Die Weihnachtsgeschichte in der Version von Friedrich Ani mit Tabor Süden in der Hauptrolle

November 18, 2011

Warum wollte er verschwinden?“

Damit jemand nach ihm sucht, glaub ich.“

 

2005 verschwand Tabor Süden, Ermittler in der Vermisstenstelle der Münchner Polizei, nach Köln. Sein Erfinder, Friedrich Ani, wandte sich anderen Charakteren zu. Aber keiner kam beim Publikum so gut an, wie Tabor Süden, der seinen Vater nicht finden konnte und der als Polizist vermisste Menschen suchte. In diesen Geschichten interessierte Friedrich Ani sich nie für elaborierte Mordkomplotte, sondern für die kleinen Leute und ihre Geschichten. Menschen, deren Verschwinden keine Schlagzeilen heraufbeschwören.

Im Frühjahr kehrte Tabor Süden in dem tollen Roman „Süden“, in dem er als Privatdetektiv einen verschwundenen Gastwirt sucht, zurück und Friedrich Ani versprach weitere Süden-Geschichten, in denen Süden dann als Privatdetektiv in der Detektei von Edith Liebergesell arbeitet. In den kommenden Romanen will Ani auch ausführlicher über die anderen Angestellten der Detektei schreiben.

Aber in „Süden und die Schlüsselkinder“ steht Tabor Süden im Mittelpunkt. Er soll kurz vor Weihnachten den zehnjährigen Adrian suchen. Der Junge verschwand aus einem Kinderschutzhaus. In einer SMS sagt er, dass er zu seinem Opa gehen will. Aber dieser ist tot. Süden beginnt in seiner unnachahmlichen Art in dem Leben von Adrian und seiner kaputten Familie herumzustochern. Dabei wird er von Fanny, einer ebenfalls im Heim lebenden Freundin von Adrian, begleitet.

Süden und die Schlüsselkinder“ ist natürlich eine gut ausgehende Weihnachtsgeschichte, bei der vor allem durch die Charakterzeichnungen, das Porträt einer erschreckend normal-dysfunktionalen Familie und natürlich Südens Erinnerungen an seinen verstorbenen Freund Martin Heuer gefallen. Die Suche nach dem Jungen ist das literarische Äquivalent zu einer Countryrock-Jamsession, bei der die Musiker sich, weil die Stimmung gerade so gut ist, bei ihrem Instrumentalpart unglaublich viel Zeit lassen. So lässt auch Süden sich viel Zeit bei seinen Ermittlungen. Oft wirkt es, als ob er einfach nicht in seine Junggesellenwohnung zurück will, er aber auch nicht einfach so in einer Gaststätte ein Bier trinken will. Also nimmt er dankbar die Aufgabe an, die ihn unter die Leute bringt, und er sucht den Jungen. Weil sie telefonisch miteinander in Kontakt stehen, macht er sich keine allzu großen Sorgen über Adrian. Vielleicht wusste Süden sogar von Anfang an, wo Adrian sich versteckt hat, aber er wollte von der ersten Minute an auf das kindische Versteckspiel eingehen und ihm zeigen, dass einige Menschen ihn suchen werden. Dass er für jemand wichtig ist.

Parallel zur Veröffentlichung von „Süden und die Schlüsselkinder“ erschien der erste Schwung der „Süden“-Neuveröffentlichungen mit „Süden und die Frau mit dem harten Kleid“, „Süden und der glückliche Winkel“ und „Süden und das verkehrte Kind“. Für die nicht chronologische Neuauflage wurde lediglich das Cover geändert.

Friedrich Ani: Süden und die Schlüsselkinder

Knaur, 2011

192 Seiten

8,99 Euro

Die „Süden“-Neuauflagen, erste Lieferung

Friedrich Ani: Süden und die Frau mit dem harten Kleid

Knaur, 2011

208 Seiten

8,99 Euro

Erstausgabe

Knaur, 2002

Friedrich Ani: Süden und der glückliche Winkel

Knaur, 2011

192 Seiten

8,99 Euro

Erstausgabe

Knaur, 2003


Friedrich Ani: Süden und das verkehrte Kind

Knaur, 2011

192 Seiten

8,99 Euro

Erstausgabe

Knaur, 2004

Die „Süden und“-Romane (denn Tabor Süden ist auch in anderen Romanen von Friedrich Ani dabei)

Süden und das Gelöbnis des gefallenen Engels, 2001

Süden und der Straßenbahntrinker, 2002

Süden und die Frau mit dem harten Kleid, 2002

Süden und das Geheimnis der Königin, 2002

Süden und das Lächeln des Windes, 2003

Süden und der Luftgitarrist, 2003

Süden und der glückliche Winkel, 2003

Süden und das verkehrte Kind, 2004

Süden und das grüne Haar des Todes, 2005

Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel, 2005

Die weiteren Romane mit Tabor Süden

Die Erfindung des Abschieds. Martin Heuer begeht Selbstmord, 1998

German Angst, 2000

Verzeihen, 2001

Gottes Tochter, 2003

Süden, 2011

Dann gab es noch zwei Verfilmungen

Kommissar Süden und das Geheimnis der Königin (D 2009, R.: Martin Enlen)

Drehbuch: Claus Cornelius Fischer

LV: Friedrich Ani: Süden und das Geheimnis der Königin, 2002

Kommissar Süden und der Luftgitarrist (D 2009, R.: Dominik Graf)

Drehbuch: Friedrich Ani

LV: Friedrich Ani: Süden und der Luftgitarrist, 2003

mit Ulrich Noethen ( Tabor Süden), Martin Feifel (Martin Heuer), Jeanette Hain (Sonja Feyerabend), Johanna Bantzer (Freya Epp), Hubertus Hartmann (Volker Thon)

Und einige kürzere Geschichten und Hörspiele…

Hinweise

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Wer lebt, stirbt“ (2007)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Der verschwundene Gast“ (2008)

Meine Besprechung von Friedrich Anis “Totsein verjährt nicht” (2009)

Meine Besprechung von Friedrich Anis “Die Tat” (2010)

Meine Besprechung von Friedrich Anis „Süden“ (2011, mit Interview)

Friedrich Ani in der Kriminalakte


Aus aktuellem Anlass: ein wenig „Occupy“

November 18, 2011

Das „One World Berlin“-Dokumentarfilmfestival startet kommenden Donnerstag, ich bin auch wieder dabei (und liefere euch auch noch ein genaueres Programm), an einem Abend wollen wir mit und über die Occupy-Bewegung diskutieren, ich bin derzeit ein wenig beim Filme sichten und dann gab es noch das.

Einige Impressionen aus dem Herz der Bewegung.

Zuerst ein etwas gemeiner Zusammenschnitt

dann ein Veranstaltungsbericht

einige Impressionen aus Deutschlands schönster Hauptstadt

zum Abschluss etwas Kultur

 


TV-Tipp für den 18. November: Nachtschicht: Ein Mord zu viel

November 18, 2011

ZDFneo, 21.50

Nachtschicht: Ein Mord zu viel (D 2010, R.: Lars Becker)

Drehbuch: Lars Becker

Pinky Brühl sagt, der vierte Mord gehe nicht auf sein Konto und weil die Polizei ihm nicht glaubt, flüchtet er aus der Haft. Das Nachtschicht-Team jagt ihn.

Und wieder gibt es eine aufregende Nacht für die Hamburger Polizisten mit gut aufgelegten Schauspielern und pointierten Dialogen.

mit Armin Rohde, Barbara Auer, Minh-Khai Phan-Thi, Peter Kremer, Misel Maticevic, Lars Rudolph, Katja Flint, Olli Dietrich, Joachim Król

Wiederholung: Samstag, 19. November, 03.55 Uhr (Tagesgenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Nachtschicht“

Lexikon der deutschen Krimi-Autoren über Lars Becker

Lars Becker in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 17. November: Das Gesetz bin ich

November 17, 2011

ARD, 00.20

Das Gesetz bin ich (USA 1974, Regie: Richard Fleischer)

Drehbuch: Elmore Leonard

Buch zum Film: Elmore Leonard: Mr. Majestyk, 1974

Okayer Thriller über die Mafia unter Melonenfarmern, mit Charles Bronson, der zuerst seine Ruhe haben will, später rot sieht.

Von Elmore Leonards Homepage: „Before Joe Kidd was released, Clint Eastwood called Elmore and asked for a Dirty Harry like story of a guy with a big gun. Elmore told Eastwood the story of what was to become Mr. Majestyk. Eastwood said, write it up. But, by the time Elmore finished the outline, Eastwood had acquired High Plains Drifter and bowed out. Swanson then sold Walter Mirisch on the project, who interested Charles Bronson. Mr Majestyk was the story of Vince Majestyk, a Vietnam veteran and now peaceful watermelon farmer whose workers are threatened by the local mob lead by hit man, Frank Renda (Al Lettieri).

But typically in an Elmore story, Bronson represents the workers and incurs the wrath of and delivers vengeance on the mob boys. Bronson nailed his role but Al Lettieri was over the top, playing essential the same role he did in The Getaway. Elmore saw Renda as the majority of his characters, more subtle and laid back. After completing the screenplay, Elmore Leonard novelized Mr. Majestyk. The most well known scene in Mr. Majestyk is of the bad guys shooting up the watermelons. (Shot in eastern Colorado – not Northern California as in the script.) Colorado was the only place in the West the producers could find such a crop, in season. Elmore’s script called for cantaloupes. Quentin Tarantino, Elmore’s great fan, pays homage to Mr. Majestyk in True Romance (1991).”

Hinweise

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Dschibuti“ (Djibouti, 2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Djibouti“ (2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Road Dogs“ (Road Dogs, 2009)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Elmore Leonard in der Kriminalakte


DVD-Kritik: „The Assault“ verschenkt seinen Stoff

November 16, 2011

Was für ein Stoff!

Am Heiligabend 1994 kapern vier Mitglieder der Groupe Islamique Armé (GIA, Bewaffnete Islamische Gruppe) in Algier den Air France Flug 8969. Nach längeren Verhandlungen und nachdem die Terroristen mehrere Geisel erschossen haben, startet das Passagierflugzeug in Richtung Paris. In Marseille muss der Airbus am 26. Dezember zum Tanken landen. Die GIGN (Groupe d’Intervention de la Gendarmerie Nationale), der französische Pendant zur GSG 9, stürmt mit dreißig Mann die Maschine und kann in einem zwanzigminütigem Feuergefecht die Geiselnahme blutig beenden. Es gab 25 Verwundete. Die Terroristen wurden erschossen.

Später wurde gesagt, dass die Terroristen die Maschine in den Eiffelturm fliegen sollte.

Was für eine enttäuschende Umsetzung.

Das beginnt mit der modischen, aber meist einfach nur nervenden Wackelkamera. So auch in „The Assault“. Denn anstatt ein Gefühl von „dabei sein“ zu vermitteln, reißt sie einen immer wieder aus der Geschichte heraus. Das geht weiter mit der absolut bescheuerten Idee, den Film in einer so farbentsättigten, viel zu dunklen Version zu zeigen, dass er wie ein Schwarz-Weiß-Film wirkt. Der Regisseur dachte sich wohl, was bei „Schindlers Liste“, „The good German“ und „Sin City“ funktionierte, funktioniert auch bei mir. Aber „Schindlers Liste“ war ein historisches Drama, aus einer Zeit, als es kaum Farbfilme und Farbfotos gab und Steven Spielberg wollte so auch an unser Bild von dieser Zeit anknüpfen. Steven Soderbergh wollte in seinen Period Piece „The good German“ die späten vierziger Jahre und die damaligen Hollywood-Filme, die erkennbar in Kulissen gedreht wurden, wieder aufleben lassen. Ich sage nur „Casablanca“ und, obwohl in Wien gedreht, „Der dritte Mann“. Und in „Sin City“ wurde ein betont kunstvoller Comic von Frank Miller sehr werkgetreu von Robert Rodriguez und Frank Miller in ein anderes Medium übertragen und, zur allgemein Überraschung, funktionierte das Experiment.

In „The Assault“ fragt man sich dagegen nur, was das soll. Auch weil die wenigen Farbtupfer, im Gegensatz zu denen in „Schindlers Liste“ und „Sin City“, absolut beliebig sind.

Dazu kommt noch ein Drehbuch, das aus dem Stoff nichts macht. Ziemlich zusammenhanglos springt Regisseur Julien Leclerq zwischen den Terroristen im Flugzeug, dem französischen Krisenstab, der Spezialeinheit beim Training für irgendwelche anderen Einsätze und den besorgten Frauen der Polizisten. Der Film plätschert bis zur Erstürmung des Flugzeugs vor sich hin. Die vielen Charaktere bleiben weitgehend austauschbar und wenn dann am Filmende das Flugzeug gestürmt wird, dürfen wir einen unglaublich schlecht geplanten Einsatz eines Spezialkommandos und eine höchst dilettantisch inszenierte Action-Szene erleiden.

Gerade im Vergleich mit dem ähnlich gelagerten deutschen Film „Mogadischu“ von Roland Suso Richter über die Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ 1977 fallen die Defizite von „The Assault“, der seinen großartigen Stoff vollkommen verschenkt, noch deutlicher auf.

The Assault (L’Assaut, Frankreich 2010)

Regie: Julien Leclercq

Drehbuch: Simon Moutairou, Julien Leclercq

LV: Roland Môntins, in Zusammenarbeit mit Gilles Cauture: L’assaut, 2007

Mit Vincent Elbaz, Mélanie Bernier, Philippe Bas, Marie Guillard

DVD

Atlas Film

Bild: 1.85:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Französisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Trailer

Länge: 90 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

(Blu-ray identisch)

Hinweise

Französische Homepage zum Film

Wikipedia über „The Assault“ und über die Entführung (englisch, französisch)

 


TV-Tipp für den 16. November: Super

November 16, 2011

ZDFkultur, 22.20

Super (D 1983, R.: Adolf Winkelmann)

Drehbuch: Jost Krüger, Gerd Weiß, Adolf Winkelmann

Extrem selten gezeigter deutscher Science-Fiction-Film: Europa liegt in Trümmern (Hey, es war die Zeit des Kalten Krieges), aber die Überwachungsbürokratie (1984!!!) funktioniert noch. Einige Menschen, unter anderem Udo Lindenberg als Betreiber eines Piratensenders und Freiheitskämpfer, wollen Richtung Neuseeland flüchten. Dafür brauchen sie Geld und die Hilfe von einigen Fluchthelfern. Sie treffen sich an einer Tankstelle mit anliegendem Motel (Neinneinnein, mit „Casablanca“ hat das wohl nichts zu tun).

Super“ ist, wie es sich für einen guten Science-Fiction-Film gehört, vor allem ein Zeitporträt.

Eine Mischung aus Politsatire, Actionthriller, Science-Fiction im Dekor des New Wave der 80er Jahre; ein Versuch, moderne Mythen und Popkultur-Versatzstücke zu publikumswirksamer Kinounterhaltung zu verbinden. Leider weist der Film erhebliche dramaturgische Mängel auf und schafft es nicht, die Fülle der Ideen, Figuren und Handlungsfäden zu einem geradlinig erzählten Melodram zu ordnen.“ (Lexikon des internationalen Films)

Aber „Der Film hat Leben durch seine Schauspieler.“ (Fischer Film Almanach 1985)

Und „’Super‘ ist besser als die großen, bunten Vorberichte in der Teeny-Presse vermuten lassen:…ein ziemlich absurdes Stück Apokalypsen-Kino.“ (Hartmut Schulze, Der Spiegel 19/1984)

Winkelmann widersteht, Ordnung zu schaffen. Er lässt das Durcheinander von Genres und Dramaturgien und Typen und Darstellungsweisen einfach als Durcheinander stehen. (…) Darüber wird der Endzeit-Film von einer Szene zur anderen komödiantisch und im nächsten Augenblick schon wieder zum Krimi. Manchmal geht es um Spannung und manchmal einfach darum, dass man Szenen ansehen muss, weil sie viel zu teuer waren, als dass Winkelmann sie einfach so hätte wegschneiden können.“ (Norbert Grob, Die Zeit, 18. Mai 1984)

mit Renan Demirkan, Udo Lindenberg, Inga Humpe, Tana Schanzara, Günter Lamprecht, Hannelore Hoger, Ulrich Wildgruber, Gottfried John

Wiederholung: Donnerstag, 17. November, 03.40 Uhr (Taggenau!)


Cover der Woche

November 15, 2011


TV-Tipp für den 15. November: Psycho

November 15, 2011

WDR, 23.15

Psycho (USA 1960, R.: Alfred Hitchcock)

Drehbuch: Joseph Stefano

LV: Robert Bloch: Psycho, 1959 (Psycho)

Ein immer wieder gern gesehener Schocker von Alfred Hitchcock und das beste Argument gegen Duschen.

Mit Anthony Perkins, Janet Leigh, Vera Miles, John Gavin

Hinweise

Wikipedia über „Psycho“ (deutsch, englisch)

Wikipedia über Alfred Hitchcock (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 1“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 1“

Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 2“

Meine Besprechung von Alfred Hitchcocks „Mr. und Mrs. Smith“

Meine Besprechung von Thilo Wydras „Alfred Hitchcock“

Alfred Hitchcock in der Kriminalakte


DVD-Kritik: Al Pacino und „The Son of No One“

November 14, 2011

Es hat schon seine Gründe, wenn ein Film mit Al Pacino direkt auf DVD veröffentlicht wird. Ich meine, Al Pacino! Ich sage nur „Der Pate“, „Serpico“, „Hundstage“, „Scarface“, „Carlito’s Way“, „Heat“, „City Hall“, „Donnie Brasco“ und der „Insider“. In den letzten Jahren drehte er allerdings nur noch nicht sonderlich bemerkenswerte Filme, wie „Das schnelle Geld“ und „88 Minuten“. Okay vielleicht, aber wirklich nichts, was man sich unbedingt ansehen müsste.

Auch „The Son of No One“ ist, sehr höflich formuliert, nicht besonders bemerkenswert. Denn obwohl es, mal wieder, um Polizisten in New York, um Schuld und Sühne, Kameradschaft, Verpflichtungen und Ehre geht, setzt Dito Montiel („Fighting“) mit seiner unplausiblen Geschichte, der betont langsamen und, indem er die Geschichte parallel auf zwei Zeitebenen erzählt, pseudo-verkünstelten Erzählweise den Film in den Sand.

Jonathan ‚Milk‘ White (Channing Tatum) arbeitet als Polizist im New Yorker Stadtteil Queens. Dort, in einem der abgeranzten Wohnungsblocks der Quensbridge Houses verbrachte der Polizistensohn seine Kindheit und er ermordete 1986 zwei Menschen. Detective Charles Stanford (Al Pacino) vertuschte die Verbrechen an den beiden Junkies.

Sechzehn Jahre später, als die Post-9/11-Begeisterung für die tapferen Polizisten und Feuerwehrleute abflaut, beginnt die Journalistin Loren Bridges (Juliette Binoche) anonyme Anschuldigungen über die damals vertuschten Morde in einer Tageszeitung zu publizieren. White will herausfinden, wer die Briefe schreibt – und die Polizei will, wie damals, die Taten eines Polizistensohnes und jetzigen Kollegen decken.

Die Besetzung des Films ist schon verdammt namhaft. Ray Liotta, Katie Holmes, Juliette Binoche und Komiker Tracy Morgan (überzeugend in einer dramatischen Rolle) sind ja keine Unbekannten. Channing Tatum läuft zwar noch als Teenie-Schwarm, aber für die Aussichten an der Kasse ist das nicht schlecht. Al Pacino, dessen Name in der Werbung für den Film groß herausgestellt wird und damit die etwas älteren Filmfans ansprechen soll, ist eigentlich nur ein Gaststar mit noch nicht einmal einer Handvoll Szenen in einer Rolle, die auch von jedem anderen Schauspieler genausogut gespielt worden wäre.

Doch diese Vergeudung von Talent wäre nicht so schlimm, wenn der Film wenigstens halbwegs als Cop-Thriller funktionieren würde. Aber das tut er nicht. Die Story ist absolut unlogisch und wird so holprig erzählt, dass man bereits nach zehn Minuten (auch ohne den Trailer gesehen zu haben) weiß, wie das alles endet, aber Montiel macht aus den Ereignissen von 1986 ein großes Geheimnis. Als Drama über einen jungen Mann, der versucht mit seiner Schuld (Uh, warum soll uns ein Doppelmörder sympathisch sein?) zu leben, funktioniert „The Son of No One“ auch nicht.

 

Das Bonusmaterial

 

Als Bonusmaterial gibt es ein knapp fünfminütiges „Making of“, knapp zehn Minuten „Hinter den Kulissen“ und eine gute halben Stunde sich weitgehend in uninteressanten Lobhuddeleien ergehenden, nicht untertitelten Interviews. Das ist arg überschau- und vernachlässigbar. Wie der Film.

The Son of No One (The Son of No One, USA 2011)

Regie: Dito Montiel

Drehbuch: Dito Montiel

mit Channing Tatum, Al Pacino, Tracy Morgan, Katie Holmes, Ray Liotta, Juliette Binoche, James Ransome, Jake Cherry

DVD

Studio Canal

Bild: 2.35:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Trailer, Making of, Hinter den Kulissen, Interviews mit Dito Montiel, Channing Tatum, Tracy Morgan, Katie Holmes, Ray Liotta, Juliette Binoche, James Ransone, Jake Cherry, Brian Gilbert, Produzent John Thompson und Produzentin Holly Wiersma, Wendecover

Länge: 90 Minuten

FSK: 16 Jahre

(Blu-ray identisch)

(Offizieller Erstverkaufstag ist der 17. November. Im Verleih ist der Film seit dem 25. Oktober)

Hinweise

Metacritic über „The Son of No One“

Rotten Tomatoes über „The Son of No One“

Wikipedia über „The Son of No One“

 


TV-Tipp für den 14. November: Operation: Kingdom

November 14, 2011

ZDF, 23.00

Operation: Kingdom (USA 2007, R.: Peter Berg)

Drehbuch: Matthew Michael Carnahan

In Riad verüben Terroristen einen Anschlag auf eine amerikanische Wohnanlage. Es sterben über hundert Menschen. FBI-Agent Ronald Fleury stellt ein Team von Spezialisten zusammen, um der dortigen Polizei bei der Sicherung des Tatortes zu helfen. Schnell geraten sie zwischen die Fronten.

Guter Politthriller, bei dem die Charaktere im Mittelpunkt stehen und man, angesichts der vielen Subplots, öfters den Eindruck hat, die Geschichte wäre besser als TV-Mehrteiler erzählt worden. Handfeste Action gibt es eigentlich nur am Ende.

Außerdem hat er eine tolle Titelsequenz und einen doofen deutschen (oder denglischen) Titel.

mit Jamie Foxx, Chris Cooper, Jennifer Garner, Jason Bateman, Ashraf Barhoum, Ali Suliman, Jeremy Piven, Richard Jenkins, Danny Huston

Wiederholung: Mittwoch, 16. November, 00.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Operation: Kingdom“

Wikipedia über „Operation: Kingdom“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „The Kingdom“ von Matthew Michael Carnahan

Rope of Silicon: Interview mit Matthew Michael Carnahan über „The Kingdom“ und „Lions for Lambs“ (24. September 2007)


TV-Tipp für den 13. November: Die Saat der Gewalt

November 13, 2011

SWR, 23.25

Die Saat der Gewalt (USA 1955, R.: Richard Brooks)

Drehbuch: Richard Brooks

LV: Evan Hunter: The blackboard jungle, 1954

Hochgelobtes, damals heiß diskutiertes und immer noch sehenswertes Jugenddrama über einen idealistischen Lehrer, der seine Schüler in New York vor einer Laufbahn als Verbrecher bewahren will. Bill Haleys „Rock around the clock“ wurde zum Welthit.

Das Drehbuch war für einen Oscar und den Preis der Writers Guild of America nominiert und der Regisseur für den Preis der Directors Guild of America.

Hunter ist unter seinem Pseudonym Ed McBain als Autor der 1957 begonnenen Serie über das 87. Polizeirevier viel bekannter.

Mit Glenn Ford, Sidney Poitier, Anne Francis, Louis Calhern, Paul Mazursky (Nebenrolle)

Hinweise

Wikipedia über „Die Saat der Gewalt“ (deutsch, englisch)

Homepage von Ed McBain

Meine Besprechung des von Ed McBain herausgegebenen Buches „Die hohe Kunst des Mordens“ (Transgressions, 2006)

Meine Besprechung von Ed McBains “Die Gosse und das Grab” (The Gutter and the Grave, 2005, Erstausgabe: Curt Cannon: I’m Cannon – For Hire, 1958)

Meine Besprechung der Evan-Hunter-Verfilmung „Die jungen Wilden“ (The Young Savages, USA 1960)


DVD-Kritik: Der grandiose Noir „Goldenes Gift“

November 12, 2011

Du kannst deiner Vergangenheit nicht entkommen. Jedenfalls nicht in einem Noir und nicht, wenn du dich in die falsche Frau verliebst; was in einem Noir dem Helden natürlich immer passiert. Auch in Jacques Tourneurs Noir-Meisterwerk „Goldenes Gift“ verliebt Robert Mitchum als Jeff Bailey sich in die falsche Frau. Deshalb hat der Großstädter sich in ein Kaff zurückgezogen und betreibt eine Tankstelle. Nachdem er von Joe Stefano (Paul Valentine), Sterlings rechter Hand, entdeckt wird, muss er sich seiner Vergangenheit stellen. Denn vor Jahren (und diese Rückblende wird aus Baileys Sicht erzählt) arbeitete er als Privatdetektiv. Damals beauftragte ihn der Gangster Whit Sterling (Kirk Douglas in seiner zweiten Filmrolle) dessen Freundin Kathie Moffat (Jane Greer) zu suchen. Sie verschwand mit 40.000 Dollar. Sterling behauptet, das Geld sei ihm egal – und nachdem Bailey sie in Acapulco findet, versteht er, warum Sterling sie wiederhaben will. Bailey verliebt sich in das titelgebende „Goldene Gift“. Gemeinsam flüchten sie nach San Francisco, beginnen ein neues Leben und, als Bailey von seinem alten Detekteipartner entdeckt wird und dieser, nach einem Streit von Kathie erschossen wird, taucht Bailey in der Provinz unter und beginnt ein bürgerliches Leben, bis er wieder entdeckt wird und von Sterling erpresst wird, einige ihn belastende Dokumente zu besorgen. Kathie ist inzwischen wieder bei Sterling und schnell befindet Bailey sich in einem noir-typisch undurchschaubarem Netz von Lug, Betrug, Verrat und Gegenverrat, garniert mit einigen Toten und einer beständig kleiner werdenden Chance auf eine Rückkehr in sein bürgerliches Leben zu seiner neuen Freundin. Denn Bailey ist in Sterlings Intrige der Manchurian Kandidat und er liebt immer noch, wider besseres Wissen, sein idealisiertes Bild von Kathie.

Jacques Tourneur, dessen bekannteste Werke die Horrorfilmklassiker „Katzenmenschen“ und „Ich folgte einem Zombie“ sind, inszenierte diesen Noir, der inzwischen zu den Klassikern des Genres gehört, nach einem Roman von Geoffrey Homes, der auch das Drehbuch schrieb und geschickt mit der Noir-typischen Rückblendenstruktur und den Noir-Archetypen (die heute sattsam bekannte Klischees sind) spielt. Tourneur zeigte sich wieder einmal als Meister der Licht- und Schattenspiele und Robert Mitchum demonstriert, wieviel Schauspiel in einem Nicht-Schauspiel sein kann.

Fast vierzig Jahre später, 1984, inszenierte Taylor Hackford das Remake „Gegen jede Chance“ mit Jeff Bridges, Rachel Ward, James Woods, Richard Widmark und Jane Greer, das man wahrlich nicht gesehen haben muss. Im Gegensatz zu Tourneurs Film.

Goldenes Gift (Out of the past, USA 1947)

Regie: Jacques Tourneur

Drehbuch: Geoffrey Homes (Pseudonym von Daniel Mainwaring), James M. Cain (ungenannt), Frank Fenton (ungeannt)

LV: Geoffrey Homes: Build my gallows high, 1946 (Goldenes Gift)

Mit Robert Mitchum, Jane Greer, Kirk Douglas, Rhonda Fleming, Richard Webb, Steve Brodie, Virginia Huston, Paul Valentine, Dickie Moore

Auch bekannt als „Out of the past“

DVD

Arthaus/Studio Canal (Arthaus Retrospektive)

Bild: : 1,33:1 (4:3 Vollbild)

Ton: Deutsch, Englisch (Mono DD)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Wendecover

Länge: 97 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Wikipedia über “Goldenes Gift” (deutsch, englisch)

Turner Classic Movies über “Out of the past”

Roger Ebert über “Out of the past”


TV-Tipp für den 12. November: Diva

November 12, 2011

Gut, das ist eher Kult für den Videorecorder

ZDFkultur, 02.30

Diva (F 1981, R.: Jean-Jacques Beineix)

Drehbuch: Jean-Jacques Beineix, Jean van Hamme

LV: Delacorta: Diva, 1979 (Diva)

Postbote Jules gerät in Teufels Küche nachdem er heimlich das Konzert einer Operndiva mitschneidet und an ein Tonband mit dem Geständnis eines Callgirls gerät. Denn einige Menschen sind bereit ihn umzubringen, um an die Bänder zu gelangen.

Beinix bildgewaltiger, zitatenreicher Debütfilm war in den USA ein Überraschungserfolg und wurde danach auch in Europa zu einem Kultfilm.

„Diva ist ein aufregendes Werk, eine Mischung aus Märchen, Romanze und Thriller: Oper, Pop und schräge Typen in einem höchst stilisierten Kriminalfilm.“ (Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms)

Mit Frédéric Andrei, Wilhelmenia Wiggins Fernandez, Richard Bohringer

Hinweise

Homepage von Daniel Odier (aka Delacorta)

Wikipedia über Daniel Odier (deutsch, englisch, französisch)


TV-Tipp für den 11. November: Nachtschicht: Wir sind die Polizei

November 11, 2011

ZDFneo, 21.50

Nachtschicht: Wir sind die Polizei (D 2010, R.: Lars Becker)

Drehbuch: Lars Becker

In Hamburg geht’s auch in der siebten „Nachtschicht“-Folge rund: die Schicht beginnt mit einem Krokodil. Dann gibt es schlagende Männer, Männer, die in Frauenkleidern einen Juwelierladen überfallen und falsche Polizisten (Kennen wir die nicht schon von der vorherigen Folge?).

Die Folge ist für den diesjährigen Grimme-Preis nominiert.

mit Armin Rohde, Barbara Auer, Minh-Khai Phan-Thi, Roeland Wiesnekker, Peter Kremer, Cosma Shiva Hagen, Ralph Herforth, Oliver Stokowski

Wiederholung: Samstag, 12. November, 04.00 (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Nachtschicht“

Lexikon der deutschen Krimi-Autoren über Lars Becker


Neu im Kino/Filmkritik: Sean Penn ist auf der Suche: „Cheyenne – This must be the Place“

November 10, 2011

Vor zwanzig Jahren war Cheyenne der Leader der erfolgreichen Gothic-Band „Cheyenne and the Fellows“. Dann zog sich nach dem Tod von Teenagern, für den er sich verantwortlich fühlt, plötzlich zurück. Heute lebt er, finanziell sorgenfrei, mit seiner Frau Jane (Frances McDormand, die leider viel zu schnell aus dem Film verschwindet) in Dublin in einer Villa. Er sieht immer noch wie damals aus, ist damit Anwärter auf einen der vorderen Plätze in einem Robert-Smith-“The Cure“-Ähnlichkeitswettbewerb, pflegt seine leichte Depression mit sarkastischer Langeweile, gepaart mit der Weigerung erwachsen zu werden und einer zunehmenden Desorientiertheit. Zum Glück hat er Jane, die mit ruhiger Hand sein Leben organisiert und ihn überhaupt nicht ändern möchte.

So könnte das ewig weitergehen und Regisseur Paolo Sorrentino („Il Divo“) nimmt sich am Anfang von „Cheyenne – This must be the Place“ viel Zeit für das eintönige Leben von Cheyenne, grandios gespielt von Sean Penn. Schon in der ersten halben Stunde ist Sorrentino mehr am Aneinanderreihen von teils witzigen, teils tragischen, meist absurden Anekdoten interessiert.

Als Cheyenne erfährt, dass sein Vater, den er seit dreißig Jahren nicht mehr gesehen hat, im Sterben liegt, muss er sein heimisches Dublin verlassen und nach New York fahren. Mit dem Schiff. Dort erfährt er, dass sein inzwischen verstorbener jüdischer Vater im KZ von Aloise Lange gepeinigt wurde und sich für diese Schmach rächen wollte. Cheyenne beschließt, aus was für Gründen auch immer, die Suche seine Vaters fortzusetzen. Mit einem ihm von einem Broker, den er in einem Diner kennenlernte, anvertrautem Pick Up macht er sich auf den Weg durch die USA, auf einen von David Lynch inspirierten Roadtrip, der munter, wie schon in Dublin, Anekdoten aneinanderreiht.

Dazu gibt es einige bekannte Songs, viel gute Musik von David Byrne, der auch einen Auftritt als Sänger und als Schauspieler (wobei er sich selbst spielt) hat, und Will Oldham, der vor allem einige Songtexte schrieb. Es gibt selbstverständlich viele Querverweise zur Popkultur der achtziger Jahre und zu anderen Filmen, wie den Werken von Jim Jarmusch. Sorrentino selbst nennt David Lynchs Roadmovie „The Straight Story“ als Inspiration. In dem Film trat Harry Dean Stanton, der ewige Nebendarsteller, kurz auf. In Wim Wenders Roadmovie „Paris, Texas“, das ebenfalls amerikanische Mythen durch die europäische Brille verklärte, hatte er eine seiner wenigen Hauptrollen und in „Cheyenne – This must be the Place“ hat er wieder einen Kurzauftritt. Das ist in seinem Zitatenreichtum mal witzig, mal kindisch, mal tragisch, immer wieder auch prätentiös und auch herrlich lebensweise oder, immerhin will Cheyenne ja ein Kind bleiben, altklug.

Cheyenne – This must be the Place“ ist ein seltsamer, sich zwischen alle Stühle setzender Film, bei dem die einzelnen Episoden toll sind, aber gerade Cheyennes Suche von Cheyenne nie glaubhaft wirkt und das Ende arg unglaubwürdig ist.

Wahrscheinlich sollte man „Cheyenne – This must be the Place“ nicht als Spielfilm mit einer durchgehenden Story, sondern als Vision von Amerika, als Collage, als filmisches Äquivalent zu einem Konzert genießen.

Cheyenne – This must be the Place (This must be the Place, Italien/Frankreich/Irland, 2011)

Regie: Paolo Sorrentino

Drehbuch: Umberto Contarello, Paolo Sorrentino

mit Sean Penn, Frances McDormand, Judd Hirsch, Eve Hewson, Harry Dean Stanton, David Byrne, Kerry Condon, Joyce van Patten, Heinz Lieven

Länge: 118 Minuten

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Cheyenne – This must be the Place“

Wikipedia über „Cheyenne – This must be the Place“ (deutsch, englisch)

Bonusmaterial

das Video der Talking Heads

die Talking Heads spielen „This must be the Place (Naive Melody)“ in Jonathan Demmes Konzertfilm „Stop making sense“


Neu im Kino/Filmkritik (und Buchtipp): David Cronenberg hat „Eine dunkle Begierde“

November 10, 2011

Einen solchen Film hätte ich von David Cronenberg nicht erwartet. Nicht wegen des Themas, sondern wegen der Machart. Denn in seinem neuesten Film „Eine dunkle Begierde“ erzählt er eine Dreiecksliebesgeschichte und die Geschichte von einem Bewunderer und seinem Mentor als sei es eine Arte-Auftragsproduktion. Es ist die Geschichte von Sigmund Freud (Viggo Mortensen), Carl Gustav Jung (Michael Fassbender) und Sabina Spielrein (Keira Knightley) und die geht so: C. G. Jung ist ein junger Nervenarzt in einem Züricher Sanatorium, der Sigmund Freud und dessen Theorien bewundert. Bei der unter heftigen Sexualneurosen leidenden russischen Kaufmannstochter Sabina Spielrein probiert er ab 1904 Freuds Thesen aus. Er stößt dabei auf Probleme, die er in Wien mit dem von ihm bewundertem Sigmund Freud, dem er bis dahin noch nicht begegnet ist, besprechen kann. Zwischen beiden entwickelt sich schnell eine Freundschaft, in der jeder auch glaubt, dass er von dem anderen profitieren kann. Denn Freud hat sich zu diesem Zeitpunkt mit einer Schar ihn bedingungslos bewundernder Jünger umgeben, er neigt zur Selbstgefälligkeit und ein Arier wäre, um die Ideen weiter zu verbreiten, eine hochwillkommene Ergänzung in der überwiegend jüdischen psychoanalytischen Bewegung.

Jung ist dagegen ein, auch dank eigener Forschungen, durchaus kritischer Bewunderer. Er möchte die Psychoanalyse bekannter machen und tiefer erforschen. Gleichzeitig glaubt er, im Gegensatz zu Freud, nicht, dass man in der Analyse alles auf den Sexualtrieb reduzieren kann.

Und, obwohl Jung verheiratet ist, beginnt er eine Beziehung mit Spielrein, die von einer Patientin immer mehr zu einer Psychologin wird, 1911 promovierte und in Wien Mitglied von Freuds Mittwoch-Gesellschaft wurde.

Das ist alles historisch verbürgt und wird von David Cronenberg mit der Gediegenheit und erzählerischen Gemächlichkeit inszeniert, die wir aus Literaturverfilmungen, bevorzugt mit Beteiligung öffentlich-rechtlicher Sender, kennen. Da stimmt dann jedes Kostüm und die Innenausstattung erinnert an historische Aufnahmen. Die Schauspieler sind grandios (Fassbender! Mortensen!! Knightley!!!). Das Drehbuch von Christopher Hampton ist eine ökonomisch erzählte, vielschichtige Versuchsanordnung mit einem Touch Uni-Seminar und viel Raum für die Schauspieler. So beobachtet Cronenberg die erste Therapiesitzung von Spielrein (Knightley im totalen Overacting-Modus), die mit ihren inneren Dämonen kämpft, minutenlang und fast ohne Schnitte. Auch später, wenn Freud und Jung sich unterhalten, schneidet Cronenberg äußerst spartanisch. Er vermeidet alles, was von den Dialogen und den Schauspielern ablenken könnte.

Cronenberg verfilmte die Geschichte, ähnlich einer Therapiesitzung, bewusst distanziert. Denn er urteilt nicht über seine Charaktere. Er glorifiziert sie auch nicht und er lässt sie auch nicht als Vorkämpfer erscheinen; was auch dazu führt, dass wir uns heute nicht mehr vorstellen, gegen welche Konventionen sie verstießen.

Für Cronenbergs Verhältnisse ist der Ausstattungsfilm „Eine dunkle Beziehung“ ein seltsam musealer Film.

Eine dunkle Begierde (A dangereous method, Deutschland/Kanada/Großbritannien/Schweiz 2011)

Regie: David Cronenberg

Drehbuch: Christopher Hampton (nach dem Roman „A dangerous method“ und John Kerr und dem Theaterstück „The talking cure“ von Christopher Hampton)

mit Viggo Mortensen, Keira Knightley, Michael Fassbender, Vincent Cassel, Sarah Gadon, André Hennicke, Arndt Schwerin-Sohnrey, Anna Thalbach

Länge: 100 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Eine dunkle Begierde“

Wikipedia über „Eine dunkle Begierde“ (deutsch, englisch)

Der ultimative Buchtipp

Auf dieses Buch habe ich eine gefühlte Ewigkeit gewartet. Denn es wurde schon vor Jahren angekündigt. Mit Sicherheit zu „Eastern Promises“, aber vielleicht auch schon zu „A history of violence“.

Aber jetzt ist „David Cronenberg“ als sechzehnter Band in der uneingeschränkt lobenswerten „film“-Reihe des „Bertz + Fischer“-Verlages erschienen. Marcus Stiglegger fungierte als Herausgeber und als Autoren sind die üblichen Verdächtigen dabei: Stefan Höltgen, Norbert Grob (natürlich über Cronenbergs Noir-Fantasien), Gerhard Midding (über „The Fly“), Sascha Westphal, Fritz Göttler, Frank Arnold, Oliver Nöding, Lars Penning, Ivo Ritzer, Annette Kilzer, Lars-Olaf Beier (ebenfalls über „The Fly“), Frank Schnelle, Thomas Groh, Jan Distelmeyer, Cristina Nord, Rudolf Worschech, Georg Seeßlen, Elisabeth Bronfen, Barbara Schweizerhof (über „A dangerous method“) und Dominik Graf (über „The Dead Zone“). Um nur einige der bekannteren Namen zu nennen.

Am bewährten Aufbau wurde selbstverständlich nichts geändert. Auf den ersten 140 Seiten gibt es umfassendere Analysen von David Cronenbergs Werk und bestimmter Aspekte in seinem Werk, wie sein Körperbild, seine Bilderwelten, seine Noir-Fantasien und sein Verhältnis zur Literatur (immerhin sind „The Dead Zone“, „Dead Ringers“, „Naked Lunch“, „Crash“, „Spider“ und „A dangerous method“ Literaturverfilmungen).

Auf den folgenden gut 120 Seiten wird chronologisch jeder seiner Filme besprochen. Abschließend, auf fast 50 Seiten, gibt es eine umfassende Filmo- und Bibliografie, allerdings ohne Hinweise auf DVD-Ausgaben, die gerade bei Cronenberg, weil viele seiner Filme in verschieden zensierten Fassungen, teils in in bescheidener Bildqualität veröffentlicht wurden, hilfreich gewesen wäre (aber die OFDB hilft). Garniert wird das alles mit über 220 Fotos und Bildsequenzen, die einen guten Eindruck von den Filmen vermitteln.

Da kann ich nur sagen: Kaufen (oder zu Weihnachten schenken lassen) und lesen.

Marcus Stiglegger (Hrsg.): David Cronenberg

Bertz + Fischer, 2011

320 Seiten

19,90 Euro

Hinweise

Bertz + Fischer über „David Cronenberg“ (mit Leseproben)

David Cronenberg in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 10. November: Die Bourne Verschwörung

November 10, 2011

Vox, 20.15

Die Bourne-Verschwörung (USA/D 2004, R.: Paul Greengrass)

Drehbuch: Tony Gilroy

LV: Robert Ludlum: The Bourne Supremacy, 1986 (Die Borowski-Herrschaft, Das Bourne Imperium)

Jason Bourne ist in Goa untergetaucht. Als ein Anschlag auf ihn verübt wird und er in Berlin ein Attentat verübt haben soll, beginnt Bourne den wirklichen Täter zu jagen.

Überaus erfolgreiche und auch bei der Kritik beliebte Fortsetzung von “Die Bourne-Identität”. Wieder, bis auf die Regie, mit dem bewährten Team und einigen halsbrecherischen Autoverfolungsjagden. Die Story ist ein Aufguss von „Die Bourne Identität“ (Am Anfang kämpft Bourne mit seiner Amnesie. In der Mitte erinnert er sich an seine Vergangenheit. Am Ende kämpft er gegen einen anderen Profikiller. Oh, und etliche Autos werden geschrottet.). Die vielen Berlin-Bilder sind dagegen für Berlin-Freunde ein Fest.

Gilroys Drehbuch war für den Edgar Allen Poe-Preis nominiert.

Mit Matt Damon, Franka Potente, Brian Cox, Julia Stiles, Karl Urban, Joan Allen, Michelle Monaghan

Wiederholung: Freitag, 11. November, 00.25 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Film-Zeit über „Die Bourne Verschwörung“

Wikipedia über „Die Bourne Verschwörung“ (deutsch, englisch)


DVD-Kritik: Die erfrischend unschwedische Krimiserie „Verdict Revised – Unschuldig verurteilt“

November 9, 2011

Ein Juraprofessor und einige seiner Studenten helfen unschuldig Verurteilten. Das klingt doch sehr amerikanisch und einige US-Professoren machen auch solche Seminare, um ihren Studenten die spätere Praxis nahezubringen. Außerdem ist das amerikanische Justizsystem für seine Fehlurteile bekannt. Besonders wenn es um die Todesstrafe geht.

Aber „Verdict Revised – Unschuldig verurteilt“ ist, trotz des englischen Titels keine Hollywood-Serie, sondern eine schwedische Serie mit Mikael Persbrandt (Gunvald Larsson in den „Kommissar Beck“-Filmen, „In einer besseren Welt“, „Gangster“ und, demnächst, „Der Hobbit“) als Markus Haglund, einem Ex-Anwalt und brillantem Hochschulprofessor, der an der Universität in Uppsala seine Uni-Anstellung vor allem benutzt, um sich hemmungslos zu betrinken und in bequemen Klamotten durch seine von der Uni gestellte Villa zu schlurfen. Das könnte ewig so weitergehen, wenn er nicht jetzt, um weiterhin Professor zu bleiben, einen Kurs machen müsste.

Zähneknirschend erklärt er sich bereit, der Studentin Fia Jönsson (Sofia Ledarp), die einer Freundin helfen möchte, zu helfen. Denn diese glaubt, dass ihr Stiefvater unschuldig als Mörder ihrer Mutter verurteilt wurde. Haglund erklärt die Recherchen zum Unikurs – und entlastet sich so von weiteren Lehrverpflichtungen. Mit zunächst zwei weiteren Studenten, Anna Sjöstedt (Helena af Sandeberg) und Belal Al-Mukhtar (Fransisco Sobrado), beginnen sie mit ihren Recherchen und stoßen auf eine Spezialeinheit der Polizei, die etwas vertuschen möchte. Am Ende der Auftaktepisode „Mauer des Schweigens“ wechselt der Polizist Roger Anderson (Leonard Terfelt) die Seiten und das hübsch ausquotierte „Verdict Revised“-Team (zwei Frauen, zwei Männer, eine Blondine, eine Dunkelhaarige, ein Migrant) ist komplett.

In den folgenden elf Episoden der ersten „Verdict Revised“-Staffel gehen sie zwar immer von der Prämisse aus, dass ihr Mandant (lose gesprochen, denn das Team erhält kein Geld für seine Arbeit und nicht jeder möchte, dass sein Fall wieder aufgerollt wird) unschuldig verurteilt wurde.

So glauben sie nicht, dass ein Migrant einen anderen auf einer belebten U-Bahnstation tötete, eine junge Frau Drogen einschmuggelte, ein Mann Fahrerflucht beging, ein Verbrecher einen Polizisten erschoss, dass Fias Vater einen Mord beging, dass ein Drogenabhängiger in seiner Wohnung jemand ermordet hat, dass eine Frau ihren Mann und dessen Geliebte in ihrem Wochenendhaus verbrannte, dass eine Prostituierte ihren Zuhälter ermordete, dass ein Exil-Iraner einen anderen Mann vor einem Schwulen-Club zusammenschlug, dass eine Mutter ihr Kind umbringen wollte und dass, in der letzten Folge der ersten Staffel „Roger unter Mordverdacht“, ihr Kommilitone Annas Vater ermorden wollte.

Schon allein aufgrund seiner Prämisse ist „Verdict Revised“ staatskritisch und in einzelnen Fällen wächst die latente Kritik am Justizsystem, das Unschuldige verurteilt, zu einer veritablen Systemkritik aus. Denn die Staatsanwälte, Polizisten und manchmal auch Richter manipulieren hemmungslos Beweise und sind nicht immer unbedingt an der Wahrheitsfindung interessiert. Sie behindern dann auch mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Arbeit von Haglund und seinen Studenten.

Verdict Revised“ ist eine spannende Krimiserie, die sich vor ähnlichen US-Serien nicht verstecken muss (wozu auch gehört, dass Haglund als Mentor immer weniger Bildschirmzeit eingeräumt wird und die persönlichen Probleme der Studenten immer mehr Zeit einnehmen) mit einer schwachen Auftaktepisode (vor allem die Dialoge sind arg papiernen) und einem Staffelfinale, das den Fehler begeht, eine der Hauptcharaktere unter Mordanklage zu stellen. Denn selbstverständlich hat Roger nicht auf Annas Vater eingestochen und die Lösung ist, im Gegensatz zu den anderen Fällen, so offensichtlich, dass nur Menschen, die noch nie einen Krimi gesehen haben, sie nicht schon nach den ersten fünf Minuten erahnen.

Die zweite und letzte Staffel läuft im Moment montags um 23.25 Uhr auf ZDFneo und die DVD-Box erscheint am 2. Dezember.

Verdict Revised – Unschuldig verurteilt: Staffel 1 (Oskyldigt dömd, Schweden 2008)

Erfinder: Johann Zollitsch

mit Mikael Persbrandt (Markus Haglund), Sofia Ledarp (Fia Jönsson), Helena af Sandeberg (Anna Sjöstedt), Francisco Sobrado (Belal Al-Mukthar), Leonard Terfelt (Roger Andersson), Marie Richardson (Ulrika Stiegler), Anja Lundkvist (Caroline Gustavsson)

DVD

Edel:Motion

Bild: Pal 16:9 (Widescreen)

Ton: Deutsch, Schwedisch (Dolby Digital 2.0 Stereo)

Untertitel: –

Bonusmaterial: –

Länge: 540 Minuten (12 Folgen à 45 Minuten auf 4 DVDs)

FSK: ab 16 Jahre (wobei die meisten Folgen FSK 12 sind)

Die ersten zwölf Fallbesprechungen in Markus Haglunds Universitätskurs „Unschuldig verurteilt“

Mauer des Schweigens (Antagen)

Regie:Molly Hartleb

Drehbuch: Inger Scharis, Johan Zollitsch

Der Fall Serkan (Hotat vittne)

Regie:Molly Hartleb

Drehbuch: Inger Scharis, Jan Arnald, Stefan Jaworski, Karin Gidfors

Schnee im Gepäck (Offrad Vara)

Regie:Molly Hartleb

Drehbuch: Inger Scharis, Jan Arnald, Stefan Jaworski, Kerstin Gezelius

Ich bin schuldig! (Smitaren)

Regie: Molly Hartleb

Drehbuch: Inger Scharis, Jan Arnald, Stefan Jaworski, Dennis Magnusson

Der lange Schatten (Polismordet)

Regie: Richard Holm

Drehbuch: Inger Scharis, Jan Arnald, Stefan Jaworski, Stefan Ahnhem

Lebendig verbrannt? (Skyddad Identitet)

Regie:Richard Holm

Drehbuch: Inger Scharis, Jan Arnald, Stefan Jaworski, Stefahn Ahnhem

Der Mann auf der Treppe (Oklart Motiv)

Regie:Richard Holm

Drehbuch: Inger Scharis, Johann Zollitsch, Dennis Magnusson

Zwei Leichen, zwei Zähne (Mordbrand)

Regie: Richard Holm

Drehbuch: Inger Scharis, Johann Zollitsch, Karin Gidfors

Zuhälterkrieg (Hallicken)

Regie: Molly Hartleb

Drehbuch: Inger Scharis, Jan Arnald, Stefan Jaworski, Dennis Magnusson

Schwulenjagd (Club Zafir)

Regie:Molly Hartleb

Drehbuch: Inger Scharis, Jan Arnald, Stefan Jaworski, Dennis Magnusson

Kinder lügen nicht? (Flickan pa Bron)

Regie: Molly Hartleb

Drehbuch: Inger Scharis, Jan Arnald, Stefan Jaworski, Hans Rosenfeldt

Roger unter Mordverdacht (Anklagad)

Regie: Molly Hartleb

Drehbuch: Inger Scharis, Johann Zollitsch, Karin Gidfors

Hinweise

Wikipedia über „Verdict Revised – Unschuldig verurteilt“ (deutsch, englisch, schwedisch)

ZDFneo über „Verdict Revised – Unschuldig verurteilt“

FAZ: Hannes Hintermeier über „Verdict Revised – Unschuldig verurteilt“ (18. Juli 2011)

Evolver: Marcel Feige über „Verdict Revised – Unschuldig verurteilt“ (30. Oktober 2011)

 

 


Film des Tages: Get Carter

November 9, 2011

Ein echter Klassiker:

Get Carter (Get Carter, GB 1971)

Regie: Michael Hodges

Drehbuch: Michael Hodges

LV: Ted Lewis: Jack’s return home, 1970 (Jack rechnet ab, Jack Carters Heimkehr)

Jack Carter verdient sein Geld als Troubleshooter für ein Londoner Gangstersyndikat. Als sein Bruder umgebracht wird, kehrt Jack in seine Heimatstadt Newcastle zurück und rechnet mit dem dortigen Gangstersyndikat ab.

Klassiker des Gangsterfilms mit einem unnachahmlich coolen Michael Caine.

Mike Hodges brauchte nur 32 Wochen von der Lektüre des Romans „Jack’s Return Home“ bis zum Premierenschnitt. Hodges, der zuvor keinerlei Erfahrungen mit publikumswirksamem Star-Kino hatte, war von der Akzeptanz und dem Erfolg seines Films selbst erstaunt. Schließlich tun unsympathische Leute widerwärtige Sachen und „Get Carter“ transportiert keine positiven Werte.

Der Film ist noch heute stilbildend für britische Gangsterfilme. 2004 wählte ihn das britische Magazin „Total Film“ auf den ersten Platz einer Liste der besten britischen Filme aller Zeiten.

Zur Wiederaufführung 2000 in den deutschen Kinos ließen die Kritiker Lobeshymen ab. RU (Ralph Umard?) schrieb: „Ein packender Britploitation-Krimi aus dem Jahre 1971 mit schnörkellos vorangetriebener Handlung, assoziativen Montagen und existenzialistischem Geist. Auotrenfilmer Hodges macht Newcastle zum Schauplatz von Gewaltverbrechen, Drogensucht und Pornografie mit Minderjährigen, dabei fängt er stimmig das Zeitkolorit und die proletarische Tristesse der nordenglischen Industriestadt ein. Unbeirrbar und brutal agiert hier Michael Caine als gnadenloser Rächer.“ (tip)

Oder: „Außergewöhnlicher britischer Gangsterfilm, dessen spannungsvolle Charakterisierung der Hauptfigur zwischen äußerer Emotionslosigkeit und plötzlichen Wutausbrüchen stilbildend wirkte. In seiner Härte und Kompromisslosigkeit durchaus repräsentativ für eine bestimmte Strömung des 70er-Jahre-Kinos.“ (Lexikon des internationalen Films)

Mit Michael Caine, Britt Ekland, Ian Hendry, John Osborne

Hinweise

Wikipedia über „Get Carter“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „Get Carter“ von Michael Hodges


TV-Tipp für den 9. November: Matrix

November 9, 2011

Kabel 1, 20.15

Matrix (USA 1998, R.: Andy Wachowski, Larry Wachowski)

Drehbuch: Andy Wachowski, Larry Wachowski

Hacker Neo ist der nette Nerd von nebenan, bis er erfährt, dass die Wirklichkeit nicht die Wirklichkeit ist und dass er der Erlöser ist.

Kommerziell unglaublich erfolgreicher, Hugo- und Nebula-nominierter Science-Fiction-Klassiker, in dem es erstmals gelang, die Ideen der Cyberpunk überzeugend in einen Realfilm zu transportieren. Die beiden Fortsetzungen „Matrix Reloaded“ und „Matrix Revolutions“ sind dagegen ein Fall für die filmische Mülltonne und auch bei der „Matrix“ kann man sich an einigen groben Logikfehlern und Widersprüchen stoßen. Z. B.: Warum sollten die Maschinen uns Menschen mit einer Computersimulation betäuben? Warum sollten wir Menschen aus der Computersimulation ausbrechen wollen? Vor allem, wenn die Erde ungefähr so bewohnbar wie die dunkle Seite des Mondes ist.

Danach, um 22.55 Uhr, läuft der ziemlich grottige SF-Film „Vernetzt – Johnny Mnemomic“, ebenfalls mit Keanu Reeves in der Hauptrolle und nach einer Geschichte von Cyperpunk-Autor William Gibson.

mit Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carrie Anne Moss, Hugo Weaving, Gloria Foster, Joe Pantoliano

Wiederholung: Donnerstag, 10. November, 00.55 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Wikipedia über „Matrix“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „The Matrix“ von Andy Wachowski und Larry Wachowski

Meine Besprechung des Keanu-Reeves-Film „Henry & Julie“