Nachdem nördlich von Kopenhagen mehrere im Wald vergrabene Leichen entdeckt werden, glaubt die junge, impulsive Leiterin der Mordkommission, Katrine Ries Jensen (Laura Bach), dass sie einen Serienkiller jagt. Fachliche Hilfe erhofft sie sich von dem verheirateten Psychologen Thomas Schaeffer (Jakob Cedergren), der früher schon die Polizei beriet, deshalb bei Katrines Chef schlecht angesehen ist und der jetzt als Uni-Prof Studenten bespaßt. Sie finden schnell zusammen und Thomas Schaeffer darf als ständiger Berater bei den Ermittlungen dabei sein.
Wer jetzt auf eine dänische Variante von „Für alle Fälle Fitz“ (Cracker) hofft, wird mit „Nordlicht – Mörder ohne Reue“ wenig Freude haben. Dafür ist Thomas zu brav und die Polizisten, bis auf Katrine, zu austauschbar-unscheinbar. Entsprechend reibungslos funktioniert die polizeiliche Teamarbeit. Den Fans von „Hautnah – Die Methode Hill“ und selbstverständlich den Fans von US-Krimiserien, in denen der Krimi-Plot und das Erzähltempo hoch, die psychologische Tiefe eher gering ist, dürfte die Serie eher gefallen. Denn wenn in „Nordlicht – Mörder ohne Reue“ das Privatleben von Katrine und Thomas angesprochen wird, wenn sie sich in einen Mann verliebt, dann hat das, wie in „Der Wolf im Schafspelz“, auch etwas mit der Mörderjagd zu tun. Dass dabei die „Wer ist der Täter?“-Frage meistens zugunsten des Thriller-Plots beantwortet wird, tut der Spannung keinen Abbruch. Im Gegenteil. Denn wenn so gekonnt wie in „Nordlicht – Mörder ohne Reue“ an der Spannungsschraube gedreht wird, vergehen die jeweils knapp neunzig Minuten wie im Flug.
In den ersten sechs Fällen jagen Katrine und Thomas zwar normalerweise Serienmörder, aber die ausgelutschtesten Serienkillerklischees werden weitgehend vermieden. In „Das Glück der Familie“ bringt ein Mann seine Traumfamilien um, wenn sie sich gegen ihn stellen. Jetzt hat er eine neue Traumfamilie gefunden. In „Aufstand in Block B“ wird im Gefängnis ein Afrikaner ermordet. Kurz darauf geschieht ein zweiter Mord und wieder wurde das Opfer kunstvoll präpariert. Der einflussreiche Gefangene Hoeg (hübsch dämonisch gespielt von dem auch bei uns bekannten Ulrich Thomsen) bietet Thomas einen Handel an: Informationen über den Täter gegen Informationen über Thomas‘ Vergangenheit.
In „Bandenkrieg“ geht Thomas Undercover – und die Serie „Nordlicht“ wird vom Profiler-Krimi zum Cop-Thriller, in dem es um Loyalitäten und auch die Liebe von Vätern zu ihren Kindern geht. Denn der russische Gangsterboss Jacovski (Kim Bodnia) ist auch ein überaus liebevoller Vater – und Thomas fragt sich, wie wichtig ihm sein eigener Sohn ist.
In der sechsten und bislang letzten Episode „Schatten der Vergangenheit“ wird Thomas mit einem alten Fall konfrontiert: damals hatte er einen Kriegsveteranen psychologisch betreut. Jetzt ist dieser nach sechs Jahren aus der Haft entlassen worden und er setzt seine Gewaltfantasien in die Tat um. Außerdem glaubt er, dass Thomas ihn verraten habe.
Die Folge endet mit einem Knall – und weil „Nordlicht – Mörder ohne Reue“ in Dänemark so unglaublich erfolgreich war, arbeiten die Macher bereits an weiteren Folgen.
Es ist zu hoffen, dass sie dann das Niveau halten. Denn die sechs Folgen sind in erster Linie gutes Spannungshandwerk, das auf den ersten Blick nicht innovativ oder sozialkritisch (was für einen Skandinavien-Krimi allerdings schon eine halbe Sensation ist) ist. Auch die psychologischen Erklärungen für die Taten fallen denkbar knapp aus. Es ist einfach nur spannende, kurzweilige Unterhaltung und damit viel mehr, als die heimischen Sender bieten.
Nordlicht – Mörder ohne Reue (Den som dræber, Dänemark 2011)
Erfinder: Elsebeth Egholm, Stefan Jaworski
mit Laura Bach (Katrine Ries Jensen), Jakob Cedergren (Thomas Schaeffer), Lars Mikkelsen (Magnus Bisgaard), Lærke Winther Andersen (Mia Vogelsang), Frederik Meldal Nørgaard (Stig Molbeck), Iben Dorner (Benedicte Schaeffer)
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DVD
Edel
Bild: 16:9
Ton: Deutsch, Dänisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)
Untertitel: –
Bonusmaterial: –
Länge: 540 Minuten (sechs spielfilmlange Krimis auf sechs DVDs)
FSK: ab 16 Jahre
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Die Fälle von Katrine Ries Jensen und Thomas Schaeffer
Machtspiele (Liget i skoven)
Regie: Birger Larsen
Drehbuch: Rikke De Fine Licht, Siv Rajendram Eliassen, Stefan Jaworski
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Das Glück der Familie (Utopia)
Regie: Niels Nørløv
Drehbuch: Rikke De Fine Licht, Torleif Hoppe, Per Daumiller, Siv Rajendram Eliassen
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Aufstand in Block B (Ondt blod)
Regie: Niels Nørløv
Drehbuch: Rikke De Fine Licht, Siv Rajendram Eliassen
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Bandenkrieg (Øje for øje)
Regie: Kasper Barfoed
Drehbuch: Morten Dragsted, Siv Rajendram, Karina Dam
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Der Wolf im Schafspelz (Dødens kabale)
Regie: Kasper Barfoed
Drehbuch: Morten Dragsted, Siv Rajendram Eliassen
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Die Schatten der Vergangenheit (Fortidens skygge)
Regie: Birger Larsen
Drehbuch: Morten Dragsted, Siv Rajendram Eliassen
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Hinweise
ZDF über „Nordlicht – Mörder ohne Reue“
Wikipedia über „Nordlicht – Mörder ohne Reue“ (deutsch, dänisch)
