cinq-Mars von einem seiner vielen, unentgeltlich arbeitenden Informanten erhalten. Der Deal findet nicht statt, aber sie finden in einer ausgeräumten Wohnung einen toten Weihnachtsmann, der einer von Cinq-Mars’ Spitzel war und ein Schild mit den eindeutigen Worten „Frohe Weihnachten, M5“ hält. Der angesprochene Cinq-Mars will natürlich den Mörder finden und seine beste Spur führt über eine Autowerkstatt zu einem russischen Schiff. Beide Orte gehören zu einer Autoschieberbande, die gute Kontakte zur Polizei hat, und auch irgendwie mit den sich bekämpfenden Rockerbanden verknüpft ist

Ungefähr zur gleichen Zeit rekrutiert Selwyn Norris (über dessen Hintergrund wir lange nichts erfahren) die Studentin Julia Murdick für einen Undercover-Einsatz. Sie soll die Tochter eines Bankers spielen, der den im Prolog ermordeten Banker bei den Bikern ersetzen soll. Und der Journalist Okinder Boyle soll die Hintergründe des Weihnachtsmann-Mordes recherchieren.

Dazwischen bringen die Rocker mit weiteren Bombenattentaten sich und auch ein unschuldiges Kind um. Aber das beeinflusst die Ermittlungen von Cinq-Mars nicht weiter. Der russische und der amerikanische Geheimdienst sind auch irgendwie involviert und die Mafia begnügt sich mit einem Platz auf den Zuschauerrängen.

In der Mitte schleppt sich die Geschichte dann teilweise über Dutzende von Seiten ohne einen erkennbaren Fortschritt hin. Es passiert nichts wichtiges, aber es ist genug Zeit, die gesamte Konstruktion und Logik der Geschichte zu überdenken. Dazu gehören Fragen, wie warum eine Studentin für einen gefährlichen Undercover-Einsatz rekrutiert wird. Warum sie mitmacht. Warum immer wieder Menschen vollkommen grundlos sie selbst schwer belastende Geständnisse ablegen. Warum Cinq-Mars ein Netz von Informanten hat, die ihm ohne Gegenleistung und anonym Tipps geben. Warum John Farrow unbedingt Rockerbanden, Mafia, Geheimdienste, korrupte Polizisten und das friedliche Landleben in einer Geschichte miteinander verbinden muss. Warum das alles nicht um die Hälfte gekürzt wurde. Dann könnte „Eishauch“ als netter Thriller durchgehen, aber bei sechshundert Seiten bleibt beim Lesen auch genug Zeit, um zu viele Logiklöcher zu entdecken und sich über Klischees und, gegen Ende, rapide zunehmenden ad-hoc-Entwicklungen zu stören.

Das letzte Drittel lebt nur noch von Cinq-Mars’ erratischen Ermittlungsmethoden. Er beschuldigt willkürlich Verbrecher und Polizisten. Er nimmt die Beschuldigungen ebenso willkürlich wieder zurück. Trotzdem helfen ihm einige der Beschuldigten weiter, anstatt von zu Schweigen. Er arbeitet mit Selwyn Norris zusammen, weil er ihm die Wahrheit erzählt (Cinq-Mars weiß das. Ein normaler Ermittler würde Norris wahrscheinlich verhaften.). Und dann gibt es immer wieder Stellen, die einen verwundert den Kopf schütteln lassen. Da schreibt John Farrow auf gut zehn Seiten mäßig spannend, wie eine Bombe in einem parkenden Auto platziert wird. Nachdem die Bösewichte einen kurzen Streit über die Zündung der Bombe haben, explodiert sie und das mit vier Personen besetzte Auto geht in die Luft. Erst zwei Seiten später erfahren wir, dass Cinq-Mars in dem Auto war und leicht verletzt überlebte. Die Namen der drei Mitpassagiere erfahren wir, bis auf Bill Mathers, der sofort zu dem verletzten Cinq-Mars eilt, dann teilweise durch eifriges Vor- und Zurückblättern. Cinq-Mars als echter Held geht natürlich nicht ins Krankenhaus (Kopfwunde? Pah!) und in der nächsten Szene, einige Stunden später, eilt er von Verhörzimmer zu Verhörzimmer.

Wer allerdings glaubt, dass es nicht noch schlimmer kommen kann, darf auf den letzten Seiten die Befreiung einer Geisel auf dem russischen Schiff lesen.

Natürlich vertraut Cinq-Mars nicht auf die korrupte Polizei, sondern er holt seine pensionierten Kumpels. Sie laufen auf das Schiff (Eine Wache gibt es nicht. Die Bösen sind alle irgendwie im Schiffsbauch beschäftigt.). Cinq-Mars organisiert einen Stromausfall von genau 200 Sekunden (Uh, warum 200? Warum nicht 100? Oder einfach eins, zwei, drei Minuten? Vor allem wozu?). Im Maschinenraum stellen sie dann fest, dass die Notbeleuchtung doch noch brennt und sie so zum Glück etwas sehen (Ja, so ein großes Schiff ist unter Deck schon ein ziemlich dunkles Teil). Es wird ein wenig herumgeballert und Cinq-Mars kann die schöne Maid retten. Der Bösewicht entkommt; wenigstens vorläufig.

Und ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das nach einem guten Auftakt so stark abbaute.

John Farrow: Eishauch

(übersetzt von Friederike Levin)

Knaur, 2009

592 Seiten

8,95 Euro

Originalausgabe

City of Ice

Century Books, London, 1999

Hinweise

Wikipedia über John Farrow

January Magazine: Interview mit John Farrow

Arte: Die Besprechungen von Thomas Wörtche und Tobias Gohlis


Die Nominierungen für den Anthony Award 2009

Mai 20, 2009

Heute wurden diese Werke für den diesjährigen Anthony Award nominiert:

BEST NOVEL
Trigger City by Sean Chercover [William Morrow]
The Brass Verdict by Michael Connelly [Little, Brown and Company]
Red Knife by William Kent Krueger [Atria]
The Girl With the Dragon Tattoo by Stieg Larsson [Knopf]
The Cruelest Month by Louise Penny [Minotaur]

BEST FIRST NOVEL
Pushing Up Daisies by Rosemary Harris [Minotaur]
Stalking Susan by Julie Kramer [Doubleday]
The Girl With the Dragon Tattoo by Stieg Larsson [Knopf]
Death of a Cozy Writer by G.M. Malliet [Midnight Ink]
Child 44 by Tom Rob Smith [Grand Central]

BEST PAPERBACK ORIGINAL
The First Quarry by Max Allan Collins [Hard Case Crime]
Money Shot by Christa Faust [Hard Case Crime]
State of the Onion by Julie Hyzy [Berkley]
In a Dark Season by Vicki Lane [Dell]
South of Hell by P.J. Parrish [Pocket Star]

BEST SHORT STORY
„The Night Things Changed“ by Dana Cameron from Wolfsbane and  Mistletoe [Ace]
„A Sleep Not Unlike Death“ by Sean Chercover from Hardcore Hardboiled [Kensington]
„Killing Time“ by Jane K. Cleland from Alfred Hitchcock’s Mystery Magazine (November)
„Skull and Cross Examination“ by Toni L. P. Kelner from Ellery Queen’s Mystery Magazine (February)
„Scratch a Woman“ by Laura Lippman from Hardly Knew Her [William Morrow]
„The Secret Lives of Cats“ by Kristine Kathryn Rusch from Ellery Queen’s Mystery Magazine (July)

BEST CRITICAL NONFICTION WORK
African American Mystery Writers: A Historical and Thematic Study by Frankie Y. Bailey [McFarland]
How to Write Killer Historical Mysteries by Kathy Lynn Emerson [Perseverance Press]
Anthony Boucher: A Biobibliography by Jeffrey Marks [McFarland]
The Suspicions of Mr. Whicher: A Shocking Murder and the Undoing of a Great Victorian Detective by Kate Summerscale [Walker & Company]

BEST CHILDREN’S/YA NOVEL
The Crossroads by Chris Grabenstein [Random House]
Paper Towns by John Green [Dutton Juvenile]
Kiss Me, Kill Me by Lauren Henderson [Delacorte]
The Mysterious Benedict Society and the Perilous Journey by Trenton Lee Stewart [Little, Brown]
Sammy Keyes and the Cold Hard Cash by Wendelin Van Draanen [Knopf]

BEST COVER ART
Death Was the Other Woman designed by David Rotstein and written by Linda L. Richards [Minotaur]
Death Will Get You Sober designed by David Rotstein and written by Elizabeth Zelvin [Minotaur]
The Fault Tree designed by David Rotstein and written by Louise Ure [Minotaur]
The Girl With the Dragon Tattoo designed by Peter Mendelsund and written by Stieg Larsson [Knopf]
Money Shot designed by Steve Cooley and written by Christa Faust [Hard Case Crime]

SPECIAL SERVICE AWARD
Jon and Ruth Jordan
Ali Karim
David Montgomery
Gary Warren Niebuhr
Sarah Weinman

Die Gewinner werden am Samstag, den 17. Oktober 2009, auf der Bouchercon in Indianapolis bekannt gegeben.

(Dank an Sarah Weinman für die Infos.)


Kleinkram: „Sherlock Holmes“-Trailer online – und viele Buchempfehlungen

Mai 20, 2009

SHERLOCK HOLMES: Der erste Trailer zur Sherlock-Holmes-Neuinterpretation von Guy Ritchie ist online:

Die-hard-Holmes-Fans dürften an diesem Actionspektakel wenig Freude haben. Für sie erschien vor einigen Tagen das neunstündige Hörbuch „The Adventures of Sherlock Holmes“ (Bertz + Fischer). David Ian Davies liest die erste Sammlung von Holmes-Abenteuern vor. Im Original.

Wer’s lieber übersetzt hat kann sich „Sherlock Holmes Geschichten“ (Diogenes, Neuauflage) oder „Sherlock Holmes Kriminalgeschichten“ (dtv, anscheinend neue Übersetzungen)  schnappen. In beiden Büchern sind mehrere Geschichten mit dem Meisterdetektiv versammelt.

Ich werd mir jetzt den Trailer noch mal ansehen. Nach dem Trailer könnte der Film als Action-Comedy funktionieren.

James Reasoner feiert „The Midnight Room“ von Ed Gorman ab und versteckt in seiner Besprechung diese interessante Betrachtung:

In too many contemporary thrillers, the reader never learns much about the characters beyond what they need to know for the plot. In too much literary fiction, the author provides such an abundance of information about the characters that nothing ever happens; there’s no room for anything else.

John Harvey nennt zwanzig Krimis, die er immer wieder liest. Eine feine Liste.

Der Nerd of Noir ist von Ken Bruens neuem Jack-Taylor-Roman „Sacntuary“ begeistert.


TV-Tipp für den 20. Mai: Mörderischer Engel

Mai 19, 2009

HR, 23.50

Mörderischer Engel (F 1985, R.: Jacques Deray)

Drehbuch: Jacques Deray, Michel Audiard

LV: Derek Raymond (Robin Cook): He died with his eyes open, 1984 (Er starb mit offenen Augen)

Hat die schöne Barbara den Pianisten umgebracht? Inspektor Staniland versetzt sich immer mehr in die Persönlichkeit des Toten und verliebt sich in Barbara.

Nicht so düster wie das Buch (der erste Band der Factory-Serie), in Teilen sogar langatmig, aber solide aufgebaut, mit zahlreichen Anleihen beim „Film Noir“ und zwei wundervollen Hauptdarstellern: Michel Serrault und Charlotte Rampling

Hinweise

Wikipedia über Derek Raymond (sehr ausführlich)

Krimi-Couch über Derek Raymond

Mordlust über Derek Raymond

Times Online: The 50 greatest Crime Writers of all Times – No. 30: Derek Raymond (17. April 2008)

The Nation: Charles Taylor über Derek Raymond (17. Dezember 2008)


Cover der Woche

Mai 19, 2009

Leonard - Beruf Killer


TV-Tipp für den 19. Mai: L. A. Confidential

Mai 19, 2009

Kabel 1, 20.15

L.A. Confidential (USA 1997, R.: Curtis Hanson)

Drehbuch: Brian Helgeland

LV: James Ellroy: L. A. Confidential, 1990 (Stadt der Teufel, L. A. Confidential)

Drei unterschiedliche Polizisten versuchen einen Mord aufzuklären und müssen dabei einen tiefen Sumpf aus Drogen, Sex, Gewalt und Abhängigkeiten trockenlegen.

Grandiose Verfilmung eines grandiosen Buches, das den Deutschen Krimipreis erhielt.

Brian Helgeland schaffte das scheinbar unmögliche: er raffte den 500-seitigen Thriller gelungen zu einem etwa zweistündigen Film zusammen und erhielt dafür den Edgar, den Preis der Writers Guild of America und einen Oscar. Kim Basinger für ihre Rolle als Edelhure erhielt ebenfalls die begehrte Trophäe.

Mit Guy Pearce, Russell Crowe, Kevin Spacey, Kim Basinger, Danny DeVito


Kleinkram: Interviews mit Andreas Steinhöfel, Elmore Leonard und Harlan Coben, Neuigkeiten zu „Killshot“, Filmbesprechungen von „Das Fenster zum Hof“ und „Gewagtes Alibi“

Mai 18, 2009

Bei Planet Interview beantwortet Jugendkrimibuchautor Andreas Steinhöfel viele Fragen:

Nur aus Konflikten entsteht eine Bewegung, sowohl im Kopf als auch nach außen. Entwicklung findet immer unter Gegensätzen, die aufeinander prallen, statt. Nichts passiert von allein.

Warum er Krimis schreibt:

Mit Kriminalgeschichten hält man Kinder mit am besten bei der Stange. Es ist ein probates Mittel, um Inhalte zu transportieren, sozusagen die ideale Art, Unterhaltung mit Anspruch zu paaren. (…) Wenn am Schluss nur die Unterhaltung für den kindlichen Leser übrig bleibt, ist das in Ordnung für mich. Wenn die sagen: Das war eine spannende Abenteuergeschichte, ein cooler Krimi, super. Aber es sind dann immer welche da, die tiefer sehen, die erkennen, dass Rico nicht der gängige Held aus dem Kinderbuch ist.

Und was er selbst liest:

Wenn ich dann wirklich Zeit zu lesen habe, dann sind es letztendlich immer die Engländer oder Amerikaner, die ich lese. Ich mag, wie sie Unterhaltung mit Anspruch kombinieren. Deutsche Literatur ist mir fast immer zu kopflastig.

Ach, lest das ganze Interview.

In den USA ist Elmore Leonards neuer Roman „Road Dogs“ erschienen.  Bei Amazon.com gibt’s ein Interview. Duane Swierczynski hat ihn getroffen und er hat auch gleich noch ein schon etwas älteres Interview gepostet:

I’m always making it up as I go along. The first 100 pages seem to work, because I’m introducing characters, and we find out what their angle is. But then from 100–and I always think of it that way, in three parts—but from 100 to 200 is when I have to do a little plotting. And I don’t want the plot to be obvious. I want the reader to wonder what’s going to happen and be surprised at what develops. Because now in that second act some of the secondary characters will get into action. And then, of course, the third act, in the past my manuscripts all run around 350-360 pages, around in there. So once I approach page 300, I have to start thinking of the ending. And there are always several different ways you can end it. I choose one that I like and just go for it.

Bleiben wir bei Elmore Leonard. In den USA erscheint die, nach den Kritiken durchaus gelungene, hochkarätig besetzte Leonard-Verfilmung „Killshot“ jetzt Ende Mai direkt auf DVD. Hier eine DVD-Kritik, hier die Besprechung der New York Times:

‘Killshot’’ is a tough, uncompromising picture that has much more in common with the no-hope noirs of the ‘40s and ‘50s than with the test-marketed pap no one is ashamed to release today. Hossein Amini’s screenplay misses Mr. Leonard’s dark humor, but that’s a small price to pay for preserving his hardnosed tone. Caleb Deschanel’s photography puts a wintry sheen on the frozen industrial Midwest. And Mr. Madden, whose career has stumbled since ‘‘Shakespeare in Love,’’ directs with tight control and an obvious love for actors.

Die da wären: Diane Lane, Mickey Rourke, Thomas Jane, Hal Holbrook, Rosario Dawson, Joseph Gordon-Levitt.

Eigentlich sollte „Killshot“ bereits 2007 starten und es war auch ein deutscher Kinostart geplant. In der IMDB steht, dass „Killshot“ am 16. Juli in Deutschland starten soll. Dann hoffe ich mal, dass das stimmt. Ansonsten wird sich die DVD besorgt.

Vor einigen Tagen erschien bei Bertz + Fischer das knapp achtstündige Hörbuch „Killshot“. Rider Strong (Das Leben und ich, Cbin Fever) liest das gesamte Buch ungekürzt vor.

Die Übersetzung von „Killshot“ erschien vor Jahren bei Heyne als „Beruf: Killer“ und wenn Sie es in einem Antiquariat finden, schlagen sie zu.

Harlan Coben hat einen neuen Myron-Bolitar-Roman veröffentlicht. The Rap Sheet fragt ihn zu „Long Lost„, der Verfilmung von „Tell no one“ (Kein Sterbenswort), seiner Beziehung zu Frankreich und dem ganzen Rest:

I’m not a big researcher; most of the stuff I already knew about, or I made up. One of the things I’ve always said is that “Hey, I don’t need to do much research, as I don’t write the big international thrillers, with big conspiracies.” But now I’ve done it! Again, it’s about trying to do new things. You see, for Long Lost I had this idea: a small-scale tragedy with one of Myron’s old girlfriends, Terese Collins, whose story I never finished anyway; and then [in Long Lost] I watched it blossom into something much bigger.

Drehbuchautor William Martell schreibt über seinen Lieblingsfilm „Rear Window“ (Das Fenster zum Hof, USA 1954, Regie: Alfred Hitchcock, Drehbuch: John Michael Hayes, nach einer Kurzgeschichte von Cornell Woolrich) eine ausführlich, kundige Analyse.

Ach, da krieg ich doch glatt  Lust, den Film wieder zu sehen.

Und der Noir of the Week ist „Criss Cross“ (Gewagtes Alibi, USA 1948). Regie führte Robert Siodmak. Das Drehbuch ist von Daniel Fuchs und basiert auf dem Roman von Don Tracy. Burt Lancaster, Yvonne De Carlo und Dan Duryea spielen mit.

Auch ein sehr sehenswerter Film (ich habe ihn erst vor kurzem gesehen), der seit Ewigkeiten nicht mehr im Fernsehen lief. Aber die DVD ist günstig erhältich.


TV-Tipp für den 18. Mai: Violette Nozière

Mai 17, 2009

Arte, 21.00

Violette Nozière (F/Can 1978, R.: Claude Chabrol)

Drehbuch: Odile Barski, Hervé Bromberger, Frédéric Grendel

LV: Jean-Marie Fitère: Violette Nozière, 1975 (Violette Nozière)

Paris 1933: Die siebzehnjährige Violette Nozière führt ein Doppelleben. Sie will aus ihrer kleinbürgerlichen Existenz ausbrechen. Das scheint nur zu gehen, indem sie ihre Eltern umbringt. Sie wird verhaftet und zum Tod verurteilt.

Damals erregte der Fall in Frankreich großes Aufsehen. Surrealistische Dichter verklärten die Angeklagte zu einer Heldin gegen die bürgerliche Familie. Aragon, Magritte, Simone de Beauvoir und Piere Brasseur waren von Violette Nozière und ihrer widersprüchlichen Persönlichkeit gefesselt. Chabrol zeigt diese Widersprüche mit zahlreichen Rückblenden. Fast allen Handlungen von Violette Nozière können mehrere, einander widersprechende Motive zugeordnet werden.

Einer von Chabrols besten Filmen, inszeniert mit seinen bewährten Schauspielern Isabelle Huppert, Stéphane Audran und Jean Carmet

Wiederholung: Dienstag, 2. Juni, 00.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über Claude Chabrol

Senses of Cinema über Claude Chabrol

Wikipedia über „Violette Nozière“


TV-Tipp für den 17. Mai: Columbo: Ein Hauch von Mord

Mai 17, 2009

Direkt nach der „Leiche zum Dessert“ (Das Vierte, 20.15 Uhr) gibt’s einen weiteren Peter-Falk-Film

SRTL, 22.10

Columbo: Ein Hauch von Mord (USA 1973, R.: Jeannot Szwarc)

Drehbuch: Jackson Gillis, Myrna Bercovici (Geschichte)

Erfinder: Richard Levinson, William Link

Eine Kosmetikdiva erschlägt ihren Ex, weil dieser ihre Formel für eine revolutionäre Antifaltencreme an ihren Erzfeind verkaufen wollte. Lt. Columbo beginnt den Mörder zu suchen.

Allein schon wegen der Besetzung sehenswert.

Mit Peter Falk, Vera Miles, Martin Sheen, Vincent Price


Zwischenbemerkung zu Suhrkamp Krimi und Unionsverlag Metro

Mai 16, 2009

Nachdem Ulrich Deurer im Titel-Magazin, wie viele andere, die Metro-Reihe des Unionsverlages lobt und sie positiv gegen die demnächst startende Krimireihe des Suhrkamp-Verlages absetzt, sollten wir einen Blick auf die ersten Metro-Bücher werfen:

Jean-Claude Izzo: Total Cheops (Frankreich)

Helen Zahavi: Donna und der Fettsack (England)

Walter Mosley: Socrates in Watts (USA – ein damals bereits bekannter Name)

Stan Jones: Weißer Himmel, schwarzes Eis (USA – Fraglich, ob seine neuesten Bücher übersetzt werden)

Christopher G. Moore: Haus der Geister  (in Bangkok lebender Kanadier – es wurden nur drei von zehn Calvino-PI-Krimis übersetzt)

Rebecca Bradley, Stewart Sloan: Temutma (als Mix aus Krimi und Horror etwas neues)

Chester Himes: Plan B (Wiederveröffentlichung)

Jon Ewo: Torpedo (Skandinavien; allerdings Hardboiled-Gangsterkrimi und der dritte Band der Trilogie wurde nicht mehr übersetzt)

Mongo Beti: Sonne, Liebe, Tod (Afrika)

Jerry Raine: Frankie Bosser kommt heim (England, Gangsterkrimi – keine weiteren Übersetzungen)

Ein durchaus durchwachsener Start mit bekannten Gegenden, bekannten Genrevarianten und bekannten Autoren. Letztendlich hat sich, als Neuentdeckung, nur Izzo bei uns durchgesetzt.

Denn von Zahavi, Mosley und Himes erschienen bereits bei anderen Verlagen Übersetzungen.


TV-Tipp für den 16. Mai: Eine Leiche zum Dessert

Mai 15, 2009

Nachdem ich gestern zwei „Columbo“-Folgen gesehen und heute den neuen, grandiosen „100 Bullets“-Band „Du sollst nicht töten“ (dieses Mal liefern Azzarello/Risso eine Hardboiled-PI-Geschichte) gelesen habe, kann es nur einen Film als Tipp des Tages geben:


Das Vierte, 16.05

Eine Leiche zum Dessert (USA 1976, R.: Robert Moore)

Drehbuch: Neil Simon

Ein Millionär lädt die berühmtesten Detektive der Welt ein. Er behauptet, sie könnten einen Mord nicht aufklären, der um Mitternacht stattfinden wird. Die Detektive sehen das anders.

Neil Simon zieht in seiner Krimikomödie die Images der bekanntesten, literarischen Detektive der Welt (hier: Miss Marple, Hercule Poirot, Sam Spade, Nick Charles aka Der dünne Mann mit Gattin Nora, Charlie Chan) und die Prinzipien des Whodunits durch den Kakao. Ein köstlicher Spaß – nicht nur für Genre-Fans.

Verkörpert werden die Meisterdetektive und Tatverdächtige u. a. von Truman Capote, Peter Falk, Alec Guiness, David Niven, Peter Sellers

Wiederholung: Sonntag, 17. Mai, 20.15 Uhr


Kleinkram

Mai 15, 2009

Vor über einem halben Jahr habe ich geschrieben, dass die „Neues vom Wixxer“-Macher auch Jerry Cotton verfilmen wollen. Jetzt sind sie beim Drehen und die Berichte vom Pressetreffen beim Dreh (natürlich hier in Berlin) lassen schlimmes erahnen. Der eine verwechselt Jerry Cotton mit Perry Rhodan (HaHa!), der andere findet die Hefte langweilig und der Produzent meint:

Wir drehen drei Viertel in Berlin und ein Viertel in Hamburg. Ganz am Ende drehen wir zwei oder drei Tage in New York. 90 Prozent der Zuschauer werden nicht merken, dass fast alles hier gedreht wurde.

Oh, und das ganze soll keine Parodie, sondern eine Action-Komödie sein. 2010 im Kino ihres Vertrauens.

Schnittberichte meldet, dass die Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ dieses Jahr auf DVD erscheinen soll. Das ist aus zwei Gründen bemerkenswert: es ist weltweit die erste DVD-Veröffentlichung des Burt-Reynolds-Films und es wird die ungekürzte Version veröffentlicht. In unseren Kinos und im TV lief bislang immer eine gekürzte Version.

Beim Rap Sheet gibt’s ein Interview mit Lee Child.

Bei Irresistible Targets eines mit Michael Connelly – und Crimespree Cinema weist auf die Videos zu seinem neuen Roman hin.


Neu im Kino: Illuminati, Im Sog der Nacht

Mai 15, 2009

Illuminati (Angels & Demons, USA 2009, R.: Ron Howard)

Drehbuch: David Koepp, Akiva Goldsman

LV: Dan Brown: Angels & Demons, 2000 (Illuminati)

Der Papst ist tot. Die Illuminati wollen jetzt den Vatikan mit einer Antimateriebombe vernichten und Symbolologe Robert Langdon soll im Auftrag der katholischen Kirche die Zeichen entziffern und so das Schlimmste verhindern.

Zweite Dan-Brown-Verfilmung, die kommerziell natürlich jenseits jeder Kritik steht, auch wenn bei „Rotten Tomatoes“ die positiven und negativen Stimmen zu ausgewogenen 50 Prozent Frische (also schnell essen oder wegwerfen) kommen und sich immerhin einig sind, dass „Illuminati“ besser als der „Da Vinci Code“ ist.

Stellvertretend: „zweieinhalb Stunden heiteren Stuss, der am meisten Spaß macht, wenn man gar nicht erst zu verstehen versucht, was die gehetzten Typen auf der Leinwand da beim Hin- und Herrennen, aber auch Hin- und Herfahren, Hin- und Herfliegen und Hin- und Herhüpfen gerade von Konklave, Bernini, Illuminati, Galileo – und wie diese ganzen anderen komischen lateinischen Fachausdrücke noch so heißen – erzählen.“ (Jens Balzer, Berliner Zeitung 12. Mai 2009)

Tja, vielleicht doch besser wieder „Illuminatus!“ von Robert Shea und Robert A. Wilson lesen.

Ansonsten:

Dan Browns neuer Roman „The lost symbol“ erscheint am 15. September in den USA.

„The Da Vinci Code – Sakrileg“ läuft am Sonntag, den 17. Mai, um 20.15 Uhr auf Pro  7; die Wiederholung gibt’s am Montag, den 18.  Mai, um 09.15 Uhr.

Mit Tom Hanks, Ewan McGregor, Ayelet Zurer, Stellan Skarsgård, Pierfrancesco Favino, Nikolaj Lie Kaas, Armin Mueller-Stahl

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Illuminati“

Wikipedia über Dan Brown

Homepage von Dan Brown

Deutsche Homepage von Dan Brown

Spielfilm.de: Interview mit Dan Brown (13. Mai 2009)

Im Sog der Nacht (Ch/D 2009, R.: Markus Welter)

Drehbuch: Moritz Gerber

Nach einem missglückten Banküberfall ziehen sich eine Frau und zwei Männer auf eine einsame Berghütte zurück.

Das Drama läuft in Berlin zwar nur in zwei Kinos (mit je einer Vorstellung pro Tag), aber das klingt gut: „Vom geradezu mystischen Finale abgesehen hat der Film tatsächlich die Qualitäten des französischen Kriminalthrillers von anno dazumal (…) Er hat die Konzentration auf das Wesentliche, und er hat etwas, das deutschen Debüts so gerne abgeht: nämlich Rhythmus.“ (Philipp Bühler, Berliner Zeitung, 14. Mai 2009)

Mit Nils Althaus, Lena Dörrie, Stipe Erceg

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Im Sog der Nacht“


TV-Tipp für den 15. Mai: Mach’s noch einmal, Sam!

Mai 15, 2009

WDR, 23.15

Mach’s noch einmal, Sam! (USA 1972, R.: Herbert Ross)

Drehbuch: Woody Allen (nach seinem Theaterstück)

Der New Yorker Filmkritiker Allan wird von seiner Frau verlassen. Die Suche nach einer neuen Freundin gestaltet sich (wie der Clip beweist) schwierig. Erst als sein Idol Humphrey Bogart ihn berät, scheint sich das Blatt zu wenden.

Woody Allen sagte über „Mach’s noch einmal, Sam!“, es sei „die autobiographische Geschichte eines Verliebten mit ungeheuren Komplexen. Die Anhäufung von Themen, die mich faszinieren, Sex, Ehebruch, neurotische Liebe, Angst. Dennoch ist es eine Komödie im strengsten Sinn des Wortes, ohne ein ernsthaftes Element.“

Außerdem ist es Woody Allens erste Liebeserklärung an den Film.

Mit Woody Allen, Diane Keaton, Tony Roberts, Jerry Lacy, Susan Anspach

Hinweis

Woody Allen in der Kriminalakte


„Wir sind Kameruner“

Mai 14, 2009

Kunkel - Kuhls KosmosVor fünf Jahren massakrierte die Kritik „Endstufe“ von Thor Kunkel regelrecht. Sein neuestes Werk „Kuhls Kosmos“ wurde dann weitgehend ignoriert. Zu Unrecht. Denn „Kuhls Kosmos“ ist ein schön schwarzhumoriger Pulp über Thor Kunkels bereits aus früheren Werken bekannten Verlierer Kuhl und ein illusionsloser Blick zurück in die späten Siebziger, als vieles anders, aber nicht besser war.

Anton Kuhlmann, von allen „Kuhl“ genannt, ist 1979 kurz vor der Silvesternacht auf den Bahamas mit dem Durchbringen von einem Haufen unrechtmäßig erworbenem Geld und dem angemessenen Feiern des Endes der glorreichen siebziger Jahre mit Drogen, Sex und Müßiggang beschäftigt. Denn danach, davon ist der Neuzehnjährige fest überzeugt, kann nichts mehr kommen. Deshalb will er, bevor der letzte Pfennig aufgebraucht ist, sterben.

Der windige Pornoproduzent Earl B. Holsten möchte ihn währenddessen an seinem nächsten Projekt „Geisha des Todes: Die 1002. Nacht“ beteiligen und die ältere Pornodarstellerin Pola Popova (sie hat das biblische Alter von Dreißig schon vor einigen Jahren überschritten) mit standesgemäß großem Busen will mit ihm (immerhin produziert er vielleicht ihren nächsten Film und außerdem ist der Junge ganz nett) ins Bett.

Kuhls Erlebnisse in Nassau werden von den erfolglosen Ermittlungen von Kommissar Jörg Herbricht und Kuhls Erinnerungen an seine Frankfurter Zeit unterbrochen. Zusammen mit seinen Kumpels Mario „Rio“ Bravo und Sonnfried „Sonny“ Lattmann zog Kuhl durch den Stadtteil Kamerun und versuchte sich ziemlich erfolglos als Kleinkrimineller. Denn wenn es eine wiederkehrende Melodie in seinem kurzen Leben gibt, ist es, dass jeder seiner Pläne scheitert. Das gilt für die Fahrt an die Nordsee, das Besorgen von Alkohol aus dem Kaufhaus, das Bestehlen eines toten Rentners und das Vermeiden von ehrlicher Arbeit. Denn die Zicke vom Arbeitsamt will dem Schulabbrecher unbedingt zu einem Job verhelfen. Kuhl hat allerdings keinen Bock und erfindet eine Reihe grandios-unglaubwürdiger Ausreden, die auch einem Hartz-IV-Empfänger gefallen können. Der Erfolg von Kuhls Bemühen ist, wenig überraschend, dass ihm das Arbeitslosengeld gestrichen wird.

Thor Kunkel schildert diese Geschichte eines nach bürgerlichen Maßstäben gescheiterten Lebens im schwarzhumorig, geradlinigen Hardboiled-Tonfall. Er urteilt nicht über seine Charaktere. Er langweilt nicht mit weltbekehrender Sozialarbeiterprosa. Stattdessen wechselt er öfter – und sehr gelungen – in eine verknappte Drehbuchprosa. Immerhin sehen die glücklosen Kleingangster und Discofans Rio, Sonny und Kuhl ihr Leben als dreckiges B-Movie.

Ein dickes Dankeschön an „Pulp Master“-Herausgeber Frank Nowatzki für die Veröffentlichung von Thor Kunkels neuem Roman. Denn wenn „Kuhls Kosmos“ bei einem großen Verlag erschienen wäre, hätte ich es sehr wahrscheinlich nicht gelesen und so ein verdammt gutes Buch verpasst.

Thor Kunkel: Kuhls Kosmos

Pulp Master, 2008

336 Seiten

13,80 Euro

Hinweise

Homepage von Thor Kunkel

Wikipedia über Thor Kunkel


TV-Tipp für den 14. Mai: Mean Streets – Hexenkessel

Mai 14, 2009

Ein leicht verspätetes Geburtstagsgeschenk zu Harvey Keitels Geburtstag:


WDR, 23.15

Mean Streets – Hexenkessel (USA 1973, R.: Martin Scorsese)

Drehbuch: Martin Scorsese, Mardik Martin

New York, Lower East Side: Charlie versucht sich um seinen leicht durchgeknallten Kumpel Johnny Boy zu kümmern. Denn dieser verärgert mit seinen Eskapaden auch die Mafia.

Grandioses Frühwerk von Martin Scorsese und der Start von mehreren großen Karrieren.

Mean Streets besteht vor allem aus einem Mosaik von Momentaufnahmen und Anekdoten; an Stelle einer kontinuierlichen Entwicklung herrscht die Kontinuität des Stillstands. Vielleicht ist das der Hauptgrund, warum Mean Streets so irritierend authentisch wirkt.“ (Hans Günther Pflaum in Peter W. Jansen/Wolfram Schütte [Hrsg.]: Martin Scorsese – Hanser Reihe Film 37, 1986)

Die größte Ironie bei dem Film ist, dass „Mean Streets“ untrennbar mit New York verbunden ist, obwohl, wegen des Geldes, die meisten Szenen nicht an Originalschauplätzen sondern in Los Angeles gedreht wurden

Mit Robert De Niro, Harvey Keitel, David Proval, Amy Robinson, Robert Carradine, David Carradine, Martin Scorsese (als Shorty, der Killer im Auto)

Hinweise

Wikipedia über „Mean Streets“

Süddeutsche Zeitung: Fritz Göttler über Harvey Keitel (13. Mai 2009)

FAZ: Michael Althen über Harvey Keitel (13. Mai 2009)

Die Welt: Gerhard Midding über Harvey Keitel (13. Mai 2009)


Kleinkram: Klönne über ihren Glauser-Roman, Compart über Verschiedenes, Weinman über Pelecanos, D’Amato über Preise – und Killer Covers

Mai 13, 2009

Gisa Klönne spricht über ihren mit dem Glauser ausgezeichneten Roman „Nacht ohne Schatten“, sagt aber nichts zum Preis. Verdächtig oft kommt dabei das Wort „Hass“ vor. Bei Morden ist es Frauenhass und, wenn’s um Prostitution geht, ist es Frauenverachtung. Hmhm; – mehr nach der Lektüre.

Martin Compart haut auf unschuldige Politiker ein und hat Neuigkeiten zu seinem Roman  „Die Lucifer Connection“:

Wie mir Peter Hiess mitteilte, laufen die Vorbereitungen für den LUCIFER CONNECTION–Vorabdruck bei EVOLVER. Über die anschließende Veröffentlichung bei Book on Demand werde ich im Blog detailliert berichten.

Sarah Weinman schreibt über den neuen Roman „The Way Home“ von George Pelecanos und verbindet das mit einem Rückblick auf seine vorherigen Bücher:

„The Way Home“ remains true to its titular purpose; as a result, the structure is perhaps less weighted toward a classic narrative arc and more toward the journey itself. As with his last two novels, Pelecanos demonstrates that redemption, if it comes at all, is hard-won.

Barbara D’Amato vom The Outfit erzählt ein wenig über die Tätigkeit als Jurymitglied bei verschiedenen Buchpreisen und warum Preise so wichtig sind:

they all do one thing—give recognition to authors who might otherwise receive none. I don’t agree with the people who wish awards didn’t exist.

Deshalb poste ich hier auch so ausführlich so viele Nominierungslisten. Sie weisen auf Bücher und Autoren hin, die ich sonst vielleicht nicht kennen würde.

Und es gibt Killer Covers aus den Suburbs.


TV-Tipp für den 13. Mai: Die Arbeitslosen von Marienthal

Mai 13, 2009

3sat, 21.05

Die Arbeitslosen von Marienthal (Aus 2009, R.: Günter Kaindlstorfer)

Drehbuch: Günter Kaindlstorfer

Knapp einstündige Doku über eine klassische soziologische Studie (Wie alle Klassiker: jeder Soziologiestudent hat von ihr gehört; jeder bestätigt die Wichtigkeit und niemand hat sie gelesen). In der empirischen Studie werden die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit in dem Dorf Marienthal, das von einer einzigen, 1930 geschlossenen Textilfabrik abhängig war, geschildert.

Die Doku fragt, ob die Ergebnisse der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal – Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit“ heute immer noch (oder wieder) relevant sind.

Fast im Anschluss gibt es um 22.25 Uhr „Einstweilen wird es Mittag“ (D/Aus 1988, R.: Karin Brandauer), die hmhm Verfilmung der Studie.

Wiederholungen

Donnerstag, 14. Mai, 04.30 Uhr (Taggenau!)

Dienstag, 2. Juni, 11.10 Uhr

Hinweise

3sat über die Doku

Wikipedia über die Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ (jeweils mit weiterführenden Links)


Cover der Woche

Mai 12, 2009

Zeindler - Tarock


TV-Tipp für den 12. Mai: Diese Zwei sind nicht zu fassen

Mai 12, 2009

Tele 5, 20.15

Diese Zwei sind nicht zu fassen (USA 1986, R.: Peter Hyams)

Drehbuch: Gary DeVore, Jimmy Huston

Die Cops Ray Hughes und Danny Costanzo verbringen einen Zwangsurlaub in Florida. Dort reift ihr Entschluss, den Job im kalten Chicago hinzuschmeißen. Doch zuerst wollen sie in Chicago noch ihren Intimfeind, einen Drogenboss, fangen.

Typische 80er-Jahre Buddy-Komödie mit dummen Sprüchen und viel Action. Gerade für letzteres ist Peter Hyams, wenn das Genre stimmt, immer ein Garant.

Die zeitgenössische Kritik war nicht so begeistert: „Actionkomödie, die sich jedoch in ihre Bestandteile aufzulösen droht.“ (Fischer Film Almanach 1987) „Das Vergnügen an diesem Gangsterfilmjux hält sich in Grenzen, da die Witze, Sprüche und Actionszenen weder taufrisch noch besonders originell dafür in Discountmengen anfallen.“ (Zoom)

Mit Gregory Hines, Billy Cristal, Steven Bauer, Darlanne Fluegel, Joe Pantoliano, Dan Hedaya, Jimmy Smits