Neu im Kino/Filmkritik: Jaja, „Du hast es versprochen“, aber…

Wahrscheinlich werden nicht nur Genrejunkies das große Geheimnis aus der Kindheit der beiden Protagonistinnen von „Du hast es versprochen“ schnell erahnen und die Schlusspointe, die auch keinen großen Sinn ergibt, für ziemlich bescheuert halten. Davor quält man sich durch hundert Minuten dunkler Bilder und beobachtet zwei Jugendfreundinnen, die sich nach einem viertel Jahrhundert zufällig wieder treffen und gleich gemeinsam auf die Insel fahren, auf der sie damals glückliche Sommer verbrachten. Als sie auf der Insel sind, erfährt Hanna (Mina Tander), dass damals ein Inselmädchen, mit dem sie befreundet waren, spurlos verschwand. Sie kann sich daran nicht mehr erinnern. Ihre Freundin Clarissa (Laura de Boer) schon. Die Inselbewohner, vor allem die Fischverkäuferin und Mutter der Spielkameradin (Katharina Thalbach), benehmen sich alle höchst seltsam. Und der Hausmeister ihres Ferienhauses (Thomas Sarbacher) taucht immer, wie ein Faktotum aus einem alten Horrorfilm, an den seltsamsten Orten auf. Selbstverständlich untermalt mit den entsprechend schockierend-lauten Geräuschen auf der Tonspur. Hanna, die zunehmend an ihrem Verstand zweifelt, fragt sich, was damals geschah und ob die Geister der Vergangenheit sie und ihre Tochter bedrohen.

Als Horrorfilm ist „Du hast es versprochen“ ziemlich komplett gescheitert. Denn mehr als eine krude Mischung sattsam bekannter Klischees in einer sinnfreien Geschichte mit atemberaubend großen Logiklöchern, ist der Debütfilm von Alex Schmidt nicht.

Wenn man ihren Film allerdings als weibliches Psychogramm einer verunsicherten Mittdreißigerin sieht, die auf den ersten Blick eine glücklich verheiratete, im Beruf erfolgreiche Mutter ist, die von ihrem Göttergatten betrogen wird und die als Ärztin ohne Privatleben auch an ihrem Geburtstag gerne Bereitschaftsdienst hat, dann ergeben sich auf der Meta-Ebene durchaus einige interessante Aspekte. Dann wäre die Dunkelheit des Films eine Spiegelung ihres Seelenzustandes; vielleicht sogar eine tiefe Depression. Die hoffnungslos überzeichneten Charaktere Spiegelungen eigener Wünsche und Ängste. Das verdrängte Geheimnis ein Symbol für ihre größten Ängste. Undsoweiter.

Nur: das alles gelingt anderen Regisseuren in ungleich schlüssigeren Geschichten und mit weniger Horrorfilmklischees, die schon vor einem halben Jahrhundert von einer dicken Staubschicht bedeckt waren.

Du hast es versprochen - Plakat

Du hast es versprochen (D 2012)

Regie: Alex Schmidt

Drehbuch: Alex Schmidt, Valentin Mereutza

mit Mina Tander, Laura de Boer, Katharina Thalbach, Max Riemelt, Clemens Schick, Thomas Sarbacher

Länge: 102 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Facebook-Seite zum Film

Film-Zeit über „Du hast es versprochen“

Rotten Tomatoes über „Du hast es versprochen“ (derzeit noch keine Kritiken)

Wikipedia über „Du hast es versprochen“

Watch The Shit unterhält sich mit Alex Schmidt (25. Oktober 2012)

 

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