Nach „Alien: Romulus“: ein Blick in die „Alien“-Comics von Phillip Kennedy Johnson und Declan Shalvey

Der Kinostart des neuen, ziemlich gelungenen „Allien“-Films „Alien: Romulus“ und die fast zeitgleiche Publikation von „Alien: Descendant“ sind eine willkommene Gelegenheit, einen Blick in die aktuellen „Alien“-Comics zu werfen. Seit 2021 erscheinen sie bei Marvel. Den Auftakt zu der neuen Serie machte Phillip Kennedy Johnson mit drei bestenfalls lose miteinander verbundenen Geschichten. Im April 2023 übergab er in einem fliegendem Wechsel an Declan Shalvey. Er schrieb zwei miteinander verbundene „Alien“-Miniserien, die auch unabhängig voneinander gelesen werden können. Diese fünf Miniserien und zwei One-Shots sind bei Panini auf Deutsch erhältlich.

In der Auftaktgeschichte „Blutlinie“, geschrieben von Phillip Kennedy Johnson, gezeichnet von Salvador Larroca, muss 2200 der pensionierte Weyland-Yutani-Sicherheitschef Gabriel Cruz noch einmal zurück auf die Forschungsstation Epsilon. Die Station wurde überfallen. Die Täter, zu denen sein Sohn Danny gehört, haben jetzt Zugriff auf die gesamten Forschungen des Konzerns über die Xenomorphe. Aber Cruz soll nicht seinen Sohn, sondern den Alpha-Embryo retten.

In „Erweckung“, der zweiten Miniserie von Phillip Kennedy Johnson und Salvador Larroca, hat eine religiöse Gruppe im Jahr 2202 den Mond Euridice bewohnbar gemacht. Jetzt hoffen die Spinners (sorry, so nennen sie sich), dass der Mond – wie United Americas (UA) ihnen versprochen hat – ihr Eigentum wird. Anschließend wollen sie dort ihr religiöses Reich errichten.

Am Tag der geplanten Übergabe taucht ein UA-Schiff auf und stürzt auf den Planeten. Die Besatzung ist tot. Die Fracht – eine Ladung Xenomorphe – nicht. Die Aliens beginnen sofort, die Spinners zu jagen.

Jane, ein geachtetes Mitglied der Sekte, das an einer degenerativen Erkrankung leidet, die ihre Bewegungsfähigkeit zunehmend einschränkt, beginnt mit einigen anderen Gläubigen gegen die ‚Hunde des Verderbens‘ zu kämpfen.

Zusätzlich ist in diesem Band die 2193 spielende Geschichte „Ein Überlebender“ aus „Alien Annual (2022) enthalten. Sie erzählt ein früheres Abenteuer von Gabriel Cruz.

In „Icarus“, der dritten und finalen Geschichte von Phililip Kennedy Johnson, dieses Mal von Julius Ohta gezeichnet, macht 2217 United Systems Army einer Gruppe rebellierender Kampfandroiden ein verlockendes Angebot: wenn sie auf Tobler-9 eine Mission erfolgreich durchführen, werden sie zu freien Bürgern.

Auf Tobler-9 hatte Weyland-Yutani einem Forschungs- und Entwicklungsstützpunkt. Auch dort wurde an Xenomorphen geforscht und ein Universalimpfstoff entdeckt. Inzwischen beherrschen die Xenomorphe den Planeten und kein Mensch würde, im Gegensatz zu den Synths, auf dem Planeten auch nur eine Minute überleben. Aber wie lange können die Synths überleben?

In „Tauwetter“, geschrieben von Declan Shalves, gezeichnet von Andrea Broccardo, geht es auf den eisigen Mond LV-695 und in das Jahr 2195. Die Wissenschaftlerin Batya Zahn will im Auftrag von Talbot Engineering Inc. (kürzlich übernommen von Weyland-Yutani) herausfinden, wie bei Terraforming-Prozessen Wasser gewonnen werden kann. Bei ihr sind ihre Tochter Zasha und Dayton, ein Androide, der die Rolle von Zashas Vater übernommen hat.

Als Zasha bei einem Ausflug in einem Eisblock ein Tier entdeckt, nimmt sie es mit in die Station.

Kurz darauf taucht ein Schiff von Weyland-Yutani auf. Wendell Theen und die von ihm angeführten Elitesoldaten übernehmen die Station. Sie wollen die Forschungsdaten und das von Zasha entdeckte Tier. Und schon beginnt ein gnadenlos geführter Kampf zwischen der Familie Zahn, den Weyland-Yutani-Soldaten und den Aliens. Denn wo ein Xenomorph ist, sind mehrere.

Descendant“, Shalvey/Broccardos zweite und letzte „Alien“-Miniserie, ist eine Mischung aus Fortsetzung und Einzelgeschichte. 2208, dreizehn Jahre nach den in „Tauwetter“ geschilderten Ereignissen kehrt Zasha, inzwischen eine junge Frau, zurück auf den Mond LV-695. Sie will auf dem Planeten noch etwas erledigen. Die Reise unternahm sie als Mitglieder der Besatzung eines Weyland-Yutani-Bergungsschiffs, das das damals zerstörte firmeneigene Raumschiff und die Fracht bergen soll.

Kurz nach ihrer Landung werden viele Menschen Alien-Futter.

In diesem Sammelband ist auch die „Alien Annual (2023)“-Geschichte „Königsmord“ enthalten. Ohne Worte erzählen Declan Shalvey und Zeichner Danny Earls, wie die Aliens auf dem Mond LV-695 landen und sich gegenseitig angreifen.

Wie die Aliens die Menschen töten ist seit dem ersten „Alien“-Film bekannt. Dan O’Bannon und Ronald Shusett schrieben die Geschichte, Ridley Scott übernahm die Regie und H. R. Giger erschuf die furchteinflößenden Aliens. Weitere Spielfilme, Romane, Comics und Computerspiele, teils mit neuen Aliens, folgten.

Neben den Aliens, die einfach nur Menschen töten, ist der Konzern Weyland-Yutani der zweite, oft sehr im Hintergrund agierende Bösewicht der „Alien“-Welt. Weyland-Yutani schickt Raumschiffbesatzungen an Orte, in denen Xenomorphe sind. Er schickt Soldaten los. Sie sollen die Tiere oder ihre Eier mitnehmen. Alles andere ist egal. Und er forscht eifrig und ohne sich von Mißerfolgen abschrecken zu lassen an den verschiedenen Xenomorphen, die, wenn man sie steuern könnte, eine sehr effiziente Waffe wären.

Im Mittelpunkt der fünf Comic-Geschichten steht immer ein Alien-Angriff und einige Menschen, die sich verteidigen.

Das ist immer spannend, kurzweilig und auch immer wieder überraschend, aber es bleibt auch immer an der Oberfläche. Phillip Kennedy Johnson und Declan Shalvey variieren in verschiedenen Settings die bekannten Eckdaten einer „Alien“-Geschichte.

Das erinnert an das Vorgehen bei den ersten „Alien“-Filmen und bei der von Garth Ennis erfundenen Zombie-Horrorserie „Crossed“. Ennis erlaubte, nachdem er seine „Crossed“-Geschichte erzählt hatte, anderen Autoren in der von ihm erfundenen Welt Zombiegeschichten zu erzählen.

Im Gegensatz zu den sehr unterschiedlichen „Crossed“-Erzählungen wirken die „Alien“-Geschichten etwas austauschbar. Denn so spaßig es ist, verschiedene Alien-Angriffe an verschiedenen Orten zu erleben, so ähnlich und auch redundant ist das immergleiche Gemetzel der Aliens an weitgehend austauschbaren Menschen. Hier wäre, auch wenn die Geschichten dann länger würden, mehr möglich. Es muss ja nicht so verquast werden wie in den letzten beiden „Alien“-Filmen von Ridley Scott.

Phillip Kennedy Johnson/Salvador Larroca: Alien: Blutlinien (Band 1)

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini Comics, 2022

160 Seiten

20 Euro

Originalausgabe/enthält

Alien (2021) # 1 – 6

Marvel, Mai – Oktober 2021

Phillip Kennedy Johnson/Salvador Larroca: Alien: Erweckung (Band 2)

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini Comics, 2022

176 Seiten

22 Euro

Originalausgabe/enthält

Alien (2021) # 7 – 12

Marvel, September 2021 – Juni 2022

Alien Annual (2022) 1

September 2022

Phillip Kennedy Johnson/Julius Ohta: Alien: Icarus (Band 3)

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini Comics, 2023

144 Seiten

19 Euro

Originalausgabe/enthält

Alien (2022) # 1 – 6

Marvel, November 2022 – April 2023

Declan Shalvey/Andrea Broccardo: Alien: Tauwetter (Band 1)

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini Comics, 2023

128 Seiten

17 Euro

Originalausgabe/enthält

Alien (2023) # 1 – 5

Marvel, April 2023 – August 2023

Declan Shalvey/Andrea Broccardo/Danny Earls: Alien: Descendant (Band 2)

(übersetzt von Alexander Rösch)

Panini, 2024

136 Seiten

17 Euro

enthält

Alien Annual (2023) 1

Dezember 2023

Alien (2023 B) # 1 – 4

Marvel, Januar – April 2024

Hinweise

Wikipedia über das Alien-Franchise (deutsch, englisch)

Meine Besprechung von J. W. Rinzlers „Alien – Die Entstehungsgeschichte“ (The Making of Alien, 2019)

Meine Besprechung von J. W. Rinzlers „Aliens – Die Entstehungsgeschichte“ (The Making of Aliens, 2020)

Meine Besprechung von Ridley Scotts “Prometheus” (Prometheus, USA 2012)

Meine Besprechung von Ridley Scotts „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, USA 2017)

Meine Besprechung von Alan Dean Fosters „Alien: Covenant“ (Alien: Covenant, 2017) (Filmroman)

Meine Besprechung von Dan O’Bannon/Christiano Seixas/Guilherme Balbis „Alien – Die Urfassung“ (Alien: The Original Screenplay # 1 – 5, 2020)

Meine Besprechung von Fede Alvaraz‘ „Alien: Romulus(Alien: Romulus, USA 2024)

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