TV-Tipp für den 22. Dezember: Panic Room

Dezember 22, 2010

Sat.1, 22.15

Panic Room (USA 2002, R.: David Fincher)

Drehbuch: David Koepp

Die frisch geschiedene Meg Altman entdeckt mitten in Manhattan ihr Traumhaus. In ihm ist sogar, letzter Schrei der Sicherheitsindustrie für ängstliche, stinkreiche Großstädter, ein Panic Room. In diesen sicheren Raum kann sich der Hausbesitzer während eines Einbruchs zurückziehen und abwarten bis die Polizei anrückt. Meg hält den Raum für überflüssig, aber als in der Nacht drei Einbrecher auftauchen, flüchtet sie mit ihrer Tochter in den Panic Room. Dummerweise wollen die Einbrecher die in diesem Zimmer versteckten Millionen des Vorbesitzers stehlen.

Das mag jetzt neu klingen, aber im Kern erzählt „Panic Room“ eine uralte, aus jedem zweiten Western bekannte Story. Tauschen Sie einfach den Panic Room gegen ein Fort oder eine Wagenburg; die Einbrecher gegen Indianer aus und Sie wissen genau, in welchem Moment die Kavallerie auftaucht. Oh, und in welchem Zustand das Haus ist.

David Koepp und David Fincher machen daraus einen spannenden Hightechthriller.

Oder sagen wir es mit den Worten von Georg Seeßlen: Panic Room „ist vor allem ein reduzierter, ebenso brillant konstruierter wie fotografierter Thriller, ein Kammerspiel des Terrors, das alle Elemente, die am Anfang eingeführt wurden, beständig transponiert, wendet und variiert. Insofern ist Panic Room ein Stück reiner Film-Komposition, in der Sujets, Objekte und Einstellungen die Rollen von Melodien, Takten und Tönen übernehmen (…). Und wie für eine musikalische Komposition, so gilt auch für Panic Room: Es kommt nicht allein auf die Erfindung einer Melodie an, sondern auch darauf, was ein Interpret mit ihr anzustellen weiß.“ (in Frank Schnelle [Hrsg.]: David Fincher)

Mit Jodie Foster, Kristen Stewart, Forest Whitaker, Dwight Yoakam, Jared Leto, Patrick Bauchau, Andrew Kevin Walker (der „Se7en“-Drehbuchautor spielt den verschlafenen Nachbarn)

Wiederholung: Freitag, 24. Dezember, 00.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über David Fincher (deutsch, englisch) und „Panic Room“ (deutsch, englisch)

Die Welt: Interview mit David Fincher zu „Panic Room“

Süddeutsche Zeitung: Interview mit David Fincher zu „Panic Room“

Drehbuch „Panic Room“ von David Koepp

The Works and Genius of David Fincher (Fan-Blog – mit einem „Panic Room“-Special)


Cover der Woche

Dezember 21, 2010


TV-Tipp für den 21. Dezember: Der Kuß vor dem Tode

Dezember 21, 2010

ZDFneo, 22.30

Der Kuß vor dem Tode (USA 1991, R.: James Dearden)

Drehbuch: James Dearden

LV: Ira Levin: A kiss before dying, 1953 (Kuss vor dem Tode)

Student Jonathan hat wenig Geld, aber den unbedingten Willen zu Macht und Reichtum. Dafür geht er über Leichen. Nur die schöne Zwillingsschwester Ellen ahnt etwas.

Nettes Remake.

Mit Matt Dillon, Sean Young, Max von Sydow, James Russo

Wiederholung: Mittwoch, 22. Dezember, 03.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Der Kuß vor dem Tode“ (deutsch, englisch)

Kriminalakte: Nachruf auf Ira Levin

 


Dominik Graf spricht über seine Filme

Dezember 20, 2010

Von der zehnteiligen Krimiserie „Im Angesicht des Verbrechens“ war ich enttäuscht.

Von dem die Serie begleitendem Buch bin ich begeistert.

Denn das von Johannes F. Sievert herausgegebene Buch „Im Angesicht des Verbrechens“ ist kein Roman zum Film, kein Abdruck des Drehbuchs und kein blindes Abfeiern der Serie als Meisterwerk. Es ist ein Interviewband, der „Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“ (so der Untertitel) zeigen will und deshalb einen tiefen Einblick in die Produktion eines Films von den ersten Ideen bis zur Premiere gibt. Gleichzeitig, weil das Herzstück des Buches ein zweihundertseitiges Interview mit Regisseur Dominik Graf ist, ist es auch ein Rückblick auf sein Leben, wie er Regie führt und wie sich sein Stil änderte. Dabei kommt er in dem Gespräch immer wieder auf „Der Fahnder“ (die Serie, in der er seine ersten Meriten sammelte), „Die Katze“ (der erfolgreiche Banküberfallthriller mit Götz George und Gudrun Landgrebe) und „Die Sieger“ (ein erfolgloser Thriller über ein SEK-Team) zurück. Gerade „Die Sieger“ wird von Graf in dem Gespräch immer wieder genannt. Denn an diesem Film, den er für gescheitert hält, könne man einfach am Besten erklären, was er erreichen wollte, was schiefging und welche Folgen die falschen Kompromisse und Budgetbeschränkungen auf einen Film haben können. Die knappen und oft zu knappen Budgets, was sich vor allem an Action- und Massenszenen zeigt, sind ein wiederkehrendes Thema in dem Buch. Ein anderes wiederkehrendes Thema ist Grafs Suche nach dem Schmutz und dem bisschen Leben im Film. Denn er möchte in seinen Filmen nicht nur eine in jeder Beziehung perfekte Traumwelt zeigen, sondern auch Überraschungen und Improvisationen Raum geben. So wies er, als beim Dreh einer komplizierten Restaurantszene von „Im Angesicht des Verbrechens“, in der verschiedene Gruppen von Polizisten Gangster beobachten sein Team an, einen herumstreunenden Hund nicht aus dem Bild zu entfernen.

Im Anschluss an das ausführliche Interview mit Dominik Graf führte Johannes F. Sievert kürzere Interviews mit Drehbuchautor Rolf Basedow (das hätte ruhig ausführlicher sein können), den WDR-Redakteuren Wolf-Dietrich Brücker und Frank Tönsmann, Arte-Redakteur Andreas Schreitmüller, Producerin Kathrin Bullemer, Kameramann Michael Wiesweg, Szenenbildner Claus-Jürgen Pfeiffer, den Musikern Florian Van Volxem und Sven Rosenbach, der Cutterin Claudia Wolscht und den Hauptdarstellern. Diese Statements, die nach vertrauten Promo-Sätzen klingen, hätte man ruhig streichen können.

Eine euphorische Kritik der Serie von Peter Körte, ein Episodenguide, ein Glossar, eine detaillierte Filmographie von Dominik Graf und 75 Abbildungen runden das für Filmfans essentielle Werk ab.

Johannes F. Sievert (Hrsg.): Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie

Alexander Verlag, 2010

392 Seiten

29,90 Euro

Hinweise

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung von „Im Angesicht des Verbrechens“

Dominik Graf in der Kriminalakte

 


TV-Tipp für den 20. Dezember: L. A. Crash

Dezember 20, 2010

Eins Festival, 20.15

L. A. Crash (USA 2004, R.: Paul Haggis)

Drehbuch: Paul Haggis, Robert Moresco

Oscarprämiertes Episodendrama über die zufälligen Begegnungen von Menschen verschiedener Ethnien und Schichten in Los Angeles. Das alles zusammenhaltende Thema ist Rassismus.

2005 war das Jahr für Paul Haggis. Nachdem er jahrelang in Hollywood arbeitete, hatte er endlich seinen großen Durchbruch. Zuerst verfilmte Clint Eastwood sein Oscar-nominiertes Drehbuch „Million Dollar Baby“. Danach schrieb Haggis, wieder für Clint Eastwood, das ebenfalls Oscar-nominierte Drehbuch für „Letters from Iwo Jima“ und „Flags of our Fathers“, leistete gutbezahlte Arbeit an den Drehbüchern der beiden Daniel-Craig-Bond-Filme und erhielt für „L. A. Crash“ unter anderem den Oscar für das beste Original-Drehbuch und den besten Film. Auch sein zweiter Spielfilm „Im Tal von Elah“ überzeugte – jedenfalls die wenigen Menschen, die ihn im Kino gesehen haben.

Mit Sandra Bullock, Don Cheadle, Matt Dillon, Jennifer Esposito, Brandan Fraser, Terrence Howard, Chris „Ludacris“ Bridges, Thandia Newton, Ryan Phillippe, Larenz Tate, Michael Pena, William Fichtner

Hinweise

Englische Homepage zum Film

Film-Zeit über “L. A. Crash“

Film School NYFA: Guest Lecture: Paul Haggis – Part 1

Kriminalakte über „Im Tal von Elah“ von Paul Haggis


TV-Tipp für den 19. Dezember: Short Run – Hexenkessel Miami

Dezember 19, 2010

Tele 5, 00.10

Short Run – Hexenkessel Miami (USA 1989, R.: Abel Ferrara)

Drehbuch: James Borelli, Elmore Leonard

LV: Elmore Leonard: Cat Chaser, 1982 (Florida-Fieber)

Kriegsveteran George Moran betreut in Miami ein Strandhotel. Als sich einige Verbrecher in dem Hotel einquartieren und Morans große Liebe, die inzwischen mit einem dubiosem Geschäftsmann liiert ist, wieder auftaucht, gerät sein Leben aus den Fugen.

Seit Ewigkeiten nicht mehr gezeigte Leonard-Verfilmung, die eine beeindruckende Besetzung und einige gute Szenen aufweisen kann. Aber weil es während der Produktion massive Probleme gab, ist der Film ein Torso. Dass danach in den verschiedenen Ländern die Verleiher noch einmal beherzt zur Schere griffen, steigerte die Qualität des Films nicht. Heute soll eine 85-minütige Version gezeigt werden, die wahrscheinlich der FSK-18-Version entspricht. Die längste Kinoversion hat 98 Minuten.

Die Musik ist von Chick Corea.

Ferrara sent his script to Elmore to see if he could get the story going, the first ten minutes were just two guys talking: a set up that works in the book but not on the screen. Peter Weller had script approval and didn’t want Elmore’s dialog touched. Ferrara asked Elmore to rewrite the first twenty pages of Cat Chaser and he rewrote the whole thing. But Ferrera didn’t use his script. The producers took Cat Chaser away from the director and recut it. It was only released theatrically in England. The producer cut film is very slow and detached. It demonstrates another problem in putting Elmore Leonard’s sound on the screen: a well intentioned and faithful adaptation is not enough to insure a successful movie.” (von Elmore Leonards Homepage)

mit Peter Weller, Kelly McGillis, Charles Durning, Frederic Forrest, Tomas Milan, Juan Fernández

Hinweise

Wikipedia über „Cat Chaser“

Noffload über „Cat Chaser“

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Elmore Leonard in der Kriminalakte


Alter Scheiß? Ross Thomas: Der Yellow-Dog-Kontrakt

Dezember 18, 2010

1976 veröffentlichte Ross Thomas (19. Februar 1926 – 18. Dezember 1995) seinen fünfzehnten Roman „Yellow Dog Contract“.

1978 erschien als „Geheimoperation Gelber Hund“ die deutsche Ausgabe.

Jetzt erschien im Alexander-Verlag, als Teil der nur lobenswerten Ross-Thomas-Wiederveröffentlichungen, das Buch in einer überarbeiteten und vollständigen Übersetzung als „Der Yellow-Dog-Kontrakt“.

In dem Polit-Thriller soll Harvey Longmire (früher Wahlkampfberater, heute Gedichteschreiber und Bauer) für Roger Vullo, der gerade die Arnold-Vullo-Foundation gegründet hat, die Verschwörungen aufdecken will, herausfinden, warum der Gewerkschaftsführer Arch Mix verschwand. Longmire nimmt den Auftrag vor allem an, weil er wissen will, ob er inzwischen zum alten Eisen gehört. Denn von seiner früheren Arbeit als Wahlkampfberater, Abteilungen „Stimmen um jeden Preis beschaffen“, kennt er Mix, die Gewerkschaften und das politische Geschäft.

Bei seinen Recherchen, die vor allem im Kreis seiner Familie, seinen Bekannten aus dem Politikgeschäft (Freunde wäre wahrscheinlich die falsche Bezeichnung) und dem Umfeld der Gewerkschaft stattfinden, wird es für ihn schnell gefährlich. Denn jemand will mit allen Mitteln verhindern, dass herauskommt, was mit Arch Mix geschah und er ermordet dafür jeden, der die Wahrheit kennt.

Als Longmire erfährt, dass erst kürzlich in mehreren Großstädten die Gewerkschaftsbosse durch unbekannte Nachfolger ersetzt wurden und diese unerfüllbare Forderungen an die städtischen Arbeitgeber stellen, glaubt er, dass hier ein Yellow-Dog-Kontrakt (ein in den USA bekannter Begriff für einen, seit 1932 verbotenen, Arbeitsvertrag, in dem dem Arbeitnehmer die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft untersagt wird) vorbereitet werden soll. Er weiß allerdings noch nicht, wie diese beiden Ereignisse zusammenhängen.

Der Yellow-Dog-Kontrakt“ ist sicher nicht der beste Thriller von Ross Thomas. Dafür ist das Komplott letztendlich doch zu unübersichtlich und wird am Ende zu hastig aufgelöst und dass die Geschichte, wie in einem klassischem Privatdetektivroman aus Longmires Sicht erzählt wird, erhöht hier die Spannung nicht unbedingt. Auch sind die Charaktere weniger farbig als in seinen anderen Büchern. Nur Longmires Onkel Jean-Jacques Le Gouis, kurz „Slick“, erinnert als Mann, der wahrscheinlich in jedem zweiten schmutzigen Geschäft zwischen dem Zweiten Weltkrieg und Watergate seine Finger drin hatte, an die überlebensgroßen Ross-Thomas-Charaktere. Die anderen sind doch sehr brave Beamte und Gewerkschaftler; – jedenfalls nach Ross-Thomas-Standard. Roger Vullos Angewohnheit ständig auf seinen Fingern herumzukauen, ist anfangs amüsant, verbraucht sich als Running Gag aber schon während Longmires erster Audienz bei Vullo (den wir uns heute wohl als eine Mischung aus Mark Zuckerberg und Julian Assange vorstellen können). Da ist der zweite Running Gag, nämlich dass jeder einen anderen Schauspieler nennt, als er sagt, an wen ihn Longmires Bart erinnere, schon gelungener.

Aber im Vergleich zu John le Carrés neuestem Werk „Verräter wie wir“ ist „Der Yellow-Dog-Kontrakt“ ein hundsgemeiner Thriller aus den Hinterhöfen der Politik. Denn es geht im Post-Watergate-Washington um Gewerkschaften, die für politische Zwecke gebraucht werden (von Missbrauch wollen wir nicht reden, denn die Gewerkschaftler machen gerne mit) und die Idee, dass mit Streiks sogar Präsidenten gemacht werden können. Es gibt herrlich zynische Dialoge und einige köstliche Einblicke in das politische Geschäft.

Ross Thomas: Der Yellow-Dog-Kontrakt

(übersetzt von Stella Diedrich, Gisbert Haefs und Edith Massmann)

Alexander Verlag, 2010

272 Seiten

14,90 Euro

Originalausgabe

Yellow Dog Contract

William Morrow & Co, 1976

Deutsche Erstausgabe

Geheimoperation Gelber Hund

(übersetzt von Edith Massmann)

Ullstein, 1978

Hinweise

Wikipedia über Ross Thomas (deutsch, englisch)

Alligatorpapiere: Gerd Schäfer über Ross Thomas (Reprint “Merkur”, November 2007)

Meine Besprechung von Ross Thomas’ „Gottes vergessene Stadt” (The Fourth Durango, 1989)

Meine Besprechung von Ross Thomas’ „Umweg zur Hölle“ (Chinaman’s Chance, 1978)

Meine Besprechung von Ross Thomas’ „Kälter als der Kalte Krieg“ (Der Einweg-Mensch, The Cold War Swap, 1966)

Meine Besprechung von Ross Thomas’ „Teufels Küche“ (Missionary Stew, 1983)

Meine Besprechung von Ross Thomas’ „Am Rand der Welt“ (Out on the Rim, 1986)

Meine Besprechung von Ross Thomas‘ „Voodoo, Ltd.“ (Voodoo, Ltd., 1992)

Kleine Ross-Thomas-Covergalerie in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 18. Dezember: Tatort: …und dann ist Zahltag

Dezember 18, 2010

NDR, 23.30

Tatort: …und dann ist Zahltag (D 1976, R.: Jürgen Roland)

Drehbuch: Werner Jörg Lüddecke

LV: Joachim Jessen/Jens Lerch: Der Zahltag, 1976

Das Kind von Ex-Knacki Ewald Merten wird entführt. Die Entführer verlangen von ihm einen Banküberfall. Merten tut’s und liefert damit die Ablenkung für einen weiteren Banküberfall. Kommissar Brammer ermittelt.

Alter „Tatort“, der zuletzt 1994 im Fernsehen lief.

Mit Knut Hinz, Günther Bothur, Günter Heising, Uwe Dallmeier, Jörg Pleva, Monica Bleibtreu

Hinweise

Tatort-Fundus über Kommissar Brammer und die Vorlage „Der Zahltag“

Lexikon der deutschen Krimiautoren über Werner Jörg Lüddecke


Neu im Kino: 22 Bullets, Monga – Gangs of Taipeh, The Tourist

Dezember 17, 2010

Die ersten beiden Kriminalfilme sind keine keine Neustarts, aber ich hatte sie bisher noch nicht erwähnt. Und, ja, die englischen Titel sind die deutschen Titel. Seltsame Mode, das.

22 Bullets ((L’Immortel, Frankreich 2010)

Regie: Richard Berry

Drehbuch: Richard Berry, Eric Assous (Adaptation und Dialog), Alexandre de La Patellière (Adaptation), Mathieu Delaporte (Adaptation)

LV: Franz-Olivier Giesbert: L’Immortel, 2007

Als auf einen sich im Ruhestand befindenden Mafiosi ein Attentat verübt wird, beginnt er die Typen, die ihn umbringen wollten, zu jagen.

Blutige Angelegenheit, das.

mit Jean Reno, Gabrielle Wright, Kad Merad, Richard Berry, Marina Fois

Hinweise

Französische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „22 Bullets“


Monga – Gangs of Taipeh (Báng-kah, Taiwan 2010)

Regie: Doze Niu Chen-Zer

Drehbuch: Tseng Li-Ting

Drama über eine Jugendgang in Taipeh in den 1980er Jahren.

mit Mark Chao, Ethan Ruan

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Monga – Gangs of Taipeh“


The Tourist (The Tourist, USA 2010)

Regie: Florian Henckel von Donnersmarck

Drehbuch: Florian Henckel von Donnersmarck, Christopher McQuarrie, Julian Fellowes (nach dem Drehbuch „Anthony Zimmer“ von Jérôme Salle)

Eine geheimnisvolle Schönheit spricht einen US-Lehrer, der Europa besucht, an. Was er nicht ahnt, ist, dass sie von Polizisten und Gangstern verfolgt wird und ihn nur als Ablenkungsmanöver benutzen will.

Die Kritiker halten das Remake des tollen französischen Thrillers „Anthony Zimmer“/“Fluchtpunkt Nizza“ für einen Langweiler. Auch die US-Ticketverkäufe entsprachen wohl nicht den Erwartungen der Produzenten. Da sind die Golden-Globe-Nominierungen nur ein schwacher Trost. Deshalb wird wohl auch gerne verschwiegen, dass „The Tourist“ nicht in der Drama-, sondern der Comedy/Musical-Kategorie nominiert wurde.

Jedenfalls, wenn der Film die Qualität des laaaangweiligen Trailers hält, sollte man sich einfach wieder das gewitzte Original mit der wunderschönen Sophie Marceau (Wer braucht schon Angelina Jolie, wenn er Sophie Marceau haben kann?) ansehen.

Mit Angelina Jolie, Johnny Depp, Paul Bettany, Timothy Dalton, Steven Berkoff, Rufus Sewell

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „The Tourist“

Und hier der Trailer für das Original „Anthony Zimmer“



TV-Tipp für den 17. Dezember: Die Spur führt zurück – The Two Jakes

Dezember 17, 2010

3sat, 22.55

Die Spur führt zurück – The Two Jakes (USA 1989, R.: Jack Nicholson)

Drehbuch: Robert Towne

Los Angeles 1948: Privatdetektiv Jake Gittes soll eine untreue Ehefrau observieren. Als sein Auftraggeber seinen Nebenbuhler ermordet und Gittes auf einem Tonband den Namen Kathrine Mulwray (die Filmfans aus „Chinatown“ kennen) hört, ist seine Neugierde geweckt.

Fortsetzung des Klassikers „Chinatown“, die von Robert Towne als Mittelteil einer Trilogie geplant war. Aber der Film floppte und die Kritiker waren auch nicht begeistert. Dabei ist „Die Spur führt zurück“ gar nicht so schlecht als klassischer Privatdetektivkrimi mit Starbesetzung.

Nicholson inszenierte einen betulichen, einen altmodischen Film. Die Verwicklungen seines Plots sind selbst für einen Detektivfilm zu kompliziert, verlangen zu viel Aufmerksamkeit und erzeugen einige Längen, in denen es nicht sonderlich interessant ist, Jake Gittes zu folgen. Zudem wirken Figuren und Handlung museumsreif.“ (Meinolf Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms – Völlig überarbeitete Neuausgabe, 1993)

einer der meisterhaftesten, zugleich unterschätzten Detektivfilme vom Anfang der neunziger Jahre“ (Georg Seeslen: Grundlagen des populären Films: Detektive, 1998)

mit Jack Nicholson, Harvey Keitel, Meg Tilly, Madeleine Stowe, Eli Wallach, Ruben Blades, Frederic Forrest, David Keith, Richard Farnsworth, James Hong, Van Dyke Parks (auch Musik), Tom Waits (Kurzauftritt als Polizist)

Wiederholung: Samstag, 18. Dezember, 03.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Die Spur führt zurück“ (deutsch, englisch)

Thrilling Detective über Jake Gittes


Übersetzen? Lee Goldberg: The Man with the Iron-On Badge

Dezember 16, 2010

Bevor Lee Goldberg mit seinen „Monk“-Romanen auch bei uns bekannt wurde, schrieb er „The Man with the Iron-On Badge“, eine Privatdetektivgeschichte, die 2006 auch für den renommierten Shamus-Preis als bester Privatdetektivroman des Jahres nominiert war. Die Hardcover-Ausgabe verschwand schnell vom Buchmarkt, eine Taschenbuchausgabe wurde nicht gedruckt und Lee Goldberg entschloss sich in einem Akt der Selbsthilfe, den Roman, der wahrscheinlich als Beginn einer Serie gedacht war, in den USA in einer Kindle-Edition zu veröffentlichen.

Der neunundzwanzigjährige Harvey Mapes ist Nachtwächter in einer geschlossenen Wohnanlage in Camarillo, Kalifornien. Seine Zeit verbringt er mit der Lektüre von Privatdetektivromanen und dem Ansehen von entsprechenden TV-Serien.

Eines Tages beauftragt ihn der Wohnanlagenbewohner Cyril Parkus seine Frau Lauren zu beobachten. Er soll herausfinden, mit wem Lauren ihn betrügt. Als Sicherheitsbeamter habe er doch Erfahrung mit der Arbeit eines Detektivs.

Mapes nimmt den Auftrag an. Denn, so glaubt er, könne er dem perfekten Leben von Travis McGee einige entscheidende Schritte näherkommen.

Travis McGee ist ein von John D. MacDonald erfundener, enorm populärer Privatdetektiv, der in Florida auf einem Hausboot lebt, verschwundene Gegenstände für einen Finderlohn sucht und gutaussehenden Frauen in Not hilft, die sich selbstverständlich in ihn verlieben.

Schon dieser Vergleich gibt die Melodie, die Lee Goldberg in dem ironischer Krimi anstimmt, vor. „The Man with the Iron-On Badge“ ist eine Hommage an den klassischen Privatdetektivroman. Dabei entsteht ein großer Teil des Witzes aus dem Unterschied zwischen Traum und Realität. Denn Harvey Mapes ist kein Travis McGee. Aber am Ende fügt sich dann vieles so zusammen, wie man es aus einem Privatdetektivroman kennt und liebt. Es gibt schöne Frauen, einen Freund mit guten Verbindungen, Schläger, Geheimnisse, Lügen und die aktuellen Ereignisse haben ihren Ursprung in der Vergangenheit. Das ist dann fast schon so, wie bei Ross Macdonald und seinen in Kalifornien spielenden Krimis mit Lew Archer als Ermittler.

Diese und viele weitere Anspielungen, die von Lee Goldberg lässig in die Geschichte eingestreut werden, verknüpft mit der spannenden Geschichte, die natürlich viele vertraute Elemente enthält, machen „The Man with the Iron-On Badge“ zu einer sehr vergnüglichen, traditionsbewussten Geschichte, die übersetzt werden sollte.

Und, wer Kindle doof findet, kann, wie Lee Goldberg auf seiner Homepage schreibt, nächstes Jahr eine Taschenbuchausgabe von „The Man with the Iron-On Badge“ kaufen.

Lee Goldberg: The Man with the Iron-On Badge

Five Star, 2005

224 Seiten

,– (Hardcover-Ausgabe nur noch antiquarisch

2,99 US-Dollar (Kindle-Ausgabe)

Hinweise

Homepage von Lee Goldberg

Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Mr. Monk und die Feuerwehr“ (Mr. Monk goes to the Firehouse, 2006)

Meine Besprechung von Lee Goldbergs “Mr. Monk besucht Hawaii“ (Mr. Monk goes to Hawaii, 2006)

Meine Besprechung von Lee Goldbergs “Mr. Monk und die Montagsgrippe“ (Mr. Monk and the Blue Flu, 2007)

Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Mr. Monk und seine Assistentinnen“ (Mr. Monk and the two Assistants, 2008)

Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Mr. Monk und die Außerirdischen“ (Mr. Monk in outer space, 2008)

Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Mr. Monk in Germany“ (Mr. Monk goes to Germany, 2008)

Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Bonjour, Mr. Monk“ (Mr. Monk is miserable, 2008)

Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Mr. Monk und die Wurzel allen Übels“ (Mr. Monk and the Dirty Cop, 2009)

Meine Besprechung von Lee Goldbergs „Mr. Monk und Mr. Monk (Mr. Monk in Trouble, 2009)

Bonus: Ein Interview mit Lee Goldberg



TV-Tipp für den 16. Dezember: Out of Time – Sein Gegner ist die Zeit

Dezember 16, 2010

Sat.1, 21.05

Out of time – Sein Gegner ist die Zeit (USA 003, R.: Carl Franklin)

Drehbuch: David Collard

Matt Whitlock schiebt als Polizeichef von Banyan Key eine ruhige Kugel in dem Sunshine State Florida. Seine verheiratete Geliebte Ann verzuckert seinen Alltag. Als sie unheilbar an Krebs erkrankt und ihn als Begünstigten in ihre Lebensversicherung einsetzt, will er ihr helfen. Er gibt ihr die seinem Polizeisafe gebunkerte halbe Million Dollar Drogengeld. Wenige Stunden später sind sie und ihr Mann tot. Sie wurden ermordet und anschließend verbrannt. Whitlocks Ex Alex leitet die Ermittlungen. Alle Beweise deuten auf den unbekannten Geliebten als Mörder. Matt Whitlock muss daher das Komplott aufdecken, bevor er als Mörder verhaftet wird.

Für Genre-Junkies ist der wunderschön entspannte Florida-Noir-Thriller „Out of Time – Sein Gegner ist die Zeit“ ein Festschmaus.

Collard schrieb ein wendungsreiches, kunstvoll die Balance zwischen Tradition und Innovation haltendes, Drehbuch. Franklin setzte es punktgenau um. Das Ensemble, angeführt von dem immer guten Denzel Washington, spielte genussvoll auf. Gerade die vielen Nebendarsteller, wie der Pathologe (als Sidekick des Helden ist er natürlich sehr wichtig), die Untergebenen von Alex und Matt, die DEA-Agenten, der Hotelchef und die ältere Zeugin, hatten prächtige Auftritte. Die Stuntmen durften vor allem bei einem Kampf auf Leben und Tod an einem Balkongitter im siebten Stock eines Hotels ihr Können zeigen. Die Aufnahmen Florida, besonders der Sonnenuntergängen, sind traumhaft und die Musik von Graeme Revell gibt allem einen entspannt-südamerikanischen Touch.

Mit Denzel Washington, Eva Mendes, Salma Latham, Dean Cain, John Billingsley

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Out of Time“

Wikipedia über „Out of Time“ (deutsch, englisch)


Das Minderheitenvotum zu John le Carrés „Verräter wie wir“

Dezember 15, 2010

Die meisten Kritiker feiern John le Carrés neuen Roman „Verräter wie wir“ ab. Auf der Bestenliste der KrimiWelt landete er sofort auf dem ersten Platz. Der Autor selbst füttert mit Interviews die Pressemaschine. Denn, im Gegensatz zu den meisten Engländern und Amerikanern, spricht er Deutsch. Für TV- und Radiointerviews ist das ein unbestreitbarer Vorteil. Auch dass er Deutschland kennt, seine Romane oft hier spielen und er ein beeindruckendes Werk vorweisen kann, ist hilfreich.

Als Chronist des Kalten Krieges schrieb er sich mit realistischen Spionageromanen in die Herzen von Millionen Lesern. Danach schrieb er einige Rückblicke auf den Kalten Krieg („Der heimliche Gefährte“ [eigentlich eine Kurzgeschichtensammlung], „Absolute Freunde“), widmete sich dem illegalen Medikamentenhandel in Afrika („Der ewige Gärtner“) und beschäftigte sich mit den aktuellen Entwicklungen in den Geheimdiensten und der Internationalen Politik. In „Geheime Melodie“ war es das Schachern um afrikanische Staaten und in „Marionetten“ das Schicksal eines jungen Mannes, den die Geheimdienste für einen islamistische Terroristen halten. Alles wichtige Themen, die er teils mit zu viel Pathos und gerechter Empörung präsentierte.

In seinem neuesten Roman „Verräter wie wir“ erzählt er die Geschichte eines Russenmafiosi, der zu den Briten überlaufen will und sich dabei eines Universitätslehrers und seiner Frau, einer Anwältin, bedient. Es geht um die internationale Finanzpolitik, das Waschen von schmutzigem Geld und, wieder einmal, um einen Niemand, der in die Spiele der Geheimdienste und, inzwischen auch, Verbrecher (mit mehr oder weniger weißem Kragen) verwickelt wird. Dabei ähnelt seine Rolle der eines Bauern beim Schach.

Aber in „Verräter wie wir“ nimmt John le Carré sich, wie zuletzt in „Geheime Melodie“, viel zu viel Zeit, um die Geschichte zu beginnen. In der ersten Hälfte des Buches wird nur aus verschiedenen Perspektiven und damit in endlosen Wiederholungen, erzählt, wie der Lehrer den Mafiosi kennenlernt und sie gegeneinander Tennis spielen. Während der Plot sich in diesen Momenten im Schneckentempo vorwärts bewegt, ist man als Leser, auch ohne die Lektüre des Klappentextes, der fast die gesamte Geschichte verrät, schon weiter. Denn, auch ohne dass es ausdrücklich gesagt wird, ahnt man, dass der reiche Russe sein Geld nicht auf ehrliche Art verdient hat und man fragt sich, warum er seinen Ausstieg aus dem kriminellen Geschäft ausgerechnet mit der Hilfe eines Lehrers organisieren will und warum er sich nicht einfach direkt an den britischen Geheimdienst wendet; – obwohl die CIA der naheliegendere Ansprechpartner wäre.

Der Austausch wird erst weit nach der Hälfte des Buches vorbereitet – und spätestens dann fragt man sich, warum John le Carré eine Kurzgeschichte auf vierhundert Seiten aufbläht. Denn er erzählt die ersten Begegnungen des Lehrerpaars und des Mafiosi aus mehreren Perspektiven, was die Handlung nicht voranbringt und den Charakteren auch keine größere Tiefe verleiht, aber dafür die Seiten füllt. Später verschwendet er über dreißig Seiten für eine zähe und für die Geschichte in jeder Beziehung vollkommen unerhebliche Hintergrundgeschichte. In diesen Moment fragt man sich ob die guten Erinnerung an die früheren le-Carré-Romane, wie „Der Nacht-Manager“ (in dem Roman wird ein Hotelportier als Agent bei einem internationalen Waffenhändler eingeschleust), nicht täuschen. Denn „Der Nacht-Manager“ ist mit gut sechshundert Seiten zwar deutlich länger als „Verräter wie wir“, liest sich aber wesentlich kurzweiliger.

Auch das Ende, das ja manchmal einem schlechten Werk eine gelungene Pointe verpasst, wirkt lieblos. Es ist eines dieser Enden, das viele Fragen nicht beantwortet und sehr verschieden interpretiert werden kann. Manchmal, wie in den Paranoia-Thrillern der siebziger Jahre, kann so ein Ende zur gewollten Beunruhigung des Publikums beitragen. In „Verräter wie wir“ wirkt es allerdings so, als habe John le Carré nicht gewusst, wie er die Geschichte beenden soll und dafür dann die dümmste aller möglichen Lösungen gewählt, die sich an dem alten Rätselkrimispruch „Der Mörder ist immer der Gärtner“ orientiert.

Verräter wie wir“ reiht sich nahtlos in John le Carrés enttäuschendes Spätwerk ein. „Marionetten“ war okay. „Geheime Melodie“ und „Absolute Freunde“ waren langweilig. „Der ewige Gärtner“ präsentierte über gefühlte Hunderte von Seiten Fakten über den illegalen Medikamentenhandel, die sich wie eine Zeitungsreportage lasen, im Buch wie Fremdkörper wirkten und John le Carré ließ viel zu oft seiner moralischen Empörung freien Lauf. „Single & Single“ habe ich bis auf die Stichworte „Zirkus“, „Familienbetrieb“ und „Bankgeschäfte mit Russland“ vergessen. Und dann wären wir schon bei le Carrés Graham-Greene-Variante „Der Schneider von Panama“ und dem „Nacht-Manager“, die mir als Post-Kalter-Kriegs-Romane gefielen.

John le Carré: Verräter wie wir

(übersetzt von Sabine Roth)

Ullstein, 2010

416 Seiten

24,95 Euro

Originalausgabe

Our Kind of Traitor

Viking, London, 2010

Hinweise

Homepage von John le Carré

Meine Besprechung von John le Carrés „Geheime Melodie“ (The Mission Song, 2006)

Meine Besprechung von John le Carrés “Marionetten (A most wanted man, 2008)

John le Carré in der Kriminalakte

 


TV-Tipp für den 15. Dezember: Tödliche Versprechen – Eastern Promises

Dezember 15, 2010

Wegen Armin Müller-Stahl, der am 17. Dezember einen runden Geburtstag hat


SWR, 23.00

Tödliche Versprechen – Eastern Promises (GB/USA/Can 2007, Regie: David Cronenberg)

Drehbuch: Steven Knight

Eine Hebamme gerät zwischen die Fronten der Russenmafia. Denn sie besitzt ein Tagebuch, das einige Verbrecher belastet. Ein Killer soll sie umbringen.

Hartes, in London spielendes, top besetztes Gangsterdrama von David Cronenberg.

Steven Knight schrieb unter anderem das Oscar- und BAFTA-nominierte und mit dem Edgar Allan Poe-Preis ausgezeichnete Drehbuch zum Stephen Frears-Film „Kleine schmutzige Tricks“ (Dirty Pretty Things, GB 2002).

Eastern Promises“, wurde, oft in den Kategorien, bester Film, beste Regie, beste Hauptrolle und bestes Drehbuch, für zahlreiche Preise nominiert und erhielt auch einige. Knights Drehbuch war für den Edgar nominiert.

Im Moment arbeiten Steven Knight, David Cronenberg und Viggo Mortensen an einer Fortsetzung von „Eastern Promises“.

mit Viggo Mortensen, Naomi Watts, Armin Müller-Stahl, Vincent Cassel

Hinweise

Steven Knight: Eastern Promises (Drehbuch)

Englische Homepage zum Film (umfangreich; mit Hintergrundtexten und Filmausschnitten)

Deutsche Homepage zum Film (die Readers Digest-Version; dafür mit einem Cronenberg-Interview)

Film-Zeit über den Film

Die „taz“ redet mit David Cronenberg über „Tödliche Versprechen“

Wikipedia über „Tödliche Versprechen“ (deutsch, englisch)


Cover der Woche

Dezember 14, 2010


TV-Tipp für den 14. Dezember: Tödliche Entscheidung

Dezember 14, 2010

RBB, 22.45

Tödliche Entscheidung (USA 2007, R.: Sidney Lumet)

Drehbuch: Kelly Masterson

Andy, der für Drogen Geld aus der Firmenkasse nahm, kann seinen Bruder Hank überreden, das elterliche Juweliergeschäft zu überfallen. Der Überfall, auch weil die Mutter gar nicht daran denkt, irgendwelchen hergelaufenen, maskierten Verbrechern die Juwelen zu geben, geht schief – und dann bröckelt die heile Fassade der Familie verdammt schnell ab.

Mit seinem bislang letztem Film drehte Sidney Lumet, nach einigen schwächeren Werken, mit einer Familientragödie noch einmal so richtig voll auf. Er seziert, wieder einmal, die Kehrseite des amerikanischen Traums anhand. Dieses Mal am Beispiel einer ziemlich kaputten, weißen Mittelstandsfamilie.

Der Pitch war vielleicht: „Family Business“, aber ohne Lacher.

Tödliche Entscheidung“ ist ein feiner Noir und, kein Wunder bei der Besetzung, großes Schauspielerkino.

mit Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke, Albert Finney, Marisa Tomei, Aleksa Palladino, Michael Shannon, Amy Ryan, Sarah Livingston, Brían F. O’Byrne, Rosemary Harris

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Französische Homepage zum Film

Wikipedia über „Tödliche Entscheidung“ (deutsch, englisch)

Film-Zeit über „Tödliche Entscheidung“

Die Zeit: Katja Nicodemus trifft Sidney Lumet (12. April 2008)


DVD-Kritik: Jackie Chan als „Little Big Soldier“

Dezember 13, 2010

Jackie Chan scheint so langsam mit seinem Alterswerk zu beginnen. Nach dem gelungenem Noir-Gangsterfilm und Immigrationsdrama „Stadt der Gewalt“ und dem an der Kinokasse erfolgreichem Remake „Karate Kid“ hat er mit „Little Big Soldier“ einen weiteren Film gedreht, bei dem er in erster Linie als Schauspieler überzeugt. Allerdings ist „Little Big Soldier“ wesentlich witziger als die humorlose „Stadt der Gewalt“ und die Kämpfe, die in „Stadt der Gewalt“ nur kurze Eruptionen von Gewalt waren, sind in „Little Big Soldier“ ausführlicher choreographiert. Es ist fast wie in alten Zeiten, als Jackie-Chan-Filme für eine lockere Mischung aus Action und Comedy standen. Aber Jackie Chan lässt bei den meisten Kämpfe jüngeren Schauspielern den Vortritt. Außerdem sind die Kämpfe so zerschnitten, dass man die artistischen Leistungen kaum bewundern kann.

Dass Jackie Chan dieses Mal kaum selbst kämpft, fällt kaum auf. Denn er hat sich in „Little Big Soldier“ eine Rolle auf den Leib geschrieben, die sich gerade durch besondere Hasenfüßigkeit auszeichnet. Er spielt den dritten Sohn eines Bauern. Seine beiden Brüder sind bereits im Kampf gefallen und er will nur vom Militärdienst befreit werden und genug Geld bekommen, um sein Feld zu bestellen. Er ist ein kleiner Mann mit kleinen Träumen.

Nach einer Schlacht, in der alle Soldaten starben und er nur wegen seiner langerprobten Kampftechnik „Toter Mann“ überlebte, kann er einen gegnerischen General gefangennehmen. Er will ihn zu seinem König bringen und die Belohnung in Empfang nehmen.

Diese Reise zu seinem König ist voller Gefahren. Anfangs versucht der Gefangene immer wieder zu fliehen. Er wird daran, nicht immer mit feinen Methoden, gehindert. Sie werden von den Soldaten des Gefangenen verfolgt. In dem Wald sind Banditen. Später kommen, wenig überraschend, die beiden gegensätzlichen Soldaten sich näher.

Denn der kleine Soldat ist der sprichwörtliche kleine Mann, der seine Machtlosigkeit durch Bauernschläue und, als er sich mit Gefangenen, der ihm als Kämpfer hoffnungslos überlegen ist, duelliert, Clownereien kompensiert. Gleichzeitig ist er auf seinen Vorteil bedacht und gehässig. So stößt er mehrmals genussvoll mit seinem Finger in eine schmerzende Wunde seines Gefangenen. Jetzt hat er endlich die Chance, sich einmal an einem der Menschen zu rächen, die ihn aus seinem gemütlichen Leben rissen. Und diese Chance nimmt er ausgiebig wahr. Mit solchen Szenen entgeht Jackie Chan auch der Gefahr, den von ihm gespielten Soldaten als guten Menschen zu heroisieren und zu verkitschen.

Gerade in dieser Gegenüberstellung von einem kleinen Mann, der die Kriege der Großen einfach erleiden muss, und einem General (der sich später sogar als Thronfolger entpuppt), der einfach über die Menschen bestimmt und diese seinen strategischen Entscheidungen unterordnet, gelingt Regisseur Sheng Ding ein mit den typischen Jackie-Chan-Elementen angereicherter Antikriegsfilm, der zwar in der Vergangenheit spielt, aber auch ein Statement zu den derzeitigen Kriegen liefert.

Und für’s Auge gibt es einige prächtige Landschaftsaufnahmen.

Little Big Soldier (Da bing xiao jiang, China/Hongkong 2010)

Regie: Sheng Ding

Drehbuch: Jackie Chan

mit Jackie Chan, Leehom Wang, Rongguang Yu, Ken Lo, Sung-jun Yoo, Peng Lin

DVD

New KSM

Bild: 16:9 (2.35:1)

Ton: Deutsch, Mandarin (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Extras (angekündigt): Making Of, Jackie Chan Goes Berlinale 2010, Trailer, Bildergalerie (Gesamtlaufzeit ca. 49 Minuten)

Länge: 91 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Wikipedia über „Little Big Soldier“ (deutsch, englisch)

Berlinale: Pressekonferenz zu „Little Big Soldier“ (16. Februar 2010)

Homepage von Jackie Chan

Meine Besprechung von Jackie Chans „Stadt der Gewalt“


TV-Tipp für den 13. Dezember: Die Bourne Identität

Dezember 13, 2010

ZDF, 22.15

Die Bourne Identität (USA 2002, R.: Doug Liman)

Drehbuch: Tony Gilroy, William Blake Herron

LV: Robert Ludlum: The Bourne Identity, 1980 (Der Borowski-Betrug, Die Bourne-Identität)

CIA-Agent und Killer Jason Bourne hat sein Gedächtnis verloren. Schlimme Sache. Aber schlimmer ist, dass seine ehemaligen Arbeitgeber ihn umbringen wollen.

Die eher werkferne, kommerziell erfolgreiche Verfilmung des ersten Borowski-Buches. Für die Verfilmung des damals über zwanzig Jahre alten Buches wurde nur das Skelett der Handlung übernommen, der Rest aktualisiert und ein unterhaltsamer Action-Thriller gedreht, der sogar angenehm altmodisch ist. Nur Matt Damon wirkt einfach fünf Jahre zu jung für den eiskalten Profikiller. Aber das Problem hatte er in den spannenden Fortsetzungen, die an den kommenden Montagen laufen, nicht mehr.

Mit Matt Damon, Franka Potente, Chris Cooper, Clive Owen, Brian Cox, Walton Goggins

Wiederholung: Mittwoch, 15. Dezember, 00.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über Robert Ludlum (deutsch, englisch)

Robert-Ludlum-Fanseite

Kirjasto über Robert Ludlum


TV-Tipp für den 12. Dezember: Ein Freund gewisser Damen – The Walker

Dezember 12, 2010

ARD, 00.05

Ein Freund gewisser Damen – The Walker (USA 2007, R.: Paul Schrader)

Drehbuch: Paul Schrader

Carter Page III ist ein schwuler Südstaatenschönling und Begleiter der Damen der politischen High Society von Washington, D. C.. Er hält sich aus allem heraus, bis er seiner besten Freundin, der Senatorengattin Lynn Lockner ein Alibi gibt. Denn sie ist gerade über die Leiche ihres ermordeten Geliebten gestolpert.

In der grandiosen Charakterstudie „The Walker“ spielt Woody Harrelson den Charakter, den Schrader-Fans bereits aus „Taxi Driver“ (damals Robert De Niro), „American Gigolo – Ein Mann für gewisse Stunden“ (Richard Gere) und „Light Sleeper“ (Willem Dafoe) kennen: der Drifter, der die Gesellschaft von außen betrachtet und wegen einer für ihn unerreichbaren Frau seine Position als Beobachter aufgibt. Wie diese Filme ist „The Walker“ auch eine Analyse einer bestimmten Gesellschaftsschicht: hier der politischen Kaste in Washington, D. C., die sich in Räumen bewegt und verhält, als ob die Zeit kurz nach dem Bürgerkrieg stehen geblieben wäre.

Ein toller altmodischer Film, der seine deutsche Premiere auf der Berlinale erlebte, später, trotz der namhaften Besetzung, nur auf DVD veröffentlicht wurde und jetzt vom Ersten zur Geisterstunde (senderinterne Sprachregel: Prime-Time für gute Filme) versendet wird.

Mit Woody Harrelson, Kristin Scott Thomas, Lauren Bacall, Ned Beatty, Moritz Bleibtreu, Mary Beth Hurt, Lily Tomlin, Willem Dafoe

Hinweise

Wikipedia über „The Walker“

Film-Zeit über The Walker“

Movies Online: Interview mit Paul Schrader über „The Walker“

Close-Up Film: Interview mit Paul Schrader über „The Walker“

Kauftipp

Im Moment verkauft Amazon die DVD für 2,97 Euro. Auf der DVD ist auch ein einstündiges, sehr informatives Gespräch mit Paul Schrader. Allein dieses Interview (unten ein Ausschnitt) lohnt den Kauf.


TV-Tipp für den 11. Dezember: Das Schweigen der Lämmer

Dezember 11, 2010

Kabel 1, 22.25

Das Schweigen der Lämmer (USA 1991, R.: Jonathan Demme)

Drehbuch: Ted Tally

LV: Thomas Harris: The silence of the lambs, 1988 (Das Schweigen der Lämmer)

FBI-Agentin Starling verfolgt einen Serienkiller und verliebt sich in den inhaftierten Hannibal Lecter.

Inzwischen schon ein Klassiker, der – zu Recht – etliche Oscars erhielt (Bester Film, Regie, Drehbuch, Hauptrolle). Beim wiederholten Sehen fällt auf, wie wenig von den schockierenden Ereignissen wirklich zu sehen ist – und wie konservativ die Kameraführung ist. Achten sie auf die erste Begegnung von Jodie Foster und Anthony Hopkins. Da ist keine Bewegung überflüssig, kein Schnitt zu viel und es wird sich in jeder Sekunde auf das Drehbuch und die Schauspieler verlassen.

Hitchcock hätte der Film gefallen.

Mit Jodie Foster, Anthony Hopkins, Scott Glenn, Ted Levine

Wiederholung: Sonntag, 12. Dezember, 02.20 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Drehbuch „The Silence of the lambs“ von Ted Tally (2nd draft script, 28. Juli 1989)

Drehbuch „The Silence of the lambs“ von Ted Tally und Thomas Harris (final draft script)

Drehbuch „The Silence of the lambs“ von Ted Tally und Thomas Harris (undated, unspecified draft script)

Homepage von Thomas Harris

Krimi-Couch über Thomas Harris

Wikipedia über Thomas Harris (deutsch, englisch)