

Im April erscheint, so die Planung des Golkonda Verlags, „Die Erlösung“, der abschließende Band der Wormwood-Trilogie, die auch mal Rosewater-Trilogie genannt wird. Wormwood bezeichnet das außerirdische Wesen, das 2012 in London gelandet ist und sich durch die Erdkruste bewegt; Rosewater den Ort, an dem die Science-Fiction-Romane spielen.
Bis „Die Erlösung“ in wenigen Wochen erscheint, ist also noch genug Zeit, sich die ersten beiden in der Science-Fiction-Community hochgelobten Bände durchzulesen. So erhielt der erste Band den Arthur C. Clarke Award.
Rosewater ist eine prosperierende Stadt in Nigeria. Dort hat ein außerirdisches Wesen eine Biokuppel errichtet, die anscheinend einfach nur so da ist. Einmal im Jahr öffnet sich die Kuppel und heilt Menschen. Sicher, manchmal ist das Ergebnis etwas schräg. Aber normalerweise sind danach auch unheilbare Kranke genesen. Die wiederauferstandenen Toten, die Reanimierten, sind in den kommenden Monaten vielleicht etwas nervig, aber nicht weiter störend.
Dass die Außerirdischen nicht nur harmlose, physisch nicht in Erscheinung tretende Wohltäter sind, verrät Tade Thompson in „Rosewater: Der Aufstand“, dem zweiten Band der Trilogie.
Im ersten Band „Rosewater“, der vor allem 2066 in Rosewater spielt, konzentriert sich auf Kaaro. Er gehört zu den Menschen, die nach einem Kontakt mit den Außerirdischen, zu einem „Empfänger“ wurde. Seitdem kann er auf die Gedanken, Gefühle und Erinnerungen von anderen Menschen zugreifen. Für Strafverfolger ist diese Gabe natürlich ein Gottesgeschenk. Für die Empfänger nicht so sehr. Denn wer will schon ständig wissen, was Verbrecher, Vergewaltiger und Mörder denken und fühlen? Weil Kaaro, wie wir aus Rückblenden erfahren, eine kriminelle Vergangenheit hat, wird er von der Regierungsbehörde Sektion 45, verkörpert durch Femi Allagomeji, gezwungen, für sie in die Gehirne von anderen Menschen einzudringen.
Als immer mehr Empfänger unter ungeklärten Umständen sterben, beginnt Kaaro nach Zusammenhängen und dem Täter zu suchen.
„Rosewater: Der Aufstand“ spielt ein Jahr später. Kaaro hat nur eine Nebenrolle. 2067 fordert Jack Jacques, der Bürgermeister von Rosewater, die Unabhängigkeit Rosewaters von Nigeria. Der Präsident von Nigeria lehnt die Forderung rundweg ab. Es kommt zu dem titelgebenden Machtkampf um Rosewater. Währenddessen arbeiten die Außerirdischen im Hintergrund weiter daran, die Welt zu erobern.
Im Gegensatz zum ersten Wormwood-Band, einer mit vielen Zeitsprüngen erzählten Hardboiled-Ich-Erzählung, erzählt Tade Thompson in „Der Aufstand“ parallel ungefähr ein halbes Dutzend Geschichten mit unterschiedlichen Protagonisten und wie sie sich begegnen.
Es sind unter anderem Alyssa Sutcliffe, eine in einer ruhigen Vorstadt von Rosewater lebende Ehefrau und Mutter. Eines Tages kann sie sich an nichts mehr erinnern. Ihr Körper wurde von den Außerirdischen übernommen.
Anthony ist ein menschlicher Avatar von Wormwood. Über ihn erfahren wir Leser mehr über die Außerirdischen, ihren Planeten und ihre Pläne. Denn es gibt, soviel kann verraten werden, nicht nur einen Außerirdischen.
Kaaros Freundin Aminat arbeitet für die Sektion 45. Sie soll ein Mittel gegen die Xenoform finden. Das sind Mikroorganismen, die menschliche Zellen nachahmen und so menschliche Körper übernehmen. Sie und ihre Chefin Femi werden von Jack Jacques in den Kampf um die Unabhängigkeit Rosewaters verwickelt.
Und Bewon ärgert sich mit einer Pflanze herum, die aus seiner Spüle kommt und die immer größer wird.
„Rosewater“ ist eine Ich-Erzählung im Stil eines Hardboiled-Krimis. „Der Aufstand“ ist als Ensembledrama eine episch angelegte Mischung aus Alien-Invasions-Geschichte und Politthriller, in dem es um Intrigen und Machtkämpfe geht. In beiden postmodern erzählten Science-Fiction-Geschichten gibt es außerdem eine satte Portion Cyberpunk und Afrofuturismus.
In beiden Bücher überzeugt Tade Thompson, wie auch in seinem Rätselkrimi „Fern vom Licht des Himmels“, als Stilist, schwarzhumoriger Erzähler und Schöpfer einer ganz eigenen zukünfttigen Welt.
„Rosewater“ und „Der Aufstand“ sind äußerst lesenswerte Hard-Science-Fiction-Thriller mit einem Hauch afrikanischer Mystik. Der Handlungsort und das Verwenden von Ideen des Afrofuturismus führen zu einem ganz neuen Blick auf bekannte Cyberpunk-Topoi.
In einigen Wochen erfahren wir dann, wie die Wormwood-Trilogie endet. Unter anderem sind Kaaro, seine Freundin Aminat, Femi und ‚Bicycle Girl‘ Oyin Da wieder dabei. In „Rosewater“ sollte Kaaro sie 2055 für die Sektion 45 suchen. Er führte den Auftrag anders als von seinen Auftraggebern geplant aus.
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Tade Thompson: Rosewater (Band 1 der Wormwood-Trilogie)
(übersetzt von Jakob Schmidt)
Golkonda, 2020
440 Seiten
20 Euro
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Originalausgabe
Rosewater
Apex Publications, Lexinton, Kentucky/USA, 2016
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Britische Erstausgabe
Orbit, 2018 (Imprint von Little, Brown Book Group, London, UK)
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Tade Thompson: Rosewater: Der Aufstand (Band 2 der Wormwood-Trilogie)
(übersetzt von Jakob Schmidt)
Golkonda, 2022
424 Seiten
22 Euro
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Originalausgabe
The Rosewater Insurrection
Orbit, 2019
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Hinweise
Bookmarks über „Rosewater“ und über „Rosewater: Der Aufstand“
Wikipedia über Tade Thompson und über die Rosewater-Trilogie (Band 1, Band 2)
[…] ist Tade Thompsons finaler Band seiner Wormwood-Trilogie „Rosewater: Die Erlösung“ endlich erschienen. Das ist Science-Fiction und sollte mir, wie […]