Es ist wieder an der Zeit für die jährlichen Bestenlisten. Oft erstelle ich keine, weil ich mit dem Konzept einer Bestenliste meine Probleme habe. Trotzdem habe ich es dieses Jahr wieder gemacht und ihr glaubt nicht, wie lange ich Bücher und Filme hin und herschob und mich ärgerte, dass ich einige Bücher nicht gelesen habe, die sonst mit Sicherheit auf der Liste stünden, während ich Bücher las, die niemals auch nur eine Chance auf einen Platz auf der Bestenliste hatten. Naja, vorbei ist vorbei und ich muss mit den Büchern und Filmen arbeiten, die ich kenne.
Die zwanzig besten Spielfilme des Jahres, die 2024 in Deutschland im Kino anliefen (ab Platz vier in keiner bestimmten Reihenfolge)
- The Substance (The Substance, Großbritannien/USA 2024, Regie: Coralie Fargeat)
- The Zone of Interest (The Zone of Interest, Großbritannien/Polen/USA 2023, Regie: Jonathan Glazer)
- Poor Things (Poor Things, USA 2023, Regie: Yorgos Lanthimos)
- Anora (Anora, USA 2024, Regie: Sean Baker)
- Challengers – Rivalen (Challengers, USA 2024, Regie: Luca Guadagnino)
- The Holdovers (The Holdovers, USA 2023, Regie: Alexander Payne)
- In Liebe, eure Hilde (Deutschland 2024, Regie: Andreas Dresen)
- Die Ermittlung (Deutschland 2024, Regie: RP Kahl) (die überzeugende Bebilderung eines vierstündigen Theaterstücks von 1965, das heute immer noch wichtig ist)
- Cranko (Deutschland 2024, Regie: Joachim A. Lang)
- Rickerl – Musik is höchstens a Hobby (Österreich/Deutschland 2023, Regie: Adrian Goiginger)
- Green Border (Zielona granica, Polen/Tschechien/Frankreich/Belgien 2023, Regie: Agnieszka Holland)
- Verbrannte Erde (Deutschland 2024, Regie: Thomas Arslan) (Ich liebe einfach Parkers Erben)
- A Killer Romance (Hit Man, USA 2023, Regie: Richard Linklater)
- Blink Twice (Blink Twice, USA 2024, Regie: Zoë Kravitz)
- Emilia Pérez (Emilia Pérez, Frankreich 2024, Regie: Jacques Audiard)
- MaXXXine (MaXXXine, USA 2024, Regie: Ti West)
- Immaculate (Immaculate, USA/Italien 2024, Regie: Michael Mohan) (Nonnenhorror mit Sydney Sweeney; sie überzeugt auch in „Reality“)
- Late Night with the Devil (Late Night with the Devil, Australien/USA/Vereinigte Arabische Emirate 2023, Regie: Cameron Cairnes, Colin Cairnes)
- Robot Dreams (Robot Dreams, Spanien/Frankreich 2023, Regie: Pablo Berger)
- Problemista (Problemista, USA 2023, Regie: Julio Torres)
Insgesamt war es kein schlechtes Kinojahr. Das zeigt auch ein Blick auf die mindestens zehn Film, die es nicht auf diese Liste schafften, die ursprünglich eine Liste mit den zehn besten Filmen des Jahres sein sollte.
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Die (mehr oder weniger) zehn größten filmischen Enttäuschungen des Jahres
– Alle Filme mit einer „2“ im Titel (wie „Gladiator II“, „Vaiana 2“, „Smile 2“, „Joker: Folie à Deux“, „Beetlejuice Beetlejuice“, „Alles steht Kopf 2“, „Nightwatch: Demons are forever“,…) (es sind nicht unbedingt objektiv schlechte Filme, aber sie wiederholen einfach noch einmal die in sich abgeschlossene und gute Geschichte des tollen Originals. Nur schlechter.)
– Eigentlich alle Superheldenfilme (wie „Deadpool & Wolverine“, „Madame Web“ [noch ein Film mit Madame Sweeney], „Kraven the Hunter“,…) (vor einigen Jahren freute ich mich auf neue Superheldenfilme. Inzwischen ist es anders. Nicht weil ich älter wurde [Ja, auch.], sondern weil die Filme oft ein überragend lieblos und ambitionslos zusammengestellter Kladderadatsch sind. Dabei ist jedes Mal genug Geld und Talent für einen mindestens passablen Film vorhanden.)
außerdem (in keiner besonderen Reihenfolge):
- The Crow (The Crow, Großbritannien/Frankreich/USA/Deutschland 2024, Regie: Rupert Sanders) (ein freies Remake, das die Welt nicht braucht; oder, anders gesagt: man muss das Original nicht kennen, um zu wissen, dass diese Neuinterpretatiion ein schlechter Film ist)
- Argylle (Argylle, USA 2024, Regie: Matthew Vaughn) (keine Bond-Parodie, sondern ein Desaster, das auch Sam Rockwell nicht retten kann)
- The Apprentice – The Trump Story (The Apprentice, USA 2024, Regie: Alli Abbasi) (nichts was über einen schlechten SNL-Sketch hinausgeht und deutlich weniger informativ als eine gute Zeitungsreportage. )
- Civil War (Civil War, USA 2024, Regie: Alex Garland) (technisch gut gemacht, aber mehr verpasste Chancen als ein Schweizer Käse Löcher hat)
- Kinds of Kindness (Kinds of Kindness, USA 2024, Regie: Yorgos Lanthimos) (auch nach zweimaligem Sehen: nur Leftovers aus dem vorherigen Film)
- Buñuel – Filmemacher des Surrealismus (Buñuel, un cineasta surrealista, Spanien 2021, Regie: Javier Espada) (Für wen wurde der Film gemacht?)
- Godzilla x Kong: The New Empire (Godzilla x Kong: The New Empire, USA 2024, Regie: Adam Wingard) (Wo ist Roland Emmerich, wenn wir ihn brauchen?)
- Back to Black (Back to Black, Großbritannien 2024, Regie: Sam Taylor-Johnson) (nach diesem Amy-Winehouse-Biopic erscheint Reinaldo Marcus Greens „Bob Marley: One Love“ [Bob Marley: One Love, USA 2024] in einem deutlich positiveren Licht)
- The Fall Guy (The Fall Guy, USA 2024, Regie: David Leitch) (Konfuser Langweiler. Ähnlickeiten mit der TV-Serie sind zufällig.)
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Solitär
Megalopolis (Megalopolis, USA 2024, Regie: Francis Ford Coppola) (was für ein Werk! Gleichzeitig sehenswert und gescheitert, aber nicht sehenswert gescheitert. Nachdem Coppola in den letzten Jahren seine früheren Filme in mehr oder weniger überarbeiteter Form wieder in die Kinos brachte, verwirklicht er hier, ohne auf irgendjemand und irgendetwas Rücksicht zu nehmen, sein über Jahrzehnte verfolgtes Traumprojekt um. Wenn nur das Ergebnis mehr als ein Bilderbogen mit den Nebenfiguren eines in Gotham spielenden Batman-Films ohne Batman wäre.)
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Ehrenwerte Nennung
Caligula – The Ultimate Cut (Caligula – The Ultimate Cut, USA 2023, Regie: Tinto Brass, Rekonstruktion: Thomas Negovan) (aus dem Material kann man wahrscheinlich keinen guten Film machen, aber dieser Cut dürfte die beste Fassung des Skandalfilms sein. Außerdem durfte ich diesen dreistündigen kruden Mix aus Größenwahnsinn, Sex und Gewalt auf einer verdammt großen Leinwand sehen. Ja, solche Filme werden heute nicht mehr gemacht.)
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Die zehn besten Bücher des Jahres, die erstmals dieses (oder letztes) Jahr in Deutschland erschienen; wieder in keiner besonderen Reihenfolge:
- Horst Eckert: Nacht der Verräter (2024)
- Jürgen Heimbach: Waldeck (2024)
- Marc-Uwe Kling: Views (2024) (Krimis kann er auch)
- Joe R. Lansdale: More better Deals – Tödliche Geschäfte (More better Deals, 2020)
- Don Winslow: City in Ruins (City of Ruins, 2024) (Abschuss einer grandiosen Trilogie, die chronologisch gelesen werden sollte, und, so Don Winslow, sein letzter Roman)
- Anthony Ryan: Ein Fluss so rot und schwarz (als A. J. Ryan: Red River Seven, 2023)
- Anthony J. Quinn: Frau ohne Ausweg (Border Angels, 2013) (und danach geht es mit seinen weiteren an der irisch/nordirischen Grenze spielenden Polizeiromanen mit Detective Celcius Daly weiter; zwei sind bereits übersetzt)
- Ken Bruen: Scharfe Munition (Ammunition, 2007) (und nach der Saga um Detective Sergeant Brant geht es weiter mit einem der vielen nicht übersetzten Krimis mit Galway-Privatdetektiv Jack Taylor)
- Ross Thomas: Die Narren sind auf unserer Seite (The Fools in Town are on our side, 1970; erste vollständige Übersetzung; die Übersetzung von 1972 ist radikal gekürzt; für den Einstieg in die Welt von Ross Thomas empfehle ich allerdings einen seiner kürzeren Romane)
- Mark Salisbury: Being Bond: Daniel Craig – Ein Rückblick (Being Bond: A Daniel Craig Retrospective, 2024)
außerdem
Martin Amis: Intererssengebiet (The Zone of Interest, 2014) (wegen der sehr freien Verfilmung „The Zone of Interest“ habe ich den Roman gelesen und, nun, er gehört zu Amis‘ besten Werken)
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Wenn ich mir jetzt meine Listen selbstkritisch ansehe, gebe ich ein Versprechen: Nächstes Jahr wird vor allem die Bücherliste weiblicher.
Und was waren eure Lieblinge?
[…] P. S.: „In Liebe, eure Hilde“ und „Cranko“ stehen auch auf meiner Jahresbesteliste 2024. Neben „… […]
[…] anderer Meinung bin), von denen auch acht Filme auf meiner ebenfalls zwanzig Filme umfassenden Jahresbestenliste standen und ein, zwei Filme in der näheren Auswahl waren. „Queer“ hatte, nachdem er Ende […]
[…] TV-Premiere. „Robot Dreams“ ist ein lebensbejahender, bittersüßer, humorvoller und sehr kluger Animationsfilm über große Themen für Menschen jeden Alters. Einer meiner Kinofilme des Jahres 2024. […]