Brenner, back in action

Haas - Der Brenner und der liebe GottHaas - Brenner-Box

Der Herr Simon sitzt in einem Tankstellenshop und brütet vor seinem Kaffee. Still, introvertiert und lange. Als er schließlich zu seinem Auto zurückkehrt, ist sein Passagier, die zweijährige Helena, verschwunden und knappe 200 Seiten später hat es einige Tote gegeben und der Brenner einen weiteren Fall aufgeklärt.

Seinen siebten Fall.

Nach einer mehrjährigen Pause.

Die ersten sechs Brenner-Fälle erschienen innerhalb weniger Jahre zwischen 1996 und 2003. Am Ende von „Das ewige Leben“ ließ Wolf Haas sogar den Erzähler der Brenner-Romane sterben, weil er, so Haas in einem Interview, mit dem Brenner fertig war. Doch nach einer sechsjährigen Pause, in der er andere Romane veröffentlichte, hatte er wieder Lust auf seinen Privatdetektiv gehabt und schrieb „Der Brenner und der liebe Gott“.

Und die neue Geschichte, quasi die Ösi-Variante von „Transporter 2“, hat es in sich. Denn Brenner arbeitet inzwischen als Fahrer für die Familie Kressdorf. Sie ist eine Ärztin, die mit Abtreibungen ihr Geld verdient. Ihr Mann ein bekannter Bauunternehmer, der gerade ein großes Bauprojekt plant, in das – immerhin sind wir in einem Krimi – auch hochrangige (und entsprechend korrupte) Politiker involviert sind. Und der Eigentümer des Hauses, in dem die Abtreibungsklinik residiert, führt einen Kleinkrieg gegen die Ärztin. Denn er ist ein fanatischer Abtreibungsgegner.

Brenner hat also, nachdem er nach dem ersten Viertel des Buches von dem introvertierten Chauffeur Herr Simon wieder zu dem introvertierten Privatdetektiv Brenner wird, eine reichhaltige Auswahl an Verdächtigen. Weil er immer noch etwas langsam, aber sehr hartnäckig ist, gibt es am Ende mehrere Tote und einen handfesten Skandal, der mit österreichischer Lässigkeit unter den Teppich gekehrt wird.

Das klingt jetzt nach dem typischen Chaos der früheren Brenner-Romane, bei denen die Geschichte kaum nacherzählt werden kann. Denn diese war oft sehr dünn und sollte besser nicht zu genau auf Logik und Wahrscheinlichkeit überprüft werden. Wegen der Sprache und den Abschweifungen mit einem Hang zur Alltagsphilosophie waren die Romane dennoch eine gute Unterhaltung für einen langen Abend.

In „Der Brenner und der liebe Gott“ ist die Geschichte dagegen ein ziemlich geradliniger Privatdetektiv-Krimi, der in dem typischen Haas-Sound erzählt wird. Weil die Geschichte dieses Mal sogar nachvollziehbar und in sich schlüssig ist, ist der siebte Auftritt von Simon Brenner auch der bislang beste Brenner-Krimi von Wolf Haas.

Aber auch der beste Brenner-Roman ist nur halb so gut wie die Verfilmungen der Brenner-Romane „Komm, süßer Tod“, „Silentium!“ und „Der Knochenmann“ des Teams Murnberger/Hader/Haas mit dem grandiosen Josef Hader in der Hauptrolle.

Wolf Haas: Der Brenner und der liebe Gott

Hoffmann und Campe, 2009

224 Seiten

18,99 Euro

Wolf Haas: Die 6 Brenner-Romane (im Schuber)

Hoffman und Campe, 2006

48 Euro

Die Ermittlungen von Brenner

Auferstehung der Toten (Rowohlt, 1996)

Der Knochenmann (Rowohlt, 1997)

Komm, süßer Tod (Rowohlt, 1998)

Silentium! (Rowohlt, 1999)

Wie die Tiere (Rowohlt, 2001)

Das ewige Leben (Hoffmann und Campe, 2003)

Der Brenner und der liebe Gott (Hoffmann und Campe, 2009)

Die Verfilmungen

Komm, süßer Tod (Aus 2000)

Regie: Wolfgang Murnberger

Drehbuch: Wolfgang Murnberger, Wolf Haas, Josef Hader

mit Josef Hader, Simon Schwarz, Barbara Rudnik, Michael Schönborn, Bern Michael Lade, Nina Proll, Wolf Haas

Silentium! (Aus 2004)

Regie: Wolfgang Murnberger

Drehbuch: Wolfgang Murnberger, Wolf Haas, Josef Hader

mit Josef Hader, Simon Schwarz, Joachim Król, Maria Köstlinger, Udo Samel, Jürgen Tarrach, Rosie Alvarez, Johannes Silberschneider, Karl Fischer, Christoph Schlingensief, Herbert Fux, Wolf Haas

Der Knochenmann (Aus 2009)

Regie: Wolfgang Murnberger

Drehbuch: Wolfgang Murnberger, Wolf Haas, Josef Hader

mit Josef Hader, Simon Schwarz, Josef Bierbichler, Stipe Erceg, Birgit Minichmayr, Christoph Luser, Dokra Gryllus

Das ewige Leben (Aus 2011 – geplant)

Regie: Wolfgang Murnberger

Drehbuch: Wolfgang Murnberger, Wolf Haas, Josef Hader

Hinweise

Lexikon der deutschen Krimiautoren über Wolf Haas

Krimi-Couch über Wolf Haas

Wikipedia über Wolf Haas

Planet Interview: Interview mit Wolf Haas (zum Film „Silentium!“ und den Brenner-Romanen, 12. Februar 2005)

Vienna: Interview mit Wolf Haas (28. August 2009)

Kriminalakte über „Komm, süßer Tod“ und „Der Knochenmann“

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