Neu im Kino/Filmkritik: „In the Middle of the River“ im Nirgendwo

Der von Schmerzmitteln abhängige, 26-jährige Irak-Veteran Gabriel kehrt nach dem Tod seiner Schwester zurück zu seiner im ländlichen New Mexico lebenden Familie. Er glaubt, ohne ersichtliche Beweise, dass sein Großvater für Naomis Tod verantwortlich ist und er will sie rächen.

Aber bis es soweit ist, entfaltet Damian John Harper in seinem zweiten Spielfilm ein bedrückendes Porträt des White Trash und der dort lebenden Native Americans. Sie leben ärmlich, haben keine Perspektive und wiederholen immer wieder die Fehler ihrer Eltern. Drogen, Gewalt und mangelnde Bildung spielen eine große Rolle. Verbrechen ebenso. Es ist ein Purgatorium, in das sie hineingeboren werden und in dem sie letztendlich bleiben wollen.

Wie bei seinem ersten Spielfilm „Los Angeles“ ist auch „In the Middle of the River“ ein weitgehend statisches Porträt eines Zustandes. Harper verfolgt seine Laiendarsteller mit einer keinen Abstand wahrenden Handkamera. Er beobachtet sie genau. Aber er treibt die Story nicht voran. In „Los Angeles“ brach sein Protagonist erst am Filmende aus dem mexikanischen Dorf nach Los Angeles auf. In „In the Middle of the River“ gibt es die im Pressematerial angegebene Konfrontation, zwischen Gabriel und seinem Großvater erst ganz am Ende. In dem Moment fehlt dann allerdings die Zeit, um den „tiefführenden Gesprächen“ (Presseheft) zwischen Gabriel und seinem Großvater über ihre traumatischen Kriegserfahrungen in Vietnam und dem Irak eine größere Tiefe zu verleihen. Auch weil sie vorher nicht entsprechend thematisiert wurden.

Denn bis dahin ist „In the Middle of the River“ eine Milieustudie, in der – und das unterscheidet Harpers Film von Debra Graniks „Winter’s Bone“ – alles von einer deprimierenden Hoffnungslosigkeit ist und der Protagonist aufgrund seiner psychischen und physischen Probleme kaum in der Lage ist, sein Ziel zu verfolgen.

In the Middle of the River (In the Middle of the River, Deutschland/USA 2018)

Regie: Damian John Harper

Drehbuch: Damian John Harper

mit Eric Hunter, Max Thayer, Nikki Love, Matt Metzler, Ava Del Cielo, Johnny Visotcky

Länge: 114 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „In the Middle of the River“

Moviepilot über „In the Middle of the River“

Homepage von Damian John Harper

Meine Besprechung von Damian John Harpers „Los Ángeles“ (Deutschland 2014)

Damian John Harper spricht auf Deutsch über seinen Film (er lebt auch in Deutschland, studierte Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen München und das ZDF/Das kleine Fernsehspiel produzierte seine beiden Spielfilme mit)

2 Responses to Neu im Kino/Filmkritik: „In the Middle of the River“ im Nirgendwo

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