In fünf Worten ist „Hustle“ die britische Version von „Ocean’s Eleven“. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Mickey Stone und seine Gang sind auch leidenschaftliche Trickbetrüger und in jeder Folge der BBC-Serie legen sie – mit wechselndem Erfolg – einen arroganten Geldsack herein. Die Serie ist auch sehr stylish. Die Macher spielten bereits vor über sechs Jahren souverän auf der gesamten Klaviatur des Films von überraschenden Plottwists (gerne gekoppelt an Rückblenden) über gelungenen Anspielungen auf andere Filme und einer sehr stilisiert-poppigen Filmsprache hin zu Experimenten, wie eingefrorenen Bildern, in denen die Verbrecher den Betrug erklären. Das unterscheidet sich dann kaum von einem Kinofilm.
Aber „Ocean’s Eleven“ war letztendlich, vor allem im zweiten und dritten Teil, nur noch mäßig amüsantes Starkino der Marke „George Clooney und seine Freund haben Spaß“.
Dagegen wird „Hustle“ von Folge zu Folge besser und die Serie ist realistischer als „Ocean’s Eleven“. Denn die Charaktere der von Kudos produzierten Serie (unter anderem „Life on Mars“ und „Spooks – Im Visier des MI5“) sind keine Cartoon-Figuren. Die Opfer sind reich, aber keine milliardenschweren Casinobesitzer.
Und natürlich, das wichtigste Elemente bei einer Serie, Trickbetrüger Mickey Stone und seine Gang sind ein Ensemble dem man gerne zusieht.
Im „Making of“ erzählt Autor Tony Jordan, dass er die Verbrecherbande wie eine Familie mit Großvater, Vater, Sohn, Onkel und Mutter (die hier auch gleichzeitig die Geliebte ist) aufgebaut habe.
Mickey Stone ist der charismatische Anführer. Jordan erzählt, dass die Rolle zuerst für einen anderen Schauspielertyp vorgesehen war, aber als Adrian Lester den Raum betrat, wussten sie, dass sie ihren Mickey Stone gefunden hatten. Er hat die Lässigkeit eines Mannes, dem die Welt gehört – auch wenn alles nur Schein ist. Er flößt Vertrauen ein – auch wenn er gerade einen Betrug durchzieht. Und, als guter Familienvater, schützt er seine Familie. Er nimmt auch, leicht widerwillig, die Rolle als Lehrer für den Neuzugang Danny Blue an.
Albert Stroller ist die Legende, die Stone alles beibrachte und auch im Rentenalter nicht vom verbrecherischen Leben lassen kann. Er ist der Großvater. Dass Stroller von Robert Vaughn gespielt wird, ist eine der glücklichen Fügungen, die gerade wegen Vaughns Filmographie (Ich sage nur „Solo für O. N. K. E. L.“, „Bullit“ und „Die glorreichen Sieben“.) grandios passt. Er ist nicht nur im Film für die Jüngeren ein Vorbild. Er beherrscht alle Tricks und hat schon mit allen Größen im Geschäft zusammengearbeitet hat. In der Serie natürlich Verbrechergrößen; im Filmgeschäft Stars wie Paul Newmann, Steve McQueen, Jacqueline Bisset, Faye Dunaway, Robert Duvall, Walter Matthau, Peter Falk, Charles Bronson, James Coburn, Yul Brynner, Eli Wallach und Boris Karloff.
Danny Blue ist der Jungspund, der zum Meisterverbrecher werden will, aber noch viele jugendliche Flausen im Kopf hat. Für ihn ist das Verbrecherleben, auch wenn er gerade nach einem missglückten Betrug verprügelt wurde, ein einziger großer Spaß und die Gelegenheit, jeden Tag ein neues Abenteuer zu erleben.
Ash Morgan ist der gute Onkel, der Butler und der Handwerker. Er kann anscheinend auf die altmodische Art jedes System hereinlegen und die richtigen Geräte basteln. Er ist immer da, zuverlässig, gesegnet mit dem Humor und dem Duft des Arbeiters. In der ersten Staffel (von inzwischen insgesamt sechs) ist er der unauffälligste Charakter im Team.
Und Stacie Monroe ist die Mutter der Kompanie. Allerdings ist sie sehr sexy und Danny Blue möchte gerne mit ihr ins Bett steigen. Dummerweise ist sie auch klug und als Danny sie einmal zu einer Partie Strip-Poker überredet, hat sie wundersamerweise immer das bessere Blatt in der Hand.
In der ersten Staffel von „Hustle – Unehrlich währt am längsten“ zeigen sie in sechs kurzweiligen Episoden ihr Können. In der ersten Folge ist ihr Opfer der gierige Geschäftsmann Peter Williams, der regelmäßig auf der Liste der 500 reichsten Engländer steht. Mickey Stone erzählt ihm, getarnt als vertrauenswürdiger Banker, dass sein Unternehmen mit einem Computerprogramm gigantische Gewinne machen könne. Demnächst gebe es wieder die Möglichkeit und gegen eine stattliche Geldsumme könne er mitmachen. Williams ist einverstanden. Dass sie bei dem Coup von der Polizei beobachtet werden, stachelt Stone nur noch mehr an.
In „Der Hollywood-Schwindler“ ködern sie einem brutalen Hotel- und Kasinobesitzer, der ein Fan von klassischen Hollywood-SW-Filmen ist, mit einer Investition an einen sich an eben diesen Filmen orientierendem Filmprojekt.
Sie versuchen einer fanatischen Kunstsammlerin einen gefälschten Mondrian zu verkaufen. Dabei haben sie ihren Plan ohne den Fälscher (Köstlich!) und eine ehrgeizige Journalistin gemacht.
Sie werden von einem kurz vor der Pensionierung stehendem Polizisten, der bis jetzt jeden Trickdieb schnappte (wie Albert Stroller aus eigener leidvoller Erfahrung weiß), zur Mitarbeit erpresst. Denn der Polizist will einen Bankräuber, der bis jetzt bei keinem seiner verwegenen Einbrüche geschnappt wurde, verhaften. Mickey Stone versucht den Polizisten hereinzulegen. Aber wird ihm das gelingen? Und: Kann er, vor den Augen der Polizei, die Bank ausrauben?
Sie wollen von einem Scheidungskrieg profitieren, indem sie die hasserfüllte Ehefrau und ihren Gatten mit einem falschen Bauprojekt hereinlegen.
Und, in der letzten Episode der ersten Staffel, „Die letzte Wette“ spielen sie ihre Version von „Der Clou“ (The Sting) durch, indem sie ihrem Opfer erzählen, dass sie wissen, welches Pferd bei einem Pferderennen gewinnt. Dabei müssen Mickey Stone und seine Gang auch damit kämpfen, dass heute Informationen in Echtzeit verfügbar sind.
Als Bonusmaterial gibt es ein zweiteiliges „Making of“. Im ersten, sehr interessanten Teil erzählen die Macher, wie die Serie entstand und die Schauspieler ausgewählt wurden. Im zweiten Teil gibt es dann die üblichen Lobhuddeleien der Schauspieler.
Die grandiose Serie läuft freitags ungefähr um 22.00 Uhr (halt nach dem Spielfilm) auf ZDFneo. Gezeigt werden, wie auch auf der DVD, die vom BBC erstellte kürzere internationale Fassung.
Hustle – Unehrlich währt am längsten (GB 2004)
Erfinder: Tony Jordan (nach einer Idee von Bharat Nalluri)
mit Adrian Lester (Mickey Stone), Marc Warren (Danny Blue), Robert Glenister (Ash Morgan), Jaime Murray (Stacie Monroe), Robert Vaughn (Albert Stroller)
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Sprachen: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 2.0)
Bild: 16:9 (1,78:1)
Laufzeit: 300 Minuten (6 x 50 Minuten) + 30 Minuten Bonus
Bonusmaterial: Making of (englisches Original mit deutschen Untertiteln), Wendecover
FSK: ab 16 Jahre
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Die ersten sechs Betrügereien von Mickey Stone und seiner Gang
Meisterdiebe (The Con is on, Regie: Bharat Nalluri, Drehbuch: Tony Jordan)
Der Hollywood-Schwindler (Faking it, Regie: Bharat Nalluri, Drehbuch: Tony Jordan)
Fälscher (Picture perfect, Regie: Bharat Nalluri, Drehbuch: Matthew Graham)
Räuber und Gendarm (Cops and Robbers, Regie: Minkie Spiro, Drehbuch: Tony Jordan)
Klassefrau (A Touch of Class, Regie: Minkie Spiro, Drehbuch: Ashley Pharoah)
Die letzte Wette (The last Gamble, Regie: Rob Bailey, Drehbuch: Tony Jordan)
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Hinweise
BBC über „Hustle“ (neu, alt, deutsch)
