TV-Tipp für den 9. Oktober: Die verfilmten Kriminalromane

Oktober 8, 2010

Kabel 1, 20.15

JAMES BOND: Der Spion, der mich liebte (GB 1977, R.: Lewis Gilbert)

Drehbuch: Richard Maibaum, Christopher Wood

LV: Ian Fleming: The spy who loved me, 1962 (Der Spion, der mich liebte)

Buch zum Film: Christopher Wood: The spy who loved me, 1977 (James Bond und sein größter Fall)

Mitten im Kalten Krieg muss Bond mit den Russen (nun, mit einer verdammt gut aussehenden Agentin) zusammenarbeiten. Denn Milliardär Stromberg will die Welt vernichten.

Der Film hat mit dem Buch nur eine Gemeinsamkeit: den Titel. Kein Wunder, denn in dem Buch erzählt Fleming aus der Perspektive einer jungen Frau, die einen Job als Hauswärterin eines einsam gelegenen Motels annimmt, wie sie von zwei Verbrechern als Geisel genommen und von James Bond befreit wird. Fleming hielt das stark kritisierte Buch für „offensichtlich schiefgegangen“ und sprach sich – erfolglos – gegen weitere Auflagen aus. Er bestand beim Verkauf der Filmrechte an Eon Productions darauf, dass für einen Film eine andere Geschichte gefunden werde.

Und das taten sie! Der Film glänzt mit Pyramiden, einem unter Wasser fahrendem Auto, Beißer (der bei Moonraker seinen zweiten Auftritt hatte) und einer grandiosen Schlussschlacht in dem Bauch eines Schiffes. Für diesen Kampf wurde in den Pinewood-Studios die größte Filmhalle der Welt, die „007-Stage“, gebaut. Roger Moore spielt Bond, Curd Jürgens den Bösewicht, Barbara Bach eine Russin.

ARD, 22.30

Donna Leon: Venezianisches Finale (D 2003, R.: Sigi Rothemund)

Drehbuch: Kathrin Richter, Ralf Hertwig

LV: Donna Leon: Death at La Fenice, 1992 (Venezianisches Finale)

Wer hat Dirigent Wellauer umgebracht? Commissario Brunetti ermittelt.

Bei dem ersten Auftritt von Uwe Kockisch und Julia Jäger soll sich die Spannung in Grenzen halten.

ZDF, 00.00

Im Sumpf des Verbrechens (USA 1995, R.: Arne Glimcher)

Drehbuch: Jeb Stuart, Peter Stone

LV: John Katzenbach: Just Cause, 1992 (Der Sumpf)

Harvard-Professor Paul Armstrong ist ein erklärter Gegner der Todesstrafe. Jetzt versucht er die Unschuld eines zum Tode Verurteilten zu Beweisen. Dabei gerät er in Teufels Küche.

„Im Sumpf des Verbrechens“ ist einer der Filme, die trotz eines guten Anfangs und zahlreicher guter Szenen, letztendlich enttäuscht. Denn gegen Ende gibt es zu viele überraschende Wendungen und die übliche, actionlastige Rettung in letzter Sekunde. So entstand ein formalhafter Thriller, bei dem man nie das Gefühl loswird, dass Potential verschenkt wurde.

Mit Sean Connery, Laurence Fishburne, Kate Capshaw, Blair Underwood, Ed Harris, Scarlett Johansson, Ned Beatty

Hinweise

Homepage von John Katzenbach

Deutsche Homepage von John Katzenbach

 

Pro 7, 00.15

Der Knochenjäger (USA 1999, R.: Philip Noyce)

Drehbuch: Jerome Iacone

LV: Jeffery Deaver: The bone collector, 1997 (Die Assistentin, Der Knochenjäger)

Der fast vollständig gelähmte Superdetektiv Lincoln Rhyme sucht mit seinem Assistenten, der Streifenpolizistin Amelia Donaghy, einen Serienkiller.

Nach all den Serienkiller-Filmen ist der Whodunit „Der Knochenjäger“ ziemlich langweilige Kost.

Mit Denzel Washington, Angelina Jolie, Ed O´Neill, Michael Rooker, Queen Latifah, Luis Guzman

Hinweise

Homepage von Jeffery Deaver

Meine Besprechung von Jeffery Deavers Kurzroman „Auf ewig“ (Forever, 2005)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers Kurzgeschichtensammlung “Gezinkt” (More twisted, 2006)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers „Die Menschenleserin“ (The sleeping doll, 2007)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers „Lautloses Duell“ (The blue nowhere, 2001)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers “Der Täuscher” (The broken window, 2008)

MDR, 00.55

Ein toller Bluff (F/I 1971, R.: Georges Lautner )

Drehbuch: Georges Lautner, Francis Veber

LV: Richard Caron: TTX 75 en Famille, 1968

Die einzige Möglichkeit, für einen Polizisten, eine Bande von Rauschgiftfahndern zu verhaften, ist ein Undercover-Einsatz. Dazu borgt er sich die Familie eines ermordeten Kollegen aus.

„Ein weitgehend spannender, unterhaltsam zwischen Ernst und Heiterkeit schwankender Kriminalfilm, dessen Reiz in der glaubwürdigen menschlichen Vertiefung vertrauter Genremuster liegt.“ (Lexikon des internationalen Films)

Mit Michel Constantin, Mireille Darc, Michel Lonsdale, Alain Delon (läuft einmal kurz durch’s Bild)

 


TV-Tipp für den 8. Oktober: Die verfilmten Kriminalromane

Oktober 8, 2010

Pro7, 20.15

Der Knochenjäger (USA 1999, R.: Philip Noyce)

Drehbuch: Jerome Iacone

LV: Jeffery Deaver: The bone collector, 1997 (Die Assistentin, Der Knochenjäger)

Der fast vollständig gelähmte Superdetektiv Lincoln Rhyme sucht mit seinem Assistenten, der Streifenpolizistin Amelia Donaghy, einen Serienkiller.

Nach all den Serienkiller-Filmen ist der Whodunit „Der Knochenjäger“ ziemlich langweilige Kost.

Mit Denzel Washington, Angelina Jolie, Ed O´Neill, Michael Rooker, Queen Latifah, Luis Guzman

Hinweise

Homepage von Jeffery Deaver

Meine Besprechung von Jeffery Deavers Kurzroman „Auf ewig“ (Forever, 2005)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers Kurzgeschichtensammlung “Gezinkt” (More twisted, 2006)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers „Die Menschenleserin“ (The sleeping doll, 2007)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers „Lautloses Duell“ (The blue nowhere, 2001)

Meine Besprechung von Jeffery Deavers “Der Täuscher” (The broken window, 2008)

WDR, 23.15

Sein Leben in meiner Gewalt (GB 1973, R.: Sidney Lumet)

Drehbuch: John Hopkins

LV: John Hopkins: This story of yours, 1968 (Theaterstück)

Der desillusionierte und fanatische Detektiv Johnson hält den Verdächtigen für einen Kinderschänder. Während des Verhörs stirbt der Verdächtige und Johnson wird angeklagt.

Intensiv gespieltes, düsteres Drama. Allerdings wollte damals niemand Connery als einen fanatischen Polizisten sehen. „Sein Leben in meiner Gewalt“ war der erste Film, den Sean Connery mit seiner Produktionsfirma Tantallon Films und United Artists drehte. Ein zweites, geplantes Projekt mit United Artists kam nie zustande. Das sagt einiges über den finanziellen Erfolg von „Sein Leben in meiner Gewalt aus“. Denn es dauerte zehn Jahre, bis der Film seine Kosten eingespielt hatte.

John Huston meinte, für ihn gehöre das letzte Drittel des Films zum Besten, was er jemals auf der Leinwand gesehen habe.

Mit Sean Connery, Trevor Howard, Vivian Merchant, Ian Bannen

ZDFneo, 23.15 (Teil 1)

ZDFneo, 00.15 (Teil 2)

Der Mann, der lächelte – Teil 1/Teil 2 (S/D 2003, R.: Rolf Lassgard)

Drehbuch: Michael Hjorth

LV: Henning Mankell: Mannen som lag, 1994 (Der Mann, der lächelte)

Anwalt Sten glaubt, sein Vater sei ermordet worden. Wallander glaubt ihm nicht, bis Sten erschossen wird. Jetzt muß er zwei Morde aufklären. Außerdem will ihn jemand umbringen.

Die vierte Wallander-Verfilmung soll das Niveau der vorherigen halten.

Mit Rolf Lassgard, Marie Richardson

MDR, 00.02

Die Rückkehr des Tanzlehrers – Teil 1 (D/A 2004, R.: Urs Eggers)

Drehbuch: Rolf und Cilla Börjlind, Don Bohlinger

LV: Henning Mankell: Danslärarens äterkomst, 2000 (Die Rückkehr des Tanzlehrers)

Ein Mord – und schon bläst der an Krebs erkrankte Kommissar Lindman seinen Urlaub ab. Schließlich ist das Opfer sein Kollege und Mentor Molin.

Lindmann ist anscheinend nur eine etwas jüngere Ausgabe von Mankells bekanntem Ermittler Wallander. In seinem ersten Fall „Die Rückkehr des Tanzlehrers“ beschäftigt er sich mit Schwedens Verhältnis zum Nationalsozialismus.

Der Zweiteiler soll spannend sein.

„Ein sehr konventioneller Krimi, beinahe aus der Zeit gefallen, und das ist seine Stärke.“ (Christopher Keil, SZ, 8. April 2004)

Mit Tobias Moretti, Maximilian Schell, Bibi Anderson

Eins Festival, 00.35

Mankells Wallander: Tödliche Fracht (S/D 2005, R.: Anders Engström)

Drehbuch: Cilla Börjlind, Rolf Börjlind

LV: Henning Mankell (Treatment)

Kommissar Wallander und seine Tochter Linda suchen die Mörder von neun, in einem LKW-Container gefundenen, toten Flüchtlingen aus dem Mittleren Osten. Die erste Spur führt zu einem Kloster.

Neunter Fall der auf dreizehn Folgen angelegten Serie mit dem neuen Wallander.

Mit Krister Henriksson, Johanna Sällström


Neu im Kino/Filmkritik: Die geniale Cormac-McCarthy-Verfilmung „The Road“

Oktober 7, 2010

Die erste Cormac-McCarthy-Verfilmung „All die schönen Pferde“ (All the pretty horses, USA 2000) war ein langer Marlboro-Werbespot. Die zweite wurde dann von den Coen-Brüdern erledigt und alle waren von „No Country for old men“ (USA 2007) begeistert. Die dritte, von John Hillcoat, kommt jetzt – entgegen aller Erwartungen und fast ein Jahr nach dem US-Start – in die deutschen Kinos und das ist gut so. Denn „The Road“ ist ein beeindruckender postapokalyptischer Science-Fiction-Film, der von Hollywood nur einige Bilder und den grandiosen Viggo Mortensen („Herr der Ringe“) geborgt hat.

John Hillcoat erzählt, nach einem Drehbuch von Dramatiker Joe Penhall, in fast farblosen Bildern und sehr buchgetreu, wie ein Vater und sein ungefähr zehnjähriger Sohn nach einer Apokalypse, die alle Tiere und fast alle Menschen tötete, durch die USA gehen. Ihr Ziel ist das Meer und die wahnwitzige Hoffnung, dass es dort irgendetwas gibt, was ihr Leben bessert. Auf ihrer Reise versuchen sie die Guten zu bleiben. Jedenfalls erzählt das der Vater seinem Sohn. Die rote Linie ist dabei der Verzicht auf das Essen von Menschenfleisch. Doch bereits vor der roten Linie müssen sie sich bei jeder Begegnung mit anderen Menschen fragen, ob sie ihnen vertrauen können. Und weil der Vater seinen Sohn beschützen will, verteidigt er ihn mit allem, was er hat. Der Sohn fragt sich indessen, ob sie noch die Guten sind, wenn sie niemandem mehr vertrauen und alle anderen Menschen als Feinde behandeln.

Hillcoat und Penhall veränderten in ihrer Verfilmung von Cormac McCarthys mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnetem Roman „Die Straße“ fast nichts. Die episodische Struktur des Romans bleibt erhalten und so haben die viele exzellenten Schauspieler zwar nur kleine, aber für die Geschichte sehr wichtige Rollen. Auch viele Dialoge und, was das wichtigste ist, die Stimmung, das Thema und die Aussage des Romans, der eine düstere Meditation über die Grenzen der Menschlichkeit ist, finden sich im Buch und im Film. Penhall ordnete, was bei einer Reiseerzählung fast egal ist, nur einige Episoden anders an, strich hier einiges, füge da einiges hinzu. Auch die wenigen Action-Szenen sind im Film etwas länger als im Buch. Aber mehr haben Penhall und Hillcoat nicht geändert.

Hillcoat bediente sich einige Mal, wenn eine Bande von Wegelagerern auftaucht und der Vater einen von ihnen erschießen muss oder wenn sie in einem abgelegenem Haus im Keller auf abgemagerte Menschen treffen und in letzter Sekunde vor einem Kannibalenclan flüchten können, vertrauter Filmbilder. Auch die Aufnahmen von zerstörten Städten erinnern an bekannte Vorbilder. Aber im Gegensatz zu dem buntem, menschenleerem, stark computergeneriertem Manhattan von „I am Legend“ sind die farblosen Bilder von Kameramann Javier Aguirresarobe („Vicky Cristina“, „Barcelona, Sprich mit ihr“, „New Moon – Bis(s) zur Mittagsstunde“) Visionen einer Mondlandschaft, durch die einige Menschen in schmutzigen Kleidern wanken. Die Städte sind verwüstet. Die Flüsse ausgetrocknet. Ein Schiff ist in einer Stadt gestrandet. Der Himmel ist immer grau. Für diese Bilder wurde im Winter in und um Pittsburgh, Pennsylvania, gedreht. Dort fanden die Filmemacher, neben dem passendem Wetter, eine stillgelegte Schnellstraße, verlassene Kohlebergwerke und einen alten Vergnügungspark, der abgerissen werden sollte, die als stilechte Kulissen für die postapokalyptische Geschichte dienten.

Nick Cave und Warren Ellis schrieben die atmosphärische Musik. Cave und Hillcoat sind seit Jahren befreundet. Er schrieb die Musik für alle Filme von Hillcoat und er schrieb auch die Drehbücher für Hillcoats Spielfilmdebüt, den Knastthriller „Ghosts…of the civil dead“, und seinen bislang letzten Film, den Western „The Proposition – Tödliches Angebot“.

„The Road“ ist – Wer könnte nach dem Genuss des Trailers daran zweifeln? – kein Film für einen unbeschwert-vergnüglichen Abend. Aber es ist ein Film ohne einen falschen Ton, der zum Diskutieren über die Grenzen der Humanität einlädt – und im Abspann noch eine wichtige Botschaft enthält.

The Road (The Road, USA 2009)

Regie: John Hillcoat

Drehbuch: Joe Penhall

Vorlage: Cormac McCarthy: The Road, 2006 (Die Straße)

mit Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee, Charlize Theron, Robert Duvall, Guy Pearce, Michael K. Williams, Garret Dillahunt, Molly Parker

Länge: 111 Minuten

Deutsche Taschenbuchausgabe

Cormac McCarthy: Die Straße

(übersetzt von Nikolaus Stingl)

Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2008

256 Seiten

8,95 Euro

Deutsche Erstausgabe

Rowohlt Verlag, 2007

Originalausgabe

The Road

Alfred A. Knopf, New York, 2006

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film (Derzeit als attackierende Webseite gemeldet. Also: Vorsicht!)

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „The Road“

Wall Street Journal: Interview mit Cormac McCarthy zum Film (20. November 2009)

Homepage der Cormac-McCarthy-Society

Wikipedia über Cormac McCarthy (deutsch, englisch)


TV-Tipp für den 7. Oktober: Die verfilmten Kriminalromane

Oktober 7, 2010

ARD, 20.15

Donna Leon: Lasset die Kinder zu mir kommen (D 2010, R.: Sigi Rothemund)

Drehbuch: Stefan Holtz, Florian Iwersen
LV: Donna Leon: Suffer the Little Children, 2007 (Lasset die Kinder zu mir kommen)

Commissario Brunetti will herausfinden, wer eine illegal eingewanderte Albanerin erschlagen hat. Seine Ermittlungen führen ihn zu einer Organisation, die mit der Vermittlung von illegalen Adoptionen Geld verdient.

Illustration des sechzehnten Brunetti-Romans.

mit Uwe Kockisch, Julia Jäger, Karl Fischer, Annett Renneberg, Gregor Törzs, Uwe Bohm, Nadeshda Brennicke, Michael Gwisdek

Arte, 20.15

Sophie Scholl – Die letzten Tage (D 2005, R.: Marc Rothemund)

Drehbuch: Fred Breinersdorfer

Das sei Schulfernsehen, sagte Breinersdorfer, als Rothemund ihm vorschlug die letzten Tage der Geschwister Scholl zu verfilmen. Dann vertiefte er sich in die Protokolle der Verhöre und schrieb das Drehbuch zu einem von Kritikern, Kollegen und Publikum hochgelobten Film. Über eine Million sahen „Sophie Scholl – Die letzten Tage“ in den deutschen Kinos.

Mit Julia Jentsch, Alexander Held, Fabian Hinrichs, Jörg Hube

Hinweise

Homepage von Fred Breinersdorfer

Meine Besprechung von Fred und Léonie Breinersdorfers „Das Hurenspiel – Ein Fall für Abel“ (2006)

Vox, 22.20

Rambo (USA 1982, R.: Ted Kotcheff)

Drehbuch: Michael Kozoll, William Sackheim, Sylvester Stallone

LV: David Morell: First Blood, 1972 (Rambo)

Vietnam-Veteran John Rambo wird in einem Provinzkaff der Landstreicherei verdächtigt und von der Polizei gedemütigt. Er bricht aus und flüchtet in den Wald – verfolgt von einem riesigen Polizeiaufgebot. Rambo beginnt sich zu verteidigen. Und davon versteht der ehemalige Elitesoldat und Dschungelkämpfer etwas.

Das auch heute noch sehenswerte, harte Actiondrama mit gesellschaftskritischen Tendenzen machte Sylvester Stallone endgültig zum Star, sorgte in den Achzigern für zwei überflüssige Fortsetzungen und eine Welle von inzwischen – glücklicherweise – fast vollständig vergessenen Vietnam-Filmen. 2008 folgte dann, nach einer zwanzigjährigen Pause, der vierte Rambo-Film, der vor allem als kurzer, altmodischer Brutalo-Film für Aufsehen sorgte.

Für den ersten Rambo-Film wurde das Buchende geändert.

Mit Sylvester Stallone, Richard Crenna, Brian Dennehy, David Caruso

Wiederholung: Freitag, 8. Oktober, 00.30 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Homepage von David Morell

Meine Besprechung von David Morrell „Level 9“ (Scavenger, 2007)

Meine Besprechung von David Morrells „Creepers“ (Creepers, 2005)

ARD, 00.50

Getaway (USA 1972, R.: Sam Peckinpah)

Drehbuch: Walter Hill

LV: Jim Thompson: Getaway, 1958 (Getaway)

Auf Wunsch des korrupten Politikers Jack Benyon wird Doc McCoy vorzeitig aus der Haft entlassen. Er soll eine Bank ausrauben. Der Überfall gelingt, aber danach geht alles schief.

Die gelungene und kommerziell sehr erfolgreiche Verfilmung des Krimis, mit Steve McQueen und Ali MacGraw – obwohl das letzte Drittel des Buches fehlt. Und das ist noch nicht alles, wie der französische Regisseur Alain Corneau meint: „Im Gegensatz zu Hammett und Chandler sind die Amerikaner nicht dazu in der Lage, Thompson zu verfilmen. Nehmen wir zum Beispiel Getaway. Die Figuren werden für die Verfilmung um 180 Grad gedreht, das Buch um mindestens ein Drittel gekürzt. Die Personen und das Thema des Romans wurden an die Seite gedrängt. Doc McCoy ist im Buch ein viel düsterer Charakter als Steve McQueen, und die philosophischen Dimensionen gingen völlig verloren.“ – Trotzdem ist „Getaway“ ein kalter, düsterer und amoralischer Film.

Mit Steve McQueen, Ali MacGraw, Ben Johnson, Al Lettieri, Slim Pickens, Bo Hopkins

Hinweis

Meine Besprechung der DVD „Sam Peckinpah: Passion & Poetry“

ZDF, 01.05

Killer kennen keine Gnade (F 1972, R.: Jean-Claude Roy)

Drehbuch: Jacques Risser, Jean-Claude Roy

LV: Jacques Risser: L’Insolent, 1872

Zwei Verbrecher wollen sich nach einem Überfall auf einen Goldtransport gegenseitig übers Ohr hauen.

„Mittelmäßiger Kriminalfilm“ (Lexikon des internationalen Films), aber immerhin mit Henry Silva

Auch bekannt als “Der Kaltblütige“

 


For your eyes only: Das Leben der danach

Oktober 6, 2010

Das ist der deutsche Trailer für den neuen Film „Hereafter – Das Leben danach“ von Clint Eastwood. Der deutsche Start ist für den 27. Januar 2011 geplant.

Hmpf, sieht nach einem ziemlich enttäuschendem Mystery-Drama (Thriller wohl eher nicht) mit einem übernatürlichem Touch aus. Auch die Story klingt mau:

In „Hereafter“ geht es um drei Menschen, die auf unterschiedliche Weise mit ihrer Sterblichkeit konfrontiert werden. Matt Damon spielt den amerikanischen Arbeiter George, der eine besondere Verbindung zum Jenseits entwickelt. Auf der anderen Seite des Atlantiks wird die französische Journalistin Marie (Cécile de France) durch ein Nahtoderlebnis traumatisiert. Und als der Londoner Schuljunge Marcus (Frankie/George McLaren) den Menschen verliert, der ihm am nächsten steht, lässt ihn das Unerklärliche fast verzweifeln. Alle drei sind auf der Suche nach der Wahrheit, und als sich ihre Wege kreuzen, machen sie kraft ihres Glaubens an ein Leben nach dem Tod fundamentale Erfahrungen.

Aber das Drehbuch ist von Peter Morgan, der auch die Bücher für „The Damned United“ (nach dem Roman von David Peace) und „Frost/NIxon“ schrieb, und Clint Eastwood hat noch keinen wirklich schlechten Film gemacht.

Daher ist der Film wahrscheinlich besser als der Trailer und die Inhaltsangabe. Ende Januar wissen wir es.


TV-Tipp für den 6. Oktober: Wilsberg: Tödliche Freundschaft

Oktober 6, 2010

Heute gibt es nur eine Krimiverfilmung

ZDFneo, 21.00

Wilsberg: Tödliche Freundschaft (D 2004, R.: Thorsten Näter)

Drehbuch: Thorsten Näter

LV: Figur von Jürgen Kehrer

Dieses Mal begibt Wilsberg sich in den korruptiven und mörderischen Bausumpf von Münster. Denn Waltraut Rehmer glaubt nicht an den Selbstmord ihres Mannes.

Ein ganz witziger Wilsberg.

Mit Leonard Lansink, Heinrich Schafmeister, Rita Russek, Monica Bleibtreu

Hinweise

ZDF über „Wilsberg“

Homepage von Jürgen Kehrer

Meine Beschrechung von Jürgen Kehrers „Wilsberg und die dritte Generation“


David Simon hat die Lösung

Oktober 5, 2010

David Simon war Kriminalreporter bei der Baltimore Sun. Sein erster Schritt in das Filmgeschäft war ein Sachbuch, das die Vorlage für die Polizeiserie „Homicide“ wurde. Dann erfand er die geniale Copserie „The Wire“, wurde überall abgefeiert und in Deutschland lief die Serie nur mal auf einem Bezahlsender. Das heißt: die Meisten kennen die Serie nur vom Hörensagen. Auch „Treme“, Simons neue Serie über New Orleans nach dem Hurrikan Katrina, wird wahrscheinlich nie im deutschen Free-TV ausgestrahlt werden.

Auf dem Fernsehfestival „Cologne Conference“ rührte er jetzt eifrig die Werbetrommel für „Treme“ und unterhielt sich mit der FAZ. In dem informativem Interview sagte er auch, warum amerikanische Serien besser als deutsche Serien sind:

Sie wollen Sachen wie „The Wire“? Das ist ganz einfach. Dann müssen Sie alle Macht dem Autor geben. Den kann man dann mit einem Regisseur zusammenbringen, mit einem Produzenten und mit einem Mann, der dafür sorgt, dass das Budget nicht platzt. Aber der Autor muss das letzte Wort haben. Ich sage das nicht, weil ich selbst einer bin. Regisseure verlieben sich in Technik, Einstellungen und Stil. Nichts davon ist die raison d’être, um eine Geschichte zu erzählen. Es ist notwendig, aber Regisseure sind nicht die Anwälte der Geschichte, auch nicht Schauspieler oder die Crew. Im amerikanischen Fernsehen von heute gehört dem Geschichtenerzähler die Show.

Dazu braucht man Mut.

Man braucht Mut, loszulassen. Aber wenn man eine gute Geschichte garantieren will mit Anfang, Mitte und Ende: Diese Jobbeschreibung passt nur auf den Autor. Nicht auf den Regisseur, den Produzenten, den Schauspieler, nicht auf den Typ, der die Schecks unterschreibt. Es ist der Autor.

Genau so ist es.

Und hier noch eine legendäre „The Wire“-Szene:

Fucking great storytelling.


Cover der Woche

Oktober 5, 2010


„Alligator“ – ein B*nd-Roman

Oktober 5, 2010

Als ich diesen Satz

“I never trusted short people. Their mothers always tell them about how well Hitler and Napoleon did and they grow up thinking they can do the same.”

in der ausführlichen Besprechung von Doug Bentin bei Bookgasm las, musste ich herzlich lachen und mir das Buch sofort besorgen.


Elmore Leonard über seinen neuen Roman

Oktober 5, 2010

In den USA erscheint demnächst „Djibouti“, der neue Roman von Elmore Leonard. Alle weiteren sachdienlichen Informationen in diesem Clip:


TV-Tipp für den 5. Oktober: Die verfilmten Kriminalromane

Oktober 5, 2010

Weil Alligator Alfred schon wieder auf der Jagd ist:

SWR, 20.15

TATORT: Die Spieler (D 2005, R.: Michael Verhoeven)

Drehbuch: Fred Breinersdorfer

Im Bodensee treibt eine zerfetzte Leiche. Kommissarin Blum sucht ihren Mörder – und wir Zuschauer einen Hauch von Krimispannung.

Auch der sechste Fall der Konstanzer Kommissarin Klara Blum ist enttäuschend: ein langatmig-langweiliges Schieben von Kulissen. Mit anderen Worten: ein „Verbrechen am Zuschauer“ (Oliver Gehrs, Frankfurter Rundschau, 8. Januar 2005).

Mit Eva Mattes, Sebastian Bezzel, Jan Niklas, Otto Sander

Hinweise

Homepage von Fred Breinersdorfer

Meine Besprechung von Fred und Léonie Breinersdorfers „Das Hurenspiel – Ein Fall für Abel“ (2006)

HR, 23.30

Mankells Wallander – Die Cellospielerin (D/S 2009, R.: Stephan Apelgren)

Drehbuch: Stephan Apelgren, Lars Lundström

LV: Charakter von Henning Mankell

Die junge Cellisten Irina ist Kronzeugin gegen den Sohn einer Größe der Russenmafia. Die Verbrecher wollen sie umbringen. Aber sie haben nicht mit Kommissar Wallander gerechnet.

Die fünfte Episode der zweiten Staffel von “Mankells Wallander” (das ist die Wallander-Serie, die nur auf Treatments von Mankell und inzwischen wohl nur noch auf dem von Mankell erfundenen Charakter basiert) ist anscheinend ein ziemlich okayer Thriller.

mit Krister Henriksson, Lena Endre, Mats Bergman


„Teufelszeug“ in Berlin

Oktober 4, 2010

Ich habe keine Ahnung, ob die folgenden 530 Seiten das Versprechen der ersten Zeilen halten können, aber das erste Kapitel von Joe Hills neuem Roman „Teufelszeug“ (Horns) ist grandios:

Ignatius Martin Perrish hatte die ganze Nacht lang gesoffen und fürchterliche Dinge getan. Am nächsten Morgen erwachte er mit Kopfschmerzen und fasste sich an die Schläfen. Dort spürte er etwas Fremdartiges – zwei gebogene, spitze Auswüchse. Ihm war so übel, dass er sich im ersten Moment nichts dabei dachte.

Erst als er schwankend vor der Toilette stand und sein Blick auf den Spiegel über dem Waschbecken fiel, sah er, dass ihm im Schlaf Hörner gewachsen waren. Bestürzt taumelte er einen Schritt zurück, und zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Stunden pinkelte er sich auf die Füße.

Später bemerkt Ig Perrish, dass er, wenn er jemand berührt, deren dunkelsten Geheimnisse und verborgensten Gelüste kennt. Mit dieser Gabe will er den Mörder von seiner großen Liebe Merrin finden.

Joe Hill ist der Sohn von Stephen King (Ja, genau dem Stephen King.). Seine Romane und Kurzgeschichten waren für den Bram Stoker Award (auch gewonnen), den World Fantasy Award und Macavity Award nominiert. Oh, und Comics schreibt er auch. Und eine TV-Serie ist für nächstes Jahr geplant.

Morgen, am Dienstag, den 5. Oktober, um 20.00 Uhr stellt Joe Hill seinen druckfrischen Roman „Teufelszeug“ in der Otherland-Buchhandlung (Bergmanstraße 25, Berlin [feiner Laden, der zu hemmungslosen Kaufexzessen verführt]) vor. Übersetzer und Ladeninhaber Hannes Riffel wird die deutschen Teile lesen und Buchlektor Andy Hahnemann wird durch den Abend führen.

Der Eintritt ist frei“, sagen die Veranstalter.

Joe Hill: Teufelszeug

(übersetzt von Hannes Riffel)

Heyne, 2010

544 Seiten

19,99 Euro

Originalausgabe

Horns

William Morrow, New York, 2010


TV-Tipp für den 4. Oktober: 24: 16.00 – 18.00 Uhr

Oktober 4, 2010

Kabel 1, 22.15

24: 16.00 – 18.00 Uhr (Regie: Brad Turner)

Drehbuch: Howard Gordon, Evan Katz, Manny Coto, Brannon Braga

Erfinder: Joel Surnow, Robert Cochran

Heute beginnt der achte und letzte Tag für Jack Bauer. In New York will er einen Anschlag auf die Nahost-Friedensverhandlungen verhindern.

Neue Stadt, neuer Sendetermin, neuer Sender (?), altes Programm: trotz aller Mäkeleien gibt es in den kommenden zwölf Wochen (yep, es gibt wieder Doppelfolgen) ein sattes Brett Action und Polit-Thriller.

Vor allem weil Pro 7 um 21.15 mit „Human Target“ den Action-Abend startet.

mit Kiefer Sutherland, Mary Lynn Rajskub, Anil Kapoor, Mykelti Williamson, Katee Sackhoff, Freddie Prinze Jr., Cherry Jones, Elisha Cuthbert

Hinweise

Wikipedia über „24“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Michael Goldmans „24: Staffel 1 – 6 – Wettlauf gegen die Zeit“ (24 – The ultimative guide, 2007)

„24“ in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 3. Oktober: Sin City – Recut & Extended

Oktober 3, 2010

Pro7, 23.15

Sin City (USA 2005, R.: Frank Miller, Robert Rodriguez, Quentin Tarantino [special guest director])

Drehbuch: Frank Miller

LV: Frank Miller: Sin City (verfilmte Geschichten: The Hard Goodbye [1991], The Big Fat Kill [1994], That Yellow Bastard [1996], The Customer is Always Right[1994])

Kongeniale Verfilmung einiger Geschichten aus der düsteren „Sin City“-Welt.

Heute läuft nicht die Kinofassung, sondern die etwas längere „Recut & Extended“-Version, mit einer Betonung auf „Recut“.

Mit Jessica Alba, Powers Boothe, Jude Ciccolella, Rosario Dawson, Benicio Del Toro. Josh Hartnett, Rutger Hauer, Jamie King, Michael Madsen, Frank Miller, Brittany Murphy, Clive Owen, Mickey Rourke, Nick Stahl, Bruce Willis, Elijah Wood

Hinweise

Schnittberichte vergleicht die Kino- mit der Recut-Version

Meine Besprechung von Frank Miller/Geoff Darrows „Hard Boiled“ (Hard Boiled, 1990/1992)

Meine Besprechung von Frank Miller/Dave Gibbons: Martha Washington – Ein amerikanischer Traum (Band 1), 2010 (Give me liberty, 1990)


R. i. P. Stephen J. Cannell

Oktober 2, 2010

R. i. P. Stephen J. Cannell (5. Februar 1941 – 30. September 2010)

Stephen J. Cannell war als Autor und Produzent einer der wichtigsten TV-Macher der letzten Jahrzehnte. Seine erste wichtige Arbeit war „Detektiv Rockford“. Später, vor allem in den Achtzigern, kamen etliche weitere langlebige Serien, wie „Trio mit vier Fäusten“, „Hunter“, „Hardcastle & McCormick“, „Das A-Team“, „Stingray“ und „21 Jump Street – Tatort Klassenzimmer“, dazu. Danach wurde es etwas „ruhiger“. Denn der Workaholic trat auch als Schauspieler vor die Kamera und schrieb etliche Thriller. Und er erfand, produzierte und schrieb weitere Krimiserien, wie „Der Polizeichef – Eis im Blut“, „Renegade – Gnadenlose Jagd“ und „Palm Beach Duo“. Außerdem gehen einige TV-Filme und viele kurzlebige Serien, die teilweise düsterer oder ironischer (Was bei dem Erfinder von Jim Rockford etwas heißen will.) waren, auf sein Konto. Bei all der Arbeit fand er trotzdem Zeit, sich immer wieder für ein Pokerspiel mit Rick Castle zu treffen.

Er starb am 30. September in Pasadena, Kalifornien, in seiner Wohnung. Er hatte Krebs (wer’s genau wissen will: er hatte Melanom, auch bekannt als Schwarzer Hautkrebs, und es gab Komplikationen).

Nachrufe gibt es bei Deadline Hollywood, L. A. Times (Blog), The Hollywood Reporter – und weitere werden folgen.


Das gesamte Interview gibt es hier.


TV-Tipp für den 2. Oktober: James Bond: Leben und sterben lassen

Oktober 2, 2010

Wer seine Zeit nicht mit „Wetten, dass…?“, „Das Supertalent“, „Made in Germany – ein Wirtschaftsmärchen“, den „Kastelruther Spathen“ oder der „Königin von Honolulu“ (Ähem, Ohnsorg-Theater) verbringen will, kann über „Leben und sterben lassen“ nachdenken:


Kabel 1, 20.15

JAMES BOND: Leben und sterben lassen (GB 1973, R.: Guy Hamilton)

Drehbuch: Tom Mankiewicz

LV: Ian Fleming: Live and let die, 1954 (Leben und sterben lassen)

In Ian Flemings zweitem Bond-Roman finanziert Mr. Big mit Goldmünzen aus einem Piratenschatz die sowjetische Spionage in den USA. In der Karibik kommt es zum abschließenden Kampf zwischen Mr. Big und Bond.

Im Film will Mr. Big die USA mit Heroin überschwemmen.

Der Action-Höhepunkt in Roger Moores erstem Auftritt als James Bond ist ein Bootsrennen in Louisiana. Der Film ginge als netter Agententhriller durch, wenn da nicht der Bösewicht und, damit verbunden, die unerträgliche Zeichnung der Afroamerikaner als eine Horde degenerierter Krimineller wäre. In dem Magazin „Time“ wurde Bond deshalb – zu Recht – ein „rassistisches Schwein“ genannt.

Im Anschluss läuft „James Bond: Der Mann mit dem goldenen Colt“.

Mit Roger Moore, Jane Seymour, Yaphet Kotto

Wiederholung: Sonntag, 3. Oktober, 17.55 Uhr

Hinweise

Meine Besprechung von Sebastian Faulks’ James-Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ (Devil may care, 2008)

James Bond in der Kriminalakte


R. i. P. Tony Curtis, Arthur Penn, Alain Corneau

Oktober 1, 2010

Was für ein Tag:

Tony Curtis (3. Juni 1925 – 29. September 2010)

Seine Schauspielerkarriere begann in den späten Vierzigern mit kleinen Nebenrollen. Zum Beispiel in Robert Siodmaks Noir „Gewagtes Alibi“ (Criss Cross, 1949, mit Burt Lancaster). Seine bekannteste Rolle dürfte in Billy Wilders Komödie „Manche mögen’s heiß“ (Some like it hot, 1959) die von Joe/Josephine gewesen sein.

Davor spielte Curtis eine Hauptrolle in dem Drama „Flucht in Ketten“ (The defiant ones, 1958), das vor allem deshalb bekannt ist, weil ein weißer und ein afroamerikanischer Sträfling aneinandergekettet in die Freiheit flüchten. Stanley Kramers Film war ein Statement zur Versöhnung der Rassen. In „Der Frauenmörder von Boston“ (The Boston Strangler, 1968) überzeugte der Frauenschwarm auch als Schauspieler. Danach gehörte er zum Ensemble der TV-Krimiserien „Die 2“ (The Persuaders!, 1971/1972) und „Vegas“ (1978-1981).

Nachrufe gibt es in der Zeit, Spiegel Online, Die Welt, taz, Frankfurter Rundschau und der Süddeutsche Zeitung.


Arthur Penn (27. September 1922 – 28. September 2010)

Arthur Penn erlebte seine Kindheit und Jugend als Sohn jüdischer Eltern in Philadelphia und New York. 1944 war er als Infanterist bei der Ardennen-Schlacht dabei und diese Erfahrungen von Gewalt und Tod prägten ihn. Seine ersten Sporen im Filmgeschäft verdiente er sich von 1951 bis 1958, wie John Frankenheimer, Sidney Lumet und George Roy Hill, im Fernsehen, als alle Sendungen (wozu auch fiktionale Programme gehörten) noch live inszeniert wurden. Seinen ersten Spielfilm inszenierte er 1958: „Einer muss dran glauben“/“Billy the Kid“ (The left-handed gun) mit Paul Newman in der Hauptrolle und der Western wurde ein kleiner Klassiker. Seine bekanntesten Filme sind die Schlag auf Schlag aufeinander folgenden Klassiker „Bonnie und Clyde“ (Bonnie and Clyde, 1967), „Alices Restaurant“ (Alice’s Restaurant, 1969), „Little Big Man“ (1970) und, nach einer fünfjährigen Pause, „Die heiße Spur“ (Night Moves, 1975). „Duell am Missouri“ (The Missouri breaks, 1976) wurde damals zu unrecht verrissen und auch seine späteren Filme „Vier Freunde“ (Four Friends, 1981), „Target – Zielscheibe“ (Target, 1985) und „Tod im Winter“ (Dead of winter, 1987), auch wenn sie nicht mehr den gesellschaftlichen Einfluss seiner früheren Filme hatten, sind sehenswert. In seinen Filmen ging es immer um das Verhältnis von Außenseitern (mit denen er sympathisierte) zur Gesellschaft, zu seinem Land und zur Gewalt.

Nachrufe gibt es bei Spiegel Online, FAZ (dort gibt es auch ein im Januar mit ihm geführtes Interview), Frankfurter RundschauRolling Stone und der Süddeutsche Zeitung.

Im Archive of American Television gibt es ein sehr ausfürhliches Interview mit Arthur Penn.

Alain Corneau (7. August 1943 – 29. August 2010)

Erst aus der aktuellen epd-Film habe ich erfahren, dass Alain Corneau bereits vor über einem Monat gestorben ist. Corneau begann als Regieassistent und Filmfan, vor allem des französischen und amerikanischen Kinos. Fritz Lang und Don Siegel waren seine Vorbilder und er war, wenig erstaunlich, auch ein Jazzfan. Sein erstes Filmprojekt war eine Verfilmung von Jim Thompsons „Pop. 1280“ (1280 schwarze Seelen). Sein Kollege Bertrand Tavernier verfilmte den Roman 1981 als „Coup de torchon“ (Der Saustall).

Corneau gab 1974 sein Spielfilmdebüt mit „France société anonyme“ (Tödlicher Markt). Danach drehte er, meistens mit Yves Montand als Hauptdarsteller, einige der besten französischen Kriminalfilme: „Police Python 357“ (1976), „La menace“ (Lohn der Giganten/Die Bedrohung, 1977), „Serié Noire“ (1979, nach Jim Thompsons „A hell of a woman“), „Le choix des armes“ (Wahl der Waffen, 1981) und „Le môme“ (Blues Cop, 1986). Danach folgten, ebenfalls erfolgreich, Filme in anderen Genres: „Fort Saganne“ (1984), „Nocturne indien“ (Nächtliches Indien, 1989) und „Tous les matins du monde“ (Die siebente Saite, 1992). In den vergangenen Jahren wandte er sich mit „Le deuxième souffle“ (2007; José Giovannis Roman wurde bereits 1966 von Jean-Pierre Melville verfilmt) und „Crime d’amour“ (2010) wieder dem Kriminalfilm zu. Beide Filme wurden bislang, abgesehen von Festivals, noch nicht in Deutschland gezeigt.

Er hatte Krebs und starb in der Nacht zum Montag, den 30. August 2010, in einem Pariser Krankenhaus.

Einen „Nachruf“ gibt es bei Spiegel Online. Ordentlicher geht’s im Ausland zur Sache, zum Beispiel beim Guardian, New York Times, The Scotsman oder  The Independent.


TV-Tipp für den 1. Oktober: Der Uhrmacher von St. Paul

Oktober 1, 2010

ARD, 01.05

Der Uhrmacher von St. Paul (F 1974, R.: Betrand Tavernier)

Drehbuch: Jean Aurenche, Pierre Bost, Georges Simenon, Bertrand Tavernier

LV: Georges Simenon: L’Horloger d’Everton, 1954 (Der Uhrmacher von Everton)

Ist sein Sohn ein Mörder? Uhrmacher Michel Descombes will seinen Sohn verstehen.

Hochgelobtes, selten gezeigtes Debüt von Tavernier – psychologisch dicht und packend. Dafür erhielt Tavernier den Silbernen Bären.

Mit Philippe Noiret, Jean Rochefort

Hinweise

Wikipedia über „Der Uhrmacher von St. Paul“ (deutsch, englisch, französisch)

Deutsche Georges-Simenon-Fanseite

Senses of Cinema: Carloss James Chamberlin über Bertrand Tavernier (August 2003)

Meine Besprechung der von Bertrand Tavernier inszenierten James-Lee-Burke-Verfilmung „In the electric mist“

Meine ausführliche Besprechung von „Der Uhrmacher von St. Paul“


Neu im Kino/Filmkritik: „Snowman’s Land“

September 30, 2010

Nein, wirklich gelungen ist Tomasz Thomsons „Snowman’s Land“ nicht. Und dabei fängt es für Genrejunkies und Freunde des schwarzen Humors so gut an. Walter, ein desillusionierter Profikiller, der seine besten Tage hinter sich hat, vermasselt seinen letzten Job so gründlich, dass man glaubt Aki Kaurismäki und die Coen-Brüder hätten Pate gestanden. Aber danach verabschieden sich Kaurismäki und die Coens und, obwohl die weitere Geschichte irgendwo in der schneeverwehten osteuropäischen Einöde spielt, stammt das gesamte Personal und der Humor aus den deutschen Deppengangsterkomödien à la „Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“, die in ihren lichten Momenten Ami-Filmgangstern nacheifern, aber meistens wie das Personal für eine Nachmittagstalkshow wirken.

Denn bis sich die Situation beruhigt hat, soll Walter in eine Hotel im Osten (genaugenommen 2340 Kilometer ostwärts oder irgendwo im nirgendwo) einige Tage untertauchen und dem legendären Verbrecher Berger bei irgendetwas helfen. Auf seiner Fahrt zum Arsch der Welt, in einem Auto das schon den vorletzten TÜV nicht mehr überlebte, trifft er seinen alten Kumpel Micky, einen anderen Auftragskiller, der mental leicht labil ist und in viel zu dünnen Klamotten durch den Schnee zu Bergers Hotel stampft. In dem stillgelegten Hotel werden sie von Bergers Freundin Sibylle erwartet. Sie nimmt die beiden Jungs betont unherzlich auf und düst erst einmal ab in die Stadt. Walter und Micky schlagen sich die Zeit auf Männerart tot: Schlitten fahren, saufen, TV gucken, sich nerven und auf Berger warten.

Als Sibylle zurückkommt, beginnt sie sich mit Micky zu Vergnügen. Alkohol und Drogen erleichtern das näherkommen. Walter ahnt schon das drohende Unheil und als Sibylle sich eher zufällig erschießt, haben die beiden Killer ein Problem, das sie pragmatisch lösen. Sie verbuddeln die Leiche im Wald und belügen Berger, als dieser sie nach seiner Freundin fragt. Doch allzu lange lässt Berger, der auch einen Sprung in der Schüssel hat, sich nicht hinhalten. Er foltert Walter und Micky, weil er glaubt, dass sie Sibylle entführt haben und von ihm jetzt ein erkleckliches Lösegeld haben wollen. Dass Walter und Micky keine Lösegeldforderung stellen, stört ihn nicht weiter (soviel zu intelligenten Verbrechern). Kurz darauf glaubt er, dass die Konkurrenz seine Freundin umgebracht hat. Er will sie rächen und, weil schon ziemlich viel Filmzeit vergangen ist, eskalieren die Ereignisse in durchaus vorhersehbarer Weise.

Die krude und immer wieder unplausible Story von „Snowman’s Land“ wird von Thomson in epischer Breite erzählt. Denn für einen Spielfilm sind der Plot und die Verwicklungen einfach zu dünn. Für eine Charakterstudie sind Walter und Micky einfach zu doofe Gangster, die ziellos durch die Geschichte stolpern. Sie sind immer die von äußeren Ereignissen getriebenen, die sich freuen können, wenn sie mit heiler Haut aus der Geschichte herauskommen. Aber auch das können sie nicht beeinflussen. Und scheitern können sie auch nicht, weil sie nichts erreichen wollen.

Für eine schwarze Komödie hat „Snowman’s Land“ zu viel Leerlauf und kein wirkliches Ziel der Attacke. Denn einem Haufen Deppen zuzusehen, wie sie ziellos durch den Schnee stampfen und sich in einem renovierungsbedürftigem Hotel auf die Nerven gehen, ist nur begrenzt unterhaltsam und letztendlich gar nicht so weit weg von den gängigen deutschen Spielfilmen.

Snowman’s Land (D 2010)

Regie: Tomasz Thomson

Drehbuch: Tomasz Thomson

mit Jürgen Rißmann, Thomas Wodianka, Reiner Schöne, Eva-Katrin Hermann, Waléra Kanischtscheff, Detlef Bothe

Laufzeit: 98 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Facebook-Seite zu „Snowman’s Land“

Film-Zeit über „Snowman’s Land“

Wikipedia über „Snowman’s Land“

Das besondere Snowman-Ereignis

Am Freitag, den 1. Oktober, wird Reiner Schöne um 20.00 Uhr im Moviemento Kino (Kottbusser Damm 22, Berlin) bei der Vorstellung anwesend sein und alle Fragen zum Film beantworten.


TV-Tipp für den 30. September: Jesse Stone – Totgeschwiegen

September 30, 2010

ZDF, 00.35

Jesse Stone – Totgeschwiegen (USA 2006, R.: Robert Harmon)

Drehbuch: J.T. Allen, Tom Selleck, Michael Brandman

LV: Robert B. Parker: Death in Paradise, 2001

Dritter Jesse-Stone-Film nach dem dritten Jesse-Stone-Roman. Dieses Mal muss Kleinstadtcop Jesse Stone den Mord an einer 14-jährigen aufklären. Seine Ermittlungen führen ihn in die besseren Kreise von Boston.

Ein weiterer feiner Polizeifilm.

Mit Tom Selleck, Edward Edwards, Viola Davis, John Diehl, William Devane

Hinweise

Homepage von Robert B. Parker

Mein Porträt der Spenser-Serie und von Robert B. Parker

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Die blonde Witwe“ (Widow’s walk, 2002)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers “Alte Wunden” (Back Story, 2003)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Der stille Schüler“ (School Days, 2005)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers „Der gute Terrorist“ (Now & Then, 2007)

Meine Besprechung von Robert B. Parkers “Hundert Dollar Baby” (Hundred Dollar Baby, 2006)

Mein Nachruf auf Robert B. Parker

Robert B. Parker in der Kriminalakte