Der runde Geburtstag von Francois Truffaut (6. Februar 1932 – 21. Oktober 1984) ist für Arte die Gelegenheit, ihn mit einer kleinen Filmreihe zu ehren und an ihn zu erinnern. Denn so bedeutend Truffaut zu Lebzeiten war, so selten liefen seine Filme in den vergangenen Jahren im Fernsehen und auch auf die DVD wurden erst jüngst von Arthaus/Studiocanal mit einer umfangreichen Veröffentlichung die größten Lücken geschlossen. Obwohl einige Filme noch fehlen (wie „Das grüne Zimmer“), nicht mehr erhältlich sind (wie „Die amerikanische Nacht“) oder eine bessere Ausgabe (Mehr Bonusmaterial!) verdient hätten.
Mit Truffauts letztem Film „Auf Liebe und Tod“ (der anscheinend zuletzt vor über zehn Jahren im Fernsehen lief) und seinem zweiten Film „Schießen Sie auf den Pianisten“ wird auch zugleich die Entwicklung von Francois Truffaut von einem der Begründer der Nouvelle Vague zu einem etablierten Regisseur, der auch Starkino machte, gezeigt. Während er in „Schießen Sie auf den Pianisten“ noch hemmungslos mit der Form des Kriminalfilms, des Film Noirs und den Konventionen des Kinos spielte, weshalb sein Film auch gar nicht so fern von Jean-Luc Godards Kriminalfilmen „Außer Atem“ und „Die Außenseiterbande“ ist, und ihm die Geschichte herzlich egal war, liefert er in „Auf Liebe und Tod“ mit Fanny Ardant und Jean-Louis Trintignant in den Hauptrollen einen klassischen Rätselkrimi mit Noir-Touch, Starbesetzung und französischem Flair. Das ist durchaus unterhaltsam aus der Zeit gefallen.
Arte, 20.15
Auf Liebe und Tod (F 1983, R.: Francois Truffaut)
Drehbuch: Francois Truffaut, Suzanne Schiffman, Jean Aurel
LV: Charles Williams: The long saturday night, 1962 (Die lange Samstagnacht, Auf Liebe und Tod)
Sekretärin Barbara versucht zu beweisen, dass ihr Chef nicht den Liebhaber seiner Frau und anschließend sie umgebracht hat. Aber die Beweise sprechen eine andere Sprache.
„Kriminalkomödie, die darüber hinaus formal und inhaltlich wie eine Anthologie eines Vierteljahrhunderts Truffaut wirkt, und das ohne Staubwolken und Nostalgie. ‚Auf Liebe und Tod‘ ist ein frischer kleiner Spaß, den der Regisseur sich (um sich von ‚La femme d’à côte‘ zu erholen) und den Samstagabendzuschauern gönnt, die sich unterhalten lassen sollen, ohne sich hinterher schämen zu müssen.“ (Fischer Film Almanach 1985)
„Auf Liebe und Tod“ „ist eine Rückbesinnung auf seine Kino-Vorlieben der Zeit, in der er mit dem Filmemachen begann, es ist eine Hommage an den ‚Film Noir‘. Allerdings eine, die sich vor allem auf die ästhetischen Muster bezieht und weniger die Figuren und Geschichten umschließt.“ (Meinolf Zurhorst: Lexikon des Kriminalfilms, 1985/1993)
mit Fanny Ardant, Jean-Lous Trintignant, Philippe Laudenbach, Caroline Sihol, Philippe Morier-Genoud
Wiederholungen
Dienstag, 7. Februar, 14.30 Uhr
Mittwoch 15. Februar, 14.35 Uhr
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Arte, 22.00
Schießen Sie auf den Pianisten (F 1960, R.: Francois Truffaut)
Drehbuch: François Truffaut, Marcel Moussy
LV: David Goodis: Down there, 1956 (Schüsse auf den Pianisten)
Nach dem Selbstmord seiner Frau hat sich der berühmte Konzertpianist Edouard zurückgezogen und fristet sein Dasein in einer Kaschemme als Barpianist. Als sein Bruder ihn um Hilfe bittet, gerät er in die Schusslinie von Gangstern.
Nach dem Erfolg seines Erstlings „Sie küssten und sie schlugen ihn“ drehte der 27-jährige Francois Truffaut ein stimmungsvolles Kriminalmelodrama, das in jeder Einstellung das Werk eines begeisterten Cineasten ist.
„Auf den ersten Blick kann man der gebrochenen Handlung kaum folgen, versteht kaum, um was es eigentlich geht. Sieht man den Film aber öfter, wird man weniger auf die Gangster- und Liebesgeschichte achten als vielmehr auf die Machart, auf das Strickmuster dieses Films über das Filmemachen und –anschauen. Truffaut, damals nun wahrlich ein junges Genie, das sich das Filmemachen fast ausschließlich theoretisch angeeignet hat, spielt mit dem Zuschauer nach allen Regeln der Filmkunst.“ (Willi Winkler: Die Filme von Francois Truffaut)
Mit Charles Aznavour, Marie Dubois, Nicole Berger
Wiederholung: Donnerstag, 16. Februar, 03.40 Uhr (Taggenau!)
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Hinweise
Wikipedia über Charles Williams, David Goodis (deutsch, englisch) und Francois Truffaut (deutsch, englisch, französisch)
Kriminalakte über Francois Truffaut
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Bei Arthaus/Studiocanal erschienen „Schießen Sie auf den Pianisten“ und „Auf Liebe und Tod“ (beide mit Einführungen des Truffaut-Biografen Serge Toubiana) als Einzel-DVDs und in der „Francois Truffaut Edition“

