Neu im Kino/Filmkritik: Kaputtmachen mit „Godzilla“

Es ist nur ein kleines Problem, das aber auf ein viel größeres Problem hinweist: Beim Ansehen von „Godzilla“ überlegte ich ständig, wie groß die verschiedenen Monster sind und ich hatte immer den Eindruck, dass ihre Größe sich immer wieder veränderte; – was zu einem Teil sicher auch an den irritierendem 3D-Effekt lag, bei dem die Dimensionen immer etwas verschoben waren. Meistens hatte ich den Eindruck, dass die Menschen im Vordergrund zu klein oder zu groß für die etwas hinter ihnen stehenden Fahrzeuge waren.
Wenn ich allerdings, wie bei „King Kong und die weiße Frau“, vollständig in dem Film versunken wäre, hätte es mich nicht gestört.
Außerdem ist „Godzilla“ als zweistündiger Film eine sehr schwerfällige, sich im Schneckentempo auf das Finale zubewegende Angelegenheit, die „Pacific Rim“ (eine ziemlich schamlose „Godzilla“-Kopie) mit „World War Z“ verknüpft und die gelungenen Teile der beiden Filme links liegen lässt.
Gareth Edwards, der mit seinem Low-Budget-Debütfilm „Monsters“ begeisterte, beginnt sein Blockbuster-Debüt mit einer schön gestalteten Titelsequenz, in der auf die Atomexperimente nach dem zweiten Weltkrieg hingewiesen wird.
Nach der Titelsequenz erzählt Edwards in epischer Breite weiter: wie die Monster 1999 auf den Philippinen wieder auftauchen und kurz darauf in Japan das AKW Janjira vernichten. Dabei stirbt Sandra Brody; – gespielt von Juliette Binoche in einer Kürzestrolle.
Fünfzehn Jahre später ist ihr Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson) US-Soldat mit Frau und Kind. Ihr Ehemann Joe (Bryan Cranston), der damals im AKW als Wissenschaftler arbeitete, will immer noch herausfinden, was damals geschah. Denn er glaubt nicht, dass die anormalen Klangmuster, die kurz vor der Katastrophe aufgezeichnet wurden, von einem Erdbeben kamen. Nachdem er wieder einmal im Gefängnis landete, fliegt Ford nach Japan. Joe kann ihn überzeugen, das Sperrgebiet zu betreten – und in dem zerstörten AKW entdecken sie, dass dort ein riesiges Tier von Militärs gefangen gehalten wird und sich, wie die anormalen Ausschläge auf dem Seismographen zeigen, ein weiteres Tier nähert. In der folgenden Schlacht, die natürlich mitten in der Nacht stattfindet, sehen wir erstmals die Monster. Denn in diesem „Godzilla“-Film genügt nicht ein Godzilla, sondern es gibt mehrere Riesenmonster, die sich munter bekämpfen, paaren und Eier legen. Das kennen wir aus „Pacific Rim“, wo es ja auch verschiedene Monsterarten gab, die gerne Großstädte verwüsteten.
Jedenfalls machen sie sich jetzt auf den Weg nach Osten. Über Hawaii (Remember Pearl Harbor?) geht es nach San Francisco. Immer begleitet vom Militär, zwei Wissenschaftlern und Ford, der einfach immer so mitgenommen. Denn vor allem nach dem Tod seines Vaters, der ja immerhin noch über einige nützliche Informationen verfügen könnte, ist Ford aus militärischer Sicht einfach nur Ballast, der – und hier wird die Story zunehmend abstruser – zufälligerweise immer an den Orten ist, wo gerade etwas für die Filmgeschichte wichtiges passiert. Denn Ford ist ein Soldat auf Urlaub, ein Zivilist, ein Mann, der keinen Auftrag und auch kein dramaturgisches Ziel hat. Dass er seine Eltern rächen will oder dass er zu seiner Familie zurück möchte (die zufälligerweise in San Francisco wohnt) können wir uns vielleicht denken, aber für die Filmgeschichte ist es egal. Deshalb ist Ford ein absolut blasser Held. Der langweiligste Charakter im ganzen Film; was jetzt nicht heißt, dass die anderen Charaktere wesentlich interessanter wären.
Gerry Lane, der Held von „World War Z“, dessen Reise um den halben Globus auch teilweise absurde Züge hatte, hat im Gegensatz zu Ford ein Ziel: er musste den Patient Null, den Ausbruch der Zombie-Seuche und ein Gegenmittel finden.
Die wenigen Frauen im Film sind beschränken sich weitgehend auf das Halten von Akten oder das Kreischen. Beides ist nicht sonderlich beeindruckend und unterfordert die Schauspielerinnen – wir reden von Juliette Binoche, Elizabeth Olsen und Sally Hawkins – sträflich.
Und die Filmgeschichte selbst, eigentlich ein unglaublich langer Prolog, der in „Pacific Rim“ in den ersten Minuten beeindruckend konzentriert abgehandelt wurde, der zur finalen Schlacht führt, wird weitgehend von Zufälligkeiten zusammengehalten. Es wird vieles angesprochen, was dann doch keine Folgen für die Geschichte hat. Das gilt auch für viele Episödchen, wie die Rettung eines Kindes auf Hawaii durch Ford oder die Rettung eines mit Kindern vollbesetzten Schulbusses in San Francisco durch den afroamerikanischen Busfahrer. Und vieles ist schlichtweg erschreckend unlogisch. So schickt das Militär immer weitere Flugzeuge los, obwohl es weiß, dass die Monster einen elektronischen Fallout produzieren können, der dazu führt, dass die komplette Elektronik versagt und die Maschinen wie Steine abstürzen lässt.
Allerdings geht es in einem Godzilla-Film nicht wirklich um dreidimensionale Charaktere und eine ausgefeilte Story, sondern um Godzilla, der durch Großstädte stampft und dabei Wolkenkratzer zerstört.
Das wird auch gezeigt und Gareth Edwards gelingen hier einige beeindruckende apokalyptische Bilder. Und Godzilla, der erst nach ungefähr 75 Minuten erstmals in seiner ganzen computergenerierten Pracht zu sehen ist, ist als 108 Meter (Presseheft) großes Monster auch furchterregend. Jedenfalls bis der Wissenschaftler Dr. Ishiro Serizawa (Ken Watanabe) den bösen Godzilla schnell in einen guten Godzilla umdeutet, der die anderen Monster, die Alpha Predator (so eine Art Flugsaurier) vernichten will. Godzilla wird zu einem „Pacific Rim“-Riesenroboter.
Insgesamt ist „Godzilla“ ein ziemlich enttäuschender Monsterfilm, der schwerfällig auf sein Ende zustampft, den gesamten Cast sträflich unterfordert und Godzilla nur selten zeigt.

Godzilla - Plakat

Godzilla (Godzilla, USA 2014)
Regie: Gareth Edwards
Drehbuch: Max Borenstein (nach einer Geschichte von David Callahan)
mit Aaron Taylor-Johnson, Ken Watanabe, Elizabeth Olsen, Juliette Binoche, Sally Hawkins, David Strathairn, Bryan Cranston
Länge: 123 Minuten
FSK: ab 12 Jahre

Hinweise
Amerikanische Homepage zum Film
Deutsche Homepage zum Film
Film-Zeit über „Godzilla“
Moviepilot über „Godzilla“
Metacritic über „Godzilla“
Rotten Tomatoes über „Godzilla“
Wikipedia über „Godzilla“ (deutsch, englisch)

 

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