Neu im Kino/Filmkritik: „Aus meiner Haut“ in deine Haut – und in die nächste Haut

Leyla (Mala Emde) und ihr Freund Tristan (Jonas Dassler) fahren auf eine einsam gelegene Insel. Leyla will dort ihre Jugendfreundin Stella besuchen. Als sie sie treffen, ist Leyla erfreut und Tristan erstaunt. Denn Stella ist keine junge Frau, sondern ein alter Mann (Edgar Selge), der wie ein gesetzter Hippie-Guru wirkt. Nett, etwas schrullig, aber weitgehend harmlos. Auf der Insel lebt er mit seinen Jüngern in einer Mischung aus sich selbst versorgender Landkommune und Nobelhotel mit echter vorindustrieller Bauernhofambiente.

Neben Leyla und Tristan sind zahlreiche weitere Gäste auf der Insel. Sie sind alle wegen einem von Stella durchgeführtem Körpertausch-Ritual gekommen. Und das mit dem Körpertausch ist wortwörtlich zu verstehen. Immer tauscht ein Paar mit einem anderen, zufällig ausgelostem Paar, wobei die Frau mit der anderen Frau und der Mann mit dem anderen Mann tauscht. Dieser Tausch wird nach einer bestimmten Zeit rückgängig gemacht. Außer die Betroffenen wollen den Tausch früher oder überhaupt nicht rückgängig machen.

Wie der Tausch vonstatten geht, erklärt Alex Schaad in seinem Langfilmdebüt nicht weiter. Er zeigt nur, wie die Menschen einzeln in ein Wasserbecken steigen, von dem nur ein kleiner Teil zu sehen ist. Im nächsten Bild sind sie im anderen Körper. Angesichts der Häufigkeit und der Schnelligkeit, in der im Film Körper getauscht werde, kann dieses Körpertausch-Ritual nicht besonders zeitaufwändig oder schmerzhaft sein. Es ist aber in jedem Fall eine interessante, manchmal auch verstörende Erfahrung, im Körper eines anderen Menschen zu sein.

Bei der nun folgenden Abfolge von Körpertäuschen – so wird laut Presseheft Leyla von vier Schauspielern gespielt – geht dann schnell der Überblick darüber verloren, wer gerade in welchem männlichen oder weiblichem Körper steckt, wer mit wem Geschlechtsverkehr hat, was das für die eigene Identität bedeutet und warum uns das gerade bei diesem Geist interessieren sollte. Im Gegensatz zu anderen Körpertauschfilmen wie, um nur zwei zu nennen, „Face/Off“ (ein Polizist und ein Terrorist, der einen Anschlag plant, tauschen ihre Körper) oder „Freaky“ (ein weiblicher Teenager und ein Serienkiller tauschen ihre Körper und nach 24 Stunden kann der Tausch nicht wieder rückgängig gemacht werden) geht es in „Aus meiner Haut“ wegen der schieren Menge der Tauschvorgänge letztendlich um nichts. Hier werden männliche und weibliche, junge und alte Körper wie Kleider in einem Kaufhaus ausprobiert, bis am Ende eines passt. Oder auch nicht.

Mit jedem weiteren folgenlosen Tausch in einen anderen Körper erlahmt daher das Interesse. Die guten Schauspieler, die hier immer mehrere Figuren spielen dürfen, die schöne Location und die fantastische Prämisse mit den in diesem Fall damit verknüpften, aber nicht konsequent vertieften philosophischen Fragen von Körper und Identität ändern daran nichts.

Aus meiner Haut (Deutschland 2022)

Regie: Alex Schaad

Drehbuch: Alex Schaad, Dimitrij Schaad

mit Mala Emde, Jonas Dassler, Maryam Zaree, Dimitrij Schaad, Edgar Selge, Thomas Wodianka

Länge: 104 Minuten

FSK: ab 12 Jahre

Hinweise

Homepage zum Film

Filmportal über „Aus meiner Haut“

Moviepilot über „Aus meiner Haut“

Wikipedia über „Aus meiner Haut“

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: