Privatdetektive: Nick Stefanos entdeckt „Das dunkle Herz der Stadt“

Der für uns neue Roman „Das dunkle Herz der Stadt“ von Noir-Poet George Pelecanos ist ein altes Werk. Im Original erschien der Privatdetektiv-Krimi bereits 1995 und er bildet den krönenden Abschluss seiner Nick-Stefanos-Trilogie. Die ersten beiden Bände – „A Firing Offense“ (1992) und „Nick’s Trip“ (1993) – sind noch nicht ins Deutsche übersetzt.

Nach den Stefanos-Romanen und dem Gangsterkrimi „Shoedog“ (ebenfalls noch nicht übersetzt) schrieb Pelecanos das legendäre „DC Quartett“ („Das große Umlegen“/“Big Blowdown“ [The big Blowdown, 1996], „King Suckerman“ [King Suckerman, 1997], „Eine süße Ewigkeit“ [The sweet Forever, 1998], „Shame the Devil“ [2000]). Diese vier Romane wurden schnell und fast vollständig ins Deutsche übersetzt und seitdem immer wieder neu aufgelegt. In diesen Romanen entwirft er eine mehrere Jahrzehnte umspannende Chronik Washingtons abseits der großen Politik. Stattdessen gibt es einen intimen Blick in das Leben der griechischen Einwanderergemeinschaft, soziopolitischer Strömungen und wie Drogen die Stadt infiltrierten.

Die Nick-Stefanos-Romane sind dagegen schlanke, in der ersten Person geschriebene, voneinander unabhängige, in der Hardboiled-Tradition stehenden Privatdetektiv-Kriminalromane.

In „Das dunkle Herz der Stadt“ hat Nick Stefanos das Ermittlerdasein zugunsten eines Lebens als Barkeeper und Alkoholiker aufgegeben. Während einer dieser Nächte beobachtet er stockbesoffen wie am Anacostia River ein schwarzer Teenager ermordet wird. Für die Polizei ist das ein Fall von Gang-Kriminalität. Entsprechend schnell stellt sie ihre Ermittlungen ein. Aber Nick weiß, dass Gangs keine Schalldämpfer benutzen und dass sich niemand außer ihm für den Mord an Calvin Jeter interessiert. Also beginnt er die Täter zu suchen.

Der Krimi ist ein guter Abschluss von Pelecanos‘ Frühwerk. Es ist aber nicht der letzte Aufritt von Nick Stefanos. Weil Pelecanos schnell sein fiktives Washington erschuf, tritt Stefanos auch in den späteren Romanen von Pelecanos auf. Nicht als Protagonist, auch nicht als wichtiger Charakter, sondern als Teil der in Washington lebenden Menschen.

Für einen Einstieg in die düstere Welt von George Pelecanos eignet sich „Das dunkle Herz der Stadt“ vorzüglich. Und selbstverständlich für alle Fans von Privatdetektiv-Krimis.

George Pelecanos: Das dunkle Herz der Stadt

(übersetzt von Karen Witthuhn)

Ars Vivendi, 2018

248 Seiten

20 Euro

Originalausgabe

Down by the River where the dead Men go

St. Martins Press, New York, 1995

Hinweise

Thrilling Detective über Nick Stefanos

Homepage von George Pelecanos

Meine Besprechung von George Pelecanos’ “Wut im Bauch” (Hell to pay, 2002)

Meine Besprechung von George Pelecanos’ „Drama City“ (2005)

Meine Besprechung von George Pelecanos’ „Der Totengarten“ (The night gardener, 2006)

Meine Besprechung von George Pelecanos’ „The Turnaround“ (2008)

Meine Besprechung von George Pelecanos‘ „Kein Weg zurück“ (The way home, 2009)

Meine Besprechung von George Pelecanos‘ „Ein schmutziges Geschäft“ (The Cut, 2011)

Meine Besprechung von George Pelecanos‘ „Hard Revolution“ (Hard Revolution, 2004)

George Pelecanos in der Kriminalakte

George Pelecanos präsentiert im Politics and Prose Bookstore (in Washington, D. C.) am 9. September 2018 seinen neuen Roman „The Man who came Uptown“

 

 

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