
Stefan Slupetzky hat nach acht Jahren einen neuen „Lemming“-Kriminalroman geschrieben.
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So, jetzt sind wir die „Lemming“-Fans los.
Der Wiener Stefan Slupetzky ist bei uns vor allem für seine „Lemming“-Kriminalromane bekannt. Zwischen 2004 und 2009 erschienen vier Krimis mit dem Ex-Kriminalbeamten und Privatdetektiv Leopold Wallisch, genannt Lemming, weil er, wie er in „Die Rückkehr des Lemming“ seinem Sohn erklärt, ein schlechter Polizist war.
Der erste Lemming-Roman „Der Fall des Lemming“ erhielt den Friedrich-Glauser-Preis und er wurde 2009 von Nikolaus Leytner mit Fritz Karl als Lemming verfilmt.
„Lemmings Himmelfahrt“ erhielt den Burgdorfer Krimipreis.
„Das Schweigen des Lemming“ war eines der hundert Lieblingsbücher der Wiener; – keine Ahnung, wie die das ausgewürfelt haben.
„Lemmings Zorn“ war für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert und erhielt den erstmals von der Stadt Wien ausgelobten Leo-Perutz-Preis.
Und 2009 erhielt Slupetzky für seine Lemming-Romane den Krimipreis von Radio Bremen.
Ganz schlecht können die „Lemming“-Romane also nicht sein. Aber „Die Rückkehr des Lemming“ ist ziemlich weit von einem guten Roman entfernt.
Inzwischen arbeitet Wallisch als Nachtwächter im Tiergarten Schönbrunn. Er lebt immer noch mit der Tierärztin Klara Breitner zusammen. Über sie wird er in seinen neuen Fall verwickelt. Denn ihr Neffe Theo Ptak hat eine Entführung beobachtet. Der achtundzwanzigjährige Straßenbahnfahrer hat sich in den vergangenen Wochen in eine seiner Kundinnen, die er „die scheinbar Unscheinbare“ nennt, verliebt. Eines Morgens sieht er, wie sie entführt wird. Wallisch soll ihm bei der Suche helfen.
Tatsächlich entdecken sie am Ort der Entführung eine erste Spur: eine alte Zeitungsseite.
In einem Mietshaus finden sie die Leiche des Reisejournalisten Paul Silbermann. Er arbeitete mit seiner Nichte Dora Madar zusammen. Die Fotografin ist die Entführte. Auf ihrem Computer findet Wallisch Bilder von einem Dodovogel. Der mythische Vogel wird auch in dem Zeitungsartikel erwähnt und eigentlich ist er schon seit Ewigkeiten ausgestorben.
In diesem Moment liegt Theo, der wahrscheinlich Silbermanns Mörder gesehen hat, schon schwer verletzt im Krankenhaus und es gibt einen zweiten, im 17. Jahrhundert spielenden Handlungsstrang, in dem Max Horvart mit zwei Vögeln um die halbe Welt zurück nach Österreich reist. Er hat ein Geschenk für den Kaiser.
Gestandene Krimifans können sich den Plot und die Pointe von „Die Rückkehr des Lemming“ schnell und mühelos zusammenreimen. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil. Schließlich kennen wir, um nur ein sehr bekanntes Beispiel zu nennen, in den „Columbo“-Krimis den Täter und wir wissen, dass er am Ende der Geschichte von dem Ermittler überführt wird. Wir wissen nur nicht, über welche Fehler der Mörder stolpert und wie Columbo das herausfindet. Das ist ein großer Teil des Vergnügens.
Aber gerade der Weg zum Ziel gestaltet sich in „Die Rückkehr des Lemming“ erstaunlich zäh und langwierig. Auch weil ich mit Slupetkys Humor und Sprache nichts anfangen kann.
Insgesamt erinnert mich „Die Rückkehr des Lemming“ an einen ambitionierten Regionalkrimi, ohne exzessives Name-Dropping von Straßennamen, Lokalen und Lokalgrößen.
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Stefan Slupetzky: Die Rückkehr des Lemming
rororo, 2017
256 Seiten
9,99 Euro
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