Die Entstehungsgeschichte ist etwas komplizierter als nötig und sie wird mit etwas mehr Schulterklopfen als nötig im Vorwort der „Panini-Eigenproduktion mit namhaften italienischen Künstlern“ ausgebreitet, aber die Idee, „Highway to Hell – Kopflos in die Hölle“ wie einen Spielfilm mit Vor- und Abspann zu präsentieren, ist äußerst sympathisch. Sinnvoll ist auch der „Empfohlen ab 18 Jahren!“-Hinweis, wobei einige Bilder aus dem Comic auch in einem FSK-18-Film Probleme hätten.
Szenarist Victor Gischler (der neben mehreren „Deadpool“- und „Punisher“-Geschichten auch einige hochgelobte, nicht ins Deutsche übersetzte Noirs schrieb) erzählt, ausgehend von Davide ‚Boosta‘ Dileos Erzählung „Il Tramontatore“, die Geschichte der beiden FBI-Ermittler Isaac Brew und Jayesh Mirchandani. Brew ist der typische schlecht gekleidete, sich schlecht benehmende Macho, der jede Frau anbaggert. Mirchandani ist Inder. Mit einem Turban. Sie wurden abgeschoben zu den ’seltsamen Fällen‘.
Jetzt wurden an der Route 5, an der Staatsgrenze zwischen Maine und Massachusetts, mehrere Leichen gefunden. Der erste Tatort, den sie sehen, sieht wie eine in das amerikanische Hinterland verpflanzte Brueghelsche Höllenvision mit einem Skelett, mehreren Enthaupteten und unzähligen Köpfen in verschiedenen Verwesungsstadion aus.
Dass das kein normaler Tatort ist, ist auf den ersten Blick klar.
Dass sie nicht gegen einen durchgeknallten Serienkiller, sondern gegen Vampire kämpfen, erfahren sie kurz darauf von Dusker (dessen Kampfmontur an eine demolierte Ritterrüstung erinnert) und seiner Gehilfin, zwei aus dem Nichts auftauchenden Helfern, die schon lange gegen die Vampire und andere Alptraumgestalten kämpfen und die jetzt alles für eine große Schlacht vorbereiten.
„Highway to Hell – Kopflos in die Hölle“ ist ein gezeichneter Grindhouse-Traum, in dem alles überlebensgroß ist. Vor allem die Gewalt, wenn auf doppelseitigen Panels die liebevoll-detailliert ausgebreiteten Eingeweide von Toten präsentiert werden oder über mehrere Seiten Menschen verzweifelt gegen Alptraumwesen kämpfen. Da braucht es kein reichhaltig gedecktes Vampirdinner (gibt es auch) oder ein Trio sprechender Köpfe, die in Duskers Schrank hängen. Subtil ist etwas anderes. Auch die Macho-Allüren von Brew sind so überdeutlich gezeichnet, dass sie nur noch als grobe Parodie einer Parodie taugen.
Und natürlich macht diese Autobahn in die Hölle, genossen im angemessenen Sicherheitsabstand, höllischen Spaß.
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Davide Dileo/Victor Gischler/Riccardo Burchielli/Francesco Mattina: Highway to Hell – Kopflos in die Hölle
(übersetzt von Michael Bregel)
Panini, 2015
148 Seiten
18,99 Euro
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Originalausgabe
Highway to Hell
Italien Job Studio 2014
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Hinweise
