Kurzkritik: Kathrin Lange: Ohne Ausweg

Ohne Ausweg“ ist der dritte Roman mit dem Berliner Kommissar Faris Iskander. Nach seinen vorherigen Fällen genießt er in der Hauptstadt eine gewisse Berühmtheit. Normalerweise wäre das für Undercover-Ermittlungen hinderlich, aber in diesem Fall ist es ein Vorteil. Denn so kann um Iskander die Legende gestrickt werden, dass er frustriert von den früheren Ereignissen zum Islam konvertierte und jetzt eine Karriere als Terrorist anstrebt.

Als die für religiös motivierte Verbrechen zuständige LKA-Sondereinheit, deren Mitglied Iskander ist, von einem in wenigen Tagen oder Stunden geplanten Anschlag in Berlin erfährt, wird Iskander in das neue Hochsicherheitsgefängnis in Karlshorst eingeschleust. Der dort inhaftierte Terroristenanführer al-Sadiq soll den Anschlag geplant haben. Iskander soll sein Vertrauen erlangen und so an Informationen über den Anschlag gelangen.

In diese Moment wissen wir, auch ohne die Lektüre des Klappentextes, dass der Anschlag eigentlich von Rechtsextremen geplant wird und dass die Terroristen von Polizisten unterstützt werden.

Kathrin Langes neuen Iskander-Roman kann man als das Zusammentreffen von US-Thrillerplot und deutscher Piefigkeit beschreiben. Mit einem Touch James Patterson. Denn die Handlung schert sich kaum um Glaubwürdigkeit. Dafür gibt es alle paar Seiten (na gut, eher alle paar Dutzend Seiten) eine überraschende Wendung. So gerät Iskander während seinem teils haarsträubend verlaufenden Undercover-Einsatz in eine Knastrevolte, die den gesamten Terroristenplot erst einmal zur Seite schiebt. Wenn Iskander sich dann durch das von Gefangenen besetzte Gefängnis bewegt, scheinen die alle gerade das Gebäude verlassen zu haben. Jedenfalls muss er sich nicht mit den dort inhaftierten Extremisten jeglicher Couleur auseinandersetzen. Plötzlich vermutet die Sondereinheit einen Verräter in den eigenen Reihen und wenige Seiten später ist er enttarnt. Und dann muss noch der große Giftgasanschlag verhindert werden.

Die zahlreichen kleineren Anschläge, die bis dahin ausgeführt werden, würde keine ernsthafte Terrororganisation vor ihrem großen Anschlag ausführen. Sie haben auch keine erkennbaren Auswirkungen auf die Geschichte, die sich innerhalb weniger Stunden abspielt. Sie sind eher eine periodisch eingestreute Erinnerung an den unaufmerksamen Leser, dass es eigentlich um Terroristen geht, die einen sehr gefährlichen Anschlag planen. Währenddessen scheint das normale Stadtleben in Berlin weiterzulaufen, als sei nichts geschehen. Obwohl die Medien darüber berichten. Das ist nicht glaubwürdig und in diesem Fall mit zunehmender Seitenzahl auch nicht spannend.

Kathrin Lange: Ohne Ausweg

Blanvalet, 2017

448 Seiten

9,99 Euro

Hinweise

Homepage von Kathrin Lange

Wikipedia über Kathrin Lange

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