Offener Brief an die FDP

Also, das veröffentliche ich doch gern:

Offener Brief zur Causa Jorgo Chatzimarkakis

Von: Jan Rosenow aus Oxford

An:   Dr. Philipp Rösler, Bundesparteivorsitzender der FDP in Deutschland

Sehr geehrter Herr Dr. Rösler,

als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Doktorandinnen und Doktoranden sind wir bestürzt über die Äußerungen von Jorgo Chatzimarkakis in der Diskussionssendung Anne Will am 3. Juli. Herr Chatzimarkakis steht derzeit unter Plagiatsverdacht und erklärte, dass er die von ihm verwendete Zitierweise in Oxford gelernt habe: „Dann ging ich nach Oxford und dann stellte ich fest, in Oxford, da war ich zu Forschungszwecken auch für diese Dissertation, die formulieren irgendwie anders. Die benutzen das Intertextualisieren, also das Lesbarmachen von Texten. Wissenschaftliche Texte sind manchmal sehr sperrig, und gerade dieses Einrücken und dieses Zitieren.“ Damit begründet Herr Chatzimarkakis sein wissenschaftliches Fehlverhalten.

Für uns, die wir wissenschaftliche Forschung betreiben, sind die Äußerungen von Herrn Chatzimarkakis ein Affront. Weder in Oxford, noch irgendwo anderes auf der Welt, ist eine solche Zitierweise akzeptiert. In Oxford wird mit international anerkannten Zitationssystemen gearbeitet wie z.B. dem Harvard-System. Die Unterstellung, dass in Oxford andere Regeln gelten, ist unerhört und eine Beleidigung für alle ehrlichen Forschenden in Oxford. Der herausragende Ruf der Universität Oxford hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass rigorose wissenschaftliche Praxis hohe Priorität hat. Eine laxe Zitierweise und das bewusste oder unbewusste Plagiieren hat in Oxford keinen Platz. Wer anderes behauptet, hat entweder keine Ahnung vom Wissenschaftsbetrieb oder stellt die Dinge bewusst falsch dar.

Herr Dr. Rösler, wir fordern Sie nachdrücklich auf, zu den Aussagen von Herrn Chatzimarkakis Stellung zu beziehen und seine unhaltbaren Rechtfertigungen richtig zu stellen. Es ist unerträglich, dass jemand wie Herr Chatzimarkakis im Forschungsausschuss des Europäischen Parlaments über Fragen von Wissenschaft und Forschung zu entscheiden hat. Wer so augenscheinlich wissenschaftliche Standards verletzt, ist mit Sicherheit nicht tragbar für ein solches Gremium.

Mit freundlichen Grüßen

Begründung: Mit seinen Äußerungen bei Anne Will hat Jorgo Chatzimarkakis die wissenschaftlichen Standards diskreditiert und impliziert, dass sein Verhalten im Ausland, in diesem Fall Oxford, anscheinend normal sei. Diesem ist vehement zu widersprechen.

Im Namen aller Unterzeichner.

Oxford, 04.07.2011 (aktiv bis 31.07.2011)

Wer will, darf hier unterzeichnen.

Bis jetzt haben 266 Menschen unterzeichnet.

Als ob es so schwierig ist, ein Zitat ordentlich zu kennzeichnen und als ob es unmöglich wäre, eine Zitierweise durchzuhalten. Jedenfalls wenn man die Arbeit selbstständig von der ersten bis zur letzten Seite geschrieben hat.

Beides ist Handwerk. Pflicht. Basic.

Ach, und hier ist die Anne-Will-Sendung.

 

2 Responses to Offener Brief an die FDP

  1. […] Die FDP befindet sich weiterhin in einer Bildungskrise: Nachdem FDP-EU-Parlamentarier Jorgo Chatzimarkakis in der ARD-Sendung die an seine Doktorarbeit gerichteten Plagiatsvorwürfe mit einer angeblichen Arbeitsweise, wie sie in Oxford betrieben wird, rechtfertigen wollte, läuft man in Oxford Sturm gegen diese Behauptung. […]

  2. […] Die FDP befindet sich weiterhin in einer Bildungskrise: Nachdem FDP-EU-Parlamentarier Jorgo Chatzimarkakis in der ARD-Sendung die an seine Doktorarbeit gerichteten Plagiatsvorwürfe mit einer angeblichen Arbeitsweise, wie sie in Oxford betrieben wird, rechtfertigen wollte, läuft man in Oxford Sturm gegen diese Behauptung. […]

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