Wenn du in der Einöde einen Koffer voller Geld entdeckst, nimm ihn nicht mit. Denn das endet, wie wir aus zahlreichen Noirs wissen, für den Protagonisten immer tödlich.
Wenn du diesen Koffer allerdings, wie es sich für einen gesetzestreuen Bürger gehört, auf der nächsten Polizeistation abgibst, bist du, wie Craig Lahiffs Noir „Swerve – Falscher Ort, falsche Zeit“ beweist, trotzdem nicht auf der sicheren Seite.
Denn Colin (David Lyons), so heißt dieses Mal der Unglücksvogel, entdeckt nach einem Autounfall auf einer einsamen australischen Landstraße in dem einen Auto eine Aktentasche voller Geld und eine männliche Leiche, die vorher bei einem Drogendeal den Drogenkäufer kaltblütig ermordete. In dem anderen Auto sitzt Jina (Emma Booth), eine Schönheit, die gerade die Gegend verlassen wollte und den Unfall verursachte. Colin bringt Jina zurück zu ihrem Haus. Das Geld übergibt er dem örtlichen Sheriff. Frank (Jason Clarke, demnächst „Zero Dark Thirty“) ist zwar nett und hilfsbereit, aber auch etwas merkwürdig und verheiratet mit Jina, die für das Kaff und ihren Mann ein viel zu heißer Feger (Klischee Absicht) ist. Entsprechend schnell baggert sie Colin an (Flirten kann man ihren nächtlichen Annäherungsversuch im Swimmingpool nicht nennen). Wahrscheinlich ist Frank deshalb auch etwas eifersüchtig.
Und dann ist da noch ein blonder Killer, der wortkarg, aber äußerst effektiv seine Arbeit, die Suche nach dem Geld, erledigt. Eigentlich überlebt niemand die Begegnung mit ihm. Dumm nur, dass Frank und Jina, auf getrennten Wegen den Ort verlassen wollen, das Geld als willkommene Starthilfe für ein neues Leben betrachten und der harmlose Colin zwischen die Fronten gerät.
„Swerve – Falscher Ort, falsche Zeit“ ist ein Noir by the Numbers, der kaum ein Klischee auslässt und gerade in den ersten beiden Dritteln an Oliver Stones ungleich gelungenere John-Ridley-Verfilmung „U-Turn“ (allerdings ohne die Stonesschen Kameraexzesse) erinnert. Sogar ein merkwürdiger Automechaniker versucht in „Swerve“ Colins Auto zu reparieren. Im letzten Drittel gibt es dann eine Storyvolte, die plötzlich das Geld links liegen und den Film zu einem banalen Eifersuchtsdrama mutieren lässt.
Swerve – Falscher Ort, falsche Zeit (Swerve, Australien 2011)
Regie: Craig Lahiff
Drehbuch: Craig Lahiff
mit Jason Clarke, Emma Booth, David Lyons, Travis McMahon, Roy Billing, Chris Haywood, Vince Colosimo
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DVD
Ascot-Elite
Bild: 1,35:1 (16:9, PAL)
Ton: Deutsch (DTS 5.1, Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bonusmaterial: Trailer, Wendecover
Länge: 83 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Hinweise
Greg King’s Film Reviews unterhält sich mit Craig Lahiff über seinen Film „Swerve“ (7. Juni 2012)
