Neu im Kino/Filmkritik: „Final Cut of the Dead“, ein Zombiefilm, eine Komödie, ein Making-of – und ein großer Spaß

Es beginnt mit einer furiosen 32-minütigen Einstellung, die mit einem Abspann endet. Wer jetzt hastig, immerhin hat er in dem Moment schon einen Film mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende gesehen, seine Sachen zusammenpackt und den Kinosaal in Richtung Ausgang verlässt, verpasst das Beste. Deshalb sollte jeder, der den ganzen Film sehen möchte, sitzenbleiben, bis im Saal das Licht angeht.

In einer abgelegen von der Stadt liegenden Fabrikruine dreht Rémi einen No-Budget-Horrorfilm. Es geht um Romero-typisch schlurfende Zombies, die Menschen angreifen, töten und essen. Während der Dreharbeiten, die aus Sicht des hyperaktiven und cholerischen Regisseurs nicht zufriedenstellend verlaufen, scheinen echte Zombies am Drehort aufzutauchen.

Als seine Stars beginnen, kreischend vor den Untoten wegzulaufen, brüllt er nur „Weiterdrehen!“. Jetzt hat er von seinen minderbegabten Schauspielern endlich die Reaktionen, auf die er den ganzen Tag erfolglos hinarbeitete. Dass sie dabei aufgegessen werden könnten, ist ein Opfer, das für die Kunst erbracht werden muss.

Mehr soll hier über „Final Cut of the Dead“ nicht verraten werden. Denn die irrwitzigen Wendungen des Films in seinem zweiten und dritten Akt sind ein großer Teil des Vergnügens. Dann werden auch die Merkwürdigkeiten des ersten Akts, wie dass französische Schauspieler sich mit japanischen Namen ansprechen, ihre teils peinlich schlechten Dialoge und die teils grottenschlechte Kameraführung erklärt.

Inszeniert wurde die sehr komische und hoffnungslos abgedrehte Horrorkomödie von Michel Hazanavicius, dem Regisseur von „The Artist“ und zwei OSS-117-Filmen. Er liebäugelte schon länger mit der Idee, eine Komödie über einen Filmdreh zu machen. Als er mit Vincent Maraval, einem der Produzenten des Films, darüber sprach, sagte er ihm, er habe die Rechte an einem japanischen Studentenfilm erworben. Hazanavicius sah sich den Film an. Er gefiel ihm und weil der Film die Themen behandelt, die er in seinem Film auch behandeln wollte, beschloss er, ein Remake der Horrorkomödie über einen aus dem Ruder laufenden Dreh eines Zombiefilms zu drehen.

Vor dem Dreh überarbeitete Hazanavicius das Drehbuch. Aber viel veränderte er nicht. Letztendlich polierte und verfeinerte er nur Shin’ichirô Uedas Überraschungserfolg „One Cut of the Dead“ (2017). Hier und da gibt es in seinem Drehbuch kleinere Änderungen und es wird das Verhältnis von Remake und Original angesprochen. Das Budget war höher. Die Schauspieler sind bekannter. Dazu gehören Romain Duris und Bérénice Bejo. Duris spielt den hyperaktiven Regisseur spielt, der während des schief gehenden Drehs manisch improvisieren und viel, sehr viel, herumrennen muss. Bejo spielt seine Frau, die auch am Set ist. Weil sie sich früher zu sehr in ihre Rollen hineinsteigerte, hat sie mit der Schauspielerei aufgehört. Für die Fans des Originals ist Yoshiro Takehara als aufgesetzt fröhlich lachende, immer hemmungslos begeisterte Produzentin wieder dabei.

Final Cut of the Dead“ ist die polierte, perfekt abgemischte Stadionrockvariante eines rumpeligen Punksongs. Das gefällt jederzeit. Es dürfte auch denen gefallen, die das bei uns nur auf DVD erschienene Original kennen, und jetzt jede Wendung und Überraschung des Remakes kennen. Mir gefallen beide Versionen; wobei mir das Remake etwas besser gefällt.

Hazanavicius‘ Komödie ist ein großer Spaß für Fans von Zombiefilmen, die schon immer wissen wollten, wie so ein Film ohne Geld, aber mit viel Enthusiasmus entsteht. Denn selbstverständlich gibt es im „Final Cut of the Dead“ keine CGI-Effekte.

Final Cut of the Dead (Coupez!, Frankreich 2022)

Regie: Michel Hazanavicius

Drehbuch: Michel Hazanavicius (nach der Geschichte/Drehbuch von Shin’ichirô Ueda und Ryoichi Wada)

mit Romain Duris, Bérénice Bejo, Grégory Gadebois, Finnegan Oldfield, Matilda Lutz, Sébastien Chassagne, Raphaël Quenard, Simone Hazanavicius, Jean-Pascal Zadi, Yoshiko Takehara

Länge: 112 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Hinweise

AlloCiné über „Final Cut of the Dead“

Moviepilot über „Final Cut of the Dead“

Metacritic über „Final Cut of the Dead“

Rotten Tomatoes über „Final Cut of the Dead“

Wikipedia über „Final Cut of the Dead“ (deutsch, englisch, französisch)

Cannes Filmfest über den Film

Meine Besprechung von Michel Hazanavicius‘ „The Artist“ (The Artist, Frankreich 2011)

Werbung

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

%d Bloggern gefällt das: