Manfred (Mads Mikkelsen) war schon immer etwas seltsam. Jetzt, 15 Jahre nachdem sein Bruder Anker (Nikolaj Lie Kaas) für den heftig aus dem Ruder gelaufenen Diebstahl von 41,2 Millionen Kronen inhaftiert wurde und Manfred die Beute versteckte, hält Manfred sich für John Lennon. Sicher, einige Kleinigkeiten, wie musikalische Fähigkeiten, Frisur, Brille, stimmen nicht, aber Manfred will nur mit John angesprochen werden. Sonst stürzt er sich aus dem nächsten Fenster, egal wie tief er dann fällt, oder er lässt sich aus dem fahrenden Auto fallen. Egal wie schnell es fährt und wie stark die Straße befahren ist. Und selbstverständlich erinnert sich John nicht daran, was Manfred getan hat und wo Manfred die Beute auf dem Grundstück der Eltern versteckte.
Anker hofft mit einen Besuch in ihrem im Wald gelegenem Elternhaus, das inzwischen einem Ehepaar gehört, das es zu einem Airbnb machte, etwas gegen Manfreds Dissoziative Persönlichkeitsstörung unternehmen zu können – und an die Beute zu kommen. Ein Arzt unterstützt ihn dabei. Er hat sogar eine noch bessere Idee: er will herausfinden, was passiert, wenn man mehrere Menschen mit einer Dissoziativen Persönlichkeitsstörung zusammen bringt und sie in ihrer Sicht der Welt bestätigt. In diesem Fall müssten die Beatles wieder vereinigt werden. Die entsprechenden persönlichkeitsgestörten Menschen sind schnell gefunden. Sie werden von Anker und dem Arzt aus verschiedenen Kliniken geholt. Ein Glückstreffer ist ein Patient, der zwischen zwei Beatles-Musikern und vielen weiteren, teils vollkommen gegensätzlichen Identitäten wechselt. Diese abrupten Persönlichkeitswechsel sorgen für weitere Lacher in Anders Thomas Jensens neuer Komödie. Zu Jensens früheren Filmen gehören „Blinkende Lichter“, „Dänische Delikatessen“, „Men & Chicken“ und „Helden der Wahrscheinlichkeit“. Außerdem schrieb er zahlreiche von anderen Regisseuren verfilmte Drehbücher.
„Therapie für Wikinger“ ist, wie Jensens vorherige von ihm inszenierte Filme, keine Komödie für sensible Feingeister. Das beginnt schon mit der als Trickfilm präsentierten Einleitung (die am Filmende fortgeführt wird) über einen Wikingerhäuptling, der, nachdem sein Sohn einen Arm verliert, den anderen Stammesmitgliedern ebenfalls einen Arm abhackt. Denn, so denkt er, wenn alle gleich sind, wird niemand mehr wegen eines fehlenden Arms angestarrt. Bei dem abgehacktem Arm bleibt es nicht.
Nach dieser Einstimmung ist der Ton für den Film gesetzt. Keine der von Anders Thomas Jensen für seinen neuen Film „Therapie für Wikinger“ erfundenen Figuren hat einen besonders großen Respekt vor der eigenen und der körperlichen Unversehrtheit anderer Menschen. Die unterschiedlichen Ansichten und Ziele der durchgehend etwas dummen, manisch auf ihr Ziel fixierten Figuren prallen ungehemmt aufeinander. Schnell entwickelt sich eine aus Screwball-Komödien bekannte Dynamik von weiteren, immer absurderen, aber gleichzeitig auch vollkommen vernünftigen und folgerichtigen Aktionen und Reaktionen.
Daraus macht Jensen eine schwarzhumorige Geschichte mit brutalem Humor, Klamauk und musikalischen Experimenten zwischen Abba, Beatles und, aufgrund des fehlenden musikalischen Könnens der Film-‚Beatles‘, experimentellen Klängen.
Auch die Botschaft überdehnt Jensen so sehr, dass sie von einer begrüßenswerten Ansicht in nackte Idiotie und Wahnsinn umschlägt – und so auch zum Nachdenken darüber anregen kann.
Insgesamt ist diese „Therapie für Wikinger“ eine ziemlich unterhaltsame Angelegenheit. Wenn man den richtigen Humor dafür hat.

Therapie für Wikinger (Den sidste viking, Dänemark 2025)
Regie: Thomas Anders Jensen
Drehbuch: Thomas Anders Jensen
mit Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Sofie Gråbøl, Søren Malling, Bodil Jørgensen, Lars Brygmann, Kardo Razzazi, Nicolas Bro, Peter Düring, Lars Ranthe, Anette Støvelbæk, Rikke Louise Andersson
Internationaler Titel: The Last Viking
Länge: 116 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
–
Hinweise
Moviepilot über „Therapie für Wikinger“
Metacritic über „Therapie für Wikinger“
Rotten Tomatoes über „Therapie für Wikinger“
Wikipedia über „Therapie für Wikinger“ (dänisch, deutsch, englisch)
Meine Besprechung von Anders Thomas Jensens „Men & Chicken“ (Mænd & høns, Dänemark/Deutschland 2014)
–
Anders Thomas Jensen in Berlin
