Ein Amen für die Mafia: Paten, Priester und der Vatikan (D 2011, R.: Christian Gramstadt)
Drehbuch: Christian Gramstadt
45-minütige Doku über das Verhältnis der katholischer Kirche zur Mafia in Italien. Könnte interessant sein und ist nach der Ausstrahlung bestimmt in der Mediathek zu finden. Denn Mitternachtskino muss nicht sein; vor allem wenn es wegen dem Fußballspiel Deutschland – Brasilien sicher etwas später wird.
JAMES BOND: Feuerball (GB 1965, R.: Terence Young)
Drehbuch: Richard Maibaum, John Hopkins, Jack Whittingham
LV: Ian Fleming: Thunderball, 1961 (Feuerball)
Largo erpresst die britische Regierung mit der Drohung zwei Atomraketen auf westliche Großstädte abzufeuern. Anstatt zu bezahlen schickt die Regierung James Bond los – die Welt zu retten.
Bond auf den Bahamas und mit gaaaanz vielen Tauchern. Die Story zu „Feuerball“ basierte auf einem zusammen mit Kevin McClory entworfenem Filmtreatment. Nach einem Rechtsstreit durfte McClory ein Remake machen. Es hieß „Sag niemals nie“ (ebenfalls mit Connery und am Ende wieder mit gaaaanz vielen Taucher, – wegen des Copyrights)
Schon auf der zweiten Seite von „Flammenteufel“ entdeckt Ich-Erzähler Eugen Goltz die nackte Leiche der Tänzerin Alice Resow in einem Hotelzimmer. Noch während der Anwalt überlegt, was er tun soll, tauchen zwei Mitglieder der Geheimen Staatspolizei auf und Goltz sieht sich schon als Mörder verhaftet. Denn es ist Oktober 1933 und in Berlin herrschen die Nazis. Goltz hatte mit ihnen bereits vor einigen Monaten, nach dem Reichstagsbrand eine unangenehme Begegnung, die dazu führte, dass er jetzt keinen Pass mehr hat und er nicht weiß, wie gut seine Überlebenschancen sind.
Daher ist er auch ziemlich erleichtert, als er gehen kann. Doch nachdem er zu einem Treffen der mächtigen Geheimgesellschaft „Gesellschaft der Brüder und Schwestern vom Licht“ eingeladen und ihm bei dem Treffen nachdrücklich gesagt wird, dass es ein Selbstmord war, zweifelt er. Denn immerhin hatte Resow, als sie ihn angerufen hatte, keine Selbstmordabsichten geäußert und der Schal, mit dem sie erwürgt wurde, war um ihren Hals und um die Heizung geschlungen. Aber seine Zweifel führen, obwohl er während des Treffens auch die Tänzerin Leni Ravenov, eine Freundin der Toten, trifft, nicht zu aktiven Ermittlungen. Stattdessen besucht er die Verhandlungen gegen die Reichstagsbrandstifter.
Die Verhandlungen hat Bernward Schneider, so schreibt er in einer Vorbemerkung, aus den Verhandlungsprotokollen übernommen und es ist schon interessant zu lesen, wie parteiisch die Verhandlung geführt wurde und wie offensichtlich es schon damals war, dass Marinus van der Lubbe nicht der Brandstifter war. Aber das und die (Mit)täterschaft der Nazis ist Allgemeinwissen – und kann daher auch nicht als Schlusspointe dienen.
Weniger bekannt und, jedenfalls für mich immer wieder sehr erstaunlich und damit letztendlich höchst unglaubwürdig, ist in „Flammenteufel“ der Umgang mit dem Thema Sex. Denn über die Umstände des Todes der Tänzerin Resow, eine autoerotische Selbststrangulation, die Spermaspuren an ihrem Körper, die Benutzung von Kondomen, SM-Praktiken, außerehelichen Geschlechtsverkehr, Treue und Untreue wird gesprochen, als hätten wir 2010, wo inzwischen eine Scheidung normal ist, und und nicht 1933. Das gleiche gilt für die gesellschaftlichen Konventionen. Das liest sich nie nach einem Roman, der irgendwo zwischen „Der Untertan“, „Der blaue Engel“ und „Mephisto“ spielt. Robert Brack gelang mit seinen in den frühen Dreißigern spielenden Kriminalromanen „Und das Meer gab seine Toten wieder“ und „Blutsonntag“ wesentlich besser, die damalige Zeit wiederauferstehen zu lassen. Und dieses Abtauchen in die Vergangenheit ist der Grund, einen historischen Roman zu lesen.
Außerdem ist „Flammenteufel“, auch wenn am Ende einige Handlungsstränge durchaus überraschend miteinander verknüpft werden, schlecht konstruiert. Denn Goltz ist als Erzähler einfach zu passiv. Er wird herumgestoßen. Er wird nicht von sich aus initiativ und am Ende wird ihm die Lösung quasi auf dem Silbertablett präsentiert. Das zeigt sich besonders deutlich, wenn Goltz die Verhandlungen besucht und er, wie wir, auf den Zuschauerbänken Platz nimmt. Da hätte Bernward Schneider seinem Erzähler eine aktivere Rolle verschaffen müssen. Zum Beispiel als ein Verteidiger eines der Angeklagten, der Beweise für ihre Unschuld sammeln will, der empört über den Prozess ist, der sich fragt, wie viel Widerstand er leisten soll und für den die Tänzerin eine wichtige Entlastungszeugin ist, die die Beweise gegen die Brandstifter an einem geheimen Ort versteckt hat. Das hätte ein spannendes Buch geben können.
Letztes Jahr in Marienbad (F/I 1960, R.: Alain Resnais)
Drehbuch: Alain Robbe-Grillet
Als ich den Film vor Ewigkeiten als Teenager im TV sah, war ich begeistert. Denn das war wirklich etwas anderes. Und damals, lange bevor es Nischensender wie Arte gab, die auch zur Hauptsendezeit Anspruchsvolles zeigen, wurde der Film in einem dritten Programm um eine ähnliche Uhrzeit gesendet. Das waren die Zeiten, als der Öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Bildungsauftrag noch ernst nahm. Aber damals liefen Sonntags zur besten Frühschoppenzeit auch Stummfilme; – und das war nicht die schlechteste Filmbildung.
Doch jetzt zum Gegenstand der Freude: In einem Barockschloss (gedreht wurde im Münchner Schloss Nymphenburg) trifft ein Mann eine verheiratete Frau. Er behauptet, dass sie ineinander verliebt waren. Sie kann sich nicht daran erinnern. Er versucht sie zu überzeugen – und wir Zuschauer fragen uns, was Wahrheit und was Traum ist.
„Letztes Jahr in Marienbad“ erhielt bei den Filmfestspielen in Venedig den Goldenen Löwen, war für den Science-Fiction-Preis „Hugo“ nominiert und war ein Kultfilm der sechziger Jahre.
Im Anschluss läuft um 21.45 Uhr „Erinnerungen an Marienbad“ (F 2009), ein quasi Making-of, bei dem der damalige Regieassistent Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) während der Dreharbeiten entstandene Super-8-Aufnahmen von Nebendarstellerin Francoise Spira kommentiert.
Mit Delphine Seyrig, Giorgio Albertazzi, Sergio Pitoeff, Francoise Berlin
LV: Ray Bradbury: Fahrenheit 451, 1953 (Fahrenheit 451)
Im Rahmen des heutigen Thementages „Spirit of the Sixties: Die 60er Jahre“ zeigt 3sat heute Truffauts selten gezeigten Anti-Utopie, in der Bücher, weil sie subversive Gedanken enthalten, verboten sind. Feuerwehrmann Montag erfüllt brav seine Pflicht und verbrennt Bücher, bis er Clarissa kennenlernt und zunehmend an seinem Leben und seinem Tun zweifelt.
Der spätere Regisseur Nicholas Roeg war der Kameramann und Alfred-Hitchcock-Komponist Bernard Herrmann komponierte den Soundtrack
mit Julie Christie, Oskar Werner, Cyril Cusack, Anton Diffring, Jeremy Spenser
Gut, für Feingeister ist das Programm nichts, aber Metal-Fans, die keine Karte bekommen haben, dürfen sich auf Avantasia (20.00 Uhr), Blind Guardian (20.55 Uhr), Apocalyptica (21.45 Uhr), Airbourne (22.45) und Motörhead (23.45 Uhr) freuen.
Die nachfolgende Sendung, die Wacken-Doku „Full Metal Village“ (D 2007, Regie: Sung Hyung Cho), kann etwas später beginnen.
Jean-Patrick-Manchette-Fans haben lange auf die schon lange, mehr oder weniger laut angekündigte Übersetzung von „Der Mann mit der roten Kugel“ gewartet. Denn bis jetzt war diese zusammen mit Barth Jules Sussman geschriebene Geschichte des Doyen des Néo-Polar nicht ins Deutsche übersetzt worden. Weder bei Ullstein, noch bei Bastei-Lübbe, die in den Achtzigern und Neunzigern, fast alle Werke des am 3. Januar 1995 verstorbenen Autors veröffentlichten. Erst jetzt hat der Distel Literaturverlag das im Rahmen seiner Manchette-Werkausgabe erledigt und es ist auch offensichtlich, warum das Werk nicht früher übersetzt wurde. Denn „Der Mann mit der roten Kugel“ ist ein Western – und Western passen nun mal nicht in eine Krimireihe. Außerdem hatte der Western, wie ein Blick auf die wenigen damals existierenden und inzwischen eingestellten Western-Reihen in den Verlagen zeigt, in Deutschland nie einen leichten Stand.
Dass dieser Western dann noch die Romanfassung eines Films war, erhöhte das Interesse der Verlage nicht. Denn ein Roman zum Film erscheint zum Filmstart und hat, abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, eine sehr kurze Halbwertzeit.
Aber es kommt noch schlimmer: „Der Mann mit der roten Kugel“ ist der Roman zu einem nicht existierendem Film. Denn Drehbuchautor Barth Jules Sussman hatte damals die Romanrechte an die Éditions Gallimard verkauft. Er hoffte, dass nach dem Erscheinen des Romans auch ein Film gedreht werden würde.
Robert Soulat, der stellvertretende Leiter der Série Noire, fragte Jean-Patrick Manchette, der damals gerade „Die Affäre N’Gustro“ und „Lasst die Kadaver bräunen!“ (mit Jean-Pierre Bastid) veröffentlicht hatte, ob er eine Romanfassung des Drehbuchs, das damals bald verfilmt werden sollte, schreiben wolle. Immerhin hatte Manchette als Pierre Duchesne bereits Romanfassungen von Filmen wie „Sacco & Vanzetti“ geschrieben. Der Western-Fan Manchette sagte zu und, auch wenn er von dem Drehbuch nicht begeistert war („Es ist ziemlich unbefriedigend, alles ist Maskerade, die Brutalität, die Grobheit – der Einfluss des italienischen Westerns ist deutlich spürbar. Aber es ist dennoch gut verwendbar.“), schrieb er zwischen Januar und März 1972 die Romanfassung. Dabei hielt er sich selbstverständlich an die von Sussman im Drehbuch erfundene Geschichte, die sich kaum von den meisten, damals populären Italo-Western unterschied.
Der Häftling Greene soll mit anderen Häftlingen 1871 in Texas auf der Plantage von Potts Baumwolle pflücken. Greene überzeugt den Oberaufseher Pruitt, dass er an 3.000 Dollar, die er bei einem Banküberfall erbeutet hat, kommen kann. Pruitt hilft Greene bei der Flucht. Aber als er dann die Beute haben will, sagt Greene, dass er ihn belogen habe, schießt ihm in den Fuß und haut ab.
Später wird er, nach einem Besuch bei einer Prostituierten, wieder festgenommen und zurück zur Farm gebracht – und mehr soll nicht verraten werden.
„Der Mann mit der roten Kugel“ ist eher ein Nebenwerk von Jean-Patrick Manchette, aber für Komplettisten und Western-Fans, den so groß ist bei uns die Auswahl an neuen Western ja nicht und da erfreut dann auch ein durchwachsenes Werk, natürlich essentiell. Wer Jean-Patrick Manchette noch nicht kennt, sollte allerdings besser mit seinen Kriminalromanen anfangen.
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Jean-Patrick Manchette/Barth Jules Sussman: Der Mann mit der roten Kugel
(mit einem Vorwort von seinem Sohn Doug Headline und einem Nachwort von Barth Jules Sussman)
Shadow und der Fluch des Khan (USA 1994, R.: Russell Mulcahy)
Drehbuch: David Koepp
LV: Charakter von Maxwell Grant (Pseudonym von Walter B. Gibson)
New York, dreißiger Jahre: Der Shadow bekämpft die Bösewichter. Sein neuester Gegner ist Shiwan Khan, ein Nachfahre von Dschingis Khan, der die ganze Welt unterwerfen will und der den Shadow von früher kennt.
Der 45 Millionen teure Film war bei den Kritikern und an der Kasse ein Flop. Heute, zwischen all den Superheldenfilmen, kann „Shadow und der Fluch des Khan“ erstaunlich gut bestehen und, trotz der Mängel in der Story, gefällt mir dieser unterschätze, naive Film, der den Zauber der alten Serials, B-Pictures (weniger) und Noirs (noch weniger) wiederaufleben lassen will, viel besser als einige der hoch budgetierten, bedeutungsschwangeren Comicverfilmungen (ich sage nur „Batman“), die in den vergangenen Jahren in den Kinos liefen.
mit Alec Baldwin, John Lone, Penelope Ann Miller, Peter Boyle, Ian McKellen, Tim Curry, Jonathan Winters
Der unehrenhaft entlassene Soldat Thomas hilft nach einem Unfall Ali Özkan, dem Besitzer einer Imbisskette. Ali stellt ihn als Fahrer ein und bald macht er sich an Alis Frau Laura ran.
Petzolds Variante von James M. Cains „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ (The Postman always rings twice, 1934).
mit Benno Fürmann, Hilmi Sözer, Nina Hoss, André Hennicke, Claudia Geisler
Dass J. J. Abrams etwas von Vermarktung versteht, ist spätestens seit dem von ihm produziertem Alien-Invasionsfilm „Cloverfield“ bekannt und auch für seinen neuesten Film „Super 8“ schraubte er die Erwartungen mit kryptischen Ankündigungen und sich widersprechenden Gerüchten hoch. Dabei erzählt er in „Super 8“, wie in „Cloverfield“, eine altbekannte Geschichte. Aber während bei „Cloverfield“ vor allem die Machart (es wurde alles mit einer Handkamera gedreht) beeindruckte, ist J. J. Abrams in seinem neuesten, von Steven Spielberg produziertem Film in jeder Beziehung altmodisch: die Geschichte spielt 1979 und die Inszenierung passt sich auch dem damaligem Inszenierungstempo und -stil, bis auf den Zugunfall am Anfang, an.
Im Mittelpunkt von „Super 8“ steht eine Gruppe Jugendlicher, die in Ohio einen Zombie-Film drehen wollen (Wer denkt hier nicht an die Anfänge von Steven Spielberg und J. J. Abrams?). Damals war das Filmmaterial teuer. Nur das weit verbreitete Super-8-Format war auch für Jugendliche erschwinglich. Das fehlende Geld wird mit Enthusiasmus und Einfallsreichtum ausgeglichen. So machen die sechs Freunde sich eines Nachts auf den Weg zu einer einsam gelegenen Bahnstation. Sie wollen den vorbeifahrenden Zug als Requisite für eine herzzerreißende Abschiedsszene verwenden. Doch nachdem ihr Biologielehrer mit seinem Auto die Gleise blockiert, entgleist der riesige Güterzug in einer grandios-ohrenbetäubenden und vollkommen unrealistischen Szene. Denn dass ein Auto einen Zug zum Entgleisen bringt und der Fahrer des PKWS, am Steuer sitzend, den Unfall überlebt, kann nur mit der emotionalen Logik (nach der Dinge möglich sind, die nach der rationalen Logik unmöglich sind) erklärt werden. Trotzdem hatte ich danach ein kleines Problem mit dem Film.
Als am nächsten Tag das Militär den Unfallort unter der Leitung von Air Force Colonel Nelec (von Noah Emmerich hübsch furchteinflößend gespielt) weiträumig absperrt, ist das Interesse der Jugendlichen geweckt. Sie wollen herausfinden, was in dem Zug war, und sie benutzen das Militär als kostenlose und unwissende Statisten für ihren Super-8-Film, der auch am Ende von „Super 8“ gezeigt wird und von den Schauspielern während des Drehs improvisiert wurde.
Gleichzeitig verschwinden Menschen und Dinge spurlos aus der Kleinstadt und selbstverständlich hat das etwas mit dem in dem Zug befördertem Wesen aus einer anderen Welt zu tun hat.
Neben der Mystery-Geschichte und der Besetzung der Stadt durch das Militär, das einen entlaufenen Alien sucht, erzählt J. J. Abrams auch die Geschichte der ersten Liebe zwischen Joe Lamb (Debütant Joel Cortney), der in dem Super-8-Film für die Spezialeffekte und die Maske zuständig ist, und Alice Dainard (Elle Fanning), der Hauptdarstellerin in dem Super-8-Film, in die er verliebt ist. Ihre Väter sind allerdings miteinander verfeindet. Denn Joes Vater, Deputy Sheriff Jackson Lamb (Kyle Chandler), glaubt, dass Alices Vater, der alleinerziehende, jähzornige Trinker Louis Dainard (Ron Eldard) für den Tod seiner Frau verantwortlich ist.
Formal ist „Super 8“ zwar ein J.-J.-Abrams-Film, aber der Einfluss von Steven Spielberg ist in jeder Minute spür- und sichtbar; ebenso die Ähnlichkeiten zu Steven Spielbergs „E. T. – Der Außerirdische“: der eine Film spielt 1979, der andere 1982; beide spielen in einer All-American-Kleinstadt; die Kinder sind gut; die Erwachsenen sind Randfiguren; der alleinerziehende Vater des Helden ist hilfsbereit und gutwillig, aber auch überfordert (in „E. T.“ war’s die Mutter); das Militär ist böse, der Außerirdische gut und er will nur nach Hause. Das sind alles vertraute Elemente aus der Spielberg-Factory. Ebenso die für Erwachsene manchmal arg platte Moral.
Auch die Liebe zum Detail in der Ausstattung, die Komposition der Farben und Bilder, der Schnitt und die Musik scheinen aus den späten Siebzigern/frühen Achtzigern gefallen zu sein und erinnern damit an Spielbergs Filme „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „E. T.“. Falls man „Super 8“ nicht gerade für einen 1980 verschollenen Steven-Spielberg-Film hält
Auch J. J. Abrams, der aus seiner Bewunderung für Spielberg keinen Hehl macht, bestätigt diesen Eindruck: „Ich konnte gar nicht fassen, wie viel Arbeit Steven in diesen Film investierte, denn er hat derart viel zu tun, dass er eigentlich doch gar keine Zeit dafür hatte. Dennoch hat er stundenlang mit der Überarbeitung des Skripts und später im Schneideraum verbracht. Ich erlebte das als ganz surreal. Denn ich empfand es nicht nur als Auszeichnung, mit ihm arbeiten zu dürfen – zusätzlich geht es auch noch um einen Film über eine Zeit, die für unsere beiden Biographien von entscheidender Bedeutung war.“
Mir hat das zeitgemäße Update von „E. T.“ gefallen. Aber ich hatte auch den Eindruck, dass er sich eigentlich an ein jugendliches Publikum richtet und wenn Zwölfjährige sich diesen Sommer „Super 8“ statt „Green Lantern“ ansehen, sehen sie den viel besseren Film. Vielleicht wird er für sie auch so prägend, wie „E. T.“ es für 1982 Zwölfjährige war.
Nach „Mission Impossible III“ und „Star Trek“ ist „Super 8“ J. J. Abrams bislang bester Film. Bei seinem nächsten Film werden wir dann – einige dürften sich noch an Tobe Hoopers „Poltergeist“ und Spielbergs starken Einfluss auf den parallel zu „E. T.“ entstandenen Horrorfilm erinnern – wissen, wie viel Spielberg in „Super 8“ steckt.
Super 8 (Super 8, USA 2011)
Regie: J. J. Abrams
Drehbuch: J. J. Abrams
mit Kyle Chandler, Elle Fanning, Joel Courtney, Gabriel Basso, Noah Emmerich, Ron Eldard, Riley Griffiths, Ryan Lee, Zach Mills
In der TV-Serie „Human Target“ war Christopher Chance ein menschliches Schutzschild, dem seine Arbeit gefiel und der von psychischen Problemen gänzlich unbelastet war. Ebenso in dem vor einigen Monaten erschienenem, von Len Wein geschriebenem „Human Target“-Abenteuer „Kopfgeld für den Paten“, das auf der TV-Serie basierte.
In dem jetzt veröffentlichtem Comic „Human Target“ ist das etwas anders. Denn Christopher Chance nimmt hier die Identität des mutmaßlichen Opfers mit Haut und Haaren an – und er beginnt deshalb auch an seiner eigenen Identität zu zweifeln.
Es handelt sich dabei um die beiden Geschichten „Human Target“ und „Human Target: Final Cut“ von Autor Peter Milligan und den Zeichnern Edvin Biukovic und Javier Pulido. Milligan nahm 1999 und 2002 in seinen Geschichten den von Len Wein und Carmine Infantino bereits 1972 erfundenen Charakter, der damals vor allem in „Mission: Impossible“-artigen Geschichten auftrat, und fragte sich, was es für einen Menschen wirklich bedeutet, so sehr in die Haut eines anderen Menschen zu schlüpfen, dass sogar deren besten Freunden und Ehefrauen die Veränderung nicht auffällt.
In der ersten Geschichte des jetzt erschienenen Sammelbandes „Human Target – Band 1“, nimmt Chance in Los Angeles die Identität des afroamerikanischen Predigers Earl James an, der in seinem Viertel gegen die Crack-Lords kämpft und seine Gemeinde zum Kampf gegen die Drogen mobilisieren will. Dass er sich damit auf die Todesliste der Drogenhändler gesetzt hat, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Gleichzeitig ist ein Killer auf Christopher Chance angesetzt – und, hier wird Peter Milligans Geschichte von einer 08/15-Actiongeschichte zu einem komplexen Drama über Identität und Persönlichkeit. Denn Chance fragt sich immer stärker, wer er ist und wie er mit den verschiedenen Identitäten, die er in den vergangenen Jahren eingenommen hat, umgeht. Denn Chance spielt nicht den Charakter, für den er das menschliche Schutzschild ist, sondern er wird zu diesem Menschen und dagegen ist ein Undercover-Einsatz ein Spaziergang.
In „Final Cut“ soll Chance für den Hollywood-Millionär Frank White dessen entführten Sohn Ronan, einen dreizehnjährigen Kinderstar, finden. Chance nimmt dabei auch die Identität von Frank White an. Er entdeckt, wie es sich für eine Krimi-Geschichte gehört, einige Familiengeheimnisse, etwas Schmutz in Hollywoods Hinterhöfen und er findet etwas, das er bisher noch nicht erlebt hat: die wahre Liebe. Dummerweise in seiner Tarnidentität.
Gerade dieser Blick auf die seelischen Nöte von Christopher Chance ist der spannende Aspekt der beiden Geschichten.
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Peter Milligan (Autor)/Edvin Biukovic (Zeichner)/Javier Pulido (Zeichner): Human Target – Band 1
(übersetzt von Claudia Fliege und Gerlinde Althoff)
Grandiose spielfilmlange Doku, in der Werner Herzog seine Zusammenarbeit mit Klaus Kinski reflektiert. Sie verband über fünf Filme eine innige und sehr produktive Hassliebe. Denn „Aguirre, der Zorn Gottes“, „Nosferatu“, „Woyzeck“, „Fitzcarraldo“ und „Cobra Verde“ sind Klassiker des Neuen Deutschen Films (auch wenn sie nicht unbedingt in Deutschland entstanden) und in jedem Fall gehören sie zu ihren besten Arbeiten.
Mit Werner Herzog, Klaus Kinski, Claudia Cardinale, Mick Jagger, Eva Mattes, Thomas Mauch, Maximilian Schell
Ebenfalls gut ist die Verfolgungsjagd aus „French Connection“. Hier gibt es einige Ausschnitte aus der Verfolgungsjagd und die Beteiligten erzählen, wie die Szene entstand:
JAMES BOND: Goldfinger (GB 1964, R.: Guy Hamilton)
Drehbuch: Richard Maibaum, Paul Dehn
LV: Ian Fleming: Goldfinger, 1959
Goldfinger (Gert Fröbe) will Fort Knox ausräumen. James Bond (Sean Connery) hat etwas dagegen.
Mit „Goldfinger“ hatte sich James Bond endgültig im Kino etabliert und der Presserummel bei „Feuerball“ und „Man lebt nur zweimal“ war gigantisch. Ebenso die Zahl der mehr oder weniger missglückten Kopien in Buch und Film. Da scheint der heutige Rummel um „Harry Potter“/“Herr der Ringe“/“Krieg der Sterne“/“Matrix“ ein Klacks zu sein.
Mit Sean Connery, Gert Fröbe, Honor Blackman, Shirley Eaton, Harold Sakata, Bernard Lee, Lois Maxwell