Estela bewirbt sich in dem in Manhattan liegendem Touristenrestaurant „The Grill“. Sie wird eingestellt und muss sofort mit ihrer Arbeit als Hilfskraft in der Küche des Restaurants beginnen. Diese ist die moderne Form der Hölle. Die Köche fertigen im Akkord aus bereit gestellten Zutaten die immergleichen Speisen an. Der eine macht seit Jahren nur Pizza. Der andere fügt, ähnlich lieblos und hastig, ein anderes Gericht zusammen. Die Kellnerinnen laufen herum und würden die Mahlzeiten am liebsten schon vor der Bestellung an die Gäste verteilen. Jeder wacht dabei eifersüchtig über seinen Arbeitsplatz. Der brüllende Schichtleiter führt wie ein Feldwebel die Aufsicht über die Küche.
Mit Estela tauchen wir in Alonso Ruizpalacios‘ SW-Film „La Cocina – Der Geschmack des Lebens“ in diese auf Ausbeutung und gnadenloser Effizienz beruhende Welt ein. Die Angestellten werden ausgebeutet. Die Kunden, die wir erst am Ende, wenn sich die Geschichte von der Küche in das Restaurant verlagert, werden im Minutentakt abgefertigt. „The Grill“ ist letztendlich ein auf edel getrimmtes Fast-Food-Restaurant.
Als erzählerische Krücke in dem an allen Ecken und Enden ausuferndem Ensemblefilm dienen Ruizpalacios zwei Minimalgeschichten. Die Liebesgeschichte spielt sich zwischen dem leicht verträumten mexikanischen Koch Pedro, der einen prekären Aufenthaltsstatus hat, und der von ihm schwangeren Kellnerin Julia ab. In der Kriminalgeschichte, über die man besser nicht nachdenken sollte, sucht der Buchhalter des Restaurants nach der Person, die einen Teil der Tageseinnahmen vom Vortag gestohlen hat.
Diese Geschichten werden ständig zugunsten von Episoden und Impressionen aus der Akkordarbeit in der Küche und kurzen privaten Gesprächen unterbrochen.
Ruizpalacios erzählt das hochenergetisch als satirisch überspitzte, immer zur Hysterie neigenden und periodisch im Chaos versinkenden Nummernrevue. Das ist über weite Strecken witzig, aber mit hundertvierzig Minuten auch ziemlich lang geraten. Wie eine Schicht im „The Grill“.

La Cocina – Der Geschmack des Lebens (La Cocina, Mexiko/USA 2024)
Regie: Alonso Ruizpalacios
Drehbuch: Alonso Ruizpalacios
LV (Inspiration): Arnold Wesker: The Kitchen, 1957 (Die Küche, Theaterstück)
mit Raúl Briones, Rooney Mara, Anna Diaz, Motell Foster, Oded Fehr, Eduardo Olmos, Laura Gomez, James Waterston
Länge: 140 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
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Hinweise
Rotten Tomatoes über „La Cocina“
Wikipedia über „La Cocina“ (deutsch, englisch)
Veröffentlicht von AxelB