DVD-Krtik: Die Barry-Eisler-Verfilmung „Rain Fall“

Lassen wir den Roman von Barry Eisler, der als Vorlage für den Film „Rain Fall“ genannt wird, links liegen. Immerhin sagt Eisler selbst zur Verfilmung: „It’s very different from the book. I can’t take any credit or blame for the movie because other than selling the rights to the book, I had no involvement.“

Betrachten wir den Film also als ein vollkommen eigenständiges Werk. Immerhin vergleicht ja auch niemand ernsthaft die James-Bond-Romane von Ian Fleming mit den Filmen (jedenfalls seit ungefähr 1970) oder die Jason-Bourne-Filme mit dem Büchern von Robert Ludlum.

Also: in dem japanischen Thriller „Rain Fall“ befindet der Auftragskiller John Rain sich plötzlich zwischen den Fronten von Geheimdiensten und der Yakuza. Denn sein letztes Opfer, der Regierungsbeamte Kawamura, hatte einen spurlos verschwundenen USB-Stick mit supergeheimen Informationen (früher war der MacGuffin ein Mikrofilm), den jetzt alle wollen.

Rain, der sich fragt, warum seine Auftraggeber und andere Killer ihn umbringen wollen, beginnt nach den Hintergründen für seinen jüngsten Auftrag zu suchen und er versucht in Tokio die Töchter von Kawamura zu retten. Bei der ersten gelingt ihm das nicht. In die zweite, eine Jazz-Pianistin, verliebt er sich.

Und dann ist da noch ein hartnäckiger, leicht desillusionierter, älterer Polizist, der zwischen den letzten Morden von Rain an wichtigen Japanern, die alle wie Unfälle aussahen, eine Verbindung vermutet.

Das könnte ein spannender Thriller werden, aber Drehbuchautor und Regisseur Max Mannix findet nie den richtigen Rhythmus und die gesamte Geschichte wird auch eher chaotisch erzählt. Denn zu lange sind die Fronten und auch die Motivationen von einzelnen Charakteren unklar, und, anstatt gespannt der Geschichte zu folgen, fragt man sich, wer warum gegeneinander kämpft und warum der USB-Stick so wichtig ist.

Wenn man in diesen Minuten wenigstens auf der Seite des Protagonisten John Rain stünde, könnte man ihm immerhin die Daumen drücken. Aber dessen Taten und seine plötzliche Wandlung vom eiskalten Profikiller zum edlen Ritter bleiben die meiste Zeit vollkommen rätselhaft und lassen da, wo der Film sein dramaturgisches Zentrum haben sollte, eine große Lücke, die mit Genrewissen leidlich aufgefüllt wird.

Trotzdem ist „Rain Fall“ kein komplett gescheiterter Film, sondern ein interessanter Hybrid zwischen westlichem (Mannix ist Australier) und japanischem Empfinden mit einem internationalen Cast und, in der Originalfassung, einem japanisch-englischem Sprachgemisch. Denn so sehr Mannix sich auch am Hongkong-Action-Kino und den Jason-Bourne-Filmen (mit einer Portion „Leon, der Profi“, der Mannix auch als visuelle Inspiration diente) orientiert, so störend ist das nur rudimentär entwickelte Drehbuch (Die Motivationen! Die Fronten! Der MacGuffin!) und die über weite Teile vorherrschende Jason-Bourne-Ästhetik mit den Sekundenschnitten, die in „Rain Fall“ gerade wenn zwischen John Rain, der CIA-Zentrale und mehreren Überwachungskameras hin- und hergeschnitten wird, durchaus – auch dank Gary Oldman – ordentlich spannend ist, aber bei den wenigen Action-Szenen in einem halbdunklem Schnittchaos versumpft. Meistens täuschen die Sekundenschnitte allerdings nur eine nicht vorhandene Dynamik vor.

Die Folge ist, dass „Rain Fall“ über weite Teile wie ein im Leerlauf dröhnender Formel-1-Motor wirkt: laut, sehr laut und doch auf der Stelle stehen bleibend.

Bei dem Bonusmaterial geben die Interviews, insgesamt eine viertel Stunde, einen Einblick in die Dreharbeiten und die verschiedenen Befindlichkeiten und Arbeitsmethoden von westlichen und asiatischen Crews.

Rain Fall (Rain Fall, Japan 2009)

Regie: Max Mannix

Drehbuch: Max Mannix

LV: Barry Eisler: Rain Fall, 2002 (Tokio Killer)

mit Kippei Shiina, Gary Oldman, Kyoko Hasegawa, Misa Shimizu, Dirk Hunter, Akira Emoto

DVD

Ascot Elite

Bild: 2.35:1 (Anamorphic Widescreen 16:9)

Ton: Deutsch (DTS 5.1, Dolby Digital 5.1), Englisch/Japanisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonusmaterial: Interviews mit Kippei Shiina, Gary Oldman, Kyoko Hasegawa und Max Mannix, B-Roll, Deutscher Trailer, Originaltrailer, Wendecover

Länge: 106 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Japanische Homepage zum Film

Wikipedia über „Rain Fall“

Homepage von Barry Eisler

Blog von Barry Eisler

Evolver: Martin Compart über Barry Eisler und die John-Rain-Romane

Meine Besprechung von Barry Eislers „Riskante Rückkehr“ (The last Assassin, 2006)

Barry Eisler in der Kriminalakte

 

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..