Erst seit der grandiosen Verfilmung von „Driver“ (Drive, 2005) ist James Sallis auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Unter Krimifans hatte er davor schon einen guten Namen, allerdings auch einen überschaubaren Fankreis. Denn James Sallis schreibt kein Bestsellerfutter und auch keine gewöhnlichen Kriminalromane, in denen tapfere Ermittler böse Mörder jagen. Er benutzt das Genre um, wie in eine dehnbare Vase, seine Inhalte einzufüllen. Er will die Genreregeln dehnen, ohne sie zu brechen.
Dieses literarische Programm verfolgt er schon seit seinem ersten Roman „Stiller Zorn“/“Die langbeinige Fliege“ (The long legged fly, 1992), der auch der Auftakt seiner sechsbändigen, in New Orleans spielenden Lew-Griffin-Serie ist. Sein zweiter Griffin-Roman „Nachtfalter“, der jetzt wieder veröffentlicht wurde, war für den Shamus als bester Privatdetektivroman nominiert. Lawrence Block gewann ihn mit seinem Matthew-Scudder-Roman „Der Teufel weiß alles“ (The Devil knows you’re Dead; – Ahem, noch ein Lesebefehl!).
In „Nachtfalter“ sucht der Ex-Privatdetektiv und Schriftsteller Lew Griffin nach dem Tod seiner Freundin LaVerne deren spurlos verschwundene Tochter Alouette in den Straßen von New Orleans – und, wie immer bei Sallis, steht bei ihm nicht der Fall im Mittelpunkt. Aber während das bei anderen Autoren ein Knock-Out-Kriterium ist, ist es bei Sallis der Grund, den Roman zu lesen.
Wer also einen Roman lesen will, der wirklich das Etikett „Literarischer Kriminalroman“ verdient hat, sollte unbedingt zugreifen.
Und vielleicht werden jetzt auch die weiteren Griffin-Romane übersetzt.
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James Sallis: Nachtfalter
(übersetzt von Georg Schmidt)
DuMont, 2014
256 Seiten
8,99 Euro
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Deutsche Erstausgabe 2000 als Band 20 der „DuMont Noir“-Reihe.
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Originalausgabe
Moth
Carrol & Graf, New York, 1993
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Hinweise
Eindrücke vom Berlin-Besuch von James Sallis
Meine ‘Besprechung’ von James Sallis’ „Deine Augen hat der Tod“ (Death will have your eyes, 1997)
Meine Besprechung von James Sallis’ „Driver“ (Drive, 2005)
Meine Besprechung von James Sallis’ „Dunkle Schuld“ (Cypress Groove, 2003)
Meine Besprechung von James Sallis’ „Dunkle Vergangenheit“ (Cripple Creek, 2006)
Meine Besprechung von James Sallis’ “Dunkles Verhängnis” (Salt River, 2007)
Meine Besprechung von James Sallis’ “Der Killer stirbt” (The Killer is dying, 2011)
Meine Besprechung von James Sallis’ „Driver 2“ (Driven, 2012)
Meine Besprechung der James-Sallis-Verfilmung “Drive” (Drive, USA 2011)
Meine Besprechung von James Sallis‘ „Stiller Zorn“ (The long legged fly, 1992)
James Sallis in der Kriminalakte (natürlich mit vielen weiterführenden Links und Videos)
Thrilling Detective über Lew Griffin
