DVD-Kritik: „Night Train“ ins Verderben

Wenn an Heiligabend ein Mann durch den Wald läuft, er in letzter Minute einen Zug erreicht und kurz darauf in einem Abteil stirbt, dann ist in einem Film das Verhängnis für die Mitreisenden nicht weit. Auch in Brian Kings Debütfilm „Night Train“ ist da so. Denn die beiden neben dem Toten im Abteil sitzenden Menschen, der betrunkene Vertreter Peter Dobbs (Steve Zahn) und die junge, blonde Medizinstudentin Chloe White (Leelee Sobieski) sehen sich das Gepäck des Toten an und entdecken eine kleine Schachtel. Peter kann einen Blick hineinwerfen und er entdeckt Juwelen im Wert von mehreren Millionen. Seine Chance auf ein neues Leben!

Auch Chloe will diese Chance ergreifen. Der Schaffner Miles (Danny Glover) will zunächst, ganz nach Vorschrift, den Vorfall melden. Aber mit dem Geld könnte er seiner kranken Frau helfen. Also beschließen die drei, die sich bisher noch nie begegnet sind, die Leiche verschwinden zu lassen und das Vermögen unter sich aufzuteilen.

Das ist leichter geplant, als getan. Und als an der nächsten Station ein Mann (Constantine Gregory) einsteigt und sich nach dem Toten erkundigt, wissen Miles, Peter und Chloe, dass sie ein ziemlich großes Problem haben. Dieser Mann, der in einem Sydney-Greenstreet-Ähnlichkeitswettbewerb einen guten Platz erreichen dürfte, nennt sich Mr. Gutman und seine Verabredung heißt Mr. Cairo. Krimifans kennen diese Namen aus Dashiell Hammetts auch verfilmtem Roman „Die Spur des Falken“. Das sind nicht die einzigen Namen, die bei Krimi- und Filmfans ein anerkennendes Nicken auslösen und andeuten, welchen Vorbildern Brian King (der auch das Drehbuch für den tollen SF-Film „Cypher“ schrieb) seine Referenz erweist. Nämlich der Schwarzen Serie, Alfred Hitchcock und den John-Huston-Humphrey-Bogart-Filmen.

Mr. Gutman verrät den Drei, dass auf der Box ein Fluch laste und er nicht die einzige Person sei, die sie haben wolle.

Und Chloe verblüfft Peter und Miles immer wieder. Denn die Blondine entpuppt sich ziemlich schnell als skrupellose Femme Fatale, die keine Probleme mit dem Zerstückeln von Leichen hat. Und das ist noch ihre harmloseste Tat.

Night Train“ ist einer der kleinen Filme, die auf einem begrenzten Raum und mit wenigen Schauspielern eine ordentliche Portion an Thrill herausholen. Früher wäre „Night Train“ als eine Folge der „Twilight Zone“ oder von „Alfred Hitchcock präsentiert“ durchgegangen.

Dazu tragen auch die Bilder des fahrenden Zuges (heute computeranimiert, früher Modelleisenbahn), die seltsam zeitlose Ausstattung und der kammerspielartige Ton bei. Denn „Night Train“ ist über weite Strecken ein abgefilmtes Theaterstück, das kein Geld in Action-Sequenzen investieren konnte und sich dabei auf die Story und die Schauspieler verlassen musste.

Das funktioniert auch, bis im letzten Drittel des Films, sehr gut. Dann wird ziemlich unvermittelt das Blutzoll erhöht und die Lebensaussichten der wenigen Zugpassagiere tendieren gegen Null. Da hätte etwas mehr Zurückhaltung nicht geschadet.

Jedenfalls vergehen die knapp neunzig Minuten im „Night Train“ sehr zügig und dieser Zug erreicht ohne Verspätungen sein Ziel.

Night Train (Night Train, USA 2009)

Regie:Brian King

Drehbuch: Brian King

mit Danny Glover, Steve Zahn, Leelee Sobieski, Matthias Schweighöfer, Takatsuna Mukai, Togo Igawa, Richard O’Brien, Jo Marr, Constantine Gregory, Geoff Bell

DVD

Bronson Entertainment

Bild: 1.85:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (DTS, Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial (angekündigt): Making of (23 Minuten), Interviews (29 Minuten), Original Trailer

Länge: 87 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweis

Wikipedia über „Night Train“

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