Was hat D. B. Blettenberg in den letzten Jahren getan? Seit seinem Südafrika-Krimi „Land der guten Hoffnung“ vergingen vier Jahre.
Mit „Murnaus Vermächtnis“ liegt jetzt die Antwort vor. Blettenberg hat mit gut sechshundert Seiten sein bislang umfangreichstes Werk geschrieben.
In dem Abenteuerroman soll in Ghana der deutschstämmige Tourguide Victor Voss den seltsam blass aussehenden Albin Grau nach Ho begleiten. Schon vor der Abfahrt häufen sich die seltsamen Ereignisse. Aus Voss‘ Auto wird seine Sporttasche und ein Minisarg gestohlen. Fledermäuse wecken ihn aus einem alptraumhaftem Schlaf. Als Voss sich über seinen seltsamen Kunden erkundigt, erfährt er, dass er kein Spiegelbild hat.
Außerdem ist Grau ein Murnau-Fan und die Fahrt hat etwas mit dem verstorbenen Stummfilmregisseur, der mit der Dracula-Variante „Nosferatu“ einen Klassiker des Horrorfilms drehte, zu tun. Die Zeichen für kommende Katastrophen sind unübersehbar.
Aber bevor Voss und Grau das Ziel ihrer Fahrt erreichen, wird Grau nachts in seinem Hotelzimmer ermordet. Jemand hat ihm eine dreizackige Wunde in die Halsschlagader gestochen (oder gebissen?) und verbluten gelassen.
Kurz darauf wird Voss‘ mütterliche Freundin Vera ermordet. Voss will jetzt herausfinden, warum Grau und Vera ermordet wurden und was das alles mit Friedrich Wilhelm Murnau zu tun hat.
In „Murnaus Vermächtnis“ entwirft Blettenberg ein detailliertes Bild von Ghana vor sechs Jahren. 2003 und 2004 arbeitete Blettenberg als Entwicklungshelfer in Ghana und, wie schon in seinen vorherigen Romanen, verarbeitet er seine Reiseeindrücke in einem spannenden Roman.
Aber im Gegensatz zu seinen vorherigen Krimis ist „Murnaus Vermächtnis“ kein Politthriller, sondern ein Old-School-Abenteuerroman mit Schatzjägern, korrupten Polizisten, schönen Frauen, Mystizismus, Okkultismus, Geisterglaube und Tabus (so auch der Titel von Murnaus letztem Film). Das ganze ergänzt er um eine satte Portion deutscher Geschichte (so wurde die Ghana Air Force von der Deutschen Hanna Reitsch aufgebaut), Familienbande und Inzest.
Das ist natürlich schönster Pulp, der hier von D. B. Blettenberg auf gut sechshundert Seiten ausgerollt wird. Früher hätten dafür dreihundert Seiten gereicht. Aber dann hätten wir – leider – viel weniger über Friedrich Wilhelm Murnau, Ghana, die deutsche Kolonialgeschichte und das alltägliche Leben in und um Accra, der Hauptstadt von Ghana, erfahren. Das hat letztendlich teilweise nichts mit der Schatzsuche zu tun, aber während Ich-Erzähler Voss noch in seinem Alltagsleben gefangen ist, entsteht so das Gefühl einer diffusen Bedrohung (Hey, es gibt keine Vampire! Oder vielleicht doch?) und Blettenberg legt viele richtige und einige falsche Spuren aus.
„Murnaus Vermächtnis“ ist, wie bei D. B. Blettenberg auch nicht anders zu erwarten, ein feiner Schmöker für ein langes Wochenende.
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D. B. Blettenberg: Murnaus Vermächtnis
Dumont, 2010
576 Seiten
19,95 Euro
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Lesung
D. B. Blettenberg stellt am Donnerstag, den 29. April, um 19.00 Uhr, im Veranstaltungssaal des Berliner Verlags (Karl-Liebknecht-Straße 29, Nähe S/U-Bahnhof Alexanderplatz) seinen neuen Roman vor.
Als Eintritt wird um eine großzügige Spende von Lebenszeit gebeten.
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Hinweise
Homepage von D. B. Blettenberg
Meine Besprechung von D. B. Blettenbergs „Land der guten Hoffnung“
Wikipedia über D. B. Blettenberg
Lexikon der deutschen Krimiautoren über D. B. Blettenberg
Krimi-Couch über D. B. Blettenberg
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Die Verbrechen des Herrn Blettenberg
Weint nicht um mich in Quito, 1981
Agaven sterben einsam, 1982
Barbachs Bilder, 1984
Siamesische Hunde, 1987
Farang, 1988
Blauer Rum, 1994
Harte Schnitte, 1995
Null Uhr Managua, 1997
Berlin Fidschitown, 2003
Murnaus Vermächtnis, 2010

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