„Buried“ von Rodrigo Cortés ist ein Alptraum.
Aber er ist, jedenfalls für alle die sicher und wohlbehalten im Kino sitzen, ein verdammt guter Alptraum.
Paul Conroy (Ryan Reynolds [Selbst ist die Braut, X-Men Origins: Wolverine, Smokin‘ Aces]), der im Irak als LKW-Fahrer für eine amerikanische Firma arbeitet und in einen Hinterhalt geriet, bei dem seine Kollegen starben, wurde lebendig in einen Sarg gelegt und vergraben. Er entdeckt ein Feuerzeug und ein Handy. Mit diesem versucht er Hilfe herbeizuholen. Doch das ist gar nicht so einfach. Er gerät an Anrufbeantworter. Er gerät in verschiedene Warteschleifen und – wenig verwunderlich – ihm wird zunächst nicht geglaubt. Als er von einem Militärpolizisten, der ihm versichert, dass Hilfe unterwegs sei, erfährt, dass er nicht der erste lebendig Begrabene ist und dass die meisten nicht gerettet werden, bestätigt das nur seine schlimmsten Befürchtungen. Außerdem melden sich seine Entführer. Sie verlangen von ihm für seine Freilassung ein erkleckliches Lösegeld.
Cortés und dem Drehbuchautor Chris Sparling gelingt es aus einer einfachen Prämisse und der Einheit von Ort (die Kamera verlässt nie den Sarg) und Zeit (da wird etwas geschwindelt) ein Maximum an Spannung herauszuhohlen. Denn „Buried“ ist in erster Linie ein Terrorfilm, in dem ein Mann seinen Gegnern ausgeliefert ist. Er kann sich nicht wehren. Weder gegen die plötzlich auftauchende Schlange, noch gegen die Forderungen seiner Entführer, die von ihm auch Selbstverstümmelungen verlangen, noch gegen seine Entlassung. Denn als seine Arbeitgeber erfahren, dass Paul Conroy in einem Sarg liegt, nicht mehr lange zu leben hat und sie wahrscheinlich mit einer hohen Schadensersatzforderung von seiner Witwe konfrontiert werden, entlassen sie ihn rückwirkend, weil er, entgegen den Firmenstatuten, eine Beziehung mit einer Kollegin gehabt haben soll.
Das ist der schwarzhumorige Höhepunkt des Films und eine präzise Beschreibung des menschenverachtenden Kapitalismus.
Der Rest ist perfektes, schnörkelloses B-Picture-Kino, in dem im Rahmen einer einfachen Geschichte und mit einem kleinen Budget (Ich glaube billiger als „ein Sarg“ geht es kaum.), eine spannende Geschichte erzählt wird. Es gibt auch keine langen moralisch-philosphischen Diskurse oder abschweifende Nebengeschichten. Es gibt nur einen Mann in einem Sarg, der um sein Leben kämpft. Und mehr braucht man nicht für spannende neunzig Minuten.
Buried – Lebendig begraben (Buried, Spanien 2010)
Regie: Rodrigo Cortés
Drehbuch: Chris Sparling
mit Ryan Reynolds, Robert Paterson, José Luis Garcia-Pérez, Stephen Tobolowsky, Samantha Mathis, Warner Loughlin, Erik Palladino, Ivana Mino, Warner Loughlin (die anderen Schauspieler sind nur am Telefon zu hören; daher sollte ich eigentlich die Synchronsprecher angeben. Aber deren Namen kenne ich nicht.)
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Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Script Shadow: Interview mit Chris Sparling (6. Oktober 2009)
Movie Makers Magazine: Interview mit Chris Sparling (22. Januar 2010)
MTV Movies Blog: Chris Sparling über „Buried“ (23. September 2010)
Go into the Story: Videointerview mit Chris Sparling (26. September 2010)
Dose: Interview mit Rodrigo Cortés und Chris Sparling (14. September 2010)
