Alter Scheiß? Edmond Hamiltons „Captain Future“-Romane „Verrat auf dem Mond“ und „Die Kometenkönige“

Im Original erschienen das zehnte Abenteuer von Captain Future „Verrat auf dem Mond“ und der darauf folgende „Captain Future“-Roman „Die Kometenkönige“ bereits 1942. Beide Geschichten wurden später auch ins Deutsche übersetzt. Schon seit Ewigkeiten sind diese Übersetzungen, zu erstaunlich hohen Preisen, nur noch antiquarisch erhältlich.

Für die jetzt erschienenen neuen Ausgaben dieser Romane als zehnter und elfter Band der im Golkonda-Verlag erscheinenden Werkausgabe wurden sie neu übersetzt. Und, wie auch bei den anderen Büchern dieser Werkausgabe, sind neben dem Roman die Zeichnungen aus der US-Erstausgabe und dem damals im „Captain Future Magazine“ erschienenem zu Captain Future gehörigem Material enthalten. Es handelt sich um Informationen zu bestimmten Aspekten des Romans, wie Informationen über den Planeten Eros, jeweils eine Kurzgeschichte aus der Jugend von Captain Future und Leserbriefe. Dieses Material ist nicht essentiell für den Roman, aber eine nette Ergänzung und eine Erinnerung an die Zeit, als ganze Romane in Heften erschienen.

Verrat auf dem Mond“ schließt insofern unmittelbar an den vorherigen Roman „Jenseits der Sterne“ an, weil Captain Future Curt Newton und seine ständigen Begleiter, – das Gehirn Simon Wright, der Roboter Grag und der Androide Otho -, in dem Roman zur sagenumwobenen Wiege der Materie reisten. Sie waren monatelang unterwegs. Jetzt sind sie auf dem Rückflug.

Auf der Erde weiß auf den ersten Seiten von „Verrat auf dem Mond“ allerdings niemand, ob sie noch leben und wo sie sind. Für Bösewichter ist das die lang ersehnte Gelegenheit, den Mond und die auf ihm befindenden Rohstoffe in Besitz zu nehmen. Denn bis jetzt hat Curt Newton, der einzige Bewohner des Mondes, ein Vetorecht gegenüber jeder Ausbeutung der sich auf dem Mond befindenden Rohstoffe. Besonders interessant ist das für die Energieerzeugung wichtige und seltene Radium. Wer es abbaut, kann viel Geld verdienen.

Larsen King, der Chef einer Bergbaugesellschaft, will das Radium unbedingt abbauen. Dafür bringt er die Futuremen in Mißkredit. Anschließend gelingt es ihm, die Weltraumregierung zu überzeugen, ihm die Ausbeutungsrechte zu übertragen. Er findet auch, fast unerreichbar im Innern des Mondes, eine riesige Menge Radium.

In dem Moment tauchen Captain Future und seine Futuremen wieder auf.

Um weiterhin ungestört den Rohstoff abbauen (und Raubbau am Mond treiben zu können), muss er Newton endgültig diskreditieren.

Die Chance dafür ergibt sich, als Newton sich mit James Carthew, dem Präsidenten der Weltraumregierung, trifft. Er bringt Carthew mit einem Telautomaton (veraltetes Wort für „Drohne“) um und lenkt den Verdacht mit einer gefälschten Aufzeichnung des Mordes auf Newton.

Dieser entzieht sich der drohenden Verhaftung. Er will den Mord auf eigene Faust aufklären und King zur Strecke bringen. Zuerst fliehen er und seine Futuremen auf die Zeitlupenwelt Eros. Von dort fliegen sie zum Mond.

Und wir erfahren, was im Mond ist; – kleiner Spoiler: es ist nicht das, was uns Roland Emmerich vor einigen Monaten in „Moonfall“ nahe legte. Laut Hamilton leben Lunarier im Mond.

In „Die Kometenkönige“ verschwinden seit Wochen Raumschiffe spurlos im Sektor hinter dem Jupiter. In dem letzten verschwundenem Raumschiff waren Captain Futures Freunde Joan Randall und Ezra Gurney.

Als Curt Newton davon erfährt, will er das Rätsel lösen. Als er und seine Futuremen sich in ihrem Raumschiff die Flugdaten der verschwundenen Raumschiffe ansehen, vermuten sie, dass sie von irgendtwas in den Halleyschen Kometen gezogen wurden. In dem Moment werden sie auch schon von dieser Kraft ergriffen. Sie zwingt sie auf den sich in der undurchdringlichen Wolke des Kometen befindenden Planeten.

Dort leben die Kometae. Seit kurzem sind ihre Körper elektrisch aufgeladen. Dadurch sind sie unsterblich geworden. Verantwortlich für diese Verwandlung sind die Allus. Sie unterdücken die Kometae und sie haben darüberhinausgehende finstere Absichten.

Newton und seine Futuremen wollen die Kometae retten, indem sie die Verwandlung rückgängig machen und die Pläne der Allus durchkreuzen.

Verrat auf dem Mond“ und „Die Kometenkönige“ sind flotte Retro-Space-Abenteuer. Auf jeder Seite passiert etwas. Entsprechend flott bewegt die Story sich, über jede Unwahrscheinlichkeit hinweg, voran. Dabei erfindet Edmond Hamilton herrlich abstruse Welten auf den verschiedenen durch das All fliegende Planeten, Kometen und Monden. „Verrat auf dem Mond“ ist mit seiner Warnung vor der hemmungslosen Ausbeutung von Rohstoffen und dem von Newton und seinen Männern praktiziertem respektvollen Umgang mit Ureinwohnern sogar erstaunlich aktuell. Newton ist halt kein Eroberer und Ausbeuter, sondern ein Forscher und Abenteurer, der neue Welten erkunden und helfen will.

Edmond Hamilton: Captain Future: Verrat auf dem Mond

(übersetzt von Maike Hallmann)

Golkonda, 2022

192 Seiten

14 Euro

Originalausgabe

Outlaws of the Moon

Captain Future Magazine, Frühjahr 1942

Frühere deutsche Ausgabe

Das Erbe der Lunarier

Bastei-Verlag, 1983 (übersetzt von Ralph Tegtmeier)

Edmond Hamilton: Captain Future: Die Kometenkönige

(übersetzt von Markus Mäurer)

Golkonda, 2022

192 Seiten

14 Euro

Originalausgabe

The Comet Kings

Captain Future Magazine, Sommer 1942

Frühere deutsche Ausgaben

Im Schatten der Allus, Erich Pabel Verlag, 1962 (übersetzt von Horst Mayer)

Im Schatten der Allus, Bastei-Verlag, 1983 (übersetzt von Ralph Tegtmeier)

Hinweise

Wikipedia über Edmond Hamilton (deutsch, englisch) und Captain Future (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von Edmond Hamiltons “Captain Future: Die Herausforderung” (Captain Future’s Challenge, 1940)

Meine Besprechung von Edmond Hamiltons „Captain Future: Der Triumph“ (The Triumph of Captain Future, 1940)

Meine Besprechung von Edmond Hamiltons „Captain Future: Im Zeitstrom verschollen“ (The lost world of time, 1941)

Meine Besprechung von Edmond Hamiltons „Captain Future: Jenseits der Sterne“ (Quest beyond the stars, 1942)

Meine Besprechung von Hardy Kettlitz‘ „Edmond Hamilton – Autor von Captain Future“ (2015)

 

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