TV-Tipp für den 5. Juni: Romeo is bleeding

Juni 5, 2012

Bayern, 23.45

Romeo is bleeding (USA 1993, R.: Peter Medak)

Drehbuch: Hilary Henkin

Der korrupte Cop Grimaldi soll eine Berufskillerin, die sich mit der Mafia angelegt hat, beschützen. Er verliebt sich in sie und, auch weil sie ihr eigenes Spiel spielt, gerät er zwischen alle Fronten.

„Ein Film noir wie aus der Schreibmaschine von Cornell Woolrich“, steht vollkommen zutreffend im Fischer Film Almanach (1995).

mit Gary Oldman, Lena Olin, Annabella Sciorra, Juliette Lewis, Roy Scheider, Will Patton, David Proval, James Cromwell, Ron Perlman, Dennis Farina (Cameo)

Hinweise

Wikipedia über „Romeo is bleeding“ (deutsch, englisch)

Noir of the Week: Guy Savage über „Romeo is bleeding“


Die Nero-Nominierungen 2012

Juni 4, 2012

Das Wolfe Pack, ein in New York City residierender Verein von Fans von Rex Stouts einzigartigem Privatdetektiv Nero Wolfe, hat die Nominierungen für den diesjährigen Nero Award verkündet:

Guilt by Association, von Marcia Clark (Mulholland)

The Silent Girl, von Tess Gerritsen (Ballantine)

The House of Silk (Das Geheimnis des weißen Bandes), von Anthony Horowitz (Mulholland)

Spiral, von Paul McEuen (The Dial Press)

Though Not Dead, von Dana Stabenow (Minotaur)

Black Orchid Blues, von Persia Walker (Akashic)

 

Die Preisverleihung ist am ersten Samstag im Dezember (dieses Jahr der 1. Dezember) auf dem Black Orchid Banquet (einmal dürft ihr raten, woher der Name kommt) in New York City.

Mit dem tollen Sherlock-Holmes-Roman „Das Geheimnis des weißen Bandes“ hat es sogar ein Vorläufer von Nero Wolfe auf die Nominierungsliste gepackt.

Ach ja, nominiert werden Krimis, die in der Tradition der Nero-Wolfe-Krimis (antiquarisch gut erhältlich) stehen.

(via The Rap Sheet)


James Sallis erhält den Hammett-Preis 2012

Juni 4, 2012

Die North American Branch der International Association of Crime Writers hat auf der Bloody Words Conference in Toronto, Ontario, den diesjährigen Hammett-Preis an

The Killer is dying (Der Killer stirbt) von James Sallis

verliehen.

Nominiert waren außerdem

Feast Day of Fools, von James Lee Burke

Claire DeWitt and the City of the Dead, von Sara Gran

The Cat’s Table, von Michael Ondaatje

The Informant, von Thomas Perry

Ach, James Lee Burke und Thomas Perry könnten auch mal wieder übersetzt werden.

(via The Rap Sheet)

 


Die Arthur-Ellis-Award-Preisträger 2012

Juni 4, 2012

Die Crime Writers of Canada haben den diesjährigen Arthur-Ellis-Preis verliehen:

Best Crime Novel

Before the Poison, von Peter Robinson (McClelland & Stewart)

nominiert

A Trick of the Light, von Louise Penny (St. Martin’s Press)

I Am Half-Sick of Shadows, von Alan Bradley (Doubleday Canada)

I’ll See You in My Dreams, von William Deverell (McClelland & Stewart)

The Guilty Plea, von Robert Rotenberg (Simon & Schuster)

Best First Novel

The Water Rat of Wanchai (Die Wasserratte von Wanchai), von Ian Hamilton (House of Anansi Press)

nominiert

The Man Who Killed, von Fraser Nixon (Douglas & McIntrye)

The Survivor, von Sean Slater (Simon & Schuster)

Tight Corner, von Roger White (BPS Books)

Watching Jeopardy, von Norm Foster (XLibris)

Best Crime Book in French

La chorale du diable, von Martin Michaud (Les Editions Guelette)

nominiert

Pwazon, von Diane Vincent (Editors Triptyque)

Pour Ne Pas Mourir ce soir, von Guillaume Lapierre-Desnoyers (Levesque Editeur)

Best Juvenile or Young Adult Crime Book

Blink & Caution, von Tim Wynne-Jones (Candlewick Press)

nominiert

Charlie’s Key, von Rob Mills (Orca)

Empire of Ruins, von Arthur Slade (HarperCollins)

Held, von Edeet Ravel (Annick Press)

Missing, von Becky Citra (Orca)

Best Crime Non-fiction

Hot Art: Chasing Thieves and Detectives Through the Secret World of Stolen Art, von Joshua Knelman (Douglas & McIntyre)

nominiert

A Season in Hell, von Robert Fowler (HarperCollins)

The Devil and the Deep Blue Sea, von Steven Laffoley (Pottersfield)

The Pirates of Somalia, von Jay Bahader (HarperCollins)

The Weasel: A Double Life in the Mob, von Adrian Humphreys (Wiley)

Best Crime Short Story

What Kelly Did, von Catherine Astolfo (North Word Magazine)

nominiert

A New Pair of Pants, von Jas. R. Petrin (Alfred Hitchcock Mystery Magazine, September 2011)

Beer Money, von Shane Nelson (Ellery Queen Mystery Magazine, February 2011)

The Girl with the Golden Hair, von Scott Mackay (EQMM, December 2011)

The Perfect Mark, von Melodie Campbell (Flash Fiction, July 2011)

Best Unpublished First Novel (“Unhanged Arthur”)

Last of the Independents, von Sam Wiebe

nominiert

Gunning for Bear, von Madeleine Harris-Callway

Snake in the Snow, von William Bonnell

The Rhymester, von Valerie A. Drego

Too Far to Fall, von Shane Sawyer

(via The Rap Sheet)

 

 


Die ersten Dagger-Nominierungen 2012

Juni 4, 2012

Die British Crime Writers’ Association (CWA) hat schon vor einigen Tagen (aber wegen Aufschieberitis hier erst jetzt) in sechs Kategorien die diesjährigen Dagger-Nominierungen veröffentlicht:

CWA International Dagger

The Potter’s Field, von Andrea Camilleri, übersetzt von Stephen Sartarelli (Mantle)

I Will Have Vengeance, von Maurizio de Giovanni, übersetzt von Anne Milano Appel (Hersilia Press)

Until Thy Wrath Be Past, von Åsa Larsson, übersetzt von Laurie Thompson (Quercus/MacLehose)

Trackers, von Deon Meyer, übersetzt von T.K.L Seegers (Hodder & Stoughton)

Phantom, von Jo Nesbø, übersetzt von Don Bartlett (Harvill Secker)

The Dark Valley, von Valerio Varesi, übersetzt von Joseph Farrell (Quercus/MacLehose)

CWA Non-fiction Dagger

To Live Outside the Law, von Leaf Fielding (Serpent’s Tail)

Dark Market, von Misha Glenny (Vintage)

Hood Rat, von Gavin Knight (Pan Macmillan)

The Negotiator, von Ben Lopez (Little, Brown)

Witness, von David Smith, mit Carol Ann Lee (Mainstream)

The Eleventh Day, von Anthony Summers und Robbyn Swan (Transworld/Doubleday)

CWA Short Story Dagger

The Golden Hour, von Bernie Crossthwaite (aus „Guilty Consciences“, herausgegeben von Martin Edwards; Severn House)

Hixton, von William Kent Krueger (aus „Crimes von Moonlight“, herausgegeben von Charlaine Harris; Gollancz)

The Message, von Margaret Murphy (aus „Murder Squad: Best Eaten Cold and Other Stories“, herausgegeben von Martin Edwards; The Mystery Press)

He Did Not Always See Her, von Claire Seeber (aus „Guilty Consciences“)

A Long Time Dead, von Mickey Spillane und Max Allan Collins (aus „The Best American Mystery Stories 2011“, herausgegeben von Harlan Coben und Otto Penzler; Corvus)

Laptop, von Cath Staincliffe (from „Murder Squad: Best Eaten Cold and Other Stories“)

CWA Ellis Peters Historical Dagger

The Crown, von Nancy Bilyeau (Orion)

I Will Have Vengeance, von Maurizio de Giovanni (Hersilia Press)

Bitter Water, von Gordon Ferris (Corvus)

Prague Fatale, von Philip Kerr (Quercus)

Icelight, von Aly Monroe (John Murray)

Sacrilege, von S.J. Parris (HarperCollins)

A Willing Victim, von Laura Wilson (Quercus)

CWA Dagger in the Library

Belinda Bauer

S.J. Bolton

Susan Hill

Peter May

Steve Mosby

Imogen Robertson

CWA Debut Dagger

Death von Glasgow, von Jon Breakfield

Easy to Die, von Sean Carpenter

The Watchers, von Karen Catalona

One Man Army, von Bram E. Gieben

Beached, von Sandy Gingras

Trick, von Sean Hancock

Broken-Winged Bird, von Renata Hill

Death Knell, von Rob Lowe

Chasing Shadows, von Lesley McLaren

The Wrong Domino, von Simon Miller

Message from Panama, von Britt Vasarhelyi

Port of Spain, von Elizabeth Wells

Die Preisverleihung ist am 5. Juli und dann gibt es auch den zweiten Schwung mit Dagger-Nominierungen.


 


TV-Tipp für den 4. Juni: Reykjavik – Rotterdam: Tödliche Lieferung

Juni 4, 2012

Arte, 22.50

Reykjavik – Rotterdam: Tödliche Lieferung (Island 2008, R.: Óskar Jónasson)

Drehbuch: Arnaldur Indridason, Óskar Jónasson

Der Schmuggler und Familienvater Kristófer, auf Bewährung draußen, will, obwohl er finanziell kaum über die Runden kommt, ehrlich bleiben. Aber für seine Familie lässt er sich auf eine letzte Schmuggeltour ein.

Isländischer Kriminalfilm, der trockenen Humor mit rasanten Actionszenen verbindet.“ (Lexikon des internationalen Films)

Für das gelungene US-Remake „Contraband“ übernahm Hauptdarsteller Baltasar Kormákur die Regie und Mark Wahlberg die Hauptrolle.

Heute hat mein eine der seltenen Gelegenheiten, sich das Original anzusehen – und man kann überrascht feststellen, dass einige der unglaublichsten Szenen schon im deutlich vom US-Gangsterthriller beeinflussten Original, das einen kräftigen Schluck aus der Kaurismäki-Pulle genommen hat, drin waren.

Reykjavik – Rotterdam: Tödliche Lieferung“ wirkt wie die Skizze für „Contraband“.

mit Baltasar Kormákur, Ingvar Eggert Sigurdsson, Kilja Nótt Thórarinsdóttir

Wiederholung: Sonntag, 10. Juni, 03.15 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Schwedenkrimi über Arnaldur Indridason

Meine Besprechung des Remakes „Contraband“


Verlosung: Wer will Ken Bruens saugeilen „Jack Taylor liegt falsch“?

Juni 3, 2012

So, jetzt haben auch die Pornofans auf diese Seite geklickt und sie werden wahnsinnig enttäuscht sein, dass „Jack Taylor liegt falsch“ ein Hardboiled-Privatdetektivkrimi mit einem unorthodoxen Ermittler ist.

Denn auch in seinem zweiten Jack-Taylor-Roman, der jetzt als Taschenbuch erschien, wird der Fall am Ende nicht wegen, sondern trotz des Ermittlers gelöst und gerade das macht die herrlich knappen und pointiert geschriebenen Taylor-Romane so faszinierend. Denn sie sind tiefschwarze Noirs voller Einzeiler und literarischer Anspielungen.

Mit dem in Galway ermittelndem Privatdetektiv Jack Taylor hatte Ken Bruen endlich den großen Durchbruch beim Publikum. Oder wie Krimiautor Mark Billingham (die Thorne-Thriller) sagte: „For years, those of us in the known, have read Ken Bruen. Now the rest of the world is catching up.“

In „Jack Taylor liegt falsch“ soll Jack Taylor, gerade aus London in sein heimatliches Galway zurückgekehrt und jetzt nicht nur Alkoholiker, sondern auch Junkie (etwas muss man ja aus London mitbringen), im Auftrag des Tinker-Anführers Sweeper herausfinden, wer in den vergangenen sechs Monaten vier Tinker, wie dort die Landfahrer und Kesselflicker heißen, tötete. Außerdem bringt jemand Schwäne um. Genug Arbeit für den schlechtesten Detektiv der Welt, der dafür einen erlesen Buchgeschmack hat und immer wieder verprügelt wird.

Dank dem netten Presseteam kann ich ein Exemplar von Ken Bruens PI-Noir „Jack Taylor fliegt raus“ verlosen. Die Teilnahmebedingungen sind:

Schickt eine E-Mail mit dem Betreff „Verlosung“ und einer deutschen Postadresse an info@axelbussmer.de

Einsendeschluss ist Sonntag, der 10. Juni, um Mitternacht.

Ken Bruen: Jack Taylor liegt falsch

(übersetzt von Harry Rowohlt)

dtv, 2012

240 Seiten

8,95 Euro

Deutsche Erstausgabe

Atrium Verlag, 2010

Originalausgabe

The killing of the Tinkers

Brandon, 2002

Hinweise

Homepage von Ken Bruen

Meine Besprechung von Ken Bruens Jack-Taylor-Privatdetektivromanen

Meine Besprechung von Ken Bruens „Jack Taylor fliegt raus“ (The Guards, 2001)

Meine Besprechung von Ken Bruens „Sanctuary“ (2008)

Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Flop“ (Bust, 2006)

Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Crack“ (Slide, 2007)

Meine Besprechung von Ken Bruen/Jason Starrs „Attica“ (The MAX, 2008)

Mein Porträt von Ken Bruen und Jason Starr in „Alligatorpapiere [Print] – Magazin für Kriminalliteratur – No. 2/2010“

Meine Besprechung von William Monahans Ken-Bruen-Verfilmung „London Boulevard“ (London Boulevard, USA/GB 2010)

Ken Bruen in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 3. Juni: Im Angesicht des Verbrechens – Teil 1/2

Juni 3, 2012

Dann mach ich mal einen Repost von meiner Kritik zur Premiere im Ersten, empfehle einen Blick in die unten stehenden Links und verschweige das traurige Ende der großen TV-Premiere

3sat, 23.10

Im Angesicht des Verbrechens: Berlin ist das Paradies/Wo wir sind, ist vorne (D 2010, R.: Dominik Graf)

Drehbuch: Rolf Basedow

Nach der Premiere von „Im Namen des Verbrechens“ auf der Berlinale schrieben die Kritiker Jubelarien. Das kann allerdings auch einfach daran gelegen haben, dass sie sich beglückwünschten in zwei, jeweils gut fünfstündigen Sitzungen, den TV-Zehnteiler gemeinsam im Kinosaal gesehen zu haben. Ich kann mir vorstellen, dass nach dem letzten Bild im Saal ein ähnliches Gefühl herrschte, wie bei einer Wandergruppe, die den Gipfel erstürmte. Geschafft und stolz auf die eigene Leistung.

Die TV-Premiere im Frühling auf Arte wurde dann auch mit mehr als wohlwollenden Artikeln begleitet und jetzt, zur ARD-Premiere zu einer durchwachsenen Uhrzeit (aufgrund der vielen nackten Haut kann der Film nicht um 20.15 Uhr gezeigt werden und einen späteren Serienslot hat das Erste nicht mehr), gibt es wieder seitenlange Jubelarien.

Dabei ist eines unbestritten: „Im Namen des Verbrechens“ ist das bislang umfangreichste Werk von Regisseur Dominik Graf und Drehbuchautor Rolf Basedow.

Und sehr wahrscheinlich werden Graf und Basedow nie wieder zehn Millionen Euro erhalten und die Tortur eines 500-minütigen Films mit 120 Drehtagen und 140 Sprechrollen und unzähligen Komparsen auf sich nehmen.

Allein dafür gebührt ihnen Respekt und natürlich gibt es in „Im Angesicht des Verbrechens“ viele grandiose Szenen. Aber insgesamt, vor allem wenn man sich den Zehnteiler in einem Rutsch ansieht (und nicht vom Gruppengefühl beeinflusst wird), enttäuscht die Serie.

Denn die Serie wirkt niemals wie ein in einem Stück gedrehtes Werk, sondern wie die von verschiedenen Autoren und Regisseuren gedrehten Folgen für eine Serie, die nach der ersten Folge lange nach der episodenübergreifenden Geschichte sucht.

Da kann man dann auch damit Leben, dass Subplots fallengelassen werden, es Irrwege gibt, die im Nachhinein, weil die Folge bereits gezeigt wurde, nicht mehr korrigiert werden können und einige für das Verständnis der Geschichte wichtige Punkte in jeder Episode wiederholt werden. Das kennt jeder, der sich US-amerikanische Serien, die fast in Echtzeit produziert werden, ansieht. Ich sage nur „24“.

Aber „Im Angesicht des Verbrechens“ wurde geschrieben, gedreht, geschnitten und erst dann der Öffentlichkeit präsentiert. Da müsste der episodenübergreifende Plot viel deutlicher sein und sich in jeder Folge weiterentwickeln.

Außerdem scheint Dominik Graf hier mit jeder Folge einen anderen Stil ausprobieren zu wollen. Da wird plötzlich exzessiv mit Split-Screens gearbeitet. Andere Folgen und Szenen erinnern mal an einen Horrorfilm, mal an einen Polizeifilm, mal an einen kitschigen Heimatfilm und mal an einen Märchenfilm. Außerdem feiern die russischen Gangster ungefähr einmal pro Folge ein rauschendes Fest mit Wein, Weib, Gesang und Tanz. Und ungefähr alle zehn Minuten gibt es eine das Herz des Berliners erfreuende Panoramaaufnahme von seiner Stadt.

Entsprechend verfranst wirkt vieles. So sollen nach dem vor jeder Folge gezeigten Vorspann (es spricht einiges dafür, dass das auch die für die Macher wichtigen Geschichten und Themen sind) der junge Polizist Marek Gorsky (Max Riemelt), seine Liebe zu Jelena (Alina Levshin), die Suche nach dem Mörder seines Bruders Grischa und die enge Beziehung zu seiner Schwester Stella (Marie Bäumer), die einen russischen Gangsterboss Mischa (ungewohnt blass: Misel Maticevic) geheiratet hat, im Mittelpunkt der Serie stehen.

Nur Mareks Wunsch, den Mörder seines vor zehn Jahren ermordeten Bruders zu finden, bezeichnet ein konkretes Ziel. Das ist allerdings über weite Strecken nicht handlungstreibend. Stattdessen jagen Marek und sein Polizistenkumpel Sven Lottner (Ronald Zehrfeld, der als draufgängerischer Polizist viel präsenter als Riemelt ist) russische Gangster, verfolgen einen halbseidenen Spediteur in den Osten und haben viel Spaß bei ihrer Arbeit. Doch auch der Kampf gegen die Russenmafia bleibt episodisches Stückwerk. Hier mal eine Razzia, da mal ein Zugriff auf ein Lagerhaus. Denn es wird nie deutlich, welcher Gangster am Ende der Staffel verhaftet werden soll. Entsprechend abrupt endet dann auch der Zehnteiler mit einer weiteren Razzia im benachbarten Brandenburg.

Die Liebesgeschichte zwischen Marek und Jelena spielt in der ersten Hälfte der Serie keine Rolle, in der zweiten Hälfte wird sie wichtiger. Aber sie erscheint psychologisch unmotiviert (jaja, Liebe macht blind und Wer verliebt ist, reagiert nicht vernünftig) und es ist auch nicht nachvollziehbar, weshalb Marek plötzlich versucht Jelenas Freundin Swetlana aus einem letztklassigem Puff in Weißrussland zu befreien.

Und Mareks Beziehung zu seiner Schwester Stella wird zwar immer wieder angesprochen. Aber es wird nie deutlich, wo denn genau der Konflikt für den superehrlichen, fast schon 150-prozentig korrekten (und entsprechend langweiligen) Polizisten Marek liegt. Denn er hat keine Ahnung, wie sehr Stellas Mann Mischa in die Geschäfte der Russenmafia verwickelt ist. Daher muss Marek sich über viele Folgen nicht zwischen seinem Beruf und seiner Schwester beziehungsweise seiner Familie entscheiden. Dieser Konflikt könnte, vor allem nach den in mehrfacher Hinsicht überraschenden Ereignissen in den letzten beiden Episoden von „Im Angesicht des Verbrechens“, in einer zweiten Staffel von „Im Angesicht des Verbrechens“ wichtig werden.

Aber ob es eine zweite Staffel gibt, werden die Fernsehredakteure erst nach der Ausstrahlung der ersten Staffel entscheiden. Dass die DVD, mal wieder mit einem ausgesucht hässlichem Cover und wenig Bonusmaterial (Herrje, warum darf Dominik Graf nicht mal einen Audiokommentar sprechen? Warum gibt es keine Doku über die Russenmafia?), bereits für den 16. November angekündigt ist, sagt allerdings einiges über die Erwartungen der Macher aus. Denn dann läuft die Serie noch im Ersten.

Trotz aller Kritik spricht für die Serie, dass hier endlich einmal mehr als Dienst nach Vorschrift gemacht wurde, dass versucht wurde ein großes Epos zu drehen und dass sich nicht an die biederen Konventionen des neunzigminütigen TV-Films gehalten wurde.

Die weiteren Folgen von „Im Angesicht des Verbrechens“ werden, immer als Doppelfolgen, am Dienstag um 22.25 Uhr, Mittwoch um 22.25 Uhr, Donnerstag um 22.40 Uhr und Freitag um 22.25 Uhr gezeigt.

mit Max Riemelt (Marek Gorsky), Marie Bäumer (Stella), Misel Maticevic (Mischa), Ronald Zehrfeld (Sven Lottner), Alina Levshin (Jelena), Katja Nesytowa (Swetlana)

Hinweise

ARD über „Im Angesicht des Verbrechens“

Berliner Zeitung/Frankfurter Rundschau: Klaudia Wick über “Im Angesicht des Verbrechens” (21. Oktober 2010)

Tagesspiegel: Markus Ehrenberg über “Im Angesicht des Verbrechens” (21. Oktober 2010)

Kriminalakte: Links zu Artikeln über die Serie und das Gespräch mit dem Publikum nach der Berlinale-Premiere

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung der von Dominik Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“

Dominik Graf in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 2. Juni: Der Swimmingpool

Juni 1, 2012

RBB, 23.45

Der Swimmingpool (F/I 1968, R.: Jacques Deray)

Drehbuch: Jean-Emmanuel Conil (Pseudonym von Alain Page), Jean-Claude Carrière (Adaption und Dialoge), Jacques Deray (Adaption und Dialoge)

Viel Story hat „Der Swimmingpool“ nicht, aber darum ging es auch nicht. Denn das High Concept hieß: Das ehemalige Liebespaar „Alain Delon und Romy Schneider am Swimmingpool. Und Jane Birkin ist auch dabei.“

Denn der Filmplot ist eine (wenn man mehr als Delon und Schneider leicht bekleidet am Swimmingpool sehen will) arg zähe Dreiecksgeschichte mit Sex und Mord unter der südfranzösischen Sonne.

mit Alain Delon, Romy Schneider, Maurice Ronet, Jane Birkin

Hinweise

Homepage von Alain Delon

Wikipedia über Alain Delon (deutsch, englisch, französisch)

Wikipedia über „Der Swimmingpool“ (deutsch, englisch, französisch)

Meine Besprechung von „Der Leopard“ (mit Alain Delon und Burt Lancaster)

Meine Besprechung von „Die Abenteurer“ (mit Alain Delon und Lino Ventura)

Alain Delon in der Kriminalakte

Kriminalakte zum 75. Geburtstag von Alain Delon