TV-Tipp für den 20. September: Überwacht? Mit Sicherheit!

September 20, 2012

3sat, 20.15

Überwacht? Mit Sicherheit! (D 2012, Regie: Daniela Hoyer, Thomas Hies)

Drehbuch: Daniela Hoyer, Thomas Hies

45-Doku über neue Entwicklungen bei Überwachungstechniken, die unser Leben sicherer machen sollen. Denn die Videokamera soll nicht mehr einfach nur das Geschehen aufzeichnen.

Weitere Informationen zur Doku (und, nach der TV-Ausstrahlung, die Doku) gibt es hier.

 


Neu im Kino/Filmkritik: Michael Haneke denkt über die „Liebe“ nach

September 19, 2012

Georg und Anna sind Musikprofessoren und nicht mehr die Jüngsten. Sie genießen schon seit einigen Jahren ihren Ruhestand und besuchen gelegentlich Konzerte von ehemaligen Zöglingen. Als Anna eines Tages einen Schlaganfall hat, ruft Georg den Notarzt – und es beginnt der alltägliche Horror des Alters. Das langsame Sterben eben.

Denn Anna kommt aus dem Krankenhaus zurück und Georg versucht ihr in ihrer Wohnung zu helfen. So gut er kann. Aber sie kann sich immer weniger alleine bewegen. Das Sprechen wird auch immer schwieriger. Musizieren kann sie schon lange nicht mehr. Sie ist jetzt in einer Lage, in die sie nie kommen wollte.

Liebe“ erzählt wie einige andere Filme, die in den letzten Jahren im Kino liefen, vom Alt-Werden und den Problemen des Alt-Werdens.

Aber weil es ein Film von Michael Haneke ist, erzählt er nicht von rüstigen Rentnern, die Jungspunden zeigen, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehören, oder vom wiedererwachten Liebesglück. Er erzählt vom Alltag, in dem einfach nur noch auf das letzte große Ereignis, den Tod, gewartet wird. Und das in der Detailgenauigkeit, Konsequenz und objektiv-beobachtenden Erzählhaltung, wie wir sie aus seinen früheren Werken, wie „Bennys Video“, „Funny Games“ (von dem er sogar ein US-Remake drehte, das bei uns weitgehend ignoriert wurde) und seinem Überraschungserfolg „Das weiße Band“, für den er, unter anderem, in Cannes die Goldene Palme und den Golden Globe als bester fremdsprachiger Film erhielt, kennen. Für „Liebe“ erhielt er vor wenigen Monaten die Goldene Palme. Weitere Preise werden – dafür muss man kein Prophet sein – folgen.

Die Hauptrollen übernahmen Jean-Louis Trintignant (Jahrgang 1930), nach einer mehrjährigen Leinwandabstinenz, und Emmanuelle Riva (Jahrgang 1927), die in „Hiroshima, mon Amour“ von Alain Resnais, „Eva und der Priester“ von Jean-Pierre Melville und „Drei Farben: Blau“ von Krzysztof Kieslowski mitspielte und die bei uns nicht so bekannt ist, und sie spielen das alte Ehepaar beängstigend glaubwürdig; vor allem Emmanuelle Riva, die den körperlichen Verfall von Anna spielt, kann nicht genug gelobt werden.

Und weil es ein Film von Michael Haneke ist, geht es in „Liebe“ auch um Einsamkeit, Verlust, Schuld und Sühne. Denn gerade weil Georg seine Frau liebt, ruft er den Notarzt; gerade weil er sie liebt, pflegt er sie und setzt sich über ihren Wunsch zu Sterben hinweg. Sie will vielleicht nur deshalb sterben, weil sie ihn liebt und ihm keine Belastung sein will. Und die Geschichte steuert ohne Umwege und Atempausen auf ihr tödliches Ende, das bereits in den ersten Bildern gezeigt wird, zu. Diesen Weg schildert Haneke mit einer solchen bitteren Konsequenz, als ob er mit jedem Filmmeter beweisen möchte, dass Alt-Werden nichts für Feiglinge ist und dass es im Alter vielleicht noch Liebe, aber keine Freude mehr gibt.

Weil wir alle Alt-Werden, kann man sich dem formvollendet inszeniertem Film, seinem Thema und seiner Aussage wesentlich schwerer als Hanekes anderen Filmen entziehen. In „Funny Games“ konnte man sich sagen, dass man kein Haus am See habe. „Das weiße Band“ spielt in der Vergangenheit. „Bennys Video“ war ja ein Extrembeispiel von Jugendgewalt und dem schädlichen Einfluss von Videos.

In „Liebe“ haben wir nur den nackten Alltag eines seit Ewigkeiten verheirateten Ehepaares, das in einer großen Mietwohnung lebt und das unregelmäßig von ihrer glücklich verheirateten Tochter (Isabelle Huppert) besucht wird.

Liebe (Amour, Frankreich/Deutschland/Österreich 2012)

Regie: Michael Haneke

Drehbuch: Michael Haneke

mit Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva, Isabelle Huppert, Alexandre Tharaud, William Shimell, Ramón Agirre, Rita Blanco

Länge: 125 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Liebe“

Metacritic über „Liebe“

Rotten Tomatoes über „Liebe“

Wikipedia über „Liebe“ (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Thomas Assheuers Interviewbuch “Nahaufnahme: Michael Haneke” (2010)

Michael Haneke in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 19. September: Lawinen der Erinnerung

September 19, 2012

Arte, 21.55

Lawinen der Erinnerung (D 2012, R.: Dominik Graf)

Drehbuch: Dominik Graf

Spielfilmlange Doku über Oliver Storz, der als Autor und Regisseur neben seriösen Werken auch die „Raumpatrouille Orion“ schrieb.

mit Oliver Storz, Eva Kruijssen

Wiederholung: Montag, 24. September, 11.00 Uhr

Hinweise

Arte über „Lawinen der Erinnerung“

Süddeutsche Zeitung: Matthias Brandt über „Lawinen der Erinnerung“ (16. September 2012)

Wikipedia über Oliver Storz

Meine Besprechung von Dominik Grafs „Schläft ein Lied in allen Dingen“

Meine Besprechung der von Dominik Graf inszenierten TV-Serie  „Im Angesicht des Verbrechens“

Meine Besprechung von Johannes F. Sieverts Interviewbuch „Dominik Graf – Im Angesicht des Verbrechens: Fernseharbeit am Beispiel einer Serie“

Dominik Graf in der Kriminalakte

Bonushinweis

Seit Jahren hatte ich meinen Buchhändler mit der Frage, wann es denn endlich ein Buch über Dominik Graf gibt, genervt.

Seit einigen Tagen kann er sagen „Da isses“ und mir und allen Graf-Jüngern ein 356-seitiges, reichhaltig bebildertes Werk in die Hand drücken.

Der Sammelband „Im Angesicht des Fernsehens“ versammelt Aufsätze, die sich mit verschiedene Aspekten seines umfangreichen Werkes oder einzelnen Filmen beschäftigten, es gibt einen kurzen Überblick über sein Schaffen (in der „Einführung“), selbstverständlich eine Filmografie, eine Bibliografie und ein Filmtitelindex (wenn man alles zu einem Film sucht) und ein Interview mit Dominik Graf.

Die ersten Seiten gefallen mir ziemlich gut.

Chris Wahl/Jesko Jockenhövel/Marco Abel/Michael Wedel (Hrsg.): Im Angesicht des Fernsehens – Der Filmemacher Dominik Graf

edition text + kritik, 2012

356 Seiten

26 Euro

 


Cover der Woche

September 18, 2012


TV-Tipp für den 18. September: U-Turn – Kein Weg zurück

September 17, 2012

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Tele 5, 23.05

U-Turn – Kein Weg zurück (USA 1997, R.: Oliver Stone)

Drehbuch: John Ridley

LV: John Ridley: Stray Dogs, 1997 (später dann als „U-Turn“ publiziert)

Auf der Flucht vor Gläubigern bleibt Bobby Coopers 64er Mustang mitten in der Wüste liegen. Während in einer Werkstatt sein Auto repariert wird, trifft er die verheiratete Grace und seine wirklichen Probleme beginnen erst jetzt. Denn Grace will ihrem Mann Jake umbringen, Jake will Grace umbringen und beide wollen sich – gegen Bares – von Bobby helfen lassen.

Grandioses Romandebüt für die Noir-Gemeinschaft, fast grandioser Film. Denn Stones „Natural Born Killers“-Stil nervt.

Mit Sean Penn, Jennifer Lopez, Nick Nolte, Joaquin Phoenix, Powers Boothe, Billy Bob Thornton, Jon Voight

Wiederholung: Freitag, 21. September, 02.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „U-Turn“

Wikipedia über „U-Turn“ (deutsch, englisch)

Homepage von John Ridley (wird derzeit wohl überarbeitet)

The Huffington Post: Politik-Blog von John Ridley

Mordlust über John Ridley (mit einem Text von Martin Compart)

Evolver (Martin Compart) über John Ridley

Spike Magazin: Interview mit John Ridley


Übersetzen? Elmore Leonard: Raylan

September 17, 2012

Raylan Givens ist ein Charakter von Elmore Leonard, der in den beiden in Florida spielenden Romanen „Jede Wette“ (Pronto, 1993) und „Volles Risiko“ (Riding the Rap, 1995) und der Novelle „Fire in the Hole“ (2001) auftrat.

Raylan Givens ist der Held der grandiosen US-Krimiserie „Justified“, die in den USA demnächst in die vierte Staffel geht, während bei uns derzeit bei Kabel 1 die zweite Staffel so wenige Zuschauer hat, dass ich nicht auf eine vollständige Ausstrahlung der zweiten Staffel wetten würde.

Raylan“ heißt der neue Roman von Elmore Leonard, in dem U. S. Marshal Raylan Givens in Harlan County, Kentucky, Bösewichter jagt. Dabei liest sich „Raylan“ weniger wie ein Roman, sondern wie drei Episoden für „Justified“: eine sehr gelungene Einzelepisode und eine sehr locker miteinander verknüpfte, durchwachsene Doppelfolge. Leonard selbst sagt in Interviews, er habe „Raylan“ geschrieben, um den Machern der TV-Serie einige Ideen zu liefern, aus denen sie dann machen könnten, was sie wollten. Die echten „Justified“-Fans werden auch einige Verbindungen zwischen Leonards Roman und der Serie entdecken.

Dass man beim Lesen immer das „Justified“-Ensemble und die Optik der TV-Serie vor seinem geistigen Auge hat, ist kein Nachteil. Immerhin treten etliche aus der TV-Serie bekannte Charaktere auf und Raylan Givens muss sich mit mehr oder weniger sympathischen weiblichen Bösewichter herumschlagen. Es sind eine Krankenschwester, die mit dem Herausoperieren von Nieren außerhalb des OP-Raums und ohne Einverständnis des Spenders ein lukratives, aber auch sehr illegales Geschäftsmodell entdeckte (das ist die erste und auch beste Geschichte); eine Vertreterin einer Minenfirma, die auch mal gerne eine Pistole in die Hand nimmt und jemand erschießt; und eine Pokerspielerin mit den falschen Freunden.

Elmore Leonard sorgt also für viel Spaß in Harlan County und Raylan Givens, der, nicht nur wegen seines Hutes, wie ein Überbleibsel aus dem Wilden Westen wirkt, darf auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. Wenn Worte nicht helfen. Denn zuerst redet er.

Raylan“ ist ein oft skizzenhafter, episodenhafter Roman von Elmore Leonard, der nach der ersten Geschichte auch etwas vor sich hin plätschert. Aber nach dem enttäuschenden „Road Dogs“ und dem komplett vermurksten „Djibouti“ ist „Raylan“ wieder ein Elmore-Leonard-Werk, das eben jene Elemente hat, für die ihn seine Fans lieben: eindrucksvolle Charaktere und grandiose Dialoge. Dass dabei der Plot, mal wieder, vernachlässigt wird, ist für langjährige Elmore-Leonard-Fans keine Neuigkeit.

Die deutsche Übersetzung ist für Januar 2013 bei Suhrkamp angekündigt.

Elmore Leonard: Raylan

William Morrow, New York 2012

272 Seiten

26,99 US-Dollar (derzeit bei Amazon 20,90 Euro)

Hinweise

Homepage zur Serie

Kabel 1 über “Justified”

Wikipedia über „Justified“ (deutsch, englisch)

Meine Ankündigung von „Justified“ (Staffel 2)

Christian Science Monitor: Interview mit Elmore Leonard (18. Januar 2012)

Wall Street Journal: Interview mit Elmore Leonard über „Raylan“ und „Justified“ (13. Januar 2012)

Homepage von Elmore Leonard

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Dschibuti“ (Djibouti, 2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Djibouti“ (2010)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Road Dogs“ (Road Dogs, 2009)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Up in Honey’s Room“ (2007)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Gangsterbraut“ (The hot Kid, 2005)

Meine Besprechung von Elmore Leonards „Callgirls“ (Mr. Paradise, 2004)

Mein Porträt „Man nennt ihn Dutch – Elmore Leonard zum Achtzigsten“ erschien im „Krimijahrbuch 2006“

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Sie nannten ihn Stick“ (Stick, USA 1983)

Meine Besprechung der Elmore-Leonard-Verfilmung „Killshot“ (Killshot, USA 2008)

Elmore Leonard in der Kriminalakte


TV-Tipp für den 17. September: Tödliche Entscheidung

September 17, 2012

Arte, 23.05

Tödliche Entscheidung (USA 2007, R.: Sidney Lumet)

Drehbuch: Kelly Masterson

Andy, der für Drogen Geld aus der Firmenkasse nahm, kann seinen Bruder Hank überreden, das elterliche Juweliergeschäft zu überfallen. Der Überfall, auch weil die Mutter gar nicht daran denkt, irgendwelchen hergelaufenen, maskierten Verbrechern die Juwelen zu geben, geht schief – und dann bröckelt die heile Fassade der Familie verdammt schnell ab.

Mit seinem letzten Film drehte Sidney Lumet, nach einigen schwächeren Werken, mit einer Familientragödie noch einmal so richtig voll auf. Er seziert, wieder einmal, die Kehrseite des amerikanischen Traums anhand. Dieses Mal am Beispiel einer ziemlich kaputten, weißen Mittelstandsfamilie.

Der Pitch war vielleicht: „Family Business“, aber ohne Lacher.

„Tödliche Entscheidung“ ist ein feiner Noir und, kein Wunder bei der Besetzung, großes Schauspielerkino. Ein potentieller Klassiker.

mit Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke, Albert Finney, Marisa Tomei, Aleksa Palladino, Michael Shannon, Amy Ryan, Sarah Livingston, Brían F. O’Byrne, Rosemary Harris

Wiederholung: Donnerstag, 20. September, 01.35 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Französische Homepage zum Film

Wikipedia über „Tödliche Entscheidung“ (deutsch, englisch)

Film-Zeit über „Tödliche Entscheidung“

Rotten Tomatoes über „Tödliche Entscheidung“

Die Zeit: Katja Nicodemus trifft Sidney Lumet (12. April 2008)

Mein Nachruf auf Sidney Lumet (25. Juni 1924 – 9. April 2011)


TV-Tipp für den 16. September: Sturm

September 16, 2012

ARD, 23.35
Sturm (Deutschland/Dänemark/Niederland 2009, R.: Hans-Christian Schmid)
Buch: Bernd Lange, Hans-Christian Schmid
Hannah Maynard führt vor dem Tribunal in Den Haag die Anklage gegen den bosnischen Serben und Kriegsverbrecher Duric. Als ihr Hauptzeuge sich in Widersprüche verwickelt, beginnt sie im ehemaligen Kriegsgebiet nach neuen Beweisen zu suchen.
Verdammt guter Politthriller
mit Kerry Fox, Anamaria Marinca, Stephen Dillane, Rolf Lassgård, Alexander Fehling, Tarik Filipovic, Jesper Christensen

Hinweise

Homepage zum Film

Film-Zeit über „Sturm“

Berlinale: Pressekonferenz zu „Sturm“ (beginnt erst nach über zwölf Minuten)

Meine Besprechung von “Sturm”


TV-Tipp für den 15. September: Der Informant!

September 14, 2012

Pro7, 20.15

Der Informant!(The Informant!, USA 2009)

Regie: Steven Soderbergh

Drehbuch: Scott Z. Burns

LV: Kurt Eichenwald: The Informant, 2000

Biotechniker und Topmanager Mark Whitacre steckt dem FBI, dass sein Arbeitgeber, der Agrarkonzern Archer Daniels Midland, mit den Japanern illegale Preisabsprachen tätigt. Das FBI ist begeistert und lässt Whitacre als Maulwurf arbeiten. Allerdings ist Whitacre nicht so unschuldig-doof, wie er auf den ersten Blick erscheint.

Die Big-Business-Posse basiert auf einem wahren Fall aus den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

New-York-Times-Finanzreporter Kurt Eichenwald schrieb auch die Enron-Geschichte „Conspiracy of Fools“ (Verschwörung der Narren).

mit Matt Damon, Scott Bakula, Joel McHale, Melanie Lynskey, Ludger Pistor, Clancy Brown

Wiederholung: Sonntag, 16. September, 02.50 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Der Informant!“

Rotten Tomatoes über „Der Informant!“

Wikipedia über „Der Informant!“ (deutsch, englisch)

New York Times über Kurt Eichenwald

Movie Web: Kurzes Interview mit Drehbuchautor Scott Z. Burns

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Contagion“ (Contagion, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Haywire” (Haywire, USA 2011)

Meine Besprechung von Steven Soderberghs „Magic Mike“ (Magic Mike, USA 2012)

Steven Soderbergh in der Kriminalakte


Sind das wirklich „Die 199 besten Actionfilme & -Serien“?

September 14, 2012

Listen und auch Bücher, wie das jetzt erschienene „Die 199 besten Actionfilme & -Serien“ von Wolf Jahnke und Michael Scholten, laden natürlich zum wilden Kritisieren ein. Denn die Auswahl ist immer angreifbar; vor allem wenn der oder die Listenersteller die Liste in eigener Selbstherrlichkeit erstellen, ist die Liste letztendlich nur eine mehr oder weniger umfangreiche Liste von eigenen Lieblingen. Wenn eine solche Liste von Mehreren erstellt wird oder sogar aus bestehenden Listen herausdestilliert wird, wird die Liste objektiver, aber auch langweiliger. Ich meine, wer war bei „Die 50 besten Horrorfilme“, die aus über fünfzig Bestenlisten des letzten Jahrzehnts entstand, wirklich über die Erstplatzierten „Die Nacht der lebenden Toten“, „Der Exorzist“, „Halloween“, „Blutgericht in Texas“ und „Zombie“ erstaunt?

Ein solches Ranking machen Wolf Jahnke und Michael Scholten nicht. Sie listen alphabetisch die 199 Actionfilme und Actionserien auf, die sie für die Besten halten und ergänzten diese Filmvorstellungen um einige Interviews, Zitate aus Actionfilmen, eine Liste der schlechtesten Actionfilme und mehrere Zusammenstellungen von besonders gelungenen Actionszenen, auch aus Nicht-Actionfilmen, wie „Apcalypse Now“ (der Hubschrauberangriff auf das vietnamesische Dorf), „Ben Hur“ (das Wagenrennen) und „Lawrence von Arabien“ (der Sturm auf die Hafenstadt).

In normalerweise einseitigen Texten bemühen sich die beiden Autoren die Filme möglichst objektiv, teils schon lexikalisch trocken, vorzustellen und auch die ein oder andere, teils unbekanntere Hintergrundinformation zu vermitteln.

Das ist okay, aber ich stellte mir öfter, die Frage, warum ein bestimmter Film aufgenommen wurde. So wird bei „The Dark Knight“ viel über Comicverfilmungen, die verschiedenen „Batmans“, aber nichts über die in dem Film enthaltenen Actionszenen gesagt. Auch die von den Autoren verwendete weite Definition von Actionfilm hilft nicht wirklich weiter:

Züge, Flugzeuge oder Autos, aber auch Motorboote kommen im modernen Actionfilm vor als Zeichen des Fortschritts, als Fluchtmittel, als Tatwaffe, als mobile Festung. Deshalb findet ‚Gladiator‘ keinen Platz im Buch, auch nicht ‚Der letzte Mohikaner‘, (…) Es geht um hochmoderne Zeiten in einer Ära der Industrialisierung, Mechanisierung und des technischen Fortschritts mit Automobilen; (…) Überhaupt geht es um echte Menschen, die leiden, schwitzen und bluten.“

Das ist eine weite Definition, die es erlaubt, Actiontrash, Actionklassiker und auch, nun, ich sage mal gute Filme aus verschiedenen Genres aufzunehmen. So findet man „Snatch – Schweine und Diamanten“ (Komödie) neben „Der Söldner“ (Actiontrash) oder „Mörderischer Vorsprung“ (guter Actionthriller) neben „Naked Killer“ (Hongkong-Action). Einen Schwerpunkt bilden dabei, immerhin sind die beiden Autoren Kinder der achtziger Jahre, die 80er-Jahre-Actionkracher, wie „Avenging Force – Night Hunter“ (mit Michael Dudikoff), “Bloodsport“ (mit Jean-Claude Van Damme), „Delta Force“, „Invasion U. S. A.“ (beide mit Chuck Norris), „Phantom-Kommando“, „Red Heat“ (beide mit Arnold Schwarzenegger) und „Rambo“ (mit Sylvester Stallone). James Bond wird mit sieben Einträgen reichlich und verdient bedacht. Aber auch „Drive“ und „Pulp Fiction“, ein „Anti-Anti-Actionfilm“ (Jahnke/Scholten), sind drin, die ich, wie „Dirty Harry“ (ebenfalls drin), nicht unbedingt als Actionfilme bezeichnen würde. Aber natürlich gewinnt jede Liste mit diesen Filmen.

Eher schon problematisch ist die die Auswahl bei den deutschen Actionfilmen und -Serien. Denn trotz anders lautender Gerüchte gibt es auch Action aus Deutschland und „Alarm für Cobra 11“, „Der Clown“ (beide aus der Actionschmiede von Hermann Joha), „Cascadeur – Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer“ (von Stuntman Hardy Martins), „Rampage – Rache ist unbarmherzig“ (von Uwe Boll) und „Straight Shooter“ (von Thomas Bohn) zeigen, dass wir auch Action machen können. Dummerweise sind die Geschichten und die Dialoge eher gruselig und – Lokalpatriotismus hin, Lokalpatriotismus her – im Vergleich zu den besten Actionfilmen aus Hollywood und Hongkong, wie den John-Woo-Filmen „Bullet in the Head“, „Hard Boiled“ und „The Killer“, sind sie nichts, was man sich ansehen müsste. Da wird „Der 7. Sinn“, der wohl eher als Gag aufgenommen wurde, schon zu einem Highlight und die beiden, ebenfalls erwähnten, Dominik-Graf-Filme „Die Katze“ und „Die Sieger“ sind deutsche Actionfilme, die sich wirklich nicht verstecken müssen.

Warum „Invasion U. S. A.“ (Chuck Norris verhindert im Alleingang eine Invasion der Russen in die USA) und „Delta Force“ (Chuck Norris jagt Flugzeugentführer und befriedet dabei den Nahen Osten) zu den besten Actionfilmen, aber „Die City Cobra“ (Sylvester Stallone ballert im Alleingang alle Gangster die ihm über den Weg laufen und eine durchgeknallte Sekte ab) zu den schlechtesten Actionfilmen gehört, verstehe ich nicht. Denn ideologisch bedenklich (höflich gesagt) sind alle drei. Strunzdumm sowieso und Action gibt es in den Filmen überreichlich; in der „City Cobra“ sogar etliche gute Actionszenen. Zum Beispiel wenn Stallone während einer Auto-/Motorradverfolgungsjagd eine Hundertschaft Bösewichter abknallt und diese dann möglichst spektakulär von ihren Maschinen fallen.

Bei den Filmvorstellungen hätte ich mir gewünscht, dass die Drehbuchautoren immer erwähnt würden. Jahnke und Scholten tun es nur, wenn der Regisseur auch das Drehbuch geschrieben hat. Dagegen werden der Kameramann und der Komponist erwähnt. Ein Register fehlt; was natürlich dumm ist, wenn man nur den Originaltitel kennt. Und das Lektorat schlief wohl teilweise. Anders kann ich mir nicht erklären, dass bei „Assault – Anschlag bei Nacht“ John Carpenter mit James Cameron verwechselt wird, oder dass bei „Auf die harte Tour“ ausgerechnet „The Shield“ als Referenzwerk von Regisseur John Badham angegeben wird. Badham führte zwar bei einer Folge der TV-Serie Regie, aber seine bekanntesten Filme sind „Saturday Night Fever“, „Das fliegende Auge“ (einer der 199 Action-Filme des Buches), „War Games“, „Ein Vogel auf dem Drahtseil“ (Bird on a wire), „Drop Zone“ (beides keine grandiosen Filme, aber mit viel spektakulärer Action) und „Codename: Nina“ (erwähnt bei „Nikita“).

Und natürlich fehlen einige Filme, wie „Shoot ‚Em up“, und eine Auflistung der besten Autoverfolgungsjagden. Immerhin waren sie nach „Bullitt“ das Kennzeichen jedes Action-Thrillers und auch die Bourne-Filme kämen ohne eine ordentliche Autoverfolgungsjagd nicht aus.

Trotz dieser Kritik ist die Auswahl der „199 besten Actionfilme & -Serien“ insgesamt durchaus gelungen und sie regt zum Entdecken und Wiederentdecken von einigen Actionfilmen ein.

Wolf Jahnke/Michael Scholten: Die 199 besten Actionfilme & -Serien

Schüren, 2012

288 Seiten

19,90 Euro


TV-Tipp für den 14. September: Auf der Flucht

September 14, 2012

RTL II, 20.15

Auf der Flucht (USA 1993, R.: Andrew Davis)

Drehbuch: Stuart Twohy, Jeb Stuart

LV: TV-Serie von Roy Huggins

Dr. Richard Kimble wird verdächtigt, seine Frau ermordet zu haben. Er flüchtet. US Marshal Sam Gerard verfolgt ihn.

Die Kinoversion der erfolgreichen TV-Serie von Roy Huggins. Dr. Richard Kimble, gespielt von David Jansen, war vier Jahre in 120 Folgen auf der Flucht und die Welt schaute gebannt zu. Harrison Ford beweist in zwei spannenden Kinostunden seine Unschuld.

„Die Inszenierung setzt, perfekt und effizient, auf Thrill und Action. Was sie über gleichartige Produkte hinaushebt, ist ihre gelungene Bemühung um Atmosphäre und Lokalkolorit, der Verzicht auf den üblichen Waffenfetischismus und auf das gewohnte Eskalieren spektakulärer Gewalttätigkeit sowie das gepflegte Handwerk bis hin zu den Kleinigkeiten.“ (Fischer Film Almanach 1994)

Der Film war ein Kassenknüller und erhielt für einen Thriller ungewöhnlich viele Preise und Nominierungen. Das Drehbuch war für einen Edgar nominiert. Tommy Lee Jones erhielt einen Oscar als bester Nebendarsteller.

Fünf Jahre später spielte Tommy Lee Jones in „Auf der Jagd“ (U. S. Marshals) wieder den unerbittlichen Jäger Sam Gerard.

mit Harrison Ford, Tommy Lee Jones, Sela Ward, Joe Pantoliano, Julianne Moore, Jeroen Krabbé

Wiederholung: Samstag, 15. September, 14.45 Uhr

Hinweise

Wikipedia über “The Fugitive” (TV-Serie und die Folgen)

Thrilling Detective über Roy Huggins

Harrison-Ford-Fanseite

Mein Geburtstagsgruß an Harrison Ford (mit weiteren Links)

Harrison Ford in der Kriminalakte


Neu im Kino/FIlmkritik: „Das Bourne-Vermächtnis“, ohne „Jason Bourne“ Matt Damon, dafür mit „Aaron Cross“ Jeremy Renner

September 13, 2012

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Die ersten drei Jason-Bourne-Filme „Die Bourne-Identität“, „Die Bourne-Verschwörung“ und „Das Bourne-Ultimatum“ mit Matt Damon in der Hauptrolle waren tolle Agententhriller, die einige Dinge etablierten, die heute zum Standard jedes Actionfilms gehören und die, weil Jason Bourne ein auf sich allein gestellter Mann auf der Flucht war, angenehm bodenständig waren. Seine Gegner konnten auf alle verfügbare Überwachungstechnik zugreifen. Bourne hatte nur seinen Grips und seine Muskeln. Außerdem ging es im Endeffekt nur um einen Mann, der herausfinden wollte, wer er ist.

Für den vierten Bourne-Film wurde einiges geändert. Matt Damon und der zweifache Bourne-Regisseur Paul Greengrass sind nicht mehr dabei. Aber Drehbuchautor Tony Gilroy blieb an Bord blieb und dieses Mal übernahm er sogar, nach „Michael Clayton“ und „Duplicity“, die Regie.

Mit Jeremy Renner wurde auch ein Hauptdarsteller engagiert, der durchaus als zweiter Jason Bourne durchgeht. Er ist Aaron Cross, ein Agent, der in Outcome ist, einem aus sechs Agenten bestehendem Parallelprogramm zu Treadstone, dem Programm, in dem Jason Bourne war. Als Jason Bourne in London nach Hinweisen auf seine Identität sucht, beschließt Eric Byer (Edward Norton, blass), Direktor der „National Research Assay Group“ (halt einem ultrageheimen Regierungsprogramm), alle Programme, in denen die Geheimdienste mit der Industrie an genetisch verbesserten Soldaten forschen, zu schließen und alle, die ihm gefährlich werden könnten, zu töten. Er benutzt dafür das schöne Bild vom Krebs, der entfernt werden muss.

Auch Cross ist ein Teil des infizierten Gewebes, das entfernt werden soll. Aber er überlebt den Mordanschlag – und dann entspinnt sich eine Geschichte, die durchaus viele Gemeinsamkeiten mit der Geschichte von Jason Bourne aufweist, außer dass Cross nichts vergessen hat und er unbedingt seine Medizin will, die ihm in der Vergangenheit von Dr. Shearing in einem Forschungslabor verabreicht wurde.

Es gibt, wie in den vorherigen Bourne-Filmen, eine wackelige Handkamera, es gibt atemlose Schnitte zwischen den verschiedenen Handlungsorten, es gibt Satelittenüberwachung, es gibt eine Liebesgeschichte zwischen Cross und Dr. Marta Shearing (Rachel Weisz), es gibt einige Kämpfe auf engstem Raum, es gibt, in Manila, eine Verfolgungsjagd über Häuserdächer, die dann auf den engen, überfüllten Straßen mit Autos und Motorrädern fortgesetzt wird – und in diesen Minuten wird Bourne, äh, Cross von einem skrupellosen Killer verfolgt, der, wie der Professor (Clive Owen) in dem ersten Bourne-Film „Die Bourne-Identität“, fast keine Dialogzeile hat. Aber während Owen wirklich bedrohlich war, ist LARX #3 (Louis Ozawa Changchien) einfach nur ein Asiate mit Sonnenbrille, der seiner Beute hinterherhechelt. Weil er auch erst am Ende, so als Überraschungsjoker, ins Spiel gebracht wird, bleibt er ein eindimensional-austauschbarer Gegner.

Davor gibt es zu viele, zu lange, zu umständliche und oft im Nichts endende Erklärungen. Es wird erklärt bis zum Gehtnichtmehr und so gut wie nichts davon ist wirklich interessant oder bringt die Handlung erkennbar voran. So vergeht ungefähr eine halbe Stunde, bis der erste Anschlag auf Cross verübt wird. Davor sehen wir ihn durch den Schnee gehen, dürfen uns mit der Frage beschäftigen, was er in dieser Einöde will, erfahren, was Jason Bourne gerade tut und dürfen uns am Anblick von einigen Schauspielern, die bereits in den vorherigen Bourne-Filmen dabei waren, erfreuen. Dummerweise haben sie nur Kurzauftritte.

Und während die eigentliche Geschichte immer noch nicht beginnt, verheddert sich Gilroy zwischen seinen verschiedenen Subplots.

Deshalb ist der vierte Bourne-Film mit 135 Minuten auch der längste. Die anderen waren zwanzig bis dreißig Minuten kürzer und hatten, gefühlt, mehr Action. Doug Liman und Paul Greengrass bauten die Spannung vor den Actionszenen immer gut auf und es gelang ihnen sogar, eigentlich langweilige Gespräche und Blicke in die Kommandozentrale der CIA hochspannend und wie eine Action-Szene zu inszenieren. Außerdem setzten sie die vielen Schnitte so klug, dass man nie den Überblick verlor. Ihre unzähligen Nachahmer gehen da meistens wesentlich ungeschickter vor.

Wenn es in „Das Bourne-Vermächtnis“ dann endlich zur Action kommt, ist diese oft ziemlich schnell vorbei und meistens so zerschnipselt, dass es wahrlich keine Freude bereitet. Denn es bringt nichts, wenn man als Zuschauer keinen Überblick über das Geschehen mehr hat oder, wie während der Verfolgungsjagd in Manila die exzellente Arbeit der Stuntmänner und Schauspieler, die teilweise die Stunts selbst ausführten, nicht mehr würdigen kann, weil alles so furchtbar hektisch ist und der Blickwinkel sich ständig und eher willkürlich ändert.

Gerade die finale Verfolgungsjagd in Manila über die Dächer und durch die Straßen erinnert an ähnliche, weitaus gelungener inszenierte Szenen aus dem fünften „The Fast and the Furios“-Film. Außerdem ist „Fast & Furious Five“ (Fast Five, USA 2011) ein sehr gutes Beispiel für den gelungenen Neustart einer Filmserie. Es ist sogar der beste Film der Serie.

Dagegen bleibt „Das Bourne-Vermächtnis“ unentschlossen zwischen Neubeginn und Wiederholung der ersten Bourne-Filme stecken. So bleibt das Gefühl, dass man das alles schon einmal, dummerweise besser, gesehen hat – und Manila ist wirklich nicht die große Veränderung zu Europa.

Das Bourne-Vermächtnis (The Bourne Legacy, USA 2012)

Regie: Tony Gilroy

Drehbuch: Tony Gilroy, Dan Gilroy

LV: Charakter von Robert Ludlum

mit Jeremy Renner, Rachel Weisz, Edward Norton, Stacy Keach, Dennis Boutsikaris, Oscar Isaac, Zeljko Ivanek, Louis Ozawa Changchien, Joan Allen, Albert Finney, David Strathairn, Scott Glenn

Länge: 135 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Das Bourne-Vermächtnis“

Metacritic über „Das Bourne-Vermächtnis“

Rotten Tomatoes über „Das Bourne-Vermächtnis“

Wikipedia über „Das Bourne-Vermächtnis“ (deutsch, englisch)

Wikipedia über Robert Ludlum (deutsch, englisch)

Robert-Ludlum-Fanseite

Kirjasto über Robert Ludlum


Neu im Kino/Filmkritik: Spannende Unterhaltung mit „Das verborgene Gesicht“

September 13, 2012

Zwei Warnungen vorweg:

Lesen Sie nicht die offizielle Zusammenfassung.

Sehen Sie sich nicht den Trailer an.

Beide verraten einen wichtigen Plottwist, der, wenn man ihn nicht kennt, wirklich überraschend kommt.

Denn „Das verborgene Gesicht“ von Andrés Baiz ist ein schöner Psychothriller, der mich an ähnlich gelagerte, hauptsächlich französische Filme aus den siebziger Jahren erinnerte und je weniger Sie über „Das verborgene Gesicht“ wissen, desto überraschender ist beim ersten Sehen, wie in „Die üblichen Verdächtigen“ oder „The sixth Sense“, die Auflösung.

Adrian ist ein junger, gutaussehender Orchesterdirigent in Bogotá, der gerade, vollkommen überraschend und grundlos von seiner Freundin Belén verlassen wurde. Sie hat ihm nur eine dürftige Videobotschaft hinterlassen, in der sie sagt, er solle nicht nach ihr suchen. Der Frauenschwarm ertränkt seinen Kummer im Alkohol und findet in einer Bedienung auch gleich eine neue Freundin, die seiner Verflossenen sehr ähnlich sieht. Fabiana zieht in seine abgelegen liegende Villa, die anscheinend ein Eigenleben führt. Denn sie hört Geräusche, beim Duschen wird sie verbrüht und der deutsche Schäferhund scheint sie als Eindringling wahrzunehmen. Sie fragt sich, ob das Haus verhext ist. Adrian glaubt ihr nicht.

Zur gleichen Zeit suchen zwei Polizisten nach Belén. Denn sie ist spurlos verschwunden – und natürlich ist Adrian der Hauptverdächtige.

Und der jüngere Polizist ist der frühere Liebhaber von Fabiana. Er glaubt, dass sie nur wegen des Geldes mit Adrian zusammen ist.

Das verborgene Gesicht“ ist ein ruhig erzählter Psychothriller mit wohldosierten Spannungsmomenten, vor allem in der ersten Hälfte des Films, wenn Regisseur Andrés Baiz sehr schön jeden verdächtig macht, indem die Schauspieler immer wieder in Spiegel blicken oder sie immer wieder in die falsche Richtung blicken. Jeder scheint immer noch eine zweite Agenda zu verfolgen. Adrian könnte Belén ermordet haben. Aber auch Fabiana könnte es getan haben. Und während wir noch überlegen, was mit Belén geschehen ist, gibt es in der zweiten Hälfte einen gewagten Plottwist, der einerseits vollkommen überraschend kommt, andererseits in der ersten Stunde mit vielen Hinweisen angedeutet wurde. Diese erste Stunde mit den vielen kleinen Irritationen in dem noblen Anwesen und dem seltsamen Verhalten der Protagonisten steht ganz in der Tradition der Geisterhaushorrorfilme, in denen unklar ist, ob Fabiana sich das alles nur einbildet oder ob es wirklich spukt.

Und es gibt zwei, herrlich nebenbei platzierte Lacher. Der eine hat mit dem Hund zu tun, der andere mit dem Inhalt eines Schrankes.

Die Erklärung ist, rückblickend, etwas unlogisch und der Film endet für meinen Geschmack etwas zu abrupt. Ich hätte mir noch ein, zwei Bilder gewünscht. So bricht der Film, wie ein Musikstück, bei dem die letzte Note fehlt, arg abrupt ab.

Das verborgene Gesicht (La Cara Oculta, Kolumbien/Spanien 2011)

Regie: Andrés Baiz

Drehbuch: Andrés Baiz, Hatem Khraiche Ruiz-Zorrilla

Darsteller: Quim Gutiérrez, Clara Lago, Martina García, Alexandra Stewart

Länge: 96 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über „Das verborgene Gesicht“

Rotten Tomatoes über „Das verborgene Gesicht“

Wikipedia über „Das verborgene Gesicht“


TV-Tipp für den 13. September: Lord of War

September 13, 2012

VOX, 20.15

Lord of War – Händler des Todes (USA 2005, R.: Andrew Niccol)

Drehbuch: Andrew Niccol

There are over 550 million firearms in worldwide circulation. That’s one firearm for every twelve people on the planet. The only question is: How do we arm the other 11? (Yuri Orlov)

Einer der wenigen ansehbaren Nicolas-Cage-Filme, die der Schauspieler in diesem Jahrzehnt drehte. Dafür sammelte er in den vergangenen Jahren Razzie-Nominierungen.

In der knalligen Satire „Lord of War – Händler des Todes“ spielt er Yuri Orlov, einen Waffenhändler, der ungefähr jeden Potentaten der Nach-Kalter-Kriegs-Welt mit Waffen beliefert. Der Film erzählt in kurzen Episoden die Geschichte seines märchenhaften Aufstiegs von den Hinterhöfen Little Odessas in die Hinterhöfe der Weltpolitik. Denn mit dem illegalen Waffenhandel kann viel Geld verdient werden.

That was intentional, just to be a little subversive and make almost like a ‘how-to’ film – how to be an arms dealer – and I thought that would be a more interesting way into it than a typical story structure. (Andrew Niccol)

Mit Nicholas Cage, Jared Leto, Bridget Moynahan, Ian Holm, Ethan Hawke

Wiederholung: Freitag, 14. September, 00.45 Uhr (Taggenau! – wegen der FSK-16-Freigabe dürfte dann die Kinoversion laufen)

Hinweise

Amerikanische Homepage zum Film

Deutsche Homepage zum Film

Film-Zeit über “Lord of War”

Drehbuch „Lord of War“ von Andrew Niccol

Moviefreak: Interview mit Andrew Niccol

IGN: Interview mit Andrew Niccol

Spike: Andrew Niccol redet über „Lord of War“

Schnittberichte: Vergleich der “RTL ab 12″-Fassung mit der FSK-16-Fassung


Blutig, dieser „Mord(s)kalender 2013“

September 12, 2012

Filmkalender sind ja okay, aber für einen richtigen Krimifan auch irgendwie etwas blutleer. Ein „Mord(s)kalender“ entspricht da schon eher den Bedürfnissen und mit der neuesten Ausgabe kommt der Conte Verlag diesem Bedürfnis auch im besten Hosentaschenformat nach.

Was erwartet den geneigten Krimifan bei diesem Kalender? Außer natürlich einem gültigen Kalender für 2013. Nun, täglich sind, oft mehrere, Geburts- und Todestage von wichtigen Krimischaffenden, normalerweise mit einigen weiterführenden Informationen, aufgelistet.

Warum hab ich „Krimischaffende“ und nicht „Krimiautoren“ geschrieben? Nun, am 12. September wird Johnny Cash, der am 12. September 2003 gestorben ist, erwähnt, weil: er ist „mehrmals in Gefängnissen aufgetreten und hat mit ‚I shot a man in Reno just to watch him die‘ eine der prägnantesten Zeilen zum Thema ‚Rock und Mord‘ gesungen“. Wolfgang Menge, geb. 10. April 1924, der Drehbücher für „Stahlnetz“ und „Tatort“ schrieb, „Ein Herz und eine Seele“ erfand und eine Institution für den TV-Krimi ist, wird ebenfalls erwähnt. Dummerweise geht es ihm wie vielen Institutionen: man ignoriert sie. Aber das ist eine andere Geschichte.

Es gibt ein kleines Glossar, Linktipps, ein alphabetisches Namensregister, und natürlich eine Übersicht über die Schulferien.

Das Herzstück sind allerdings die 53 Obduktionen. Jede Woche gibt es eine einseitige Kolumne, „die sich mit einem Aspekt der kommenden sieben Tage eingehender befasst“. Manchmal, allerdings viel zu selten, ist dieser Zusammenhang offensichtlich: wenn es um den 50. Geburtstag von Uta-Maria Heim (geb. 14. Oktober 1963), der 50. Geburtstag von Ralf Kramp (geb. 29. November 1963), den 60. Geburtstag von Jan Zweyer (geb. 12. Dezember 1953), der 65. Geburtstag von Henning Mankell (geb. 3. Februar 1948), den 70. Geburtstag von Frank Göhre (geb. 16. Dezember 1943), den 125. Geburtstag von Raymond Chandler (geb. 23. Juli 1888) und den 25. Todestag von Charles Willeford (27. März 1988) geht.

Aber meistens könnten die Texte auch einfach in einem anderen Jahr gedruckt werden. So werden in anderen Obduktionen, relativ willkürlich, irgendwie interessante und wichtige Themen abgegrast, wie unvollendete Romane (ach ja, Max Allan Collins hat nicht zwei, sondern bereits drei Mike-Hammer-Romane von Mickey Spillane vollendet, der vierte „Lady, Go Die!“ erschien im Frühling und dürfte damit am Redaktionsschluss für diesen Kalender vorbeigeschrammt sein – und noch keiner wurde übersetzt), Winterkrimis, Kriminalromane und Literatur, Marianne Bachmeier und ihre Selbstjustiz im Gerichtssaal am 6. März 1981, Kitty Genovese und der Bystander-Effekt (sie wurde am 13. März 1964 auf offener Straße getötet [diese „Obduktion“ hätte daher besser in den 2014er-Kalender gepasst]), Rex Miller und das Monströse, ein Porträt von „Pulp Master“ (Uups, wurde da ein älterer Text verwendet? „dessen ‚Piss in den Wind‘ zu einem Höhepunkt des Jahres 2011 wird“), vergessene Bestseller, das Regiophänomen, Sherlock Holmes stirbt nie (Yeah!), die Premiere von „Rashomon“ am 25. August 1950 (deutsche Kinostart war erst zwei Jahre später) oder die von „Fahrstuhl zum Schafott“ am 29. Januar 1958 (allerdings erst in einer November-“Obduktion“,; der deutsche Kinostart war am 29. August 1958), einige Worte über das Gangsterpärchen Bonnie Parker und Clyde Barrow, die sich im Januar 1930 begegneten (nicht 1920, wie es im „Mord(s)kalender“ steht) und am 23. Mai 1934 im Kugelhagel starben, und eine Eloge auf George V. Higgins, der von etlichen wichtigen US-Krimiautoren bewundert wird und bei uns nur noch antiquarisch erhältlich ist.

Und alle vier Wochen gibt es den „Held des Monats“. 2013 sind es Hans Bärlach (von Friedrich Dürrenmatt), Tom Ripley (von Patricia Highsmith), Karin Lietze (von Pieke Biermann), Konstantin Kirchenberg (von Norbert Horst; immerhin war seine erste Ermittlung 2003 in „Leichensache“), Isaac Sidel (von Jerome Charyn), Jean-Baptiste Adamsberg (von Fred Vargas), Mike Hammer (von Mickey Spillane), Richter Di (von Robert van Gulik), Jane Marple (von Agatha Christie), Auguste Dupin (von Edgar Allan Poe), Lisbeth Salander (von Stieg Larsson) und Artie Wu und Quincy Durant (von Ross Thomas).

Mord(s)kalender 2013 – Deine Tage sind gezählt

Conte Verlag, 2012

256 Seiten

11,90 Euro

 


TV-Tipp für den 12. September: Die Truman Show

September 12, 2012

Kabel 1, 20.15

Die Truman Show (USA 1998, R.: Peter Weir)

Drehbuch: Andrew Niccol

Als „Die Truman-Show“ im Kino lief, war es Science-Fiction. Aber das war auch, bevor es die TV-Show „Big Brother“ gab und danach erschien „Die Truman Show“ nicht mehr soo abwegig. Denn der titelgebende Truman Burbank wird ständig von Kameras überwacht. Sein Leben ist eine Reality Show mit einem Millionenpublikum. Dummerweise hat Truman davon keine Ahnung. Als eines Tages ein Scheinwerfer vom Himmel fällt, beginnt der Dreißigjährige Fragen zu stellen.

Die grandiose Mediensatire gewann unter anderem einen Hugo.

ein modernes Märchen mit existentieller Tiefenschärfe (…) ein Filmereignis“ (Fischer Film Almanach 1999)

Die Musik ist von Philip Glass.

mit Jim Carrey, Laura Linney, Noah Emmerich, Natascha McElhone, Peter Krause, Paul Giamatti

Wiederholung: Donnerstag, 13.September, 00.10 Uhr (Taggenau!)

Hinweise

Rotten Tomatoes über „Die Truman Show“

Wikipedia über „Die Truman Show“ (deutsch, englisch)

Drehbuch „The Truman Show“ von Andrew Niccol

P. S.: Der Trailer ist wirklichl gelungen. Er macht neugierig auf den Film, ohne zu viel zu verraten.


Cover der Woche

September 11, 2012


Frau Bettina Wulff will nicht, dass…

September 11, 2012

…bestimmte Worte von Google vorgeschlagen werden, wenn man ihren Namen eintippt. Gleichzeitig ging sie mit zahlreichen Unterlassungserklärungen gegen die Verleumdungen vor, dass sie vor ihrer Heirat in einem bestimmten Beruf arbeitete, den einige für ehrenrührig halten, auf den andere aber sehr stolz sind.

Danach wusste jeder von dem Gerücht – und ihre Memoiren „Jenseits des Protokolls“ sind jetzt erschienen. Zwei Ereignisse, die sicher nichts miteinander zu tun haben. Ehrlich.

Bei Amazon wurde ihr Buch eifrig getaggt (Vergrößern ist selbstverständlich möglich):

Neugierig wie ich bin, sehe ich mir „Escort“ (immerhin der häufigste Tag) an

Nicht schlecht, aber der Ford Escort stört mich etwas. Denn natürlich ist eine Frau kein Auto.

Bei „Schamlos“ wird’s – Äähem – schamlos

Na, das hat ja super geklappt.


TV-Tipp für den 11. September: Ein (un)möglicher Härtefall

September 11, 2012

ZDFneo, 20.15

Ein (un)möglicher Härtefall (USA 2003, R.: Joel Coen, Ethan Coen)

Drehbuch: Joel Coen, Ethan Coen, Robert Ramsey, Matthew Stone (nach einer Geschichte von Robert Ramsey, Matthew Stone und John Romano)

Ein skrupelloser und erfolgreicher Scheidungsanwalt verliebt sich in eine Heiratsschwindlerin.

Die Coen-Version einer Screwball-Comedy. Dank Clooney, Zeta-Jones und Thornton durchaus okay, aber nicht ihr bestes Werk. Danach drehten sie ein überflüssiges Remake von „The Ladykillers“.

Mit George Clooney, Chatherine Zeta-Jones, Geoffrey Rush, Cedric the Entertainer, Edward Herrmann, Paul Adelstein, Richard Jenkins, Billy Bob Thornton

Hinweise

Homepage zum Film

Wikipedia über die Coen-Brüder (deutsch, englisch)

„You know, for Kids“ (Coen-Seite)

Die Coen-Brüder in der Kriminalakte

Vorschautipp

Wer gestern „Burn after reading“ verpasste, kann die durchgeknallte Agentenkomödie der Coen-Brüder mit Brad Pitt, George Clooney, John Malkovich, Frances McDormand, Tilda Swinton undundund am kommenden Freitag, den 14. September um 20.15 Uhr auf Eins Festival sehen. Die Nachtwiederholung ist um 01.50 Uhr.


„Triaden“ – ein ungewöhnliches Buch von Poppy Z. Brite und Christa Faust

September 10, 2012

Seit ihrem Deutschlanddebüt „Hardcore Angel“ bin ich ein Fan von Christa Faust, die mit ihren Hardboiled-Krimis bei mir natürlich gute Karten hat. „Triaden“, ein Gemeinschaftswerk mit Poppy Z. Brite, erinnert allerdings eher an ihr Romandebüt „Control Freak“ über eine junge Frau, die in die SM-Szene abrutscht. Auch in „Triaden“ geht es um Sex, Sexualität und die Wandelbarkeit von Geschlechtern und Identitäten.

Die Geschichte beginnt 1937 in Hongkong und endet in der Gegenwart in Los Angeles. Aber genaugenommen erzählen Poppy Z. Brite, die vor allem Horrorromane schreibt und inzwischen lieber als „er“ angesprochen wird, und Christa Faust keine Geschichte, sondern drei Geschichten aus dem Leben von Ji Fung, der sich später Jimmy Lee nennt, und der nicht immer die Hauptfigur ist,

In der ersten und längsten Geschichte „Hongkong – 1937“, die bereits 1997 in der von Douglas E. Winter herausgegebenen Anthologie „Revelations“ (Offenbarungen) erschien, lernen wir die Jugendlichen Lin Bai und Ji Fung kennen, die von einem besseren Leben in Hollywood träumen. Im Moment bildet der strenge Meister Lau sie im Theater „Glücklicher Drache“ für die Peking-Oper aus. Nachdem Meister Lau Lin Bai vergewaltigt, bringt er ihn um und die beiden Freunde flüchten. Auf ihrer Flucht lernen sie den reichen Perique kennen und das Waisenkind Ji Fung erfährt, dass seine Mutter ihn verkaufte, um ihn vor seiner Familie, die zu den Triaden gehört, zu schützen.

Im Auftrag von seinem Triaden-Onkel sollen sie ein Päckchen nach Shanghai bringen. Dabei geraten sie in den Krieg zwischen China und Japan und Perique und Lin Bai sterben.

Ji Fung kann flüchten und im zweiten Teil „Los Angeles – 1945“ lebt er als Jimmy Lee in Hollywood und betreibt den Nachtclub Black Dragon.

Im Mittelpunkt steht allerdings Nan Blake, eine Frau, die bei einem alternden Hollywood-Star lebt (Schönen Gruß an „Sunset Boulevard“), gerne Männerkleider anzieht und lesbisch ist. Als Blake Blackline schrieb sie Geschichten für Black Mask und Dime Detective und jetzt schreibt sie für ein Hollywoodstudio Drehbücher. Auf dem Studiogelände verliebt sie sich in ein Starlet, das allerdings nur an die große Karriere denkt. Dafür geht sie auch eine Beziehung mit einem schwulen Hollywoodstar ein.

Im dritten, mit übernatürlichen Elementen spielendem Teil „Los Angeles – Gegenwart“ steht der junge Actionschauspieler Jake Ryan im Mittelpunkt. Nachdem er in Hongkong-Actionfilmen erfolgreich war, hat er einen Vertrag für mehrere Actionfilme bekommen. Die Dreharbeiten entpuppen sich als ein einziges, nervenzerrendes Disaster. Als Frischling in Hollywood, der in einem Zimmer in dem Anwesen von Nan Blake lebt, hat er keine Freunde und er hadert mit seiner Homosexualität. Nur in Miki, der für sein Make up zuständig ist und unbefangen mit seiner Homosexualität umgeht, findet er einen Freund.

Die Frage der sexuellen Identität durchzieht die drei Geschichten und sie geben den durchaus vertrauten Plots eine neue Wendung. So liest sich die erste Geschichte wie die Vorlage für einen der damaligen, in Asien spielenden Hollywood-Filme. Aber damals gab es im Film noch feste Geschlechterrollen, die von Brite und Faust hier souverän und höchst subversiv unterwandert werden.

Damit knüpfen sie auch an David Cronenbergs auf einer wahren Geschichte basierendem „M. Butterfly“ (USA 1993) über einen Diplomaten, der sich in eine Sängerin verliebt, die ein Mann ist und im Film von einem Mann gespielt wurde, an. Dabei behauptet der Diplomat, als er wegen Geheimnisverrat angeklagt wird, dass er nicht bemerkt habe, dass seine Geliebte ein Mann sei.

Dieser Diskurs über ethnische und Geschlechteridentitäten und Körperveränderungen wird in allen Geschichten auf vielfältigste Art thematisiert und gespiegelt. „Triaden“ ist deshalb auch ein Angriff auf die amerikanische Bigotterie und das Bild der heilen Familie, die aus Mann, Frau und Kindern besteht.

Die 1945 und in der Gegenwart in Hollywood spielenden Geschichten liefern auch einen Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik, zitieren Hollywood-Klatschgeschichten und bekannte Filme.

Triaden“ ist in der Bibliographie von Poppy Z. Brite und Christa Faust ein ungewöhnliches Werk. Aber die Spuren zu Christa Fausts anderen Romanen sind deutlich; von Poppy Z. Brite, dessen Romane seit über zehn Jahren nicht mehr übersetzt werden, habe ich noch keine anderen Bücher gelesen.

Poppy Z. Brite/Christa Faust: Triaden

(übersetzt von Hannes Riffel und Karin Will)

Golkonda Verlag, 2011

220 Seiten

14,90 Euro

Originalausgabe

Triads

Subterranean Press, 2004

Hinweise

Homepage von Poppy Z. Brite

Homepage von Christa Faust

Meine Besprechung von Christa Fausts „Hardcore Angel“ (Money Shot, 2008)

Meine Besprechung von Christa Fausts „Control Freak“ (Control Freak, 1998)

Meine Besprechung von Christa Fausts „Die Rachegöttin“ (Choke Hold, 2011)

Kriminalakte über Christa Faust