DVD-Kritik: „Regression“, verdränge Erinnerungen und satanische Kulte

März 23, 2016

Spoilerwarnung, weil es fast unmöglich ist „Regression“ zu besprechen, ohne einiges von der Handlung und auch den Überraschungen zu verraten. Allein schon, wenn ich sage, was der Titel bedeutet…

In einer Kleinstadt in Minnesota behauptet im Oktober 1990 Angela Gray (Emma Watson), dass sie von ihrem Vater missbraucht wurde. Detective Bruce Kenner (Ethan Hawke) soll den Vorwurf klären. Weil Angelas Vater John (David Dencik) sich nicht an die Vergewaltigung erinnert, sich aber schuldig bekennt, weil Angela niemals lügen würde, wird der Psychologe Kenneth Raines (David Thewlis) hinzugezogen. Er schlägt eine Regression-Therapie vor. Bei dieser Therapie werden mittels Hypnose verschüttete Erinnerungen des Hypnotisieren, vor allem aus seiner Kindheit, freigelegt.

Allerdings ist diese Therapie, die in den 1990er in den USA häufig angewendet wurde, inzwischen hoch umstritten, weil sie auch zu falschen Erinnerungen führen kann. So gab es, auch aufgrund der Fragen des Therapeuten, zu falsche Anschuldigungen wegen sexuellen Missbrauchs, Berichten über Entführungen von Außerirdischen und anderer traumatischer Erlebnisse.

Kenner glaubt Angela und mit jedem Familienmitglied, das sie für eine Regression-Sitzung hypnotisieren, wie Angelas Bruder und Vater, wird der Fall immer monströser. Aus der Vergewaltigung werden satanische Rituale, in die die gesamte Familie Gray und halb Minnesota involviert ist. Außerdem glaubt Kenner, dass seine Ermittlungen sabotiert werden, weil auch Kollegen und vermeintlich normale Stadtbewohner an den Ritualen teil nahmen. Letztendlich scheint der ganze Bundesstaat von einer satanischen Sekte unterwandert zu sein.

Alejandro Amenábar („Virtual Nightmare – Open your Eyes“, „The Others“, „Das Meer in mir“) benutzt in seinem psychologischem Horrorfilme die wahren Fälle von hypnotischen Regressionen und Verschwörungstheorien über Satanskulte als Inspiration und er erzählt seine Geschichte aus der Perspektive des Ermittlers, der zunehmend an Angelas Aussage glaubt.

Eben diese langsame Veränderung der eigenen Wahrnahme der Wirklichkeit und wie man sich aus verschiedenen Behauptungen und kleinen Hinweisen eine eigene Realität konstruiert, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat, wird von Amenábar gelungen gezeigt. Allerdings ist die Lösung, nachdem klar ist, dass Kenner sich in einem monströsen Wahngebilde verfängt, dann auch schnell absehbar und sie wird länglicher als nötig präsentiert.

Das Bonusmaterial ist auf den ersten Blick umfangreich mit zwei Making-ofs, einigen Featurettes, B-Roll und Interviews mit Ethan Hawke, Emma Watson, Alejandro Amenábar und David Thewlis. Insgesamt gut neunzig Minuten bewegte Bilder, teils in Deutsch, die Interviews in Englisch. Die Blu-ray hat mit „Online Spots“ noch mehr Bonusmaterial.

Aber es ist, teilweise auf deutsch, reines Werbematerial, das deshalb die Geschichte des Films nicht diskutiert. Es erschöpft sich weitgehend in oberflächlichen Statements und Lobhuddeleien.

Regression - DVD-Cover

Regression (Regression, Spanien/Kanada 2015)

Regie: Alejandro Amenábar

Drehbuch: Alejandro Amenábar

mit Ethan Hawke, Emma Watson, David Thewlis, Dale Dickey, David Dencik, Devon Bostick

DVD

Tobis/WVG Medien (Vertrieb)

Bild: 2.40:1 (16:9)

Ton: Deutsch, Englisch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte

Bonusmaterial: Featurettes, Making of, Interviews, Bildergalerie, B-Roll, Trailer

Länge: 103 Minuten

FSK: ab 16 Jahre

Die Blu-ray hat als zusätzliches Bonusmaterial einige „Online Spots“.

Hinweise

Deutsche Homepage zum Film

 

Film-Zeit über „Regression“

Moviepilot über „Regression“

Metacritic über „Regression“

Rotten Tomatoes über „Regression“

Wikipedia über „Regression“ (deutsch, englisch)