„Psycho“ war, vom Budget, vom Team und von der Drehzeit her, ein kleiner, billiger Film. Alfred Hitchcock wollte nach dem Megaerfolg „Der unsichtbare Dritte“ das komplette Gegenteil machen: einen kleinen, billigen SW-Horrorfilm. Er spekulierte damals, immerhin hatten es vorher bereits einige Horrorfilme gezeigt, auf einen satten Gewinn.
Die Rechnung ging auf. „Psycho“ spielte mehr als seine Produktionskosten ein. Viel mehr. Der Thriller wurde auch ein kulturelles Phänomen, beeinflusste etliche Regisseure, das Horror- und Thrillergenre und Hauptdarsteller Anthony Perkins, der während der Dreharbeiten vor allem als jugendlicher Liebhaber bekannt war, war danach nur noch Norman Bates, ein durchgeknallter Mörder, der sich, immer wenn er Frauen umbrachte, als Mutter verkleidete.
In seinem im Original bereits 1990 erschienenem Sachbuch „Hitchcock und die Geschichte von Psycho“ zeichnet Stephen Rebello, basierend auf ausführlichen Interviews (er hatte sogar die Chance Alfred Hitchcock kurz vor seinem Tod zu interviewen) und Aktenstudium, die gesamte Geschichte des Films nach: von den realen Ursprüngen über Robert Blochs Roman „Psycho“, die Vorbereitungen, die Dreharbeiten, den Schnitt, die Premiere bis hin zu den Nachwirkungen. Rebello erzählt das informativ und mit vielen Zitaten, die wirklich einen Blick hinter die Kulissen erlauben.
Für Hitchcock-Fans und „Psycho“-Fans ist Rebellos Buch sowieso eine Pflichtlektüre. Und auch Filmfans sollten einen Blick hineinwerfen. Denn Rebello liefert einen guten Einblick in alle Aspekte des Filmemachens. Eine kleine Sittengeschichte der damaligen Zeit gibt es auch. Denn Alfred Hitchcock hatte Probleme mit der Zensur.
Seit der Erstauflage erschien „Hitchcock und die Geschichte von Psycho“ in den USA in mehreren Ausgaben bei verschiedenen Verlagen und wurde 2012 von Sacha Gervasi verfilmt. Die hochkarätig besetzte Verfilmung ist allerdings mehr eine Fantasie über Alfred Hitchcock, angereichert mit seinen Sprüchen, Leidenschaften und Obsessionen, als ein auch nur halbwegs akkurates Biopic.
Immerhin wurde dank der Verfilmung Stephen Rebellos Buch ins Deutsche übersetzt.
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Stephen Rebello: Hitchcock und die Geschichte von „Psycho“
(mit einem neuen Vorwort von Stephen Rebello)
(übersetzt von Lisa Kögeböhn, Bernhatt Matt und Uli Meyer)
Heyne, 2013
416 Seiten
9,99 Euro
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Erstausgabe
Alfred Hitchcock and The Making of Psycho
Dembner Books, 1990
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Verfilmung
Hitchcock (Hitchcock, USA 2012)
Regie: Sacha Gervasi
Drehbuch: John J. McLaughlin
mit Anthony Hopkins, Helen Mirren, Scarlett Johansson, Danny Huston, Toni Collette, Michael Stuhlbarg, Michael Wincott, Jessica Biel, James D’Arcy, Kurtwood Smith, Ralph Macchio, Tara Summers
Kinostart: 14. März 2013 (angekündigt)
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Hinweise
Wikipedia über Stephen Rebello und „Hitchcock und die Geschichte von ‚Psycho'“
Wikipedia über Alfred Hitchcock (deutsch, englisch)
Senses of Cinema (Ken Mogg) über Alfred Hitchcock
Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 1“
Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock präsentiert – Teil 2“
Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 1“
Meine Besprechung von „Alfred Hitchcock zeigt – Teil 2
Meine Besprechung von Alfred Hitchcocks „Mr. und Mrs. Smith“ (Mr. and Mrs. Smith, USA 1941)
Meine Besprechung von Thily Wydras “Alfred Hitchcock”
Alfred Hitchcock in der Kriminalakte
Meine Besprechung von Robert Blochs „Psycho“ (Psycho, 1959)
und so bewarb Alfred Hitchcok „Psycho“
[…] Kriminalakte wird vor allem das Buch als Grundlage des Filmes […]
Ich war etwas enttäuscht von den Film, da ich ein etwas anderes Bild von Hitchcock habe. Auch in der Darstellung der Beziehung zu seiner Frau.