„Sicario“ – der grandiose Soundtrack von Jóhann Jóhannsson

Im Thriller „Sicario“ ist Jóhann Jóhannssons Musik, die unter anderem für den Oscar und den BAFTA-Award nominiert wurde, enorm effektiv, aber funktioniert sie auch ohne die Bilder?
Der Isländer Jóhannson begann im musikalischen Feld zwischen Avantgarde und Neuer Musik, schrieb Musik für das Theater, veröffentlichte seit 2002 mehrere CDs, und schrieb auch etliche Filmmusiken. Denn, abseits der zeitlichen Begrenzung der einzelnen Musikstücke und der dem Film dienenden Funktion, hat man hier als Komponist die absolute Narrenfreiheit. Solange es die Stimmung des Films und der Szene verstärkt, kann man alles ausprobieren und sich aller möglichen Stile und Stilistiken bedienen.
Bekannter bei einem breiten Publikum wurde Jóhannsson mit dem Oscar-nominierten Soundtrack für das Stephen-Hawking-Biopic „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ und für das Drama „Prisoners“, seine erste Zusammenarbeit mit Denis Villeneuve, dem Regisseur von „Sicario“. Für seinen Thriller über den Drogenkrieg an der amerikanisch-mexikanischen Grenze wollte Villeneuve eine Musik, die man auch fühlen könne, die sich anhöre wie eine aus dem Untergrund kommende Bedrohung, die die Brutalität und den Verfall unserer Werte und die Traurigkeit Mexikos über seine derzeitige Lage miteinander verbinde und musikalisch erfahrbar mache.
Jóhann Jóhannssons Filmmusik hört sich dann auch wie ein vor sich hin dösendes Monster, mit dem man im gleichen Raum ist und das man unter keinen Umständen wecken will, an. Es ist eine wuchtige Verbindung von Orchester- und elektronischen Klängen zu einer düsteren Ambient-Collage, die fast vollkommen auf herkömmliche Melodien und gänzlich auf folkloristische Elemente verzichtet. Und auch ohne die Bilder ist seine Musik enorm effektiv im Erzeugen eines wohligen Unwohlseins, die vor allem dystopische Bilder heraufbeschwört.
Sicario - Soundtrack
Jóhann Jóhannsson: Sicario (Soundtrack)
Varése Sarabande, 2015
54 Minuten

Hinweise
Homepage von Jóhann Jóhannsson
Wikipedia über Jóhann Jóhannsson (deutsch, englisch)
AllMusic über Jóhann Jóhannsson
Meine Besprechung von Denis Villeneuves „Sicario“ (Sicario, USA 2015) (Filmkritik; DVD-Kritik [die DVD enthält auch ein informatives Feature über die Filmmusik)

2 Responses to „Sicario“ – der grandiose Soundtrack von Jóhann Jóhannsson

  1. Meiner Meinung nach der großartigste Soundtrack aller Oscar-Nominierten. Läuft hier hoch und runter!

  2. AxelB sagt:

    Aber Ennio Morricone wird ihn für „Hateful 8“ bekommen, weil er noch keinen Oscar erhalten hat. Geben würde ich ihn allerdings ebenfalls Jóhannsson für „Sicario“.

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